Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. genländische Fürsten zweiffelten nicht/ es würde ihre Kriegsverfassung dem Könige kundworden seyn/ liessen sich deßwegen nicht finden/ und ward an stat einer Antwort dem Boh- ten ein kurzer Schein des empfangenen Briefes erteilet. Doch wagete es Phraortes und zog auff geschwinder Eile inbegleitung 100 Reuter zum Könige; die andern entschuldig- ten sich teils wegen Leibes schwacheit/ teils durch an dere Einwendung/ und santen gleich- wol ihre Gevolmächtigten gen Hofe. Als Phraortes sich bey dem Könige anmelden ließ/ ward er alsbald vorgefodert/ und fragete ihn derselbe mit blut-grimmiger Rede/ worzu die Kriegsverfassungen angesehen währen/ von denen hin und wieder Bericht einkähme. Er aber gab zur sanfmühtigen Antwort: Aller Großmächtigster König/ allergnädigster Herr; des Tages zuvor/ ehe eurer Königl. Hocheit allerwirdigstes gnaden-Schreiben zu meinem alleruntertähnigst gehorsamsten Händen kam/ hatte ich mich schon fertig ge- macht zu dieser Reise/ umb keiner andern Ursach willen/ als daß mir von Kriegswerbun- gen/ so in den Benachbarten eurer Königl. Hocheit untergebenen Fürstentühmen vorge- hen solten/ eine und andere fliegende Zeitung zu Ohren kam/ und zwar alle unter diesem Schein/ ihre Königl. Hocheit selbst hätte dieselben allergnädigst angeordnet/ weil man von den Reichsfeinden sich eines Anfals besorgete; Es kam mir ein solches überaus ver- dächtig vor/ und zwar daher/ daß ich vor vielen andern solte unwirdig gehalten seyn/ ihrer Königl. Hocheit durch ein ebenmässiges meinen untertähnigsten Gehorsam zuerzeigen/ da doch von deroselben ich ein volkreiches Land habe/ und die Meden wegen ihrer Schieß- kunst gemeiniglich mit auffgefodert werden/ wann es zum Treffen gilt. Ob nun dieses zwar/ wie gesagt/ mich hoch befremdet hat/ so kompt dannoch ihrer K. Hocheit Nachfrage mir ungleich fremder vor/ als woraus ich zu muhtmassen gezwungen werde/ es müssen solche verfassungen/ da das Gerüchte wahr ist/ ohn ihrer K. Hocheit wissen eingerichtet werden/ welches ein gefährliches Absehen haben würde/ eure K. Hocheit aber ihrem höchstweisen verstande nach schon wissen wird/ wie solchem unverhofften Unwesen solle glüklich begeg- net werden/ wobey er sich/ sagte er/ als ein geträuer Knecht des Königes und des gemeinen Vaterlandes gehorsambst wolte finden lassen/ so oft/ und an was Orten ihre K. Hocheit solches von ihm allergnädigst begehren würden/ und währe seine schlisliche alleruntertäh- nigste Bitte/ ihm allergnädigst zuverzeihen/ daß auff Königliche Frage er keine Antwort zu geben wüste. Dem Könige wahr von diesem Fürsten nichts absonderlich vorkommen/ und da er sein frisches Gemüht und unerschrockenes Angesicht sahe/ hielt er ihn vor un- schuldig/ und antwortete ihm also: Mein lieber Fürst/ du erinnerst dich billich deiner schul- digkeit/ und weil wir dich neulich unter unsere geheimisten Freunde auffgenommen/ hoffen wir/ daß anderer Auffrührer Vornehmen dir verhasset und zuwie der seyn werde; so ver- bleibe nun in dieser standhaften Träue/ und versichere dich aller mil den Gnade an unser Seiten. Phraortes bedankete sich untertähnigst/ versprach allen Gehorsam/ und blieb et- liche Tage zu Hofe/ weil ohn ausdrükliche beurlaubung wegzuscheiden er nicht bedacht wahr. Des andern Tages nach seiner ankunft/ da Herkules sieben Tage daselbst gewesen wahr/ erfuhr dieser seine Gegenwart/ und sendete Plautus an ihn/ daß er ihn gerne spre- chen wolte. Aber der Groß Fürst ging alsbald mit nach seiner Herberge/ und wahr daselbst sehr wilkommen; er erzählete ihnen die Ursach seiner schleunigen Ankunft/ und daß der Kö- nig
Vierdes Buch. genlaͤndiſche Fuͤrſten zweiffelten nicht/ es wuͤrde ihre Kriegsverfaſſung dem Koͤnige kundworden ſeyn/ lieſſen ſich deßwegen nicht finden/ und ward an ſtat einer Antwort dem Boh- ten ein kurzer Schein des empfangenen Briefes erteilet. Doch wagete es Phraortes uñ zog auff geſchwinder Eile inbegleitung 100 Reuter zum Koͤnige; die andern entſchuldig- ten ſich teils wegen Leibes ſchwacheit/ teils durch an dere Einwendung/ und ſanten gleich- wol ihre Gevolmaͤchtigten gen Hofe. Als Phraortes ſich bey dem Koͤnige anmelden ließ/ ward er alsbald vorgefodert/ und fragete ihn derſelbe mit blut-grimmiger Rede/ worzu die Kriegsverfaſſungen angeſehen waͤhren/ von denen hin und wieder Bericht einkaͤhme. Er aber gab zur ſanfmuͤhtigen Antwort: Aller Großmaͤchtigſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; des Tages zuvor/ ehe eurer Koͤnigl. Hocheit allerwirdigſtes gnaden-Schreiben zu meinem alleruntertaͤhnigſt gehorſamſten Haͤnden kam/ hatte ich mich ſchon fertig ge- macht zu dieſer Reiſe/ umb keiner andern Urſach willen/ als daß mir von Kriegswerbun- gen/ ſo in den Benachbarten eurer Koͤnigl. Hocheit untergebenen Fuͤrſtentuͤhmen vorge- hen ſolten/ eine und andere fliegende Zeitung zu Ohren kam/ und zwar alle unter dieſem Schein/ ihre Koͤnigl. Hocheit ſelbſt haͤtte dieſelben allergnaͤdigſt angeordnet/ weil man von den Reichsfeinden ſich eines Anfals beſorgete; Es kam mir ein ſolches uͤberaus ver- daͤchtig vor/ und zwar daher/ daß ich vor vielen andern ſolte unwirdig gehalten ſeyn/ ihrer Koͤnigl. Hocheit durch ein ebenmaͤſſiges meinen untertaͤhnigſten Gehorſam zuerzeigen/ da doch von deroſelben ich ein volkreiches Land habe/ und die Meden wegen ihrer Schieß- kunſt gemeiniglich mit auffgefodert werden/ wañ es zum Tꝛeffen gilt. Ob nun dieſes zwar/ wie geſagt/ mich hoch befremdet hat/ ſo kompt dannoch ihrer K. Hocheit Nachfrage mir ungleich fremder vor/ als woraus ich zu muhtmaſſen gezwungen werde/ es muͤſſen ſolche verfaſſungen/ da das Geruͤchte wahr iſt/ ohn ihrer K. Hocheit wiſſen eingerichtet werden/ welches ein gefaͤhrliches Abſehen haben wuͤrde/ eure K. Hocheit aber ihrem hoͤchſtweiſen verſtande nach ſchon wiſſen wird/ wie ſolchem unverhofften Unweſen ſolle gluͤklich begeg- net werden/ wobey er ſich/ ſagte er/ als ein getraͤuer Knecht des Koͤniges und des gemeinẽ Vaterlandes gehorſambſt wolte finden laſſen/ ſo oft/ und an was Orten ihre K. Hocheit ſolches von ihm allergnaͤdigſt begehren wuͤrden/ und waͤhre ſeine ſchliſliche alleruntertaͤh- nigſte Bitte/ ihm allergnaͤdigſt zuverzeihen/ daß auff Koͤnigliche Frage er keine Antwort zu geben wuͤſte. Dem Koͤnige wahr von dieſem Fuͤrſten nichts abſonderlich vorkommen/ und da er ſein friſches Gemuͤht und unerſchrockenes Angeſicht ſahe/ hielt er ihn vor un- ſchuldig/ und antwortete ihm alſo: Mein lieber Fuͤrſt/ du erinnerſt dich billich deiner ſchul- digkeit/ und weil wir dich neulich unter unſere geheimiſten Freunde auffgenom̃en/ hoffen wir/ daß anderer Auffruͤhrer Vornehmen dir verhaſſet und zuwie der ſeyn werde; ſo ver- bleibe nun in dieſer ſtandhaften Traͤue/ und verſichere dich aller mil den Gnade an unſer Seiten. Phraortes bedankete ſich untertaͤhnigſt/ verſprach allen Gehorſam/ und blieb et- liche Tage zu Hofe/ weil ohn ausdruͤkliche beurlaubung wegzuſcheiden er nicht bedacht wahr. Des andern Tages nach ſeiner ankunft/ da Herkules ſieben Tage daſelbſt geweſen wahr/ erfuhr dieſer ſeine Gegenwart/ und ſendete Plautus an ihn/ daß er ihn gerne ſpre- chen wolte. Aber der Groß Fuͤrſt ging alsbald mit nach ſeiner Herberge/ und wahr daſelbſt ſehr wilkommen; er erzaͤhlete ihnen die Urſach ſeiner ſchleunigen Ankunft/ uñ daß der Koͤ- nig
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Vierdes Buch.
genlaͤndiſche Fuͤrſten zweiffelten nicht/ es wuͤrde ihre Kriegsverfaſſung dem Koͤnige kund
worden ſeyn/ lieſſen ſich deßwegen nicht finden/ und ward an ſtat einer Antwort dem Boh-
ten ein kurzer Schein des empfangenen Briefes erteilet. Doch wagete es Phraortes uñ
zog auff geſchwinder Eile inbegleitung 100 Reuter zum Koͤnige; die andern entſchuldig-
ten ſich teils wegen Leibes ſchwacheit/ teils durch an dere Einwendung/ und ſanten gleich-
wol ihre Gevolmaͤchtigten gen Hofe. Als Phraortes ſich bey dem Koͤnige anmelden ließ/
ward er alsbald vorgefodert/ und fragete ihn derſelbe mit blut-grimmiger Rede/ worzu
die Kriegsverfaſſungen angeſehen waͤhren/ von denen hin und wieder Bericht einkaͤhme.
Er aber gab zur ſanfmuͤhtigen Antwort: Aller Großmaͤchtigſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter
Herr; des Tages zuvor/ ehe eurer Koͤnigl. Hocheit allerwirdigſtes gnaden-Schreiben zu
meinem alleruntertaͤhnigſt gehorſamſten Haͤnden kam/ hatte ich mich ſchon fertig ge-
macht zu dieſer Reiſe/ umb keiner andern Urſach willen/ als daß mir von Kriegswerbun-
gen/ ſo in den Benachbarten eurer Koͤnigl. Hocheit untergebenen Fuͤrſtentuͤhmen vorge-
hen ſolten/ eine und andere fliegende Zeitung zu Ohren kam/ und zwar alle unter dieſem
Schein/ ihre Koͤnigl. Hocheit ſelbſt haͤtte dieſelben allergnaͤdigſt angeordnet/ weil man
von den Reichsfeinden ſich eines Anfals beſorgete; Es kam mir ein ſolches uͤberaus ver-
daͤchtig vor/ und zwar daher/ daß ich vor vielen andern ſolte unwirdig gehalten ſeyn/ ihrer
Koͤnigl. Hocheit durch ein ebenmaͤſſiges meinen untertaͤhnigſten Gehorſam zuerzeigen/
da doch von deroſelben ich ein volkreiches Land habe/ und die Meden wegen ihrer Schieß-
kunſt gemeiniglich mit auffgefodert werden/ wañ es zum Tꝛeffen gilt. Ob nun dieſes zwar/
wie geſagt/ mich hoch befremdet hat/ ſo kompt dannoch ihrer K. Hocheit Nachfrage mir
ungleich fremder vor/ als woraus ich zu muhtmaſſen gezwungen werde/ es muͤſſen ſolche
verfaſſungen/ da das Geruͤchte wahr iſt/ ohn ihrer K. Hocheit wiſſen eingerichtet werden/
welches ein gefaͤhrliches Abſehen haben wuͤrde/ eure K. Hocheit aber ihrem hoͤchſtweiſen
verſtande nach ſchon wiſſen wird/ wie ſolchem unverhofften Unweſen ſolle gluͤklich begeg-
net werden/ wobey er ſich/ ſagte er/ als ein getraͤuer Knecht des Koͤniges und des gemeinẽ
Vaterlandes gehorſambſt wolte finden laſſen/ ſo oft/ und an was Orten ihre K. Hocheit
ſolches von ihm allergnaͤdigſt begehren wuͤrden/ und waͤhre ſeine ſchliſliche alleruntertaͤh-
nigſte Bitte/ ihm allergnaͤdigſt zuverzeihen/ daß auff Koͤnigliche Frage er keine Antwort
zu geben wuͤſte. Dem Koͤnige wahr von dieſem Fuͤrſten nichts abſonderlich vorkommen/
und da er ſein friſches Gemuͤht und unerſchrockenes Angeſicht ſahe/ hielt er ihn vor un-
ſchuldig/ und antwortete ihm alſo: Mein lieber Fuͤrſt/ du erinnerſt dich billich deiner ſchul-
digkeit/ und weil wir dich neulich unter unſere geheimiſten Freunde auffgenom̃en/ hoffen
wir/ daß anderer Auffruͤhrer Vornehmen dir verhaſſet und zuwie der ſeyn werde; ſo ver-
bleibe nun in dieſer ſtandhaften Traͤue/ und verſichere dich aller mil den Gnade an unſer
Seiten. Phraortes bedankete ſich untertaͤhnigſt/ verſprach allen Gehorſam/ und blieb et-
liche Tage zu Hofe/ weil ohn ausdruͤkliche beurlaubung wegzuſcheiden er nicht bedacht
wahr. Des andern Tages nach ſeiner ankunft/ da Herkules ſieben Tage daſelbſt geweſen
wahr/ erfuhr dieſer ſeine Gegenwart/ und ſendete Plautus an ihn/ daß er ihn gerne ſpre-
chen wolte. Aber der Groß Fuͤrſt ging alsbald mit nach ſeiner Herberge/ und wahr daſelbſt
ſehr wilkommen; er erzaͤhlete ihnen die Urſach ſeiner ſchleunigen Ankunft/ uñ daß der Koͤ-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/766>, abgerufen am 29.06.2024. |