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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
und verbleibet; und weil ihr der erste gewesen/ der in diesem Spiel mit der unüberwindli-
chen Amazonin (dann davor wird sie gehalten) ein Treffen gewaget/ sollet ihr diesen Ring
(der auff 500 Kronen wert wahr) zu dessen Gedächtniß von mir annehmen. Dieser küssete
ihr den Rockes Saum/ und sagete: Er währe den dreyfachen gnädigsten Befehl ohndas
schuldig zuleisten/ und erboht sich/ lieber zu sterben/ als deren einen aus der acht zulassen;
währe ich aber/ sagte er/ dieses Gnadengeschenkes mir vermuhten gewesen/ würde ich mich
selbst vom Pferde herunter geworffen haben/ wann es dieser tapfferen Amazonin wider mich
gefehlet hätte. Inzwischen stelleten sich drey andere von Pharnabazus Geselschafft/ denen
drey begegneten/ mit diesem Glücke/ daß von den Ausfoderern einer/ an der andern Seite
zween abgeworffen wurden. Die übrigen 3 hielten sich besser/ und legeten im dritten Treffen
ihre Gegener nider. Bald wahr Herkules und Pharnabazus wieder fertig/ und stellete sich
gar ein ansehnlicher Ritter gegen die Amazonin/ ließ ihr doch durch einen Knaben andeu-
ten/ er nähme ihre vorgetragene Bedingung an/ jedoch wann ihm auch die seine gewehret
würde/ daß auff den fall seines Sieges/ sie bekennete/ daß sein Schatz das schönste Fräulein
in ganz Assyrien währe. Herkules lachete der Anmuhtung/ und gab zur Antwort: Jüng-
ling/ sage deinem Herrn/ ich kenne seinen Schatz nicht; ist sie aber so schön/ wil ich auch auf
den fall meines Sieges ihr diesen Preiß gerne lassen/ daß er mir nur frisch begegne. Keh-
rete sich hernach zu Pharnabazus/ und sagete: Dieser Ritter muß entweder mit dem Lie-
bespfeil/ wie ich; oder mit Hasen Schroht getroffen seyn/ daher ich mich desto besser vorzu-
sehen habe/ daß ich vor ihm Schimpff-loß bleibe; mit welchem Worte er so eiferig auf ihn
ansetzete/ dz er ihn mit samt dem Pferde niderwarff/ und alle anwesende sich der Kraft höch-
lich verwunderten/ insonderheit Ladisla/ der zu Leches sagete: Ich werde nicht unterlassen/
es mit dieser vermummeten Amazonin zuwagen/ Gott gebe/ wer des andern Meister wird.
Pharnabazus machete gleicher gestalt seinen Bestreiter die Erde küssen/ und seine ganze
Geselschafft legte zu diesem mahle Ehre ein/ dessen er sich nicht wenig freuete. Herkules und
sein Geselle stelleten sich zum dritten mahle/ gleich da Ladisla loßzubrechen willens war/ wel-
cher aber alsbald einhielt/ dann er wolte es mit der Amazonin nicht anlegen/ biß er zuvor so
mannichen Ritt gegen andere/ als sie/ getahn hätte. Es begunten schon etliche schimpflich
gnug von ihm zureden/ daß ers auch hörete/ aber sich daran nicht kehrete/ sondern wahr ihm
liebe/ daß ein trefflicher Ritter/ von zween anderen begleitet/ sich gegen die Amazonin stelle-
te/ mit dem sie ein gewaltiges Treffen hielt/ daß sie beyderseits der Püffe wol empfunden/
und doch unbewäglich sitzen blieben/ da hingegen Pharnabazus seinen Mann niderlegete/
sein Geselle aber abgestochen ward. Jene tahten den andern Ritt/ und verlohr der fremde
ein Stegreiff/ welches ihn nicht wenig höhnete/ spürete auch/ daß sein Pferd zu leicht wahr/
daher er ein stärkeres von einem andern Ritter nam/ und gedachte dißmahl das äusserste zu
versuchen. Herkules sagete zu Pharnabazus: Dieser ist in Warheit ein gewaltiger Ritter/
und muß er oder ich zum dritten mahl unten liegen; stürmeten auch frisch und behutsam
auff einander/ und traff die Amazonin dergestalt/ daß jenem die Sattelgurt zusprang/ und
er mit samt dem Sattel auff die Erde fiel. Nun/ sagete Ladisla/ diese Amazonin stehet nicht
zutadeln/ wie mirs auch mit ihr noch heut ergehen wird. Aber der abgestochene stund aus
dem Sattel auff/ voll Zorn und Unmuht des leidigen Falles halber/ daß er offentlich sage-

te:

Drittes Buch.
und verbleibet; und weil ihr der erſte geweſen/ der in dieſem Spiel mit der unuͤberwindli-
chen Amazonin (dann davor wird ſie gehalten) ein Treffen gewaget/ ſollet ihr dieſen Ring
(der auff 500 Kronen wert wahr) zu deſſen Gedaͤchtniß von mir annehmen. Dieſer kuͤſſete
ihr den Rockes Saum/ und ſagete: Er waͤhre den dreyfachen gnaͤdigſten Befehl ohndas
ſchuldig zuleiſten/ und erboht ſich/ lieber zu ſterben/ als deren einen aus der acht zulaſſen;
waͤhre ich aber/ ſagte er/ dieſes Gnadengeſchenkes mir vermuhten geweſen/ wuͤrde ich mich
ſelbſt vom Pferde herunter geworffen haben/ wañ es dieſer tapfferen Amazonin wider mich
gefehlet haͤtte. Inzwiſchen ſtelleten ſich drey andere von Pharnabazus Geſelſchafft/ denen
drey begegneten/ mit dieſem Gluͤcke/ daß von den Ausfoderern einer/ an der andern Seite
zween abgeworffen wurdẽ. Die uͤbrigen 3 hielten ſich beſſer/ und legeten im dritten Treffen
ihre Gegener nider. Bald wahr Herkules und Pharnabazus wieder fertig/ und ſtellete ſich
gar ein anſehnlicher Ritter gegen die Amazonin/ ließ ihr doch durch einen Knaben andeu-
ten/ er naͤhme ihre vorgetragene Bedingung an/ jedoch wann ihm auch die ſeine gewehret
wuͤrde/ daß auff den fall ſeines Sieges/ ſie bekennete/ daß ſein Schatz das ſchoͤnſte Fraͤulein
in ganz Aſſyrien waͤhre. Herkules lachete der Anmuhtung/ und gab zur Antwort: Juͤng-
ling/ ſage deinem Herrn/ ich kenne ſeinen Schatz nicht; iſt ſie aber ſo ſchoͤn/ wil ich auch auf
den fall meines Sieges ihr dieſen Preiß gerne laſſen/ daß er mir nur friſch begegne. Keh-
rete ſich hernach zu Pharnabazus/ und ſagete: Dieſer Ritter muß entweder mit dem Lie-
bespfeil/ wie ich; oder mit Haſen Schroht getroffen ſeyn/ daher ich mich deſto beſſer vorzu-
ſehen habe/ daß ich vor ihm Schimpff-loß bleibe; mit welchem Worte er ſo eiferig auf ihn
anſetzete/ dz er ihn mit ſamt dem Pferde niderwarff/ uñ alle anweſende ſich der Kraft hoͤch-
lich verwunderten/ inſonderheit Ladiſla/ der zu Leches ſagete: Ich werde nicht unterlaſſen/
es mit dieſer vermummeten Amazonin zuwagen/ Gott gebe/ wer des andern Meiſteꝛ wird.
Pharnabazus machete gleicher geſtalt ſeinen Beſtreiter die Erde kuͤſſen/ und ſeine ganze
Geſelſchafft legte zu dieſem mahle Ehre ein/ deſſen er ſich nicht wenig freuete. Herkules uñ
ſein Geſelle ſtelleten ſich zum dritten mahle/ gleich da Ladiſla loßzubrechen willens war/ wel-
cher aber alsbald einhielt/ dann er wolte es mit der Amazonin nicht anlegen/ biß er zuvor ſo
mannichen Ritt gegen andere/ als ſie/ getahn haͤtte. Es begunten ſchon etliche ſchimpflich
gnug von ihm zureden/ daß ers auch hoͤrete/ aber ſich daran nicht kehrete/ ſondeꝛn wahꝛ ihm
liebe/ daß ein trefflicher Ritter/ von zween anderen begleitet/ ſich gegen die Amazonin ſtelle-
te/ mit dem ſie ein gewaltiges Treffen hielt/ daß ſie beyderſeits der Puͤffe wol empfunden/
und doch unbewaͤglich ſitzen blieben/ da hingegen Pharnabazus ſeinen Mann niderlegete/
ſein Geſelle aber abgeſtochen ward. Jene tahten den andern Ritt/ und verlohr der fremde
ein Stegreiff/ welches ihn nicht wenig hoͤhnete/ ſpuͤrete auch/ daß ſein Pferd zu leicht wahr/
daher er ein ſtaͤrkeres von einem andern Ritter nam/ und gedachte dißmahl das aͤuſſerſte zu
verſuchen. Herkules ſagete zu Pharnabazus: Dieſer iſt in Warheit ein gewaltiger Ritteꝛ/
und muß er oder ich zum dritten mahl unten liegen; ſtuͤrmeten auch friſch und behutſam
auff einander/ und traff die Amazonin dergeſtalt/ daß jenem die Sattelgurt zuſprang/ und
er mit ſamt dem Sattel auff die Erde fiel. Nun/ ſagete Ladiſla/ dieſe Amazonin ſtehet nicht
zutadeln/ wie mirs auch mit ihr noch heut ergehen wird. Aber der abgeſtochene ſtund aus
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[670/0708] Drittes Buch. und verbleibet; und weil ihr der erſte geweſen/ der in dieſem Spiel mit der unuͤberwindli- chen Amazonin (dann davor wird ſie gehalten) ein Treffen gewaget/ ſollet ihr dieſen Ring (der auff 500 Kronen wert wahr) zu deſſen Gedaͤchtniß von mir annehmen. Dieſer kuͤſſete ihr den Rockes Saum/ und ſagete: Er waͤhre den dreyfachen gnaͤdigſten Befehl ohndas ſchuldig zuleiſten/ und erboht ſich/ lieber zu ſterben/ als deren einen aus der acht zulaſſen; waͤhre ich aber/ ſagte er/ dieſes Gnadengeſchenkes mir vermuhten geweſen/ wuͤrde ich mich ſelbſt vom Pferde herunter geworffen haben/ wañ es dieſer tapfferen Amazonin wider mich gefehlet haͤtte. Inzwiſchen ſtelleten ſich drey andere von Pharnabazus Geſelſchafft/ denen drey begegneten/ mit dieſem Gluͤcke/ daß von den Ausfoderern einer/ an der andern Seite zween abgeworffen wurdẽ. Die uͤbrigen 3 hielten ſich beſſer/ und legeten im dritten Treffen ihre Gegener nider. Bald wahr Herkules und Pharnabazus wieder fertig/ und ſtellete ſich gar ein anſehnlicher Ritter gegen die Amazonin/ ließ ihr doch durch einen Knaben andeu- ten/ er naͤhme ihre vorgetragene Bedingung an/ jedoch wann ihm auch die ſeine gewehret wuͤrde/ daß auff den fall ſeines Sieges/ ſie bekennete/ daß ſein Schatz das ſchoͤnſte Fraͤulein in ganz Aſſyrien waͤhre. Herkules lachete der Anmuhtung/ und gab zur Antwort: Juͤng- ling/ ſage deinem Herrn/ ich kenne ſeinen Schatz nicht; iſt ſie aber ſo ſchoͤn/ wil ich auch auf den fall meines Sieges ihr dieſen Preiß gerne laſſen/ daß er mir nur friſch begegne. Keh- rete ſich hernach zu Pharnabazus/ und ſagete: Dieſer Ritter muß entweder mit dem Lie- bespfeil/ wie ich; oder mit Haſen Schroht getroffen ſeyn/ daher ich mich deſto beſſer vorzu- ſehen habe/ daß ich vor ihm Schimpff-loß bleibe; mit welchem Worte er ſo eiferig auf ihn anſetzete/ dz er ihn mit ſamt dem Pferde niderwarff/ uñ alle anweſende ſich der Kraft hoͤch- lich verwunderten/ inſonderheit Ladiſla/ der zu Leches ſagete: Ich werde nicht unterlaſſen/ es mit dieſer vermummeten Amazonin zuwagen/ Gott gebe/ wer des andern Meiſteꝛ wird. Pharnabazus machete gleicher geſtalt ſeinen Beſtreiter die Erde kuͤſſen/ und ſeine ganze Geſelſchafft legte zu dieſem mahle Ehre ein/ deſſen er ſich nicht wenig freuete. Herkules uñ ſein Geſelle ſtelleten ſich zum dritten mahle/ gleich da Ladiſla loßzubrechen willens war/ wel- cher aber alsbald einhielt/ dann er wolte es mit der Amazonin nicht anlegen/ biß er zuvor ſo mannichen Ritt gegen andere/ als ſie/ getahn haͤtte. Es begunten ſchon etliche ſchimpflich gnug von ihm zureden/ daß ers auch hoͤrete/ aber ſich daran nicht kehrete/ ſondeꝛn wahꝛ ihm liebe/ daß ein trefflicher Ritter/ von zween anderen begleitet/ ſich gegen die Amazonin ſtelle- te/ mit dem ſie ein gewaltiges Treffen hielt/ daß ſie beyderſeits der Puͤffe wol empfunden/ und doch unbewaͤglich ſitzen blieben/ da hingegen Pharnabazus ſeinen Mann niderlegete/ ſein Geſelle aber abgeſtochen ward. Jene tahten den andern Ritt/ und verlohr der fremde ein Stegreiff/ welches ihn nicht wenig hoͤhnete/ ſpuͤrete auch/ daß ſein Pferd zu leicht wahr/ daher er ein ſtaͤrkeres von einem andern Ritter nam/ und gedachte dißmahl das aͤuſſerſte zu verſuchen. Herkules ſagete zu Pharnabazus: Dieſer iſt in Warheit ein gewaltiger Ritteꝛ/ und muß er oder ich zum dritten mahl unten liegen; ſtuͤrmeten auch friſch und behutſam auff einander/ und traff die Amazonin dergeſtalt/ daß jenem die Sattelgurt zuſprang/ und er mit ſamt dem Sattel auff die Erde fiel. Nun/ ſagete Ladiſla/ dieſe Amazonin ſtehet nicht zutadeln/ wie mirs auch mit ihr noch heut ergehen wird. Aber der abgeſtochene ſtund aus dem Sattel auff/ voll Zorn und Unmuht des leidigen Falles halber/ daß er offentlich ſage- te:

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/708>, abgerufen am 22.12.2024.