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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
nem Worte gedachte/ als ob er nichts davon wüste; so wolte ihrer niemand antworten/ um
ihn dadurch zureizen/ daß er seinen anmuhtigen Worten noch länger folge gäbe. Weil er
aber geschlossen hatte/ sagte Mazeus endlich: Durchl. Fürst/ es muß warlich ihr Tentsch-
land treflich gelehrte Manner haben/ welche der Jugend so hohen Verstand so frühzeitig
beybrigen/ und in der ersten Frecheit der kindischen Jahre sie zur Tugend anführen können.
Man hat ja vor diesem in Persen auch weise Lehrer gehabt; aber heut zu tage finde ich bey
ihnen nur dieses/ daß sie uns diesen oder jenen Stern am Himmel zeigen/ und mit ertichte-
ten Kreissen uns ihren Lauff einbilden; dann fahen sie von deren Wirkungen an: Dieser
bringe trockene Dürre; Jener nasse Feuchte; Unter jenem Gestirn gebohren werden/ ma-
che beherzt; unter diesem gelehrt/ reich/ faul/ aberwitzig/ glüklich/ frech/ wollüstig/ und so fort
an; Aber wie unsere Seele mit Gottesfurcht und Tugend müsse ausgeschmücket werden/
davon wissen sie nichts/ wie solches ihr Leben und Wandel gnugsame anzeige tuht/ in dem
sie in aller Unzucht und Schande sich wälzen/ und zum Nuz des Vaterlandes keine Ader
anwenden. Das sind die allerschädlichsten Lehrer/ sagte Herkules/ die mit ihrem Leben ein
Haus niderreissen/ wann sie durch die Kunst etwa eine Wand getünchet haben; wiewol
ich ihre Unterrichtung und Lehre selbst vor schädlich halte/ als wodurch sie die jhnen anver-
trauete Jugend entweder sicher oder verzagt machen/ da einer gedenket/ mein guter Stern
wird mir schon das versprochene Glük zuwenden; Der ander: Meine Mühe nach dem
guten ist umsonst/ weil mein Himmelszeichen mir daran verhinderlich ist/ und sie also alle
beyde durch Verleitung ihres Lehrmeisters ins Verderben gerahten. Aber gibt es in die-
sen Ländern sonst keine andere Lehrer? Jenes elende Weib/ sagte er/ welches dem Löuen fast
im Rachen steckete/ ließ unter ihrer Danksagung sich etlicher Reden merken/ aus welchen
ich muhtmasse/ daß sie in der Gottesfurcht zimlich müsse unterwiesen seyn/ gestaltsam sie
mir einen nennete/ welcher von den Christen (wie man sie heisset) vor den wahren GOttes
Sohn gehalten wird. Ja/ antwortete Mazeus/ es finden sich dieser Orten auch Christen/
und zwar unter den gemeinen Leuten/ in zimlicher Menge; doch müssen sie sich in ihrem
Glauben heimlich halten/ weil ihre Verfolger ein wachsames Auge auff sie haben/ und sie
zur erschreklichen Straffe zihen/ da sie einige Missetaht auff sie bringen können. So ist ü-
berdas ihnen jederman gehässig/ weil sie alle andere Götter verachten/ und/ wie man saget/
einen Gekreuzigten anbehten/ und über alles erheben. Nichts desto weniger stehen sie auff
ihrer Meynung so feste/ daß sie auch durch Feur und Schwert davon nicht mögen abge-
bracht werden. Aber ihre Lehrer werden von uns nicht gehöret/ damit man sich mit ihrem
törichten Aberglauben nicht beschmitze. Herkules gab zur Antwort: Ich habe die Christen
zu Rom auch lernen kennen/ und anfangs nicht anders gemeynet/ sie währen ein wahnwit-
ziges/ und ihrer Sinnen beraubetes Volk/ daß ich ihrer neben andern zuspotten pflag/ da
ich doch/ meines wissens/ keinen gesehen hatte; aber so bald ich dessen besser unterrichtet
ward/ und ihren erbaren Wandel und heilige Werke sahe/ bekam ich Lust/ mich ihres Got-
tesdienstes etwas besser zuerkündigen/ befand auch/ daß ihre Widerwärtigen ihnen viel
dinges aufdringen/ dessen sie durchaus nicht schuldig sind. Zwar man gibt insgemein vor/
sie geben ursach zu Auffruhr/ sie treiben Unkeuscheit bey ihrem Gottesdienste/ und was der
Aufflagen mehr sind; aber wie kan solches und der gleichen von ihnen gemuhtmasset wer-

den?

Drittes Buch.
nem Worte gedachte/ als ob er nichts davon wuͤſte; ſo wolte ihrer niemand antworten/ um
ihn dadurch zureizen/ daß er ſeinen anmuhtigen Worten noch laͤnger folge gaͤbe. Weil er
aber geſchloſſen hatte/ ſagte Mazeus endlich: Durchl. Fuͤrſt/ es muß warlich ihr Tentſch-
land treflich gelehrte Manner haben/ welche der Jugend ſo hohen Verſtand ſo fruͤhzeitig
beybrigen/ und in der erſten Frecheit der kindiſchen Jahre ſie zur Tugend anfuͤhren koͤñen.
Man hat ja vor dieſem in Perſen auch weiſe Lehrer gehabt; aber heut zu tage finde ich bey
ihnen nur dieſes/ daß ſie uns dieſen oder jenen Stern am Himmel zeigen/ und mit ertichte-
ten Kreiſſen uns ihren Lauff einbilden; dann fahen ſie von deren Wirkungen an: Dieſer
bringe trockene Duͤrre; Jener naſſe Feuchte; Unter jenem Geſtirn gebohren werden/ ma-
che beherzt; unter dieſem gelehrt/ reich/ faul/ aberwitzig/ gluͤklich/ frech/ wolluͤſtig/ und ſo fort
an; Aber wie unſere Seele mit Gottesfurcht und Tugend muͤſſe ausgeſchmuͤcket werden/
davon wiſſen ſie nichts/ wie ſolches ihr Leben und Wandel gnugſame anzeige tuht/ in dem
ſie in aller Unzucht und Schande ſich waͤlzen/ und zum Nuz des Vaterlandes keine Ader
anwenden. Das ſind die allerſchaͤdlichſten Lehrer/ ſagte Herkules/ die mit ihrem Leben ein
Haus niderreiſſen/ wann ſie durch die Kunſt etwa eine Wand getuͤnchet haben; wiewol
ich ihre Unterrichtung und Lehre ſelbſt vor ſchaͤdlich halte/ als wodurch ſie die jhnen anveꝛ-
trauete Jugend entweder ſicher oder verzagt machen/ da einer gedenket/ mein guter Stern
wird mir ſchon das verſprochene Gluͤk zuwenden; Der ander: Meine Muͤhe nach dem
guten iſt umſonſt/ weil mein Himmelszeichen mir daran verhinderlich iſt/ und ſie alſo alle
beyde durch Verleitung ihres Lehrmeiſters ins Verderben gerahten. Aber gibt es in die-
ſen Laͤndern ſonſt keine andere Lehrer? Jenes elende Weib/ ſagte er/ welches dem Loͤuen faſt
im Rachen ſteckete/ ließ unter ihrer Dankſagung ſich etlicher Reden merken/ aus welchen
ich muhtmaſſe/ daß ſie in der Gottesfurcht zimlich muͤſſe unterwieſen ſeyn/ geſtaltſam ſie
mir einen nennete/ welcher von den Chriſten (wie man ſie heiſſet) voꝛ den wahren GOttes
Sohn gehalten wird. Ja/ antwortete Mazeus/ es finden ſich dieſer Orten auch Chriſten/
und zwar unter den gemeinen Leuten/ in zimlicher Menge; doch muͤſſen ſie ſich in ihrem
Glauben heimlich halten/ weil ihre Verfolger ein wachſames Auge auff ſie haben/ und ſie
zur erſchreklichen Straffe zihen/ da ſie einige Miſſetaht auff ſie bringen koͤnnen. So iſt uͤ-
berdas ihnen jederman gehaͤſſig/ weil ſie alle andere Goͤtter verachten/ und/ wie man ſaget/
einen Gekreuzigten anbehten/ und uͤber alles erheben. Nichts deſto weniger ſtehen ſie auff
ihrer Meynung ſo feſte/ daß ſie auch durch Feur und Schwert davon nicht moͤgen abge-
bracht werden. Aber ihre Lehrer werden von uns nicht gehoͤret/ damit man ſich mit ihrem
toͤrichten Aberglauben nicht beſchmitze. Herkules gab zur Antwort: Ich habe die Chriſten
zu Rom auch lernen kennen/ und anfangs nicht anders gemeynet/ ſie waͤhren ein wahnwit-
ziges/ und ihrer Sinnen beraubetes Volk/ daß ich ihrer neben andern zuſpotten pflag/ da
ich doch/ meines wiſſens/ keinen geſehen hatte; aber ſo bald ich deſſen beſſer unterrichtet
ward/ und ihren erbaren Wandel und heilige Werke ſahe/ bekam ich Luſt/ mich ihres Got-
tesdienſtes etwas beſſer zuerkuͤndigen/ befand auch/ daß ihre Widerwaͤrtigen ihnen viel
dinges aufdringen/ deſſen ſie durchaus nicht ſchuldig ſind. Zwar man gibt insgemein voꝛ/
ſie geben urſach zu Auffruhr/ ſie treiben Unkeuſcheit bey ihrem Gottesdienſte/ und was der
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[644/0682] Drittes Buch. nem Worte gedachte/ als ob er nichts davon wuͤſte; ſo wolte ihrer niemand antworten/ um ihn dadurch zureizen/ daß er ſeinen anmuhtigen Worten noch laͤnger folge gaͤbe. Weil er aber geſchloſſen hatte/ ſagte Mazeus endlich: Durchl. Fuͤrſt/ es muß warlich ihr Tentſch- land treflich gelehrte Manner haben/ welche der Jugend ſo hohen Verſtand ſo fruͤhzeitig beybrigen/ und in der erſten Frecheit der kindiſchen Jahre ſie zur Tugend anfuͤhren koͤñen. Man hat ja vor dieſem in Perſen auch weiſe Lehrer gehabt; aber heut zu tage finde ich bey ihnen nur dieſes/ daß ſie uns dieſen oder jenen Stern am Himmel zeigen/ und mit ertichte- ten Kreiſſen uns ihren Lauff einbilden; dann fahen ſie von deren Wirkungen an: Dieſer bringe trockene Duͤrre; Jener naſſe Feuchte; Unter jenem Geſtirn gebohren werden/ ma- che beherzt; unter dieſem gelehrt/ reich/ faul/ aberwitzig/ gluͤklich/ frech/ wolluͤſtig/ und ſo fort an; Aber wie unſere Seele mit Gottesfurcht und Tugend muͤſſe ausgeſchmuͤcket werden/ davon wiſſen ſie nichts/ wie ſolches ihr Leben und Wandel gnugſame anzeige tuht/ in dem ſie in aller Unzucht und Schande ſich waͤlzen/ und zum Nuz des Vaterlandes keine Ader anwenden. Das ſind die allerſchaͤdlichſten Lehrer/ ſagte Herkules/ die mit ihrem Leben ein Haus niderreiſſen/ wann ſie durch die Kunſt etwa eine Wand getuͤnchet haben; wiewol ich ihre Unterrichtung und Lehre ſelbſt vor ſchaͤdlich halte/ als wodurch ſie die jhnen anveꝛ- trauete Jugend entweder ſicher oder verzagt machen/ da einer gedenket/ mein guter Stern wird mir ſchon das verſprochene Gluͤk zuwenden; Der ander: Meine Muͤhe nach dem guten iſt umſonſt/ weil mein Himmelszeichen mir daran verhinderlich iſt/ und ſie alſo alle beyde durch Verleitung ihres Lehrmeiſters ins Verderben gerahten. Aber gibt es in die- ſen Laͤndern ſonſt keine andere Lehrer? Jenes elende Weib/ ſagte er/ welches dem Loͤuen faſt im Rachen ſteckete/ ließ unter ihrer Dankſagung ſich etlicher Reden merken/ aus welchen ich muhtmaſſe/ daß ſie in der Gottesfurcht zimlich muͤſſe unterwieſen ſeyn/ geſtaltſam ſie mir einen nennete/ welcher von den Chriſten (wie man ſie heiſſet) voꝛ den wahren GOttes Sohn gehalten wird. Ja/ antwortete Mazeus/ es finden ſich dieſer Orten auch Chriſten/ und zwar unter den gemeinen Leuten/ in zimlicher Menge; doch muͤſſen ſie ſich in ihrem Glauben heimlich halten/ weil ihre Verfolger ein wachſames Auge auff ſie haben/ und ſie zur erſchreklichen Straffe zihen/ da ſie einige Miſſetaht auff ſie bringen koͤnnen. So iſt uͤ- berdas ihnen jederman gehaͤſſig/ weil ſie alle andere Goͤtter verachten/ und/ wie man ſaget/ einen Gekreuzigten anbehten/ und uͤber alles erheben. Nichts deſto weniger ſtehen ſie auff ihrer Meynung ſo feſte/ daß ſie auch durch Feur und Schwert davon nicht moͤgen abge- bracht werden. Aber ihre Lehrer werden von uns nicht gehoͤret/ damit man ſich mit ihrem toͤrichten Aberglauben nicht beſchmitze. Herkules gab zur Antwort: Ich habe die Chriſten zu Rom auch lernen kennen/ und anfangs nicht anders gemeynet/ ſie waͤhren ein wahnwit- ziges/ und ihrer Sinnen beraubetes Volk/ daß ich ihrer neben andern zuſpotten pflag/ da ich doch/ meines wiſſens/ keinen geſehen hatte; aber ſo bald ich deſſen beſſer unterrichtet ward/ und ihren erbaren Wandel und heilige Werke ſahe/ bekam ich Luſt/ mich ihres Got- tesdienſtes etwas beſſer zuerkuͤndigen/ befand auch/ daß ihre Widerwaͤrtigen ihnen viel dinges aufdringen/ deſſen ſie durchaus nicht ſchuldig ſind. Zwar man gibt insgemein voꝛ/ ſie geben urſach zu Auffruhr/ ſie treiben Unkeuſcheit bey ihrem Gottesdienſte/ und was der Aufflagen mehr ſind; aber wie kan ſolches und der gleichen von ihnen gemuhtmaſſet wer- den?

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/682>, abgerufen am 22.12.2024.