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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
kan auch durch sorgfältige Arzney vertrieben werden/ wann nur dz Königl. Frl. nit selbst
durch schwermuht ersticken wird/ wz der Himmel gerne er halten wil. Alle Zeichen/ die ein Arzt
wissen und suchen kan/ so weit es vergönnet ist/ geben Zeugniß eines wolgesezten gesunden Leibes;
Lunge und Leber/ Milz und Nieren sind gewünscht volkommen/ nur dz Herz leidet Noht/ wiewol
nit durch mangel/ sondern wegen Gemütsbekümmernis/ so dz auch das Geblüt schon davon
geärgert/ und in etwas angangen ist. Aber ihre Hocheit wenden jeztangedeutete Ursach der
Krankheit allergnädigst ab/ welches deroselben leicht wird zu tuhn seyn; vor das übrige
wil ich stehen. Artabanus wolte anfangs nicht gläuben/ das sein Fräulein durch Schwer-
muht diese Krankheit ihr solte zugezogen haben; jedoch/ weil die Aerzte es einhellig beja-
heten/ fragete er/ durch was Mittel sie meineten/ daß solche von ihr könte abgekehret wer-
den. Wann ihr Anliegen mir bewust währe/ antwortete der vorige/ müste man weiter sin-
nen/ dem Gemühts-Ubel zubegegnen; solte ich aber meine Gedanken zu öffnen Freyheit
haben/ wolte ich fast schwören/ biß auff dreyerley zuerrrahten/ was ihr diese Seelen-beschwe-
rung verursache. Als nun der König solches von ihm in geheim hören wolte/ und mit ihm
in ein absonderliches Gemach trat/ fuhr der Arzt weiter also fort: Ihre GKönigl. Hoch-
heit werden mir recht geben/ ja mit mir schon einer Meinung seyn/ daß das Fräulein ent-
weder die Abwesenheit von ihren Eltern und Anverwanten; oder ihre harte Einsperrung;
oder sonst eine künftige Wiederwertigkeit/ welche sie befahret und nicht melden darf/ in
ihrem Herzen betrauret; umb diese dreyerley muß man sie befragen/ nebest anmeldung/ so
bald sie genesen werde/ solte ihrem Begehren gewilfahret/ und die Wiedrigkeit aus dem
Wege geräumet werden. Hiedurch wird die Hoffnung alle Traurigkeit vertreiben/ und
die Feymühtigkeit unsere Arzney nach Wunsch wircken machen; im Falle aber dieses nit
helffen wolte/ müste man sie mit etwas bedräuen/ daß ihr am heftigsten zuwieder währe.
Artabanus hörete ihm fleissig zu/ lobete seinen guten Verstand/ und befahl ihm/ dieses nach
seiner besten Weißheit zuverrichten/ welches mit hoher Gnade solte ersetzet werden. Die
übrigen Aerzte/ deren 25 wahren/ wurden beurlaubet/ und jedem 1000 Kronen gegeben/
nur der eine nam die Mühe auff sich/ ging hin zu dem Fräulein/ und wie er dann gnug be-
redsam wahr/ fing er also zu ihr an: Durchleuchtigstes gnädigstes Fräulein; ihre Groß-
Königl. Hocheit entbieten ihrer Durchl. alle Gnade und Liebe/ und weil dieselbe von den
Aerzten berichtet sind/ daß ihrer Durchl. Krankheit nur aus Kummer und betrübnis her-
vor quelle/ als lässet allerhöchstge dachte ihre Hocheit/ dieselbe väterlich erinnern/ sich alles
grämens zu entschlagen/ und nur kühnlich anzudeuten/ was die Ursach ihres hermens sey;
alsdann wollen sie äusserst sich bemühen/ solches zu endern. Insonderheit ist mir allergnä-
digst an befohlen/ diese dreyerley zu erfragen; erstlich/ ob ihre Durchl. nach ihrer Fr. Mut-
ter verlangen trage/ solle alsbald eine ansehnliche Bohtschaft an dieselbe abgeschicket wer-
den; oder ob derselben diese Einsamkeit mißhage/ wolle der GKönig sie auff sein Schloß
nehmen; oder ob sie sich einiges wiedrigen befahre/ solle ihr satsame Versicherung gesche-
hen/ daß alle Furcht vergebens sey. Ist nun/ daß ihre Durchl. Königlicher Hocheit hierin
gehorsamen/ und meine Wenigkeit zum untertähnigsten Knecht zugebrauchen/ wirdigen
wil/ wolle dieselbe mir gnädigst anzeigen und befehlen/ was ihre Erklärung/ und meine ver-
richtung sey. Das Fräulein hatte dieses Fuchses Schlauheit schon gestriges tages gemer-

ket/

Drittes Buch.
kan auch durch ſorgfaͤltige Arzney vertrieben werden/ wann nur dz Koͤnigl. Frl. nit ſelbſt
durch ſchwermuht erſtickẽ wird/ wz der Him̃el gerne er haltẽ wil. Alle Zeichen/ die ein Arzt
wiſſen uñ ſuchẽ kan/ ſo weit es vergoͤñet iſt/ geben Zeugniß eines wolgeſeztẽ geſundẽ Leibes;
Lunge uñ Leber/ Milz uñ Nieren ſind gewuͤnſcht volkom̃en/ nur dz Herz leidet Noht/ wiewol
nit durch mangel/ ſondern wegen Gemuͤtsbekuͤm̃ernis/ ſo dz auch das Gebluͤt ſchon davon
geaͤrgert/ und in etwas angangen iſt. Aber ihre Hocheit wenden jeztangedeutete Urſach der
Krankheit allergnaͤdigſt ab/ welches deroſelben leicht wird zu tuhn ſeyn; vor das uͤbrige
wil ich ſtehen. Artabanus wolte anfangs nicht glaͤuben/ das ſein Fraͤulein durch Schwer-
muht dieſe Krankheit ihr ſolte zugezogen haben; jedoch/ weil die Aerzte es einhellig beja-
heten/ fragete er/ durch was Mittel ſie meineten/ daß ſolche von ihr koͤnte abgekehret wer-
den. Wann ihr Anliegen mir bewuſt waͤhre/ antwortete der vorige/ muͤſte man weiter ſin-
nen/ dem Gemuͤhts-Ubel zubegegnen; ſolte ich aber meine Gedanken zu oͤffnen Freyheit
haben/ wolte ich faſt ſchwoͤrẽ/ biß auff dreyerley zuerrrahtẽ/ was ihr dieſe Seelen-beſchwe-
rung verurſache. Als nun der Koͤnig ſolches von ihm in geheim hoͤren wolte/ uñ mit ihm
in ein abſonderliches Gemach trat/ fuhr der Arzt weiter alſo fort: Ihre GKoͤnigl. Hoch-
heit werden mir recht geben/ ja mit mir ſchon einer Meinung ſeyn/ daß das Fraͤulein ent-
weder die Abweſenheit von ihren Eltern und Anverwanten; oder ihre harte Einſperrung;
oder ſonſt eine kuͤnftige Wiederwertigkeit/ welche ſie befahret und nicht melden darf/ in
ihrem Herzen betrauret; umb dieſe dreyerley muß man ſie befragen/ nebeſt anmeldung/ ſo
bald ſie geneſen werde/ ſolte ihrem Begehren gewilfahret/ und die Wiedrigkeit aus dem
Wege geraͤumet werden. Hiedurch wird die Hoffnung alle Traurigkeit vertreiben/ und
die Feymuͤhtigkeit unſere Arzney nach Wunſch wircken machen; im Falle aber dieſes nit
helffen wolte/ muͤſte man ſie mit etwas bedraͤuen/ daß ihr am heftigſten zuwieder waͤhre.
Artabanus hoͤrete ihm fleiſſig zu/ lobete ſeinen guten Verſtand/ und befahl ihm/ dieſes nach
ſeiner beſten Weißheit zuverrichten/ welches mit hoher Gnade ſolte erſetzet werden. Die
uͤbrigen Aerzte/ deren 25 wahren/ wurden beurlaubet/ und jedem 1000 Kronen gegeben/
nur der eine nam die Muͤhe auff ſich/ ging hin zu dem Fraͤulein/ und wie er dann gnug be-
redſam wahr/ fing er alſo zu ihr an: Durchleuchtigſtes gnaͤdigſtes Fraͤulein; ihre Groß-
Koͤnigl. Hocheit entbieten ihrer Durchl. alle Gnade und Liebe/ und weil dieſelbe von den
Aerzten berichtet ſind/ daß ihrer Durchl. Krankheit nur aus Kummer und betruͤbnis her-
vor quelle/ als laͤſſet allerhoͤchſtge dachte ihre Hocheit/ dieſelbe vaͤterlich erinnern/ ſich alles
graͤmens zu entſchlagen/ und nur kuͤhnlich anzudeuten/ was die Urſach ihres hermens ſey;
alsdann wollen ſie aͤuſſerſt ſich bemuͤhen/ ſolches zu endern. Inſonderheit iſt mir allergnaͤ-
digſt an befohlen/ dieſe dreyerley zu erfragen; erſtlich/ ob ihre Durchl. nach ihrer Fr. Mut-
ter verlangen trage/ ſolle alsbald eine anſehnliche Bohtſchaft an dieſelbe abgeſchicket wer-
den; oder ob derſelben dieſe Einſamkeit mißhage/ wolle der GKoͤnig ſie auff ſein Schloß
nehmen; oder ob ſie ſich einiges wiedrigen befahre/ ſolle ihr ſatſame Verſicherung geſche-
hen/ daß alle Furcht vergebens ſey. Iſt nun/ daß ihre Durchl. Koͤniglicher Hocheit hierin
gehorſamen/ und meine Wenigkeit zum untertaͤhnigſten Knecht zugebrauchen/ wirdigen
wil/ wolle dieſelbe miꝛ gnaͤdigſt anzeigen und befehlen/ was ihꝛe Erklaͤꝛung/ und meine ver-
richtung ſey. Das Fraͤulein hatte dieſes Fuchſes Schlauheit ſchon geſtriges tages gemeꝛ-

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[696/0734] Drittes Buch. kan auch durch ſorgfaͤltige Arzney vertrieben werden/ wann nur dz Koͤnigl. Frl. nit ſelbſt durch ſchwermuht erſtickẽ wird/ wz der Him̃el gerne er haltẽ wil. Alle Zeichen/ die ein Arzt wiſſen uñ ſuchẽ kan/ ſo weit es vergoͤñet iſt/ geben Zeugniß eines wolgeſeztẽ geſundẽ Leibes; Lunge uñ Leber/ Milz uñ Nieren ſind gewuͤnſcht volkom̃en/ nur dz Herz leidet Noht/ wiewol nit durch mangel/ ſondern wegen Gemuͤtsbekuͤm̃ernis/ ſo dz auch das Gebluͤt ſchon davon geaͤrgert/ und in etwas angangen iſt. Aber ihre Hocheit wenden jeztangedeutete Urſach der Krankheit allergnaͤdigſt ab/ welches deroſelben leicht wird zu tuhn ſeyn; vor das uͤbrige wil ich ſtehen. Artabanus wolte anfangs nicht glaͤuben/ das ſein Fraͤulein durch Schwer- muht dieſe Krankheit ihr ſolte zugezogen haben; jedoch/ weil die Aerzte es einhellig beja- heten/ fragete er/ durch was Mittel ſie meineten/ daß ſolche von ihr koͤnte abgekehret wer- den. Wann ihr Anliegen mir bewuſt waͤhre/ antwortete der vorige/ muͤſte man weiter ſin- nen/ dem Gemuͤhts-Ubel zubegegnen; ſolte ich aber meine Gedanken zu oͤffnen Freyheit haben/ wolte ich faſt ſchwoͤrẽ/ biß auff dreyerley zuerrrahtẽ/ was ihr dieſe Seelen-beſchwe- rung verurſache. Als nun der Koͤnig ſolches von ihm in geheim hoͤren wolte/ uñ mit ihm in ein abſonderliches Gemach trat/ fuhr der Arzt weiter alſo fort: Ihre GKoͤnigl. Hoch- heit werden mir recht geben/ ja mit mir ſchon einer Meinung ſeyn/ daß das Fraͤulein ent- weder die Abweſenheit von ihren Eltern und Anverwanten; oder ihre harte Einſperrung; oder ſonſt eine kuͤnftige Wiederwertigkeit/ welche ſie befahret und nicht melden darf/ in ihrem Herzen betrauret; umb dieſe dreyerley muß man ſie befragen/ nebeſt anmeldung/ ſo bald ſie geneſen werde/ ſolte ihrem Begehren gewilfahret/ und die Wiedrigkeit aus dem Wege geraͤumet werden. Hiedurch wird die Hoffnung alle Traurigkeit vertreiben/ und die Feymuͤhtigkeit unſere Arzney nach Wunſch wircken machen; im Falle aber dieſes nit helffen wolte/ muͤſte man ſie mit etwas bedraͤuen/ daß ihr am heftigſten zuwieder waͤhre. Artabanus hoͤrete ihm fleiſſig zu/ lobete ſeinen guten Verſtand/ und befahl ihm/ dieſes nach ſeiner beſten Weißheit zuverrichten/ welches mit hoher Gnade ſolte erſetzet werden. Die uͤbrigen Aerzte/ deren 25 wahren/ wurden beurlaubet/ und jedem 1000 Kronen gegeben/ nur der eine nam die Muͤhe auff ſich/ ging hin zu dem Fraͤulein/ und wie er dann gnug be- redſam wahr/ fing er alſo zu ihr an: Durchleuchtigſtes gnaͤdigſtes Fraͤulein; ihre Groß- Koͤnigl. Hocheit entbieten ihrer Durchl. alle Gnade und Liebe/ und weil dieſelbe von den Aerzten berichtet ſind/ daß ihrer Durchl. Krankheit nur aus Kummer und betruͤbnis her- vor quelle/ als laͤſſet allerhoͤchſtge dachte ihre Hocheit/ dieſelbe vaͤterlich erinnern/ ſich alles graͤmens zu entſchlagen/ und nur kuͤhnlich anzudeuten/ was die Urſach ihres hermens ſey; alsdann wollen ſie aͤuſſerſt ſich bemuͤhen/ ſolches zu endern. Inſonderheit iſt mir allergnaͤ- digſt an befohlen/ dieſe dreyerley zu erfragen; erſtlich/ ob ihre Durchl. nach ihrer Fr. Mut- ter verlangen trage/ ſolle alsbald eine anſehnliche Bohtſchaft an dieſelbe abgeſchicket wer- den; oder ob derſelben dieſe Einſamkeit mißhage/ wolle der GKoͤnig ſie auff ſein Schloß nehmen; oder ob ſie ſich einiges wiedrigen befahre/ ſolle ihr ſatſame Verſicherung geſche- hen/ daß alle Furcht vergebens ſey. Iſt nun/ daß ihre Durchl. Koͤniglicher Hocheit hierin gehorſamen/ und meine Wenigkeit zum untertaͤhnigſten Knecht zugebrauchen/ wirdigen wil/ wolle dieſelbe miꝛ gnaͤdigſt anzeigen und befehlen/ was ihꝛe Erklaͤꝛung/ und meine ver- richtung ſey. Das Fraͤulein hatte dieſes Fuchſes Schlauheit ſchon geſtriges tages gemeꝛ- ket/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/734>, abgerufen am 22.12.2024.