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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
als wann Leches eben denselben Weg genommen hätte/ und wurden nach gemachtem An-
schlage obgedachte zugeordnete Parther nebest ihren Dienern von Phraortes Reuterey/
die noch hundert Mann stark wahr/ des dritten Tages nach ihrem Auszuge/ auff ihrem
Nachtlager gefänglich angenommen/ welche an die äussersten Grenzen des Medischen
Landes geschicket/ und in fleissiger Huht bewahret wurden; hingegen setzeten Phraortes/
Ladisla und Herkules mit ihren wenigen ritterlichen Dienern ihren Weg nach Perfepo-
lis fort. Plautus aber kam gegen den Mittag zu Charas wieder an/ voller Staub und
Koht/ ritte in solcher gestalt nach dem Königlichen Schlosse/ und ließ sich anmelden als
einer/ der von fremden und unbekanten Fürsten bey Königl. Hocheit etwas anzubringen
hätte/ welches auff der eile bestünde. Artabanus ließ in bey seyn Fürst Vologeses und ande-
rer Gewaltigen ihn vorfodern/ da er nach geziemender Ehrerbietung also anfing: Eure
Königl. Hocheit werden von meinen gnädigsten Herren/ dem Erbkönige in Böhmen/
Herrn Ladisla/ dann auch von dem Groß Fürsten aus Teutschland/ Herrn Herkules un-
tertähnig gegrüsset/ senden Ihrer Hocheit dieses Schreiben/ und befehlen sich deren Huld
und Gnade. Der König ward dieser Zeitung sehr froh/ hieß den Abgesanten mit einer
güldenen Kette verehren/ und wirdiglich halten/ bedankete sich des übergebrachten Grus-
ses/ und fragete nach ihrem Wolergehen; welches Plautus mit wenigen beantwortete/ und
daß solches aus dem Schreiben ohn zweifel erhellen würde; welches der König brach/ und
folgenden Inhalt lase:

Dem Allergroßmächtigsten Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn/ Herrn Artabanus/ der
Parther und sämtlichen Morgenländer Könige/ wünschen Ladisla aus Böhmen und Herkules aus
Teutschland Glük und Heyl. Demnach unsere hochgeliebte/ nach unterscheid/ Fräulein Schwester
und Wase/ Fräulein Herkuliska durch Räuber Hände aus ihrem Vaterlande wieder Recht und bil-
ligkeit entführet/ und über Meer und Land an diese weitabgelegene Orter fortgeschleppet worden/ ha-
ben wir allen möglichen Fleiß angewendet/ dieselbe auszuspüren/ auch nach vielem hin und wieder rei-
sen endlich den gewissen Bericht eingezogen/ daß nach außgestandener grosser Mühe und Gefahr sie
eurer Königl. Hocheit in Jünglings Gestalt zugestellet sey/ jedoch nicht wissen können/ ob dero Stand
und herkommen eurer Hochett sey zu wissen gemacht; als erachten wir eine Notturft/ dieselbe zube-
richten/ daß sie Königliches Geblütes/ und nicht verdiene/ als eine gefangene oder Leibeigene gehal-
ten und versperret zu werden; bitten demnach untertähnig/ obgedachte unsere Frl. Schwester und Wa-
se/ nicht allein ihrem Stande gemäß halten zulassen/ sondern uns zugleich gnädig wissen zumachen/
mit was Lösegelde wir den Schimpff ihrer Gefängnis und Dienstbarkeit abwischen/ und sie in vori-
ge Freyheit setzen können/ damit sie ohn alle Verletzung ihrer Ehren und Zucht/ ihrer Fr. Mutter/
der herschenden Königin in Böhmen/ als eine der Göttin Vesta verlobete/ ehist wieder möge zugefüh-
ret werden; zweiffeln nicht/ ihre Hocheit werde zu beschützung Königlicher Ehre und ansehens/ un-
ferm untertähnigen und rechtmässigen ansuchen stat geben/ und mit gewünscheter Antwort uns schleu-
nigst erfreuen; solches umb eure Hocheit zuverdienen/ wir äussersten vermögens wollen verpflichter
seyn/ dieselbe dem Alwaltigen Schuz Gottes zu aller Glükseligkeit geträulichst empfelend/ als ihrer
Königl. Hocheit bereitwilligste gehorsame/ Ladisla und Herkules.

Nach verlesung fragete der König den Gesanten/ ob er auch ein Schreiben an das
Fräulein hätte/ und auff bejahung muste ers von sich geben/ ungeachtet er einwendete den
Befehl zu haben/ daß ers dem Fräulein selbst liefern solte. Auch forschete der König/ an
was Ort und Ende seine Herren Söhne sich auffhielten (dann Ladisla hatte solches aus

Vorsaz
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Vierdes Buch.
als wann Leches eben denſelben Weg genommen haͤtte/ und wurden nach gemachtem An-
ſchlage obgedachte zugeordnete Parther nebeſt ihren Dienern von Phraortes Reuterey/
die noch hundert Mann ſtark wahr/ des dritten Tages nach ihrem Auszuge/ auff ihrem
Nachtlager gefaͤnglich angenommen/ welche an die aͤuſſerſten Grenzen des Mediſchen
Landes geſchicket/ und in fleiſſiger Huht bewahret wurden; hingegen ſetzeten Phraortes/
Ladiſla und Herkules mit ihren wenigen ritterlichen Dienern ihren Weg nach Perfepo-
lis fort. Plautus aber kam gegen den Mittag zu Charas wieder an/ voller Staub und
Koht/ ritte in ſolcher geſtalt nach dem Koͤniglichen Schloſſe/ und ließ ſich anmelden als
einer/ der von fremden und unbekanten Fuͤrſten bey Koͤnigl. Hocheit etwas anzubringen
haͤtte/ welches auff der eile beſtuͤnde. Artabanus ließ in bey ſeyn Fuͤrſt Vologeſes und ande-
rer Gewaltigen ihn vorfodern/ da er nach geziemender Ehrerbietung alſo anfing: Eure
Koͤnigl. Hocheit werden von meinen gnaͤdigſten Herren/ dem Erbkoͤnige in Boͤhmen/
Herrn Ladiſla/ dann auch von dem Groß Fuͤrſten aus Teutſchland/ Herrn Herkules un-
tertaͤhnig gegruͤſſet/ ſenden Ihrer Hocheit dieſes Schreiben/ und befehlen ſich deren Huld
und Gnade. Der Koͤnig ward dieſer Zeitung ſehr froh/ hieß den Abgeſanten mit einer
guͤldenen Kette verehren/ und wirdiglich halten/ bedankete ſich des uͤbergebrachten Gruſ-
ſes/ und fragete nach ihrem Wolergehen; welches Plautus mit wenigen beantwortete/ uñ
daß ſolches aus dem Schreiben ohn zweifel erhellen wuͤrde; welches der Koͤnig brach/ und
folgenden Inhalt laſe:

Dem Allergroßmaͤchtigſten Unuͤberwindlichſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Artabanus/ der
Parther und ſaͤmtlichen Morgenlaͤnder Koͤnige/ wuͤnſchen Ladiſla aus Boͤhmen und Herkules aus
Teutſchland Gluͤk und Heyl. Demnach unſere hochgeliebte/ nach unterſcheid/ Fraͤulein Schweſter
und Waſe/ Fraͤulein Herkuliſka durch Raͤuber Haͤnde aus ihrem Vaterlande wieder Recht und bil-
ligkeit entfuͤhret/ und uͤber Meer und Land an dieſe weitabgelegene Orter fortgeſchleppet worden/ ha-
ben wir allen moͤglichen Fleiß angewendet/ dieſelbe auszuſpuͤren/ auch nach vielem hin und wieder rei-
ſen endlich den gewiſſen Bericht eingezogen/ daß nach außgeſtandener groſſer Muͤhe und Gefahr ſie
eurer Koͤnigl. Hocheit in Juͤnglings Geſtalt zugeſtellet ſey/ jedoch nicht wiſſen koͤñen/ ob dero Stand
und herkommen eurer Hochett ſey zu wiſſen gemacht; als erachten wir eine Notturft/ dieſelbe zube-
richten/ daß ſie Koͤnigliches Gebluͤtes/ und nicht verdiene/ als eine gefangene oder Leibeigene gehal-
ten und verſperret zu werden; bitten demnach untertaͤhnig/ obgedachte unſere Frl. Schweſter uñ Wa-
ſe/ nicht allein ihrem Stande gemaͤß halten zulaſſen/ ſondern uns zugleich gnaͤdig wiſſen zumachen/
mit was Loͤſegelde wir den Schimpff ihrer Gefaͤngnis und Dienſtbarkeit abwiſchen/ und ſie in vori-
ge Freyheit ſetzen koͤnnen/ damit ſie ohn alle Verletzung ihrer Ehren und Zucht/ ihrer Fr. Mutter/
der herſchenden Koͤnigin in Boͤhmen/ als eine der Goͤttin Veſta verlobete/ ehiſt wieder moͤge zugefuͤh-
ret werden; zweiffeln nicht/ ihre Hocheit werde zu beſchuͤtzung Koͤniglicher Ehre und anſehens/ un-
ferm untertaͤhnigen uñ rechtmaͤſſigen anſuchen ſtat geben/ und mit gewuͤnſcheter Antwort uns ſchleu-
nigſt erfreuen; ſolches umb eure Hocheit zuverdienen/ wir aͤuſſerſten vermoͤgens wollen verpflichter
ſeyn/ dieſelbe dem Alwaltigen Schuz Gottes zu aller Gluͤkſeligkeit getraͤulichſt empfelend/ als ihrer
Koͤnigl. Hocheit bereitwilligſte gehorſame/ Ladiſla und Herkules.

Nach verleſung fragete der Koͤnig den Geſanten/ ob er auch ein Schreiben an das
Fraͤulein haͤtte/ und auff bejahung muſte ers von ſich geben/ ungeachtet er einwendete den
Befehl zu haben/ daß ers dem Fraͤulein ſelbſt liefern ſolte. Auch forſchete der Koͤnig/ an
was Ort und Ende ſeine Herren Soͤhne ſich auffhielten (dann Ladiſla hatte ſolches aus

Vorſaz
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[765/0803] Vierdes Buch. als wann Leches eben denſelben Weg genommen haͤtte/ und wurden nach gemachtem An- ſchlage obgedachte zugeordnete Parther nebeſt ihren Dienern von Phraortes Reuterey/ die noch hundert Mann ſtark wahr/ des dritten Tages nach ihrem Auszuge/ auff ihrem Nachtlager gefaͤnglich angenommen/ welche an die aͤuſſerſten Grenzen des Mediſchen Landes geſchicket/ und in fleiſſiger Huht bewahret wurden; hingegen ſetzeten Phraortes/ Ladiſla und Herkules mit ihren wenigen ritterlichen Dienern ihren Weg nach Perfepo- lis fort. Plautus aber kam gegen den Mittag zu Charas wieder an/ voller Staub und Koht/ ritte in ſolcher geſtalt nach dem Koͤniglichen Schloſſe/ und ließ ſich anmelden als einer/ der von fremden und unbekanten Fuͤrſten bey Koͤnigl. Hocheit etwas anzubringen haͤtte/ welches auff der eile beſtuͤnde. Artabanus ließ in bey ſeyn Fuͤrſt Vologeſes und ande- rer Gewaltigen ihn vorfodern/ da er nach geziemender Ehrerbietung alſo anfing: Eure Koͤnigl. Hocheit werden von meinen gnaͤdigſten Herren/ dem Erbkoͤnige in Boͤhmen/ Herrn Ladiſla/ dann auch von dem Groß Fuͤrſten aus Teutſchland/ Herrn Herkules un- tertaͤhnig gegruͤſſet/ ſenden Ihrer Hocheit dieſes Schreiben/ und befehlen ſich deren Huld und Gnade. Der Koͤnig ward dieſer Zeitung ſehr froh/ hieß den Abgeſanten mit einer guͤldenen Kette verehren/ und wirdiglich halten/ bedankete ſich des uͤbergebrachten Gruſ- ſes/ und fragete nach ihrem Wolergehen; welches Plautus mit wenigen beantwortete/ uñ daß ſolches aus dem Schreiben ohn zweifel erhellen wuͤrde; welches der Koͤnig brach/ und folgenden Inhalt laſe: Dem Allergroßmaͤchtigſten Unuͤberwindlichſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Artabanus/ der Parther und ſaͤmtlichen Morgenlaͤnder Koͤnige/ wuͤnſchen Ladiſla aus Boͤhmen und Herkules aus Teutſchland Gluͤk und Heyl. Demnach unſere hochgeliebte/ nach unterſcheid/ Fraͤulein Schweſter und Waſe/ Fraͤulein Herkuliſka durch Raͤuber Haͤnde aus ihrem Vaterlande wieder Recht und bil- ligkeit entfuͤhret/ und uͤber Meer und Land an dieſe weitabgelegene Orter fortgeſchleppet worden/ ha- ben wir allen moͤglichen Fleiß angewendet/ dieſelbe auszuſpuͤren/ auch nach vielem hin und wieder rei- ſen endlich den gewiſſen Bericht eingezogen/ daß nach außgeſtandener groſſer Muͤhe und Gefahr ſie eurer Koͤnigl. Hocheit in Juͤnglings Geſtalt zugeſtellet ſey/ jedoch nicht wiſſen koͤñen/ ob dero Stand und herkommen eurer Hochett ſey zu wiſſen gemacht; als erachten wir eine Notturft/ dieſelbe zube- richten/ daß ſie Koͤnigliches Gebluͤtes/ und nicht verdiene/ als eine gefangene oder Leibeigene gehal- ten und verſperret zu werden; bitten demnach untertaͤhnig/ obgedachte unſere Frl. Schweſter uñ Wa- ſe/ nicht allein ihrem Stande gemaͤß halten zulaſſen/ ſondern uns zugleich gnaͤdig wiſſen zumachen/ mit was Loͤſegelde wir den Schimpff ihrer Gefaͤngnis und Dienſtbarkeit abwiſchen/ und ſie in vori- ge Freyheit ſetzen koͤnnen/ damit ſie ohn alle Verletzung ihrer Ehren und Zucht/ ihrer Fr. Mutter/ der herſchenden Koͤnigin in Boͤhmen/ als eine der Goͤttin Veſta verlobete/ ehiſt wieder moͤge zugefuͤh- ret werden; zweiffeln nicht/ ihre Hocheit werde zu beſchuͤtzung Koͤniglicher Ehre und anſehens/ un- ferm untertaͤhnigen uñ rechtmaͤſſigen anſuchen ſtat geben/ und mit gewuͤnſcheter Antwort uns ſchleu- nigſt erfreuen; ſolches umb eure Hocheit zuverdienen/ wir aͤuſſerſten vermoͤgens wollen verpflichter ſeyn/ dieſelbe dem Alwaltigen Schuz Gottes zu aller Gluͤkſeligkeit getraͤulichſt empfelend/ als ihrer Koͤnigl. Hocheit bereitwilligſte gehorſame/ Ladiſla und Herkules. Nach verleſung fragete der Koͤnig den Geſanten/ ob er auch ein Schreiben an das Fraͤulein haͤtte/ und auff bejahung muſte ers von ſich geben/ ungeachtet er einwendete den Befehl zu haben/ daß ers dem Fraͤulein ſelbſt liefern ſolte. Auch forſchete der Koͤnig/ an was Ort und Ende ſeine Herren Soͤhne ſich auffhielten (dann Ladiſla hatte ſolches aus Vorſaz D d d d d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/803>, abgerufen am 22.12.2024.