Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. daß Kleon mit Nabarzanes zu Tische/ allernähest bey Fr. Statiren gesessen währe. DiefeZeitung wahr dem Fürsten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die Leute solte ausgebreitet werden/ weil ohn das diese seine Buhlerey sehr heimlich und ver- borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric- ke erwürgen ließ/ und sendete früh Morgens sechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes Schlosse mit diesem Schreiben: Fürst Gobares wünschet Nabarzanes seinem lieben geträuen/ Glük und Heil. Nachdem ich Diese Abgesanten hatten von ihrem Fürsten den ausdrüklichen Befehl/ daß sie Kleon sich X x x x
Vierdes Buch. daß Kleon mit Nabarzanes zu Tiſche/ allernaͤheſt bey Fr. Statiren geſeſſen waͤhre. DiefeZeitung wahr dem Fuͤrſten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die Leute ſolte ausgebreitet werden/ weil ohn das dieſe ſeine Buhlerey ſehr heimlich und ver- borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric- ke erwuͤrgen ließ/ und ſendete fruͤh Morgens ſechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes Schloſſe mit dieſem Schreiben: Fuͤrſt Gobares wuͤnſchet Nabarzanes ſeinem lieben getraͤuen/ Gluͤk und Heil. Nachdem ich Dieſe Abgeſanten hatten von ihrem Fuͤrſten den ausdruͤklichen Befehl/ daß ſie Kleon ſich X x x x
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0751" n="713"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/> daß Kleon mit Nabarzanes zu Tiſche/ allernaͤheſt bey Fr. Statiren geſeſſen waͤhre. Diefe<lb/> Zeitung wahr dem Fuͤrſten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die<lb/> Leute ſolte ausgebreitet werden/ weil ohn das dieſe ſeine Buhlerey ſehr heimlich und ver-<lb/> borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric-<lb/> ke erwuͤrgen ließ/ und ſendete fruͤh Morgens ſechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes<lb/> Schloſſe mit dieſem Schreiben:</p><lb/> <p>Fuͤrſt Gobares wuͤnſchet Nabarzanes ſeinem lieben getraͤuen/ Gluͤk und Heil. Nachdem ich<lb/> neulich von euch weg geritten/ und die loͤbliche Sitten eures Dieners Kleons in beſſere Obacht gezo-<lb/> gen/ iſt mir eine ſonderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/<lb/> ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon ſolches gute Gluͤk nit ausſchlagen wird.<lb/> Ich uͤberſende bey Zeigern den bewuſten Lehnbrief uͤber das verſprochene Rittergut/ welches ihr von<lb/> nun an beſitzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen ſollet/ ohn einiges Menſchen Hinderung uñ Ein-<lb/> rede. Gehabt euch wol/ und gruͤſſet unſere herzgeliebete Fr Statiren.</p><lb/> <p>Dieſe Abgeſanten hatten von ihrem Fuͤrſten den ausdruͤklichen Befehl/ daß ſie Kleon<lb/> auff dem Wege erſchlagen/ und ſein Haͤupt mit uͤberbringen/ den Leib aber den Hunden<lb/> vorwerffen ſolten; welche/ ſolches zuverrichten/ ſich auff den Weg begaben/ kahmen auch<lb/> des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schloſſe an/ da die Frau mit ihrem<lb/> Kleon gleich auff einem Luſtgange umher ging. Sie muhtmaſſete als bald/ es wuͤrden des<lb/> Fuͤrſten Leute ſeyn/ deswegen verbarg ſie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem<lb/> Gemahl/ und laſe neben ihm des Fürſten Schreiben; nam einen friſchen Muht an ſich/ uñ<lb/> gab zur Antwort: Dieſes waͤhre ein ſchlechtes begehren von Ihrer Fuͤrſtl. Gn. dem leicht<lb/> koͤnte und billich muͤſte untertaͤhnig gewilfahret werden/ und moͤchten die Abgeſanten ſich<lb/> nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß kaͤhme; ihres Gn. Fuͤrſten Woltah-<lb/> ten waͤhren ſo groß/ daß ſie ihm nicht allein einen Diener/ ſondern alle ihre Guͤter und Ver-<lb/> moͤgen ſchuldig waͤhre. Nabarzanes ward dieſer Erklaͤrung ſehr froh/ und lobete ſein Ge-<lb/> mahl/ daß ſie wider des Fuͤrſten Willen ſich nicht ſperrete; Sie aber/ weil ſie ihren gelieb-<lb/> ten Buhlen ſo leicht zuuͤbergeben nicht willens wahr/ machte ſich hin zu ihm/ er ſolte bey<lb/> Nachtzeit in ſtiller geheim hinaus reiten/ ſein Pferd unfern des Schloſſes erſtechen/ und<lb/> ſeinen Huet und Degen dabey ligen laſſen/ nach gehends zu fuſſe wieder auff das Schloß<lb/> kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewiſſen Zuverſicht ſeyn/ daß ſie Lebensgefahr mit<lb/> leichter Muͤhe von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte ſich ihrer liſtigen Erfindun-<lb/> gen/ und hielt ſich fertig/ ein ſolches ins Werk zurichten/ dann er merkete ſchon/ daß ihr die-<lb/> ſer Streich gerahten wuͤrde. Sie bezeigete ſich gegen den Abgeſanten ſehr freundlich/ und<lb/> fragete offt nach des Fuͤrſten wolergehen/ da ſie unter andern zuwiſſen begehrete/ in was<lb/> Dienſten ſeine Fuͤrſtl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine ſolche kalte Antwoꝛt/<lb/> daß ſie daher gnug abnam/ es wuͤrde ihm die lezte Urtel ſchon geſprochen ſeyn. Als das A-<lb/> bendmahl ſolte gehalten werden/ fragte ſie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er<lb/> bey Tiſche auffwarten ſolte/ umb den lezten Abſcheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem-<lb/> pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er lieſſe ſich nirgends finden; fing ſie an: Ich ha-<lb/> be ihm ſchon vor dieſem ernſtlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und<lb/> ſeine obliegende Geſchaͤffte verrichten ſolte/ doch weil er nun einen maͤchtigen Herrn be-<lb/> koͤmt/ werde ich ihm dieſen Ungehorſam müſſen zugute halten. Nabarzanes verwunderte<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X x x x</fw><fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [713/0751]
Vierdes Buch.
daß Kleon mit Nabarzanes zu Tiſche/ allernaͤheſt bey Fr. Statiren geſeſſen waͤhre. Diefe
Zeitung wahr dem Fuͤrſten als ein Schwert im Herzen/ wolte doch nicht/ daß es unter die
Leute ſolte ausgebreitet werden/ weil ohn das dieſe ſeine Buhlerey ſehr heimlich und ver-
borgen wahr/ derhalben er den Knaben die folgende Nacht auf dem Lager mit einem Stric-
ke erwuͤrgen ließ/ und ſendete fruͤh Morgens ſechs gewapnete Knechte nach Nabarzanes
Schloſſe mit dieſem Schreiben:
Fuͤrſt Gobares wuͤnſchet Nabarzanes ſeinem lieben getraͤuen/ Gluͤk und Heil. Nachdem ich
neulich von euch weg geritten/ und die loͤbliche Sitten eures Dieners Kleons in beſſere Obacht gezo-
gen/ iſt mir eine ſonderliche beliebung ankommen/ ihn vor meinen Letbdiener zuhaben/ zweifele nicht/
ihr werdet mir hierin gerne wilfahren/ wie imgleichen Kleon ſolches gute Gluͤk nit ausſchlagen wird.
Ich uͤberſende bey Zeigern den bewuſten Lehnbrief uͤber das verſprochene Rittergut/ welches ihr von
nun an beſitzen/ und als euer Eigentuhm gebrauchen ſollet/ ohn einiges Menſchen Hinderung uñ Ein-
rede. Gehabt euch wol/ und gruͤſſet unſere herzgeliebete Fr Statiren.
Dieſe Abgeſanten hatten von ihrem Fuͤrſten den ausdruͤklichen Befehl/ daß ſie Kleon
auff dem Wege erſchlagen/ und ſein Haͤupt mit uͤberbringen/ den Leib aber den Hunden
vorwerffen ſolten; welche/ ſolches zuverrichten/ ſich auff den Weg begaben/ kahmen auch
des dritten Tages umb Mittageszeit auff Nabarzanes Schloſſe an/ da die Frau mit ihrem
Kleon gleich auff einem Luſtgange umher ging. Sie muhtmaſſete als bald/ es wuͤrden des
Fuͤrſten Leute ſeyn/ deswegen verbarg ſie ihn auff einem Gemache/ ging darauf nach ihrem
Gemahl/ und laſe neben ihm des Fürſten Schreiben; nam einen friſchen Muht an ſich/ uñ
gab zur Antwort: Dieſes waͤhre ein ſchlechtes begehren von Ihrer Fuͤrſtl. Gn. dem leicht
koͤnte und billich muͤſte untertaͤhnig gewilfahret werden/ und moͤchten die Abgeſanten ſich
nur gedulden/ biß Kleon von der Jagt wieder zu hauß kaͤhme; ihres Gn. Fuͤrſten Woltah-
ten waͤhren ſo groß/ daß ſie ihm nicht allein einen Diener/ ſondern alle ihre Guͤter und Ver-
moͤgen ſchuldig waͤhre. Nabarzanes ward dieſer Erklaͤrung ſehr froh/ und lobete ſein Ge-
mahl/ daß ſie wider des Fuͤrſten Willen ſich nicht ſperrete; Sie aber/ weil ſie ihren gelieb-
ten Buhlen ſo leicht zuuͤbergeben nicht willens wahr/ machte ſich hin zu ihm/ er ſolte bey
Nachtzeit in ſtiller geheim hinaus reiten/ ſein Pferd unfern des Schloſſes erſtechen/ und
ſeinen Huet und Degen dabey ligen laſſen/ nach gehends zu fuſſe wieder auff das Schloß
kehren/ und nur gutes muhts/ auch der gewiſſen Zuverſicht ſeyn/ daß ſie Lebensgefahr mit
leichter Muͤhe von ihm abwenden wolte. Kleon verwunderte ſich ihrer liſtigen Erfindun-
gen/ und hielt ſich fertig/ ein ſolches ins Werk zurichten/ dann er merkete ſchon/ daß ihr die-
ſer Streich gerahten wuͤrde. Sie bezeigete ſich gegen den Abgeſanten ſehr freundlich/ und
fragete offt nach des Fuͤrſten wolergehen/ da ſie unter andern zuwiſſen begehrete/ in was
Dienſten ſeine Fuͤrſtl. Gn. Kleon gebrauchen wolte/ bekam aber eine ſolche kalte Antwoꝛt/
daß ſie daher gnug abnam/ es wuͤrde ihm die lezte Urtel ſchon geſprochen ſeyn. Als das A-
bendmahl ſolte gehalten werden/ fragte ſie nach Kleons Wiederkunfft/ und befahl/ daß er
bey Tiſche auffwarten ſolte/ umb den lezten Abſcheid von ihrem Herrn Nabarzanes zuem-
pfahen; weil ihr aber zur Antwort ward/ er lieſſe ſich nirgends finden; fing ſie an: Ich ha-
be ihm ſchon vor dieſem ernſtlich gebohten/ daß er beyzeiten von der Jagt umkehren/ und
ſeine obliegende Geſchaͤffte verrichten ſolte/ doch weil er nun einen maͤchtigen Herrn be-
koͤmt/ werde ich ihm dieſen Ungehorſam müſſen zugute halten. Nabarzanes verwunderte
ſich
X x x x
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |