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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
guter Freundligkeit die Freyheit gab/ sein gestriges und ehmahliges begehren ihrem Herrn
und Gemahl selbst vorzutragen; worauf er also anfing: Gn. Herr/ ob ich zwar durch des
Schandbuben Kleons falsche Bezichtig- und Verleumdung bey unserm gnädigen Für-
sten dergestalt angegossen bin/ daß dessen Durchl. mich ihm zum Leibeigenen/ wiewol/ wie
ich nicht anders davor halte/ auf eine kurze Zeit übergeben hat/ so bin ich dannoch meiner
Ankunfft und Geburt nach/ frey/ und kan dartuhn/ daß meine Vorfahren ädel und ritter-
mässig gewesen/ wie ich dann selbst in meiner Jugend Waffen geführet/ und mich in Krie-
gen wider die Römer/ drey Jahr lang zu Pferde gebrauchen lassen/ welches wann meinem
Gn. Fürsten es kund getahn würde/ zweifele ich nicht/ es würde von dessen Durchl. mir
meine angebohrne Freyheit bald wieder zugesprochen werden; insonderheit/ weil derselbe/
dem ich als einem unwirdigen dienen müssen/ durch des Himmels Rache gestraffet/ und
meine Unschuld dadurch an den Tag geleget ist. Diesem nach gelebe ich der gänzlichen
Zuversicht/ es werden Eure Gnaden mich mit diesen Ketten weiters nicht drücken/ sondern
mir meine Freyheit gönnen/ daß ich nach meiner Heimat reise/ und mein Haus und Hoff
nach wie vor besitze/ bitte danebest umb ein ehrliches neues Kleid und nöhtigen Reisepfen-
nig. Die Frau gab ihrem Gemahl einen Wink/ daß er ihn solte heissen einen Abtrit nehmen/
beredete sich weiters mit ihm/ und geboht dem anwesenden Gesinde/ daß alles/ was sie un-
billiches von Orsillos wüsten/ sie ungescheuhet auf befehl anbringen solten. Dieser ward
bald wieder vorgefodert/ und bekam von Nabarzanes diese Antwort: Daß du der knechti-
schen Ketten müde/ und der Leibeigenschafft überdrüssig bist/ traue ich dir wol zu; daß du
aber umb die Freylassung anhältest/ und zwar mehr foderungs-als bittesweise/ ja mehr
trotzest als flehest/ solches befremdet mich in etwas; jedoch/ weil du weist/ daß niemand die
verlohrne Freyheit erlangen kan/ es geschehe dann durch Gewalt/ oder durch des Herrn
sonderliche Gnade/ oder durch ein gnugsames Lösegeld/ ich aber weder das erste noch dritte
Mittel sehe/ so wird dir die Freyheit nicht anders als durch meine Gnade können zu teile
werden. Weil man nun solche grosse und sonderbahre Gnade niemand anders/ als hoch-
verdieneten mitteilen muß/ als werde ich gehalten fleissige Nachforschung zutuhn/ ob du ei-
ne solche durch deine redliche und geträue Dienste und Gehorsam dir erworben habest/ und
da ich ein widriges erfahren solte/ müste ich mich gegen dich also bezeigen/ daß weder ich des-
sen schande/ noch du zu hohe belohnung davon hättest; Tretet deswegen hervor/ alle Knech-
te/ Mägde und Dienstbohten/ und bey unausbleiblicher Todesstraffe zeiget an/ ohn scheuh
und Ungunst/ was von dieses Orsillos verhalten euch bewust ist. Der Haus Vogt brachte
seine Klage zum ersten an: Es hätte sieder Kleons ableiben sich dieser Orsillos nit anders
als ein Freygelassener bezeiget/ seinen Befehl verachtet/ und seines Willens gelebet/ unter
dem vorgeben/ weil der Teuffel seinen schelmichten Herrn gehohlet/ währe er frey und nie-
mand verbunden. Die Stall- und Wagen Knechte bezeugeten solches einhellig/ und daß er
alle Abend mit einem Rausche währe zu Bette gangen; Die Küchen Buben klageten/ er
hätte ihnen kein einiges stük Holtz spalten wollen; Die Schliesserin gab an/ er hätte ihr die-
se ganze Zeit über angelegen/ gute Speise und Trank ihm zuschaffen/ und hätte ihr vor we-
nig Tagen Unzucht angemuhtet/ unter dem versprechen/ weil er nunmehr von rechtswegen
frey währe/ und seine Haushaltung bald antreten würde/ wolte er sie ehlichen; Die Mäg-

de kla-
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Vierdes Buch.
guter Freundligkeit die Freyheit gab/ ſein geſtriges und ehmahliges begehren ihrem Herꝛn
und Gemahl ſelbſt vorzutragen; worauf er alſo anfing: Gn. Herr/ ob ich zwar durch des
Schandbuben Kleons falſche Bezichtig- und Verleumdung bey unſerm gnaͤdigen Fuͤr-
ſten dergeſtalt angegoſſen bin/ daß deſſen Durchl. mich ihm zum Leibeigenen/ wiewol/ wie
ich nicht anders davor halte/ auf eine kurze Zeit uͤbergeben hat/ ſo bin ich dannoch meiner
Ankunfft und Geburt nach/ frey/ und kan dartuhn/ daß meine Vorfahren aͤdel und ritter-
maͤſſig geweſen/ wie ich dann ſelbſt in meiner Jugend Waffen gefuͤhret/ und mich in Krie-
gen wider die Roͤmer/ drey Jahr lang zu Pferde gebrauchen laſſen/ welches wann meinem
Gn. Fuͤrſten es kund getahn wuͤrde/ zweifele ich nicht/ es wuͤrde von deſſen Durchl. mir
meine angebohrne Freyheit bald wieder zugeſprochen werden; inſonderheit/ weil derſelbe/
dem ich als einem unwirdigen dienen muͤſſen/ durch des Himmels Rache geſtraffet/ und
meine Unſchuld dadurch an den Tag geleget iſt. Dieſem nach gelebe ich der gaͤnzlichen
Zuverſicht/ es werden Eure Gnaden mich mit dieſen Ketten weiters nicht druͤcken/ ſondeꝛn
mir meine Freyheit goͤnnen/ daß ich nach meiner Heimat reiſe/ und mein Haus und Hoff
nach wie vor beſitze/ bitte danebeſt umb ein ehrliches neues Kleid und noͤhtigen Reiſepfen-
nig. Die Frau gab ihrem Gemahl einen Wink/ daß er ihn ſolte heiſſen einen Abtrit nehmẽ/
beredete ſich weiters mit ihm/ und geboht dem anweſenden Geſinde/ daß alles/ was ſie un-
billiches von Orſillos wuͤſten/ ſie ungeſcheuhet auf befehl anbringen ſolten. Dieſer ward
bald wieder vorgefodert/ und bekam von Nabarzanes dieſe Antwort: Daß du der knechti-
ſchen Ketten muͤde/ und der Leibeigenſchafft uͤberdruͤſſig biſt/ traue ich dir wol zu; daß du
aber umb die Freylaſſung anhaͤlteſt/ und zwar mehr foderungs-als bittesweiſe/ ja mehr
trotzeſt als fleheſt/ ſolches befremdet mich in etwas; jedoch/ weil du weiſt/ daß niemand die
verlohrne Freyheit erlangen kan/ es geſchehe dann durch Gewalt/ oder durch des Herrn
ſonderliche Gnade/ oder durch ein gnugſames Loͤſegeld/ ich aber weder das erſte noch dritte
Mittel ſehe/ ſo wird dir die Freyheit nicht anders als durch meine Gnade koͤnnen zu teile
werden. Weil man nun ſolche groſſe und ſonderbahre Gnade niemand anders/ als hoch-
verdieneten mitteilen muß/ als werde ich gehalten fleiſſige Nachforſchung zutuhn/ ob du ei-
ne ſolche durch deine redliche und getraͤue Dienſte und Gehorſam dir erworben habeſt/ und
da ich ein widriges erfahren ſolte/ muͤſte ich mich gegen dich alſo bezeigẽ/ daß weder ich deſ-
ſen ſchande/ noch du zu hohe belohnung davon haͤtteſt; Tretet deswegen hervor/ alle Knech-
te/ Maͤgde und Dienſtbohten/ und bey unausbleiblicher Todesſtraffe zeiget an/ ohn ſcheuh
und Ungunſt/ was von dieſes Orſillos verhalten euch bewuſt iſt. Der Haus Vogt brachte
ſeine Klage zum erſten an: Es haͤtte ſieder Kleons ableiben ſich dieſer Orſillos nit anders
als ein Freygelaſſener bezeiget/ ſeinen Befehl verachtet/ und ſeines Willens gelebet/ unter
dem vorgeben/ weil der Teuffel ſeinen ſchelmichten Herrn gehohlet/ waͤhre er frey und nie-
mand verbunden. Die Stall- und Wagen Knechte bezeugeten ſolches einhellig/ und daß eꝛ
alle Abend mit einem Rauſche waͤhre zu Bette gangen; Die Kuͤchen Buben klageten/ er
haͤtte ihnen kein einiges ſtuͤk Holtz ſpalten wollen; Die Schlieſſerin gab an/ er haͤtte ihr die-
ſe ganze Zeit uͤber angelegen/ gute Speiſe und Trank ihm zuſchaffen/ und haͤtte ihr vor we-
nig Tagen Unzucht angemuhtet/ unter dem verſprechen/ weil er nunmehr von rechtswegen
frey waͤhre/ und ſeine Haushaltung bald antreten wuͤrde/ wolte er ſie ehlichen; Die Maͤg-

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[715/0753] Vierdes Buch. guter Freundligkeit die Freyheit gab/ ſein geſtriges und ehmahliges begehren ihrem Herꝛn und Gemahl ſelbſt vorzutragen; worauf er alſo anfing: Gn. Herr/ ob ich zwar durch des Schandbuben Kleons falſche Bezichtig- und Verleumdung bey unſerm gnaͤdigen Fuͤr- ſten dergeſtalt angegoſſen bin/ daß deſſen Durchl. mich ihm zum Leibeigenen/ wiewol/ wie ich nicht anders davor halte/ auf eine kurze Zeit uͤbergeben hat/ ſo bin ich dannoch meiner Ankunfft und Geburt nach/ frey/ und kan dartuhn/ daß meine Vorfahren aͤdel und ritter- maͤſſig geweſen/ wie ich dann ſelbſt in meiner Jugend Waffen gefuͤhret/ und mich in Krie- gen wider die Roͤmer/ drey Jahr lang zu Pferde gebrauchen laſſen/ welches wann meinem Gn. Fuͤrſten es kund getahn wuͤrde/ zweifele ich nicht/ es wuͤrde von deſſen Durchl. mir meine angebohrne Freyheit bald wieder zugeſprochen werden; inſonderheit/ weil derſelbe/ dem ich als einem unwirdigen dienen muͤſſen/ durch des Himmels Rache geſtraffet/ und meine Unſchuld dadurch an den Tag geleget iſt. Dieſem nach gelebe ich der gaͤnzlichen Zuverſicht/ es werden Eure Gnaden mich mit dieſen Ketten weiters nicht druͤcken/ ſondeꝛn mir meine Freyheit goͤnnen/ daß ich nach meiner Heimat reiſe/ und mein Haus und Hoff nach wie vor beſitze/ bitte danebeſt umb ein ehrliches neues Kleid und noͤhtigen Reiſepfen- nig. Die Frau gab ihrem Gemahl einen Wink/ daß er ihn ſolte heiſſen einen Abtrit nehmẽ/ beredete ſich weiters mit ihm/ und geboht dem anweſenden Geſinde/ daß alles/ was ſie un- billiches von Orſillos wuͤſten/ ſie ungeſcheuhet auf befehl anbringen ſolten. Dieſer ward bald wieder vorgefodert/ und bekam von Nabarzanes dieſe Antwort: Daß du der knechti- ſchen Ketten muͤde/ und der Leibeigenſchafft uͤberdruͤſſig biſt/ traue ich dir wol zu; daß du aber umb die Freylaſſung anhaͤlteſt/ und zwar mehr foderungs-als bittesweiſe/ ja mehr trotzeſt als fleheſt/ ſolches befremdet mich in etwas; jedoch/ weil du weiſt/ daß niemand die verlohrne Freyheit erlangen kan/ es geſchehe dann durch Gewalt/ oder durch des Herrn ſonderliche Gnade/ oder durch ein gnugſames Loͤſegeld/ ich aber weder das erſte noch dritte Mittel ſehe/ ſo wird dir die Freyheit nicht anders als durch meine Gnade koͤnnen zu teile werden. Weil man nun ſolche groſſe und ſonderbahre Gnade niemand anders/ als hoch- verdieneten mitteilen muß/ als werde ich gehalten fleiſſige Nachforſchung zutuhn/ ob du ei- ne ſolche durch deine redliche und getraͤue Dienſte und Gehorſam dir erworben habeſt/ und da ich ein widriges erfahren ſolte/ muͤſte ich mich gegen dich alſo bezeigẽ/ daß weder ich deſ- ſen ſchande/ noch du zu hohe belohnung davon haͤtteſt; Tretet deswegen hervor/ alle Knech- te/ Maͤgde und Dienſtbohten/ und bey unausbleiblicher Todesſtraffe zeiget an/ ohn ſcheuh und Ungunſt/ was von dieſes Orſillos verhalten euch bewuſt iſt. Der Haus Vogt brachte ſeine Klage zum erſten an: Es haͤtte ſieder Kleons ableiben ſich dieſer Orſillos nit anders als ein Freygelaſſener bezeiget/ ſeinen Befehl verachtet/ und ſeines Willens gelebet/ unter dem vorgeben/ weil der Teuffel ſeinen ſchelmichten Herrn gehohlet/ waͤhre er frey und nie- mand verbunden. Die Stall- und Wagen Knechte bezeugeten ſolches einhellig/ und daß eꝛ alle Abend mit einem Rauſche waͤhre zu Bette gangen; Die Kuͤchen Buben klageten/ er haͤtte ihnen kein einiges ſtuͤk Holtz ſpalten wollen; Die Schlieſſerin gab an/ er haͤtte ihr die- ſe ganze Zeit uͤber angelegen/ gute Speiſe und Trank ihm zuſchaffen/ und haͤtte ihr vor we- nig Tagen Unzucht angemuhtet/ unter dem verſprechen/ weil er nunmehr von rechtswegen frey waͤhre/ und ſeine Haushaltung bald antreten wuͤrde/ wolte er ſie ehlichen; Die Maͤg- de kla- X x x x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/753>, abgerufen am 12.12.2024.