Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
Vorsaz ins Werk gerichtet/ wann nicht Herkules ihm außgewichen währe. Ladisla ward
dessen inne/ drang durch die Zuseher hin/ und fassete sein Schwert zur Faust/ in willens sei-
nen Herkules zueutsetzen/ welchen Vologeses annoch verfolgete/ und einen Hieb führete
damit er ihm das Häupt abschlagen wolte/ der im weichen außglitschete/ und langs hin auf
den Rücken fiel. Dazumahl wahr Ladisla nicht weit mehr von ihm/ meinete nicht anders/
als sein allerliebster Freund läge Tod auff dem Plaze/ deßwegen er als ein wahnsinniger
Vologeses anrieff; Ey du meinäidiger Schelm/ überfällestu einen wehrlosen Ritter so
bübischer Weise; rante noch immer zu ihm hin/ in Meinung/ ihn niderzuhauen; aber das
Fräulein kam ihm zuvor/ fassete den Bogen/ und mit einem vergüldeten Pfeil durch bore-
te sie dem Meuchelmörder das Häupt/ daß er ungeredet zur Erden fiel/ und mit Händen und
Füssen zappelte/ auch bald darauff verschied; Als er aber niderstürzete/ und ihm dz Schwert
aus der Hand fiel/ traff es Herkules/ und verwundete ihn am Halse zwar gar ein wenig/
aber so nahe bey der Luftröhre/ daß wo es eines Halmes breit näher kommen/ er ohnzweifel
des todes hätte sein müssen. Der König hörete den Pfeil zischen/ und sahe zugleich Vo-
logeses niderfallen/ dessen er höchlich erschrak. Herkules aber machte sich bald von der Er-
den auff/ und lieff ihm das Blut auff der Seiten nider/ ging hin zu Ladisla/ und hieß ihn/
sich geschwinde hinweg machen/ damit er aus Gefahr und Gefängnis bliebe; welches er
in acht nam/ und seine Herberge suchete. Inzwischen erhub sich ein neuer Lermen; dann
das Fräulein hatte ihren liebsten Herkules bluten sehen/ da er auffgestanden wahr/ meine-
te auch nicht anders/ er würde tödlich verwundet seyn/ worüber sie in eine harte Ohmacht
unter ihres Frauenzimmers Händen nidersank; welches der König ersehend/ zu Phraor-
tes sagete: Bald schauet zu/ mein Fürst/ was dem Fräulein wiederfahren sey/ und ob sie
noch lebe; im wiedrigen werden wir grausame Straffen ergehen lassen. Herkules sahe
und hörete alles mit an/ zweiffelte nicht/ es würde sein Blut dieses unfalles Ursach seyn/
deßwegen er zu Phraortes in geheim sagete: Versichert sie/ dz ich nur gar ein wenig durch
die blosse Haut verwundet bin. Wol wol/ antwortete der Groß Fürst; machet ihr euch a-
ber bald aus dem Staube/ umb weiteres Unglük zuverhüten. Hiemit ging Phraortes
schleunigst fort/ den Königlichen Befehl zuverrichten; er aber stahl sich mit Tyriotes heim-
lich hinweg/ und ließ Pferd/ Harnisch nnd Schwert im stiche/ welches ihm doch Gallus
bald nach brachte. So bald das Fräulein/ die sich wieder erhohlet hatte/ Phraortes auff
dem Gange vor sich stehen sahe/ sagte sie auff Griechisch zu ihm: Ach mein Vater/ bin ich
Tod oder lebendig? Lebendig/ lebendig/ und mit dem geliebeten gesund/ ohn daß er ein ge-
ringes Schramwündichen von dem nidergefallenen Schwerte am Halse bekommen/ ist
auch schon in guter sicherheit. Ey wol an/ sagte sie/ so ergehe es ferner nach Gottes Verse-
hung; saget aber meinem Könige/ da meinem Diener einige Gewalt wiederrechtlicher
Weise solte angetahn werden/ wil ich mich von diesem Gange hinunter stürzen. Gebet euch
zu frieden/ sagte Phraortes/ es wird alles gut werden; ging auch fort hin/ dem Könige be-
richt einzubringen/ der sich hoch erfreuete/ da er das Fräulein auffrecht stehen/ und sich
sehr tieff gegen ihn neigen sahe; ward auch von Phraortes auffs neue erquicket/ als dersel-
be ihm der Fräulein Gruß und Liebe (viel anders als er befehlichet wahr) anmeldete/ und
wie sie/ der volstrecketen Rache halben/ untertähnigste verzeihung bitten liesse/ welche bloß

allein

Vierdes Buch.
Vorſaz ins Werk gerichtet/ wann nicht Herkules ihm außgewichen waͤhre. Ladiſla ward
deſſen inne/ drang durch die Zuſeher hin/ und faſſete ſein Schwert zur Fauſt/ in willens ſei-
nen Herkules zueutſetzen/ welchen Vologeſes annoch verfolgete/ und einen Hieb fuͤhrete
damit er ihm das Haͤupt abſchlagen wolte/ der im weichen außglitſchete/ und langs hin auf
den Ruͤcken fiel. Dazumahl wahr Ladiſla nicht weit mehr von ihm/ meinete nicht anders/
als ſein allerliebſter Freund laͤge Tod auff dem Plaze/ deßwegen er als ein wahnſinniger
Vologeſes anrieff; Ey du meinaͤidiger Schelm/ uͤberfaͤlleſtu einen wehrloſen Ritter ſo
buͤbiſcher Weiſe; rante noch immer zu ihm hin/ in Meinung/ ihn niderzuhauen; aber das
Fraͤulein kam ihm zuvor/ faſſete den Bogen/ und mit einem verguͤldeten Pfeil durch bore-
te ſie dem Meuchelmoͤrder das Haͤupt/ daß er ungeredet zur Erden fiel/ und mit Haͤnden uñ
Fuͤſſen zappelte/ auch bald darauff verſchied; Als er aber niderſtuͤrzete/ uñ ihm dz Schweꝛt
aus der Hand fiel/ traff es Herkules/ und verwundete ihn am Halſe zwar gar ein wenig/
aber ſo nahe bey der Luftroͤhre/ daß wo es eines Halmes breit naͤher kommen/ er ohnzweifel
des todes haͤtte ſein muͤſſen. Der Koͤnig hoͤrete den Pfeil ziſchen/ und ſahe zugleich Vo-
logeſes niderfallen/ deſſen er hoͤchlich erſchrak. Herkules abeꝛ machte ſich bald von der Er-
den auff/ und lieff ihm das Blut auff der Seiten nider/ ging hin zu Ladiſla/ und hieß ihn/
ſich geſchwinde hinweg machen/ damit er aus Gefahr und Gefaͤngnis bliebe; welches er
in acht nam/ und ſeine Herberge ſuchete. Inzwiſchen erhub ſich ein neuer Lermen; dann
das Fraͤulein hatte ihren liebſten Herkules bluten ſehen/ da er auffgeſtanden wahr/ meine-
te auch nicht anders/ er wuͤrde toͤdlich verwundet ſeyn/ woruͤber ſie in eine harte Ohmacht
unter ihres Frauenzimmers Haͤnden niderſank; welches der Koͤnig erſehend/ zu Phraor-
tes ſagete: Bald ſchauet zu/ mein Fuͤrſt/ was dem Fraͤulein wiederfahren ſey/ und ob ſie
noch lebe; im wiedrigen werden wir grauſame Straffen ergehen laſſen. Herkules ſahe
und hoͤrete alles mit an/ zweiffelte nicht/ es wuͤrde ſein Blut dieſes unfalles Urſach ſeyn/
deßwegen er zu Phraortes in geheim ſagete: Verſichert ſie/ dz ich nur gar ein wenig durch
die bloſſe Haut verwundet bin. Wol wol/ antwortete der Groß Fuͤrſt; machet ihr euch a-
ber bald aus dem Staube/ umb weiteres Ungluͤk zuverhuͤten. Hiemit ging Phraortes
ſchleunigſt fort/ den Koͤniglichen Befehl zuverrichten; er aber ſtahl ſich mit Tyriotes heim-
lich hinweg/ und ließ Pferd/ Harniſch nnd Schwert im ſtiche/ welches ihm doch Gallus
bald nach brachte. So bald das Fraͤulein/ die ſich wieder erhohlet hatte/ Phraortes auff
dem Gange vor ſich ſtehen ſahe/ ſagte ſie auff Griechiſch zu ihm: Ach mein Vater/ bin ich
Tod oder lebendig? Lebendig/ lebendig/ und mit dem geliebeten geſund/ ohn daß er ein ge-
ringes Schramwuͤndichen von dem nidergefallenen Schwerte am Halſe bekommen/ iſt
auch ſchon in guter ſicherheit. Ey wol an/ ſagte ſie/ ſo ergehe es ferner nach Gottes Verſe-
hung; ſaget aber meinem Koͤnige/ da meinem Diener einige Gewalt wiederrechtlicher
Weiſe ſolte angetahn werdẽ/ wil ich mich von dieſem Gange hinunter ſtuͤrzen. Gebet euch
zu frieden/ ſagte Phraortes/ es wird alles gut werden; ging auch fort hin/ dem Koͤnige be-
richt einzubringen/ der ſich hoch erfreuete/ da er das Fraͤulein auffrecht ſtehen/ und ſich
ſehr tieff gegen ihn neigen ſahe; ward auch von Phraortes auffs neue erquicket/ als derſel-
be ihm der Fraͤulein Gruß und Liebe (viel anders als er befehlichet wahr) anmeldete/ und
wie ſie/ der volſtrecketen Rache halben/ untertaͤhnigſte verzeihung bitten lieſſe/ welche bloß

allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0789" n="751"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
Vor&#x017F;az ins Werk gerichtet/ wann nicht Herkules ihm außgewichen wa&#x0364;hre. Ladi&#x017F;la ward<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en inne/ drang durch die Zu&#x017F;eher hin/ und fa&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ein Schwert zur Fau&#x017F;t/ in willens &#x017F;ei-<lb/>
nen Herkules zueut&#x017F;etzen/ welchen Vologe&#x017F;es annoch verfolgete/ und einen Hieb fu&#x0364;hrete<lb/>
damit er ihm das Ha&#x0364;upt ab&#x017F;chlagen wolte/ der im weichen außglit&#x017F;chete/ und langs hin auf<lb/>
den Ru&#x0364;cken fiel. Dazumahl wahr Ladi&#x017F;la nicht weit mehr von ihm/ meinete nicht anders/<lb/>
als &#x017F;ein allerlieb&#x017F;ter Freund la&#x0364;ge Tod auff dem Plaze/ deßwegen er als ein wahn&#x017F;inniger<lb/>
Vologe&#x017F;es anrieff; Ey du meina&#x0364;idiger Schelm/ u&#x0364;berfa&#x0364;lle&#x017F;tu einen wehrlo&#x017F;en Ritter &#x017F;o<lb/>
bu&#x0364;bi&#x017F;cher Wei&#x017F;e; rante noch immer zu ihm hin/ in Meinung/ ihn niderzuhauen; aber das<lb/>
Fra&#x0364;ulein kam ihm zuvor/ fa&#x017F;&#x017F;ete den Bogen/ und mit einem vergu&#x0364;ldeten Pfeil durch bore-<lb/>
te &#x017F;ie dem Meuchelmo&#x0364;rder das Ha&#x0364;upt/ daß er ungeredet zur Erden fiel/ und mit Ha&#x0364;nden un&#x0303;<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zappelte/ auch bald darauff ver&#x017F;chied; Als er aber nider&#x017F;tu&#x0364;rzete/ un&#x0303; ihm dz Schwe&#xA75B;t<lb/>
aus der Hand fiel/ traff es Herkules/ und verwundete ihn am Hal&#x017F;e zwar gar ein wenig/<lb/>
aber &#x017F;o nahe bey der Luftro&#x0364;hre/ daß wo es eines Halmes breit na&#x0364;her kommen/ er ohnzweifel<lb/>
des todes ha&#x0364;tte &#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Der Ko&#x0364;nig ho&#x0364;rete den Pfeil zi&#x017F;chen/ und &#x017F;ahe zugleich Vo-<lb/>
loge&#x017F;es niderfallen/ de&#x017F;&#x017F;en er ho&#x0364;chlich er&#x017F;chrak. Herkules abe&#xA75B; machte &#x017F;ich bald von der Er-<lb/>
den auff/ und lieff ihm das Blut auff der Seiten nider/ ging hin zu Ladi&#x017F;la/ und hieß ihn/<lb/>
&#x017F;ich ge&#x017F;chwinde hinweg machen/ damit er aus Gefahr und Gefa&#x0364;ngnis bliebe; welches er<lb/>
in acht nam/ und &#x017F;eine Herberge &#x017F;uchete. Inzwi&#x017F;chen erhub &#x017F;ich ein neuer Lermen; dann<lb/>
das Fra&#x0364;ulein hatte ihren lieb&#x017F;ten Herkules bluten &#x017F;ehen/ da er auffge&#x017F;tanden wahr/ meine-<lb/>
te auch nicht anders/ er wu&#x0364;rde to&#x0364;dlich verwundet &#x017F;eyn/ woru&#x0364;ber &#x017F;ie in eine harte Ohmacht<lb/>
unter ihres Frauenzimmers Ha&#x0364;nden nider&#x017F;ank; welches der Ko&#x0364;nig er&#x017F;ehend/ zu Phraor-<lb/>
tes &#x017F;agete: Bald &#x017F;chauet zu/ mein Fu&#x0364;r&#x017F;t/ was dem Fra&#x0364;ulein wiederfahren &#x017F;ey/ und ob &#x017F;ie<lb/>
noch lebe; im wiedrigen werden wir grau&#x017F;ame Straffen ergehen la&#x017F;&#x017F;en. Herkules &#x017F;ahe<lb/>
und ho&#x0364;rete alles mit an/ zweiffelte nicht/ es wu&#x0364;rde &#x017F;ein Blut die&#x017F;es unfalles Ur&#x017F;ach &#x017F;eyn/<lb/>
deßwegen er zu Phraortes in geheim &#x017F;agete: Ver&#x017F;ichert &#x017F;ie/ dz ich nur gar ein wenig durch<lb/>
die blo&#x017F;&#x017F;e Haut verwundet bin. Wol wol/ antwortete der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t; machet ihr euch a-<lb/>
ber bald aus dem Staube/ umb weiteres Unglu&#x0364;k zuverhu&#x0364;ten. Hiemit ging Phraortes<lb/>
&#x017F;chleunig&#x017F;t fort/ den Ko&#x0364;niglichen Befehl zuverrichten; er aber &#x017F;tahl &#x017F;ich mit Tyriotes heim-<lb/>
lich hinweg/ und ließ Pferd/ Harni&#x017F;ch nnd Schwert im &#x017F;tiche/ welches ihm doch Gallus<lb/>
bald nach brachte. So bald das Fra&#x0364;ulein/ die &#x017F;ich wieder erhohlet hatte/ Phraortes auff<lb/>
dem Gange vor &#x017F;ich &#x017F;tehen &#x017F;ahe/ &#x017F;agte &#x017F;ie auff Griechi&#x017F;ch zu ihm: Ach mein Vater/ bin ich<lb/>
Tod oder lebendig? Lebendig/ lebendig/ und mit dem geliebeten ge&#x017F;und/ ohn daß er ein ge-<lb/>
ringes Schramwu&#x0364;ndichen von dem nidergefallenen Schwerte am Hal&#x017F;e bekommen/ i&#x017F;t<lb/>
auch &#x017F;chon in guter &#x017F;icherheit. Ey wol an/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ &#x017F;o ergehe es ferner nach Gottes Ver&#x017F;e-<lb/>
hung; &#x017F;aget aber meinem Ko&#x0364;nige/ da meinem Diener einige Gewalt wiederrechtlicher<lb/>
Wei&#x017F;e &#x017F;olte angetahn werde&#x0303;/ wil ich mich von die&#x017F;em Gange hinunter &#x017F;tu&#x0364;rzen. Gebet euch<lb/>
zu frieden/ &#x017F;agte Phraortes/ es wird alles gut werden; ging auch fort hin/ dem Ko&#x0364;nige be-<lb/>
richt einzubringen/ der &#x017F;ich hoch erfreuete/ da er das Fra&#x0364;ulein auffrecht &#x017F;tehen/ und &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr tieff gegen ihn neigen &#x017F;ahe; ward auch von Phraortes auffs neue erquicket/ als der&#x017F;el-<lb/>
be ihm der Fra&#x0364;ulein Gruß und Liebe (viel anders als er befehlichet wahr) anmeldete/ und<lb/>
wie &#x017F;ie/ der vol&#x017F;trecketen Rache halben/ unterta&#x0364;hnig&#x017F;te verzeihung bitten lie&#x017F;&#x017F;e/ welche bloß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[751/0789] Vierdes Buch. Vorſaz ins Werk gerichtet/ wann nicht Herkules ihm außgewichen waͤhre. Ladiſla ward deſſen inne/ drang durch die Zuſeher hin/ und faſſete ſein Schwert zur Fauſt/ in willens ſei- nen Herkules zueutſetzen/ welchen Vologeſes annoch verfolgete/ und einen Hieb fuͤhrete damit er ihm das Haͤupt abſchlagen wolte/ der im weichen außglitſchete/ und langs hin auf den Ruͤcken fiel. Dazumahl wahr Ladiſla nicht weit mehr von ihm/ meinete nicht anders/ als ſein allerliebſter Freund laͤge Tod auff dem Plaze/ deßwegen er als ein wahnſinniger Vologeſes anrieff; Ey du meinaͤidiger Schelm/ uͤberfaͤlleſtu einen wehrloſen Ritter ſo buͤbiſcher Weiſe; rante noch immer zu ihm hin/ in Meinung/ ihn niderzuhauen; aber das Fraͤulein kam ihm zuvor/ faſſete den Bogen/ und mit einem verguͤldeten Pfeil durch bore- te ſie dem Meuchelmoͤrder das Haͤupt/ daß er ungeredet zur Erden fiel/ und mit Haͤnden uñ Fuͤſſen zappelte/ auch bald darauff verſchied; Als er aber niderſtuͤrzete/ uñ ihm dz Schweꝛt aus der Hand fiel/ traff es Herkules/ und verwundete ihn am Halſe zwar gar ein wenig/ aber ſo nahe bey der Luftroͤhre/ daß wo es eines Halmes breit naͤher kommen/ er ohnzweifel des todes haͤtte ſein muͤſſen. Der Koͤnig hoͤrete den Pfeil ziſchen/ und ſahe zugleich Vo- logeſes niderfallen/ deſſen er hoͤchlich erſchrak. Herkules abeꝛ machte ſich bald von der Er- den auff/ und lieff ihm das Blut auff der Seiten nider/ ging hin zu Ladiſla/ und hieß ihn/ ſich geſchwinde hinweg machen/ damit er aus Gefahr und Gefaͤngnis bliebe; welches er in acht nam/ und ſeine Herberge ſuchete. Inzwiſchen erhub ſich ein neuer Lermen; dann das Fraͤulein hatte ihren liebſten Herkules bluten ſehen/ da er auffgeſtanden wahr/ meine- te auch nicht anders/ er wuͤrde toͤdlich verwundet ſeyn/ woruͤber ſie in eine harte Ohmacht unter ihres Frauenzimmers Haͤnden niderſank; welches der Koͤnig erſehend/ zu Phraor- tes ſagete: Bald ſchauet zu/ mein Fuͤrſt/ was dem Fraͤulein wiederfahren ſey/ und ob ſie noch lebe; im wiedrigen werden wir grauſame Straffen ergehen laſſen. Herkules ſahe und hoͤrete alles mit an/ zweiffelte nicht/ es wuͤrde ſein Blut dieſes unfalles Urſach ſeyn/ deßwegen er zu Phraortes in geheim ſagete: Verſichert ſie/ dz ich nur gar ein wenig durch die bloſſe Haut verwundet bin. Wol wol/ antwortete der Groß Fuͤrſt; machet ihr euch a- ber bald aus dem Staube/ umb weiteres Ungluͤk zuverhuͤten. Hiemit ging Phraortes ſchleunigſt fort/ den Koͤniglichen Befehl zuverrichten; er aber ſtahl ſich mit Tyriotes heim- lich hinweg/ und ließ Pferd/ Harniſch nnd Schwert im ſtiche/ welches ihm doch Gallus bald nach brachte. So bald das Fraͤulein/ die ſich wieder erhohlet hatte/ Phraortes auff dem Gange vor ſich ſtehen ſahe/ ſagte ſie auff Griechiſch zu ihm: Ach mein Vater/ bin ich Tod oder lebendig? Lebendig/ lebendig/ und mit dem geliebeten geſund/ ohn daß er ein ge- ringes Schramwuͤndichen von dem nidergefallenen Schwerte am Halſe bekommen/ iſt auch ſchon in guter ſicherheit. Ey wol an/ ſagte ſie/ ſo ergehe es ferner nach Gottes Verſe- hung; ſaget aber meinem Koͤnige/ da meinem Diener einige Gewalt wiederrechtlicher Weiſe ſolte angetahn werdẽ/ wil ich mich von dieſem Gange hinunter ſtuͤrzen. Gebet euch zu frieden/ ſagte Phraortes/ es wird alles gut werden; ging auch fort hin/ dem Koͤnige be- richt einzubringen/ der ſich hoch erfreuete/ da er das Fraͤulein auffrecht ſtehen/ und ſich ſehr tieff gegen ihn neigen ſahe; ward auch von Phraortes auffs neue erquicket/ als derſel- be ihm der Fraͤulein Gruß und Liebe (viel anders als er befehlichet wahr) anmeldete/ und wie ſie/ der volſtrecketen Rache halben/ untertaͤhnigſte verzeihung bitten lieſſe/ welche bloß allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/789
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/789>, abgerufen am 23.12.2024.