Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. die Groß Fürstin: So ist auch ohn zweiffel mein Nahme zu unwirdig/ sagte das Fräulein/daß er von meinem Gn. Fürsten geführet werde. Er hingegen erboht sich alle Mühe an- zuwenden/ daß dieser Nahme unbeschimpfet bliebe. Darauff gingen sie mit einander nach der Rustkammer/ und nahmen zierliche Amazonische Waffen heraus/ auch einen vergül- deten/ und mit ädlen Steinen außgeziereten Bogen/ neben einen helffenbeinen Köcher mit vergüldeten Pfeilen/ die ihm ein Jüngling in Amazonischer Kleidung nachführen sol- te. Der Helm wahr oben etwas zugespitzet/ und zu oberst ein fligender Drache mit arffge- sperretem Rachen. Der Rock/ welchen die Groß Fürstin herzu brachte/ wahr ein trefliches Güldenstük/ Leibfarbe durchscheinend/ welcher nach Amazonischer Art nur etwas über die Knie reichete. Ladisla gelangete vier Wochen nach gehaltenem herben Kampffe wieder Hages/ in ihm
Drittes Buch. die Groß Fuͤrſtin: So iſt auch ohn zweiffel mein Nahme zu unwirdig/ ſagte das Fraͤulein/daß er von meinem Gn. Fuͤrſten gefuͤhret werde. Er hingegen erboht ſich alle Muͤhe an- zuwenden/ daß dieſer Nahme unbeſchimpfet bliebe. Darauff gingen ſie mit einander nach der Ruſtkammer/ und nahmen zierliche Amazoniſche Waffen heraus/ auch einen verguͤl- deten/ und mit aͤdlen Steinen außgeziereten Bogen/ neben einen helffenbeinen Koͤcher mit verguͤldeten Pfeilen/ die ihm ein Juͤngling in Amazoniſcher Kleidung nachfuͤhren ſol- te. Der Helm wahr oben etwas zugeſpitzet/ und zu oberſt ein fligender Drache mit arffge- ſperretem Rachen. Der Rock/ welchen die Groß Fuͤrſtin herzu brachte/ wahr ein trefliches Guͤldenſtuͤk/ Leibfarbe durchſcheinend/ welcher nach Amazoniſcher Art nur etwas uͤber die Knie reichete. Ladiſla gelangete vier Wochen nach gehaltenem herben Kampffe wieder Hages/ in ihm
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Drittes Buch.
die Groß Fuͤrſtin: So iſt auch ohn zweiffel mein Nahme zu unwirdig/ ſagte das Fraͤulein/
daß er von meinem Gn. Fuͤrſten gefuͤhret werde. Er hingegen erboht ſich alle Muͤhe an-
zuwenden/ daß dieſer Nahme unbeſchimpfet bliebe. Darauff gingen ſie mit einander nach
der Ruſtkammer/ und nahmen zierliche Amazoniſche Waffen heraus/ auch einen verguͤl-
deten/ und mit aͤdlen Steinen außgeziereten Bogen/ neben einen helffenbeinen Koͤcher
mit verguͤldeten Pfeilen/ die ihm ein Juͤngling in Amazoniſcher Kleidung nachfuͤhren ſol-
te. Der Helm wahr oben etwas zugeſpitzet/ und zu oberſt ein fligender Drache mit arffge-
ſperretem Rachen. Der Rock/ welchen die Groß Fuͤrſtin herzu brachte/ wahr ein trefliches
Guͤldenſtuͤk/ Leibfarbe durchſcheinend/ welcher nach Amazoniſcher Art nur etwas uͤber
die Knie reichete.
Ladiſla gelangete vier Wochen nach gehaltenem herben Kampffe wieder Hages/ in
einer Stad an/ woſelbſt er in einer Herberge zwoͤlf Mediſche Ritter antraff/ die er freund-
lich gruͤſſete/ und von ihnen hinwiederumb hoͤflich empfangen ward/ vernam auch bey der
Mahlzeit/ daß ein eilfertiger Poſt Reuter vermeldet haͤtte/ es wuͤrde zu Ekbatana ein rit-
terliches Stechen gehaltẽ werden/ dahin ſie zuzihen willens waͤhren. Er beredete ſich kuͤrz-
lich mit Leches/ in Geſelſchaft dieſer Ritter fortzureiſen/ weil er nicht beſſer/ als durch ſol-
che Gelegenheit von Herkules und ſeiner Fraͤulein Schweſter/ auch wol gar von Fabius
Zeitung erfahren koͤnte. Weil dann Leches ohn daß bey ſolchen Ritterſpielen ſich gerne
finden ließ/ riht er fleiſſig mit zu/ nur daß er fragete/ wie ſie es mit ihrem verwundeten Ty-
riotes machen wolten/ der am Fieber hart darnieder laͤge. Der muß uns nicht hinderlich
ſeyn/ ſagte Ladiſla/ kan er dann nicht mit reiten/ ſo laſſe er ſich heilen/ und folge nach. Auff
ſolchen gefaſſeten Schluß redete er die Verſamleten alſo an: Ich vernehme gerne/ daß eu-
re Tapfferkeit euch anſtraͤnget/ auff angeſetzetem Stechen/ Ruhm und Ehre zu ſuchen; ob
nun zwar meine Haͤuptreiſe eigentlich dahin nicht gerichtet iſt/ ſol mir doch dieſer Umb-
ſchweiff nicht verdrißlich ſeyn/ dafern meinen Herren es nicht mißfaͤllig iſt/ mich und mei-
nen Gefaͤrten in ihre Geſelſchafft auffzunehmen/ da wir dann alle Gefahr der Reiſe mit
ihnen gemein haben/ uñ unſer Leben neben das ihre zu algemeinem Schutze hinſtellen wol-
ken. Der anſehnlichſte unter ihnen antwortete: Sie laͤgen zu dem Ende alhier ſtille/ daß
ſie gute Geſelſchafft antreffen moͤchten/ weil ohn zweiffel das außgeſchriebene Ritterſpiel
die Straſſen unſicher machen duͤrfte; wuͤnſcheten demnach/ daß ihre Schaar fuͤnffmahl
ſtaͤrcker waͤhre/ und ſie deſto ſicherer durchgehen koͤnten. Boßhaffte Raͤuber/ ſagte Ladiſla/
ſollen uns wol ungeſchaͤndet laſſen/ wann wir uns mit allerhand Gewehr verſehen/ und
unſere Diener mit Geſchoß außruͤſten; ſo wollẽ wir gute feſte Speere neben den Schwer-
tern fuͤhren/ und unter der Goͤtter begleitung Morgen fruh auffbrechen/ vielleicht mehret
ſich unſer Hauffe auff dem Wege mehr als wir gedenken. Er befahl dem Wirte alsbald/
nach allerhand gutem Gewehr zu ſchicken/ welches er aus ſeinem Beutel bezahlete/ daß
ihrer ſchon 30 bewehrter Mann wahren: Durch welchen kuͤhnen Vorſchlag und ange-
wendete Koſten er erlangete/ daß ſie ihn einhellig zum Hauptmann auffworffen/ deſſen er
fich zwar wegerte/ aber doch endlich annehmen muſte/ wiewol er dieſe Bedingung hinzu
ſetzete/ das mit ſolchem Amte ſie taͤglich umbwechſeln wolten. Hernach fragete er den
Wund Arzt/ ob Tyriotes zum reiten duͤchtig waͤhre; uñ als er ein wiedriges vernam/ ließ eꝛ
ihm
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/704>, abgerufen am 29.06.2024. |