Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. und sagete: Nehmet von mir dieses geringe Zeichen meiner Freundwilligkeit/ und versi-chert euch/ daß ich dereins mich bemühen werde/ ein ungleich mehres zuleisten; hingegen aber fodere ich von euch auffrichtige Träue/ als weit sie unserm Könige zuträglich/ und euch selbst unschädlich ist; wendet auch fleiß an/ meine Gesundheit zubefodern/ daß ich ursach ha- be/ dem Könige euer wolverhalten zurühmen. Dieser nam das Geschenk zu sich/ versprach sein äusserstes/ und nachdem er ihr etliche Arzneyen eingegeben hatte/ machte er sich nach dem Könige/ rühmete der Fräulein hohen Verstand/ und erzählete ihm die ursach ihrer be- trübeten Gedanken fast mit ihren Worten; wovor sich der König entsetzete/ und dem Arzt vertraulich offenbahrete/ wie er währe gesonnen gewesen/ seine dem Fräulein getahne Zu- sage zu widerruffen/ und das Beylager in kurzer frist zuhalten/ weil ihm seine Begierden zu hefftig drüngen; welches der Arzt mit betrübten Geberden anhörete/ und nachgehends ihm anzeigete/ in was vor ein Verderben er sich selbst und das Fräulein stürzen würde/ massen die Göttin Vesta eine sehr mächtige und hart straffende Göttin währe; Dieses führete er mit so bewäglichen Gründen an/ daß der König vor dißmahl sein Vorhaben zuendern be- wogen ward/ ließ auch dem Fräulein durch den Arzt anmelden/ daß ihr die geschehene Zu- sage unbrüchig solte gehalten werden. Weil dann der Arzt alle Mögligkeit anwendete/ und das Fräulein/ in Hoffnung der schier nahenden Gegenwart ihres Herkules/ vorige Frö- ligkeit wieder annam/ ward sie in kurzer Zeit wieder gesund/ und durch einen Briefrühme- te sie dem Könige des Arztes Fleiß/ daß er deßwegen mit einem statlichen Ritter Sitze ver- ehret ward. Nun hätte das Fräulein nicht übel getahn/ wann sie des Königes erbieten befodert/ durch T t t t ij
Drittes Buch. und ſagete: Nehmet von mir dieſes geringe Zeichen meiner Freundwilligkeit/ und verſi-chert euch/ daß ich dereins mich bemühen werde/ ein ungleich mehres zuleiſten; hingegen aber fodere ich von euch auffrichtige Traͤue/ als weit ſie unſerm Koͤnige zutraͤglich/ uñ euch ſelbſt unſchaͤdlich iſt; wendet auch fleiß an/ meine Geſundheit zubefodern/ daß ich urſach ha- be/ dem Koͤnige euer wolverhalten zuruͤhmen. Dieſer nam das Geſchenk zu ſich/ verſprach ſein aͤuſſerſtes/ und nachdem er ihr etliche Arzneyen eingegeben hatte/ machte er ſich nach dem Koͤnige/ ruͤhmete der Fraͤulein hohen Verſtand/ und erzaͤhlete ihm die urſach ihrer be- truͤbeten Gedanken faſt mit ihren Worten; wovor ſich der Koͤnig entſetzete/ und dem Arzt vertraulich offenbahrete/ wie er waͤhre geſonnen geweſen/ ſeine dem Fraͤulein getahne Zu- ſage zu widerruffen/ und das Beylager in kurzer friſt zuhalten/ weil ihm ſeine Begierden zu hefftig druͤngen; welches der Arzt mit betruͤbten Geberden anhoͤrete/ und nachgehends ihm anzeigete/ in was vor ein Verderben er ſich ſelbſt und das Fraͤulein ſtuͤrzen wuͤrde/ maſſen die Goͤttin Veſta eine ſehr maͤchtige und hart ſtraffende Goͤttin waͤhre; Dieſes fuͤhrete er mit ſo bewaͤglichen Gruͤnden an/ daß der Koͤnig vor dißmahl ſein Vorhaben zuendern be- wogen ward/ ließ auch dem Fraͤulein durch den Arzt anmelden/ daß ihr die geſchehene Zu- ſage unbrüchig ſolte gehalten werden. Weil dann der Arzt alle Moͤgligkeit anwendete/ und das Fraͤulein/ in Hoffnung der ſchier nahenden Gegenwart ihres Herkules/ vorige Froͤ- ligkeit wieder annam/ ward ſie in kurzer Zeit wieder geſund/ und durch einen Briefrühme- te ſie dem Koͤnige des Arztes Fleiß/ daß er deßwegen mit einem ſtatlichen Ritter Sitze ver- ehret ward. Nun haͤtte das Fraͤulein nicht uͤbel getahn/ wann ſie des Koͤniges erbieten befodert/ durch T t t t ij
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Drittes Buch.
und ſagete: Nehmet von mir dieſes geringe Zeichen meiner Freundwilligkeit/ und verſi-
chert euch/ daß ich dereins mich bemühen werde/ ein ungleich mehres zuleiſten; hingegen
aber fodere ich von euch auffrichtige Traͤue/ als weit ſie unſerm Koͤnige zutraͤglich/ uñ euch
ſelbſt unſchaͤdlich iſt; wendet auch fleiß an/ meine Geſundheit zubefodern/ daß ich urſach ha-
be/ dem Koͤnige euer wolverhalten zuruͤhmen. Dieſer nam das Geſchenk zu ſich/ verſprach
ſein aͤuſſerſtes/ und nachdem er ihr etliche Arzneyen eingegeben hatte/ machte er ſich nach
dem Koͤnige/ ruͤhmete der Fraͤulein hohen Verſtand/ und erzaͤhlete ihm die urſach ihrer be-
truͤbeten Gedanken faſt mit ihren Worten; wovor ſich der Koͤnig entſetzete/ und dem Arzt
vertraulich offenbahrete/ wie er waͤhre geſonnen geweſen/ ſeine dem Fraͤulein getahne Zu-
ſage zu widerruffen/ und das Beylager in kurzer friſt zuhalten/ weil ihm ſeine Begierden zu
hefftig druͤngen; welches der Arzt mit betruͤbten Geberden anhoͤrete/ und nachgehends ihm
anzeigete/ in was vor ein Verderben er ſich ſelbſt und das Fraͤulein ſtuͤrzen wuͤrde/ maſſen
die Goͤttin Veſta eine ſehr maͤchtige und hart ſtraffende Goͤttin waͤhre; Dieſes fuͤhrete er
mit ſo bewaͤglichen Gruͤnden an/ daß der Koͤnig vor dißmahl ſein Vorhaben zuendern be-
wogen ward/ ließ auch dem Fraͤulein durch den Arzt anmelden/ daß ihr die geſchehene Zu-
ſage unbrüchig ſolte gehalten werden. Weil dann der Arzt alle Moͤgligkeit anwendete/ und
das Fraͤulein/ in Hoffnung der ſchier nahenden Gegenwart ihres Herkules/ vorige Froͤ-
ligkeit wieder annam/ ward ſie in kurzer Zeit wieder geſund/ und durch einen Briefrühme-
te ſie dem Koͤnige des Arztes Fleiß/ daß er deßwegen mit einem ſtatlichen Ritter Sitze ver-
ehret ward.
Nun haͤtte das Fraͤulein nicht uͤbel getahn/ wann ſie des Koͤniges erbieten befodert/
und eine Botſchafft an ihre Fr. Mutter haͤtte abgehen laſſen/ als welche ihretwegen herz-
lich bekuͤmmert wahr; dann nachdem ihre Geſanten von Padua wieder zu Prag anlan-
geten/ und neben Einreichung der ihnen zugeſtelleten Schreiben/ auch muͤndlich ablegetẽ/
was Jungfer Brela ihnen vor Zeitung von dem Fraͤulein gebracht hatte; kunte ſie nicht
glaͤuben/ daß ſie zeit ihres Lebens dieſelbe wieder ſehen wuͤrde; begab ſich demnach gar aufs
klagen und weinen/ daß ihre Raͤhte und Frauenzimmer gnug an ihr zutroͤſten hatten. Rit-
ter Nedataht das beſte bey ihr/ indem er ihr das gute Herz erklaͤrete/ welches ſie auf der Rei-
ſe getragen/ auch den guten Fleiß/ welchen Herkules und Ladiſla zu ihrer Rettung anwen-
deten/ daß ſie ſich etlicher maſſen zufrieden gab/ und zu rahte ward/ einen ſteten Geſanten zu
Padua zuhalten/ der ſie ſchleunig berichten koͤnte/ wann Zeitung von dem Fraͤulein ein-
kaͤhme. Dieſes dauchte Neda eine gewuͤnſchete Gelegenheit/ ſein Vorhaben deſto fuͤglicheꝛ
ins Werk zurichten; baht auch untertaͤhnigſt/ ihm ſolches Amt gnaͤdigſt zubefehlen; erzaͤh-
lete zugleich Brelen Zuſtand/ und daß er ſich ehelich mit ihr verſprochen haͤtte/ da er ihr zu-
gleich ein koͤſtliches Kleinot ihretwegen einlieferte. Die Koͤnigin hoͤrete ſolches gerne/ gab
ihren Willen darein/ und befahl ihm/ ſich bald fertig zumachen/ damit er ungeſeumet ſich
nach Padua erheben koͤnte. Alſo zog er nach ſeinen Eltern/ und gruͤſſete ſie ſamt ſeiner
Schweſter im Nahmen Libuſſen und Brelen freundlich/ denen zwar der erſte Gruß ſehr
angenehm/ der andere aber hefftig zuwider wahr/ daß auch die Schweſter nicht unterlaſſen
mochte zuantworten: Seine gluͤkliche Wiederkunfft/ und ihrer Waſen Geſundheit waͤh-
re ihr lieb; das uͤbrige aber haͤtte nicht groß zubedeuten/ es waͤhre dann/ daß ihr Bruder
durch
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