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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
einem Weibesbilde abgesetzet sein. Herkules wahr wegen seines Gesellen Fall entrüstet/
und nam vor/ ihn/ wo möglich/ zu rächen. Ladisla stund in gleichen Gedanken/ und setzeten
mit solchen Kräften auffeinander/ daß sie daumlich wurden/ hielten doch solche unfreund-
liche Püffe aus/ daß sie unbewäglich sitzen blieben/ als währen sie im Sattel angenagelt.
Die Zuseher verwunderten sich der grossen Mannheit/ sonderlich/ wie sie wähneten/ bey
einem Weibesbilde/ daß die sitzenden alle auffstunden/ des Stechens Ende und Außgang
desto eigentlicher zuerkennen. Unsern Stechern aber wuchs das Herz durch ihrer Gegen-
Kämpffer Tapfferkeit/ und wahren froh/ daß jeder seines gleichen angetroffen hatte/ wa-
geten den andern Saz/ daß sie wegen der unsanften Stösse beyde hinter sich bogen/ wiewol
Ladisla etwas mehr als Herkules. Nach vollendetem Treffen sahen sie sich beyderseits um/
und weil fie noch keinen Fall vermerketen/ machten sie sich beyde die Rechnung des künfti-
gen/ nur daß jedem die Hoffnung überblieb/ seinen Mann mit zu fellen. Die Pferde schwit-
zeten/ daß der Dampf von ihnen ging/ insonderheit der Amazonin ihres/ als welches das
schwächeste wahr; noch muste es zum drittenmahl gewaget seyn; da sie dann nicht allein
mit den Speeren/ sondern mit Pferden und Leibern dergestalt aneinander gerieten/ daß
Mann und Roß übern Hauffen fiel/ und die Ohmacht beyden nicht weit wahr. Leches und
Pharnabazus erschraken des Unfals/ und lieffen eilig hinzu/ den ihren zu helffen. Ladisla
Pferd ermunterte sich wieder/ und stund auff von seinem Herrn/ der sich Bügelloß gemacht
hatte/ und als ihm Leches den Helm abnam/ daß er frischen Luft bekam/ erhohlete er sich
bald wieder. Pharnabazus hatte mit seinen Rittern mehr zu schaffen/ das tode Pferd von
Herkules abzuwalzen/ rissen ihm auch den Helm ab/ und vernahmen mit freuden/ daß er
ohn Schaden blie ben wahr/ da er sagete: Mich verlanget zu wissen/ wer dieser trefliche
Held sey/ der mich Zeit meiner Ritterschaft zu allererst gefellet hat. Ladisla hingegen bekla-
gete sich gegen Leches/ daß er vielleicht von einem Weibesbilde müste nidergeleget seyn/
und sinnete schon nach/ wie er sie zum Schwertstreit bringen möchte; aber er ward dieser
Gedanken bald entladen/ dann Herkules hatte sein Angesicht schon erblicket/ deßwegen er
mit außgerecketen Armen hin zu ihm lieff/ fiel ihm umb den Hals/ und sagete: O du mein
Herzliebster Bruder/ warumb müssen wir uns so feindlich angreiffen? ist daß der Dank/
welchen ich meinem geträuesten Freunde vor sein eiferiges Nachsuchen schuldig bin? La-
disla ward über seines Herkules unvermuhtlicher Gegenwart so voller freuden/ daß er nit
bey ihm selber wahr/ küssete ihn etlichemahl und sagete: Verflucht sey das Amazonische
Kleid/ welches mich deiner Erkentnis beraubet hat; es würde mir sonst nicht gefehlet ha-
ben/ deines Stechens Art in gedächtnis zu ruffen; aber mein werter Bruder/ hastu auch
Schaden genommen? Herkules fragete deßgleichen/ und danketen Gott vor fristung ihrer
Gesundheit. Leches machete sich auch zu Herkules/ taht seinen Helm ab/ setzete sich auff
ein Knie/ und baht untertähnigst umb verzeihung/ das er sein Speer wieder ihre Durchl.
gerichtet hätte: Ward aber von ihm auffgerichtet/ und wilkommen geheissen/ neben der
Erinnerung/ daß das verzeihung-bitten ein überfluß währe. Weil diese mit einander re-
deten/ entblössete Pharnabazus sein Häupt/ und erzeigete Ladisla grosse Ehre/ als einem Kö-
nige/ indem er ihm nach tieffer Neigung die Hand küssete/ und sich unglüklich schalt/ ihre
Hocheit nicht vor dem Rennen erkennet zu haben; hieß ihn sehr wilkommen seyn/ und sagete:

Er
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Drittes Buch.
einem Weibesbilde abgeſetzet ſein. Herkules wahr wegen ſeines Geſellen Fall entruͤſtet/
und nam vor/ ihn/ wo moͤglich/ zu raͤchen. Ladiſla ſtund in gleichen Gedanken/ und ſetzeten
mit ſolchen Kraͤften auffeinander/ daß ſie daumlich wurden/ hielten doch ſolche unfreund-
liche Puͤffe aus/ daß ſie unbewaͤglich ſitzen blieben/ als waͤhren ſie im Sattel angenagelt.
Die Zuſeher verwunderten ſich der groſſen Mannheit/ ſonderlich/ wie ſie waͤhneten/ bey
einem Weibesbilde/ daß die ſitzenden alle auffſtunden/ des Stechens Ende und Außgang
deſto eigentlicher zuerkennen. Unſern Stechern aber wuchs das Herz durch ihrer Gegen-
Kaͤmpffer Tapfferkeit/ und wahren froh/ daß jeder ſeines gleichen angetroffen hatte/ wa-
geten den andern Saz/ daß ſie wegen der unſanften Stoͤſſe beyde hinter ſich bogen/ wiewol
Ladiſla etwas mehr als Herkules. Nach vollendetem Treffen ſahen ſie ſich beyderſeits um/
und weil fie noch keinen Fall vermerketen/ machten ſie ſich beyde die Rechnung des kuͤnfti-
gen/ nur daß jedem die Hoffnung uͤberblieb/ ſeinen Mañ mit zu fellen. Die Pferde ſchwit-
zeten/ daß der Dampf von ihnen ging/ inſonderheit der Amazonin ihres/ als welches das
ſchwaͤcheſte wahr; noch muſte es zum drittenmahl gewaget ſeyn; da ſie dann nicht allein
mit den Speeren/ ſondern mit Pferden und Leibern dergeſtalt aneinander gerieten/ daß
Mann und Roß uͤbern Hauffen fiel/ und die Ohmacht beyden nicht weit wahr. Leches uñ
Pharnabazus erſchraken des Unfals/ und lieffen eilig hinzu/ den ihren zu helffen. Ladiſla
Pferd ermunterte ſich wieder/ uñ ſtund auff von ſeinem Herrn/ der ſich Buͤgelloß gemacht
hatte/ und als ihm Leches den Helm abnam/ daß er friſchen Luft bekam/ erhohlete er ſich
bald wieder. Pharnabazus hatte mit ſeinen Rittern mehr zu ſchaffen/ das tode Pferd von
Herkules abzuwalzen/ riſſen ihm auch den Helm ab/ und vernahmen mit freuden/ daß er
ohn Schaden blie ben wahr/ da er ſagete: Mich verlanget zu wiſſen/ wer dieſer trefliche
Held ſey/ der mich Zeit meiner Ritterſchaft zu allererſt gefellet hat. Ladiſla hingegen bekla-
gete ſich gegen Leches/ daß er vielleicht von einem Weibesbilde muͤſte nidergeleget ſeyn/
und ſinnete ſchon nach/ wie er ſie zum Schwertſtreit bringen moͤchte; aber er ward dieſer
Gedanken bald entladen/ dann Herkules hatte ſein Angeſicht ſchon erblicket/ deßwegen er
mit außgerecketen Armen hin zu ihm lieff/ fiel ihm umb den Hals/ und ſagete: O du mein
Herzliebſter Bruder/ warumb muͤſſen wir uns ſo feindlich angreiffen? iſt daß der Dank/
welchen ich meinem getraͤueſten Freunde vor ſein eiferiges Nachſuchen ſchuldig bin? La-
diſla ward uͤber ſeines Herkules unvermuhtlicher Gegenwart ſo voller freuden/ daß er nit
bey ihm ſelber wahr/ kuͤſſete ihn etlichemahl und ſagete: Verflucht ſey das Amazoniſche
Kleid/ welches mich deiner Erkentnis beraubet hat; es wuͤrde mir ſonſt nicht gefehlet ha-
ben/ deines Stechens Art in gedaͤchtnis zu ruffen; aber mein werter Bruder/ haſtu auch
Schaden genommen? Herkules fragete deßgleichen/ und danketen Gott vor friſtung ihrer
Geſundheit. Leches machete ſich auch zu Herkules/ taht ſeinen Helm ab/ ſetzete ſich auff
ein Knie/ und baht untertaͤhnigſt umb verzeihung/ das er ſein Speer wieder ihre Durchl.
gerichtet haͤtte: Ward aber von ihm auffgerichtet/ und wilkommen geheiſſen/ neben der
Erinnerung/ daß das verzeihung-bitten ein uͤberfluß waͤhre. Weil dieſe mit einander re-
deten/ entbloͤſſete Pharnabazus ſein Haͤupt/ uñ erzeigete Ladiſla groſſe Ehre/ als einem Koͤ-
nige/ indem er ihm nach tieffer Neigung die Hand kuͤſſete/ und ſich ungluͤklich ſchalt/ ihre
Hocheit nicht vor dem Reñen erkennet zu haben; hieß ihn ſehr wilkom̃en ſeyn/ und ſagete:

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[673/0711] Drittes Buch. einem Weibesbilde abgeſetzet ſein. Herkules wahr wegen ſeines Geſellen Fall entruͤſtet/ und nam vor/ ihn/ wo moͤglich/ zu raͤchen. Ladiſla ſtund in gleichen Gedanken/ und ſetzeten mit ſolchen Kraͤften auffeinander/ daß ſie daumlich wurden/ hielten doch ſolche unfreund- liche Puͤffe aus/ daß ſie unbewaͤglich ſitzen blieben/ als waͤhren ſie im Sattel angenagelt. Die Zuſeher verwunderten ſich der groſſen Mannheit/ ſonderlich/ wie ſie waͤhneten/ bey einem Weibesbilde/ daß die ſitzenden alle auffſtunden/ des Stechens Ende und Außgang deſto eigentlicher zuerkennen. Unſern Stechern aber wuchs das Herz durch ihrer Gegen- Kaͤmpffer Tapfferkeit/ und wahren froh/ daß jeder ſeines gleichen angetroffen hatte/ wa- geten den andern Saz/ daß ſie wegen der unſanften Stoͤſſe beyde hinter ſich bogen/ wiewol Ladiſla etwas mehr als Herkules. Nach vollendetem Treffen ſahen ſie ſich beyderſeits um/ und weil fie noch keinen Fall vermerketen/ machten ſie ſich beyde die Rechnung des kuͤnfti- gen/ nur daß jedem die Hoffnung uͤberblieb/ ſeinen Mañ mit zu fellen. Die Pferde ſchwit- zeten/ daß der Dampf von ihnen ging/ inſonderheit der Amazonin ihres/ als welches das ſchwaͤcheſte wahr; noch muſte es zum drittenmahl gewaget ſeyn; da ſie dann nicht allein mit den Speeren/ ſondern mit Pferden und Leibern dergeſtalt aneinander gerieten/ daß Mann und Roß uͤbern Hauffen fiel/ und die Ohmacht beyden nicht weit wahr. Leches uñ Pharnabazus erſchraken des Unfals/ und lieffen eilig hinzu/ den ihren zu helffen. Ladiſla Pferd ermunterte ſich wieder/ uñ ſtund auff von ſeinem Herrn/ der ſich Buͤgelloß gemacht hatte/ und als ihm Leches den Helm abnam/ daß er friſchen Luft bekam/ erhohlete er ſich bald wieder. Pharnabazus hatte mit ſeinen Rittern mehr zu ſchaffen/ das tode Pferd von Herkules abzuwalzen/ riſſen ihm auch den Helm ab/ und vernahmen mit freuden/ daß er ohn Schaden blie ben wahr/ da er ſagete: Mich verlanget zu wiſſen/ wer dieſer trefliche Held ſey/ der mich Zeit meiner Ritterſchaft zu allererſt gefellet hat. Ladiſla hingegen bekla- gete ſich gegen Leches/ daß er vielleicht von einem Weibesbilde muͤſte nidergeleget ſeyn/ und ſinnete ſchon nach/ wie er ſie zum Schwertſtreit bringen moͤchte; aber er ward dieſer Gedanken bald entladen/ dann Herkules hatte ſein Angeſicht ſchon erblicket/ deßwegen er mit außgerecketen Armen hin zu ihm lieff/ fiel ihm umb den Hals/ und ſagete: O du mein Herzliebſter Bruder/ warumb muͤſſen wir uns ſo feindlich angreiffen? iſt daß der Dank/ welchen ich meinem getraͤueſten Freunde vor ſein eiferiges Nachſuchen ſchuldig bin? La- diſla ward uͤber ſeines Herkules unvermuhtlicher Gegenwart ſo voller freuden/ daß er nit bey ihm ſelber wahr/ kuͤſſete ihn etlichemahl und ſagete: Verflucht ſey das Amazoniſche Kleid/ welches mich deiner Erkentnis beraubet hat; es wuͤrde mir ſonſt nicht gefehlet ha- ben/ deines Stechens Art in gedaͤchtnis zu ruffen; aber mein werter Bruder/ haſtu auch Schaden genommen? Herkules fragete deßgleichen/ und danketen Gott vor friſtung ihrer Geſundheit. Leches machete ſich auch zu Herkules/ taht ſeinen Helm ab/ ſetzete ſich auff ein Knie/ und baht untertaͤhnigſt umb verzeihung/ das er ſein Speer wieder ihre Durchl. gerichtet haͤtte: Ward aber von ihm auffgerichtet/ und wilkommen geheiſſen/ neben der Erinnerung/ daß das verzeihung-bitten ein uͤberfluß waͤhre. Weil dieſe mit einander re- deten/ entbloͤſſete Pharnabazus ſein Haͤupt/ uñ erzeigete Ladiſla groſſe Ehre/ als einem Koͤ- nige/ indem er ihm nach tieffer Neigung die Hand kuͤſſete/ und ſich ungluͤklich ſchalt/ ihre Hocheit nicht vor dem Reñen erkennet zu haben; hieß ihn ſehr wilkom̃en ſeyn/ und ſagete: Er Q q q q

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/711>, abgerufen am 22.12.2024.