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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
seinen verwundeten Spießgesellen stünde/ worauff der Groß Fürst als bald befahl daß er
aus der Herberge/ in welche er/ sich heilen zu lassen/ eingekehret wahr/ nach dem Schlosse
gehohlet/ und auffs beste gepfleget würde. Nach abgetragenen Speisen fragete die Groß-
Fürstin Herkules nach Königs Ladaisla Wolergehen; und vernam/ daß sie auff der Reise
nicht aneinander getroffen/ hoffete doch/ dafern er auff dem Wege keine Verhindernis
gehabt/ dürffte er schon in Parthen angelanget seyn. Pharnabazus fragete nach Leches/
welchen er wegen seiner Rittermässigkeit sehr rühmete/ mit wünschung/ die Gelegenheit
zu haben/ daß er ihm einige Dienste und Freundschafft leisten könte; fragete auch nach sei-
nem Stande und Herkommen/ und wahr ihm liebe/ zuvernehmen/ das er nicht von gerin-
gem Adel/ sondern Herrenstandes währe/ so daß er der Mutter nach/ dem Königlichen
Geblüte verwand/ weil ohngefehr vor 100 und mehr Jahren/ seine Großälter Mutter/ ei-
nes Königes aus Böhmen Tochter/ sich an einen vornehmen Teutschen Herrn verhey-
rahtet hätte. Die Groß Fürstin fragete ihren Bruder/ was vor Kundschaft er mit diesem
Ritter hätte; worauff er ihr erzählete/ wie sie auff dem Freystechen zu Padua in Kund-
schafft gerahten/ und er an demselben einen scharffen Gegenstecher gehabt hätte. Der Tag
ward mit allerhand freundlicher Unterredung zugebracht/ und hielt endlich Herkules fleis-
sig an/ daß ihm folgendes tages seine Reise nach Charas möchte verstattet werden; weil
ihn aber der Groß Fürst versicherte/ es könte ihm aus gar zu schleuniger Eile/ Ungelegen-
heit zuwachsen/ muste er sich auffhalten lassen/ und zu Ekbatana länger bleiben/ als ihm
lieb und angenehm wahr.

Ladisla/ wie droben erwähnet/ wahr umb seinen geliebeten Fabius herzlich beküm-
mert/ und erhielt bey seiner Geselschaft so viel/ daß sie ihm zugefallen zween Tage in dem
Flecken stille lagen/ da er alle Stunden der Hoffnung gelebete/ er würde sich loß machen
und nachfolgen; weil aber alles harren vergeblich wahr/ nam er von seiner Geselschafft
abschied/ richtete seinen Weg auff Persen zu/ und hatte Leches/ den Dolmetscher/ und drey
Knechte bey sich/ deren jeder ein Handpferd mit Golde und Kleinoten belegt/ an der Hand
führete. Seine Reise hielt er fast Sudost/ daß er auch bißweilen gar in das Fürstentuhm
Susiana rückete/ wiewol er kurze Tagereisen taht/ und zuzeiten an einem Orte etliche Tage
stille lag/ ob er von Fabius etwas vernehmen möchte. Einsmahls/ wie er in den Susia-
nischen Grenzen Herberge nam/ traff er einen ansehnlichen Herrn an/ mit welchem er zwar
Kundschaft machete/ aber doch nicht erfahren kunte/ von wannen/ und wer er eigentlich
wahr; wiewol er ihm zuvernehmen gab/ daß er nunmehr ins dritte Jahr sich in diesen
weitläuftigen Morgenländern auffhielte/ welche er auch/ aus Liebe/ die Welt zuerkennen/
in die länge und breite/ als von dem Mittelmeer biß an den Ganges/ und von dem Persi-
schen biß an das Kaspische/ durchzogen und besehen hätte; es wird aber mein Herr erfah-
ren/ sagte er/ was vor eine nahmhaffte Verenderung in kurzem vorgehen/ und den Par-
thischen Stuel aus seiner alten Stelle verrücken werde/ massen ich an allen fürstlichen Hö-
fen merke/ daß man der Arsazischen Herschaft von Herzen müde ist/ welches man nirgend
unvorsichtiger/ als an diesem Susianischen außschläget/ und dannoch zugleich vor sehr
klug wil gehalten seyn. Doch scheinet/ daß dieser Fürst darunter seinen sonderlichen Geitz-
Vortel spiele/ um unter diesem Dekmantel die Unterthanen durch ungewöhnliche Schatzun-

gen

Drittes Buch.
ſeinen verwundeten Spießgeſellen ſtuͤnde/ worauff der Groß Fuͤrſt als bald befahl daß er
aus der Herberge/ in welche er/ ſich heilen zu laſſen/ eingekehret wahr/ nach dem Schloſſe
gehohlet/ und auffs beſte gepfleget wuͤrde. Nach abgetragenen Speiſen fragete die Groß-
Fuͤrſtin Herkules nach Koͤnigs Ladaiſla Wolergehen; und vernam/ daß ſie auff der Reiſe
nicht aneinander getroffen/ hoffete doch/ dafern er auff dem Wege keine Verhindernis
gehabt/ duͤrffte er ſchon in Parthen angelanget ſeyn. Pharnabazus fragete nach Leches/
welchen er wegen ſeiner Rittermaͤſſigkeit ſehr ruͤhmete/ mit wuͤnſchung/ die Gelegenheit
zu haben/ daß er ihm einige Dienſte und Freundſchafft leiſten koͤnte; fragete auch nach ſei-
nem Stande und Herkommen/ und wahr ihm liebe/ zuvernehmen/ das er nicht von gerin-
gem Adel/ ſondern Herrenſtandes waͤhre/ ſo daß er der Mutter nach/ dem Koͤniglichen
Gebluͤte verwand/ weil ohngefehr vor 100 und mehr Jahren/ ſeine Großaͤlter Mutter/ ei-
nes Koͤniges aus Boͤhmen Tochter/ ſich an einen vornehmen Teutſchen Herrn verhey-
rahtet haͤtte. Die Groß Fuͤrſtin fragete ihren Bruder/ was vor Kundſchaft er mit dieſem
Ritter haͤtte; worauff er ihr erzaͤhlete/ wie ſie auff dem Freyſtechen zu Padua in Kund-
ſchafft gerahten/ und er an demſelben einen ſcharffen Gegenſtecher gehabt haͤtte. Der Tag
ward mit allerhand freundlicher Unterredung zugebracht/ uñ hielt endlich Herkules fleiſ-
ſig an/ daß ihm folgendes tages ſeine Reiſe nach Charas moͤchte verſtattet werden; weil
ihn aber der Groß Fuͤrſt verſicherte/ es koͤnte ihm aus gar zu ſchleuniger Eile/ Ungelegen-
heit zuwachſen/ muſte er ſich auffhalten laſſen/ und zu Ekbatana laͤnger bleiben/ als ihm
lieb und angenehm wahr.

Ladiſla/ wie droben erwaͤhnet/ wahr umb ſeinen geliebeten Fabius herzlich bekuͤm-
mert/ und erhielt bey ſeiner Geſelſchaft ſo viel/ daß ſie ihm zugefallen zween Tage in dem
Flecken ſtille lagen/ da er alle Stunden der Hoffnung gelebete/ er wuͤrde ſich loß machen
und nachfolgen; weil aber alles harren vergeblich wahr/ nam er von ſeiner Geſelſchafft
abſchied/ richtete ſeinen Weg auff Perſen zu/ und hatte Leches/ den Dolmetſcher/ und drey
Knechte bey ſich/ deren jeder ein Handpferd mit Golde und Kleinoten belegt/ an der Hand
fuͤhrete. Seine Reiſe hielt er faſt Sudoſt/ daß er auch bißweilen gar in das Fuͤrſtentuhm
Suſiana ruͤckete/ wiewol er kurze Tagereiſen taht/ und zuzeiten an einem Orte etliche Tage
ſtille lag/ ob er von Fabius etwas vernehmen moͤchte. Einsmahls/ wie er in den Suſia-
niſchen Grenzen Herberge nam/ traff er einen anſehnlichẽ Herrn an/ mit welchem er zwar
Kundſchaft machete/ aber doch nicht erfahren kunte/ von wannen/ und wer er eigentlich
wahr; wiewol er ihm zuvernehmen gab/ daß er nunmehr ins dritte Jahr ſich in dieſen
weitlaͤuftigen Morgenlaͤndern auffhielte/ welche er auch/ aus Liebe/ die Welt zuerkennen/
in die laͤnge und breite/ als von dem Mittelmeer biß an den Ganges/ und von dem Perſi-
ſchen biß an das Kaſpiſche/ durchzogen und beſehen haͤtte; es wird aber mein Herr erfah-
ren/ ſagte er/ was vor eine nahmhaffte Verenderung in kurzem vorgehen/ und den Par-
thiſchen Stuel aus ſeiner alten Stelle verruͤcken werde/ maſſen ich an allen fuͤrſtlichen Hoͤ-
fen merke/ daß man der Arſaziſchen Herſchaft von Herzen muͤde iſt/ welches man nirgend
unvorſichtiger/ als an dieſem Suſianiſchen außſchlaͤget/ und dannoch zugleich vor ſehr
klug wil gehalten ſeyn. Doch ſcheinet/ daß dieſer Fuͤrſt darunter ſeinen ſonderlichen Geitz-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/686>, abgerufen am 22.12.2024.