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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
liegen lassen solte; welches der Bube mit Ohren anhörend/ ein schrekliches Geheule anfing/
muste aber noch solche Straffe ausstehen/ da er sich dann vollends verblutete/ und die See-
le auffgab. Der von Leches zuerst gefellete wahr noch am Leben/ welches die unsern nicht
wahr nahmen/ und davon zogen/ daher seine Diener ihn auffhuben/ und in der eile verbun-
den/ daß er noch das Leben behielt/ wiewol er an beyden Armen lahm blieb. Die Kauff Ge-
selschafft erfreuete sich des Sieges höchlich/ tahten unsern Helden grosse Ehre an/ und lies-
sen Tyriotes nebest den unsern (welche etliche/ wiewol geringe Wunden bekommen hatten)
fleissig verbinden/ setzeten ihren Weg fort/ und merketen unterschiedliche Räuber Schaar
auff der folgenden Reise/ welche aber/ umb daß sie zu schwach waren/ nicht ansetzen durfften.

Der verwundete Kleon ward von Fr. Statiren fleissig gewartet/ die sich gegen ihn
hefftig verliebet befand/ daher sie ihn täglich besuchete und tröstete/ daß sie willens währe/
ihn vor ihren Diener anzunehmen; ja sie scheuhete sich nicht/ der Verbindung selbst beyzu-
wohnen/ und seines Leibes Gestalt zubesichtigen/ wodurch sie je mehr und mehr zu unzimli-
chen Begierden gereizet ward/ welche sie/ da er wieder gehen kunte/ ihm nicht lange verber-
gen wolte/ sondern unverschämter weise andeutete/ sie hätte eine sonderliche Zuneigung zu
ihm/ weil sie aus seiner Tapfferkeit und guter Leibesgestalt leicht urteilete/ daß er nicht von
Knechtischen Eltern/ sondern von gutem Adel müste entsprossen seyn. Dieser Anmuhtung
ward sein Gemüht verworrener/ als alles übrigen Unglüks/ wolte auch solche Reden nicht
verstehen/ sondern als hätte sie etwa von ehrlicher Huld und Gnade geredet/ gab er demüh-
tig zur Antwort: Er bedankete sich der hohen Gnade/ die er nicht verdienen könte/ mit Bit-
te/ in derselben beharlich zuverbleiben; Er hingegen wolte in allen Ehrendiensten sich alle-
mal als ihren bereitwilligsten Knecht finden lassen; welches sie aber seiner Einfalt zuschrieb.
Zween Tage nach seiner völligen Gesundheit empfing Nabarzanes Schreiben von seinem
Fürsten Gobares/ zu ihm zukommen/ dahin er seinen neuen Diener Kleon mitzunehmen
willens wahr; weil aber sein Gemahl es nicht zugeben wolte/ einwendend/ dz der Fürst ihm
allemahl seine besten Diener abspänstigte/ ließ er ihn daheim/ mit Befehl/ seinem Gemahl
in allem volkommenen Gehorsam zuleisten; Dieser währe ungleich lieber mitgereiset/ sahe
aber/ daß die Frau es verhinderte/ dessen Ursach ihm so gar unbewust nicht wahr; wie sie
dann überdas ihm solches noch desselbigen Tages nach seines Herrn Abschied so viel klä-
rer zuverstehen gab/ da sie ungescheuhet zu ihm sagete: Mein geliebter Kleon/ als Bruder/
ihr habt meine herzliche Gewogenheit vor weniger Zeit von mir verstanden/ welche sieder
dem sich nicht gemindert/ sondern größlich gemehret hat; und warumb solte ichs euch viel
mit verblümter Rede vortragen? Meine Meynung ist/ daß ihr meiner Hulde/ als eines
geliebeten und ergebenen Buhlen sollet mächtig seyn; könnet euch demnach wol rühmen/
daß wegen eurer guten Gestalt/ Sitten und Tapfferkeit ich euch dasselbe anbiete/ was gros-
se Herren mit trefflichen Geschenken vergeblich gesucht haben. Kleon sahe des Weibes un-
verschämte Kühnheit/ wuste nicht/ was er ihr antworten solte/ und sagete endlich: Gnädi-
ge Frau; mir zweifelt nicht/ Eure Gn. in Betrachtung ihres und meines Standes/ ein sol-
ches nur zum Scherze reden/ um mich zuprüfen/ ob ich so kühn seyn/ und meinem Gn. Herrn
einige Schande an seinem allerliebsten Gemahl anzulegen mich dürffte gelüsten lassen/ wo-
vor mich aber die Götter schon behüten werden; bitte demnach untertähnig/ dieselbe wolle

auff
O o o o

Drittes Buch.
liegen laſſen ſolte; welches der Bube mit Ohrẽ anhoͤrend/ ein ſchrekliches Geheule anfing/
muſte aber noch ſolche Straffe ausſtehen/ da er ſich dann vollends verblutete/ und die See-
le auffgab. Der von Leches zuerſt gefellete wahr noch am Leben/ welches die unſern nicht
wahr nahmen/ und davon zogen/ daher ſeine Diener ihn auffhuben/ und in der eile verbun-
den/ daß er noch das Leben behielt/ wiewol er an beyden Armen lahm blieb. Die Kauff Ge-
ſelſchafft erfreuete ſich des Sieges hoͤchlich/ tahten unſern Helden groſſe Ehre an/ und lieſ-
ſen Tyriotes nebeſt den unſern (welche etliche/ wiewol geringe Wunden bekommen hattẽ)
fleiſſig verbinden/ ſetzeten ihren Weg fort/ und merketen unterſchiedliche Raͤuber Schaar
auff der folgenden Reiſe/ welche aber/ umb daß ſie zu ſchwach waren/ nicht anſetzen durfftẽ.

Der verwundete Kleon ward von Fr. Statiren fleiſſig gewartet/ die ſich gegen ihn
hefftig verliebet befand/ daher ſie ihn taͤglich beſuchete und troͤſtete/ daß ſie willens waͤhre/
ihn vor ihren Diener anzunehmen; ja ſie ſcheuhete ſich nicht/ der Verbindung ſelbſt beyzu-
wohnen/ und ſeines Leibes Geſtalt zubeſichtigen/ wodurch ſie je mehr und mehr zu unzimli-
chen Begierden gereizet ward/ welche ſie/ da er wieder gehen kunte/ ihm nicht lange verber-
gen wolte/ ſondern unverſchaͤmter weiſe andeutete/ ſie haͤtte eine ſonderliche Zuneigung zu
ihm/ weil ſie aus ſeiner Tapfferkeit und guter Leibesgeſtalt leicht urteilete/ daß er nicht von
Knechtiſchen Eltern/ ſondern von gutem Adel müſte entſproſſen ſeyn. Dieſer Anmuhtung
ward ſein Gemuͤht verworrener/ als alles uͤbrigen Ungluͤks/ wolte auch ſolche Reden nicht
verſtehen/ ſondern als haͤtte ſie etwa von ehrlicher Huld und Gnade geredet/ gab er demuͤh-
tig zur Antwort: Er bedankete ſich der hohen Gnade/ die er nicht verdienen koͤnte/ mit Bit-
te/ in derſelben beharlich zuverbleiben; Er hingegen wolte in allen Ehrendienſten ſich alle-
mal als ihren bereitwilligſtẽ Knecht finden laſſen; welches ſie aber ſeiner Einfalt zuſchrieb.
Zween Tage nach ſeiner voͤlligen Geſundheit empfing Nabarzanes Schreiben von ſeinem
Fuͤrſten Gobares/ zu ihm zukommen/ dahin er ſeinen neuen Diener Kleon mitzunehmen
willens wahr; weil aber ſein Gemahl es nicht zugeben wolte/ einwendend/ dz der Fuͤrſt ihm
allemahl ſeine beſten Diener abſpaͤnſtigte/ ließ er ihn daheim/ mit Befehl/ ſeinem Gemahl
in allem volkommenen Gehorſam zuleiſten; Dieſer waͤhre ungleich lieber mitgereiſet/ ſahe
aber/ daß die Frau es verhinderte/ deſſen Urſach ihm ſo gar unbewuſt nicht wahr; wie ſie
dann uͤberdas ihm ſolches noch deſſelbigen Tages nach ſeines Herrn Abſchied ſo viel klaͤ-
rer zuverſtehen gab/ da ſie ungeſcheuhet zu ihm ſagete: Mein geliebter Kleon/ als Bruder/
ihr habt meine herzliche Gewogenheit vor weniger Zeit von mir verſtanden/ welche ſieder
dem ſich nicht gemindert/ ſondern groͤßlich gemehret hat; und warumb ſolte ichs euch viel
mit verbluͤmter Rede vortragen? Meine Meynung iſt/ daß ihr meiner Hulde/ als eines
geliebeten und ergebenen Buhlen ſollet maͤchtig ſeyn; koͤnnet euch demnach wol ruͤhmen/
daß wegen eurer guten Geſtalt/ Sitten und Tapfferkeit ich euch daſſelbe anbiete/ was groſ-
ſe Herren mit trefflichen Geſchenken vergeblich geſucht haben. Kleon ſahe des Weibes un-
verſchaͤmte Kuͤhnheit/ wuſte nicht/ was er ihr antworten ſolte/ und ſagete endlich: Gnaͤdi-
ge Frau; mir zweifelt nicht/ Eure Gn. in Betrachtung ihres und meines Standes/ ein ſol-
ches nur zum Scherze reden/ um mich zupruͤfen/ ob ich ſo kuͤhn ſeyn/ uñ meinem Gn. Herꝛn
einige Schande an ſeinem allerliebſten Gemahl anzulegen mich duͤrffte geluͤſten laſſen/ wo-
vor mich aber die Goͤtter ſchon behuͤten werden; bitte demnach untertaͤhnig/ dieſelbe wolle

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[657/0695] Drittes Buch. liegen laſſen ſolte; welches der Bube mit Ohrẽ anhoͤrend/ ein ſchrekliches Geheule anfing/ muſte aber noch ſolche Straffe ausſtehen/ da er ſich dann vollends verblutete/ und die See- le auffgab. Der von Leches zuerſt gefellete wahr noch am Leben/ welches die unſern nicht wahr nahmen/ und davon zogen/ daher ſeine Diener ihn auffhuben/ und in der eile verbun- den/ daß er noch das Leben behielt/ wiewol er an beyden Armen lahm blieb. Die Kauff Ge- ſelſchafft erfreuete ſich des Sieges hoͤchlich/ tahten unſern Helden groſſe Ehre an/ und lieſ- ſen Tyriotes nebeſt den unſern (welche etliche/ wiewol geringe Wunden bekommen hattẽ) fleiſſig verbinden/ ſetzeten ihren Weg fort/ und merketen unterſchiedliche Raͤuber Schaar auff der folgenden Reiſe/ welche aber/ umb daß ſie zu ſchwach waren/ nicht anſetzen durfftẽ. Der verwundete Kleon ward von Fr. Statiren fleiſſig gewartet/ die ſich gegen ihn hefftig verliebet befand/ daher ſie ihn taͤglich beſuchete und troͤſtete/ daß ſie willens waͤhre/ ihn vor ihren Diener anzunehmen; ja ſie ſcheuhete ſich nicht/ der Verbindung ſelbſt beyzu- wohnen/ und ſeines Leibes Geſtalt zubeſichtigen/ wodurch ſie je mehr und mehr zu unzimli- chen Begierden gereizet ward/ welche ſie/ da er wieder gehen kunte/ ihm nicht lange verber- gen wolte/ ſondern unverſchaͤmter weiſe andeutete/ ſie haͤtte eine ſonderliche Zuneigung zu ihm/ weil ſie aus ſeiner Tapfferkeit und guter Leibesgeſtalt leicht urteilete/ daß er nicht von Knechtiſchen Eltern/ ſondern von gutem Adel müſte entſproſſen ſeyn. Dieſer Anmuhtung ward ſein Gemuͤht verworrener/ als alles uͤbrigen Ungluͤks/ wolte auch ſolche Reden nicht verſtehen/ ſondern als haͤtte ſie etwa von ehrlicher Huld und Gnade geredet/ gab er demuͤh- tig zur Antwort: Er bedankete ſich der hohen Gnade/ die er nicht verdienen koͤnte/ mit Bit- te/ in derſelben beharlich zuverbleiben; Er hingegen wolte in allen Ehrendienſten ſich alle- mal als ihren bereitwilligſtẽ Knecht finden laſſen; welches ſie aber ſeiner Einfalt zuſchrieb. Zween Tage nach ſeiner voͤlligen Geſundheit empfing Nabarzanes Schreiben von ſeinem Fuͤrſten Gobares/ zu ihm zukommen/ dahin er ſeinen neuen Diener Kleon mitzunehmen willens wahr; weil aber ſein Gemahl es nicht zugeben wolte/ einwendend/ dz der Fuͤrſt ihm allemahl ſeine beſten Diener abſpaͤnſtigte/ ließ er ihn daheim/ mit Befehl/ ſeinem Gemahl in allem volkommenen Gehorſam zuleiſten; Dieſer waͤhre ungleich lieber mitgereiſet/ ſahe aber/ daß die Frau es verhinderte/ deſſen Urſach ihm ſo gar unbewuſt nicht wahr; wie ſie dann uͤberdas ihm ſolches noch deſſelbigen Tages nach ſeines Herrn Abſchied ſo viel klaͤ- rer zuverſtehen gab/ da ſie ungeſcheuhet zu ihm ſagete: Mein geliebter Kleon/ als Bruder/ ihr habt meine herzliche Gewogenheit vor weniger Zeit von mir verſtanden/ welche ſieder dem ſich nicht gemindert/ ſondern groͤßlich gemehret hat; und warumb ſolte ichs euch viel mit verbluͤmter Rede vortragen? Meine Meynung iſt/ daß ihr meiner Hulde/ als eines geliebeten und ergebenen Buhlen ſollet maͤchtig ſeyn; koͤnnet euch demnach wol ruͤhmen/ daß wegen eurer guten Geſtalt/ Sitten und Tapfferkeit ich euch daſſelbe anbiete/ was groſ- ſe Herren mit trefflichen Geſchenken vergeblich geſucht haben. Kleon ſahe des Weibes un- verſchaͤmte Kuͤhnheit/ wuſte nicht/ was er ihr antworten ſolte/ und ſagete endlich: Gnaͤdi- ge Frau; mir zweifelt nicht/ Eure Gn. in Betrachtung ihres und meines Standes/ ein ſol- ches nur zum Scherze reden/ um mich zupruͤfen/ ob ich ſo kuͤhn ſeyn/ uñ meinem Gn. Herꝛn einige Schande an ſeinem allerliebſten Gemahl anzulegen mich duͤrffte geluͤſten laſſen/ wo- vor mich aber die Goͤtter ſchon behuͤten werden; bitte demnach untertaͤhnig/ dieſelbe wolle auff O o o o

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/695>, abgerufen am 22.12.2024.