Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
zeige getahn/ dessen was mir begegnet; muß demnach eine sonderliche schickung Gottes
seyn/ daß ich mir diesen Weg erwählet/ und mir sonst viel einen andern vorgenommen hatte.
Vielleicht mag eurem Herrn diese unsere Freundschaft wol selbst unbewust seyn/ sagte Fr.
Roxane/ und wann ich fragen dürfte/ ob derselbe der Durchleuchtigste Groß Fürst aus
Teutschland währe/ würde ich mich so weit erkühnen; Ursach/ weil auff meines allerwer-
desten Freundes Herrn Herkuliskus anhalten/ ich unterschiedliche reitende Bohten auß-
geschikt habe/ umb zuvernehmen/ ob dessen Durchl. nicht in diesen Laudschaften anzutref-
fen sey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewisse Nachricht habe/
daß seine Durchleuchtigkeit sich über Meer begeben/ diesen meinen Freund aus Räuber
Händen zu erlösen. Valikules nam aus dieser Rede ab/ es müste seyn Fräulein an die-
sem Orte sehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (über dessen Anwesenheit er sich
freuete) wol gar ihr Geschlecht offenbahret haben/ und gab diese Antwort: Mich wundert
sehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn so eigentlich beschrieben hat/ welchen vor redlichen
Leuten zu verschweigen ich nicht Ursach habe; möchte wünschen/ daß ich nur in etwas
nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliskus haben könte/ ob derselbe annoch im Le-
ben und guter Gesundheit sey/ damit ich stündlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/
der sich in der Nähe auffhält/ diese so hoch gewünschete Zeitung bringen möchte. O ihr
Götter antwortete sie/ ist der so viel begehrete Fürst Herkules ankommen! O ihr mein gnä-
digstes herzallerliebstes Fräulein! Mit diesen Worten stutzete sie/ dann sie wahr nicht wil-
lens/ straks im anfange merken zu lassen/ daß sie ihres weiblichen Geschlechtes Kundschaft
hätte; aber der Brey wahr aus unvorsichtiger Freude schon verschüttet/ und sie aus
Valikules grosser Veränderung merkete/ daß er durch dieses Wort getroffen wahr; doch
fuhr sie fort; Mein Herr seumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF.
aus Teutschland/ neben Anmeldung meiner untertähnigen Ehrendienste diese Zeitung/
wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliskus guten Wolstand erfahren wil/ mö-
ge seine Durchl. mir seiner gehorsamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Bestztuhm
dieses geringen Schlosses/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwischen werde
ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliskus eine schleunige Bohtschaft abfertigen/
ihr (hier verredete sie sich abermahl) die glükliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims
wissen zu lassen. Valikules baht sehr/ mit dieser Abfertigung etwas einzuhalten; sein Gn.
Herr währe in der Nähe/ zweiffelte nicht/ er würde ihm die angenehmste Zeitung bringen.
Mazeus erboht sich mit zureiten/ aber er wehrete solches ab/ ihn versichernd/ daß er selbst
sich bald einstellen würde; nahm Abscheid/ und ritte mit seinen Leuten nach der vorigen
Herberge/ daselbst machete er die angestrichene Farbe ab/ legete ein köstliches Kleid an/
und putzete sich Fürstlich aus/ nachdem er Standeshalben schon erkennet wahr. Als er
mit den seinen nach dem Schlosse ritte/ sahe er/ daß Mazeus nebest seinem Gemahl und dem
Fräulein ihm ausserhalb Schlosses entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutschen hinten
nach führen liessen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ sprang er sehr zier-
lich vom Pferde/ als er zuvor dasselbe ein wenig auffs künstlichste getummelt hatte. Sein
Kleid wahr ein gülden Stük mit grüner Seiden durchwirket/ und mit Schmaragden reich-
lich besetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an stat des Helmes

trug
L l l l ij

Drittes Buch.
zeige getahn/ deſſen was mir begegnet; muß demnach eine ſonderliche ſchickung Gottes
ſeyn/ daß ich mir dieſen Weg erwaͤhlet/ und mir ſonſt viel einen andern vorgenom̃en hatte.
Vielleicht mag eurem Herrn dieſe unſere Freundſchaft wol ſelbſt unbewuſt ſeyn/ ſagte Fr.
Roxane/ und wann ich fragen duͤrfte/ ob derſelbe der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt aus
Teutſchland waͤhre/ wuͤrde ich mich ſo weit erkuͤhnen; Urſach/ weil auff meines allerwer-
deſten Freundes Herrn Herkuliſkus anhalten/ ich unterſchiedliche reitende Bohten auß-
geſchikt habe/ umb zuvernehmen/ ob deſſen Durchl. nicht in dieſen Laudſchaften anzutref-
fen ſey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewiſſe Nachricht habe/
daß ſeine Durchleuchtigkeit ſich uͤber Meer begeben/ dieſen meinen Freund aus Raͤuber
Haͤnden zu erloͤſen. Valikules nam aus dieſer Rede ab/ es muͤſte ſeyn Fraͤulein an die-
ſem Orte ſehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (uͤber deſſen Anweſenheit er ſich
freuete) wol gar ihr Geſchlecht offenbahret haben/ und gab dieſe Antwort: Mich wundert
ſehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn ſo eigentlich beſchrieben hat/ welchen vor redlichen
Leuten zu verſchweigen ich nicht Urſach habe; moͤchte wuͤnſchen/ daß ich nur in etwas
nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliſkus haben koͤnte/ ob derſelbe annoch im Le-
ben und guter Geſundheit ſey/ damit ich ſtuͤndlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/
der ſich in deꝛ Naͤhe auffhaͤlt/ dieſe ſo hoch gewuͤnſchete Zeitung bringen moͤchte. O ihr
Goͤtter antwortete ſie/ iſt der ſo viel begehrete Fuͤrſt Herkules ankom̃en! O ihr mein gnaͤ-
digſtes herzallerliebſtes Fraͤulein! Mit dieſen Worten ſtutzete ſie/ dann ſie wahr nicht wil-
lens/ ſtraks im anfange merken zu laſſen/ daß ſie ihres weiblichen Geſchlechtes Kundſchaft
haͤtte; aber der Brey wahr aus unvorſichtiger Freude ſchon verſchuͤttet/ und ſie aus
Valikules groſſer Veraͤnderung merkete/ daß er durch dieſes Wort getroffen wahr; doch
fuhr ſie fort; Mein Herr ſeumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF.
aus Teutſchland/ neben Anmeldung meiner untertaͤhnigen Ehrendienſte dieſe Zeitung/
wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliſkus guten Wolſtand erfahren wil/ moͤ-
ge ſeine Durchl. mir ſeiner gehorſamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Beſtztuhm
dieſes geringen Schloſſes/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwiſchen werde
ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliſkus eine ſchleunige Bohtſchaft abfertigen/
ihr (hier verredete ſie ſich abermahl) die gluͤkliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims
wiſſen zu laſſen. Valikules baht ſehr/ mit dieſer Abfertigung etwas einzuhalten; ſein Gn.
Herr waͤhre in der Naͤhe/ zweiffelte nicht/ er wuͤrde ihm die angenehmſte Zeitung bringen.
Mazeus erboht ſich mit zureiten/ aber er wehrete ſolches ab/ ihn verſichernd/ daß er ſelbſt
ſich bald einſtellen wuͤrde; nahm Abſcheid/ und ritte mit ſeinen Leuten nach der vorigen
Herberge/ daſelbſt machete er die angeſtrichene Farbe ab/ legete ein koͤſtliches Kleid an/
und putzete ſich Fuͤrſtlich aus/ nachdem er Standeshalben ſchon erkennet wahr. Als er
mit den ſeinen nach dem Schloſſe ritte/ ſahe er/ daß Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl uñ dem
Fraͤulein ihm auſſerhalb Schloſſes entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutſchen hinten
nach fuͤhren lieſſen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ ſprang er ſehr zier-
lich vom Pferde/ als er zuvor daſſelbe ein wenig auffs kuͤnſtlichſte getummelt hatte. Sein
Kleid wahr ein guͤlden Stuͤk mit gruͤner Seiden durchwirket/ uñ mit Schmaragden reich-
lich beſetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an ſtat des Helmes

trug
L l l l ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0673" n="635"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
zeige getahn/ de&#x017F;&#x017F;en was mir begegnet; muß demnach eine &#x017F;onderliche &#x017F;chickung Gottes<lb/>
&#x017F;eyn/ daß ich mir die&#x017F;en Weg erwa&#x0364;hlet/ und mir &#x017F;on&#x017F;t viel einen andern vorgenom&#x0303;en hatte.<lb/>
Vielleicht mag eurem Herrn die&#x017F;e un&#x017F;ere Freund&#x017F;chaft wol &#x017F;elb&#x017F;t unbewu&#x017F;t &#x017F;eyn/ &#x017F;agte Fr.<lb/>
Roxane/ und wann ich fragen du&#x0364;rfte/ ob der&#x017F;elbe der Durchleuchtig&#x017F;te Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t aus<lb/>
Teut&#x017F;chland wa&#x0364;hre/ wu&#x0364;rde ich mich &#x017F;o weit erku&#x0364;hnen; Ur&#x017F;ach/ weil auff meines allerwer-<lb/>
de&#x017F;ten Freundes Herrn Herkuli&#x017F;kus anhalten/ ich unter&#x017F;chiedliche reitende Bohten auß-<lb/>
ge&#x017F;chikt habe/ umb zuvernehmen/ ob de&#x017F;&#x017F;en Durchl. nicht in die&#x017F;en Laud&#x017F;chaften anzutref-<lb/>
fen &#x017F;ey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewi&#x017F;&#x017F;e Nachricht habe/<lb/>
daß &#x017F;eine Durchleuchtigkeit &#x017F;ich u&#x0364;ber Meer begeben/ die&#x017F;en meinen Freund aus Ra&#x0364;uber<lb/>
Ha&#x0364;nden zu erlo&#x0364;&#x017F;en. Valikules nam aus die&#x017F;er Rede ab/ es mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;eyn Fra&#x0364;ulein an die-<lb/>
&#x017F;em Orte &#x017F;ehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en Anwe&#x017F;enheit er &#x017F;ich<lb/>
freuete) wol gar ihr Ge&#x017F;chlecht offenbahret haben/ und gab die&#x017F;e Antwort: Mich wundert<lb/>
&#x017F;ehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn &#x017F;o eigentlich be&#x017F;chrieben hat/ welchen vor redlichen<lb/>
Leuten zu ver&#x017F;chweigen ich nicht Ur&#x017F;ach habe; mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß ich nur in etwas<lb/>
nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuli&#x017F;kus haben ko&#x0364;nte/ ob der&#x017F;elbe annoch im Le-<lb/>
ben und guter Ge&#x017F;undheit &#x017F;ey/ damit ich &#x017F;tu&#x0364;ndlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/<lb/>
der &#x017F;ich in de&#xA75B; Na&#x0364;he auffha&#x0364;lt/ die&#x017F;e &#x017F;o hoch gewu&#x0364;n&#x017F;chete Zeitung bringen mo&#x0364;chte. O ihr<lb/>
Go&#x0364;tter antwortete &#x017F;ie/ i&#x017F;t der &#x017F;o viel begehrete Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules ankom&#x0303;en! O ihr mein gna&#x0364;-<lb/>
dig&#x017F;tes herzallerlieb&#x017F;tes Fra&#x0364;ulein! Mit die&#x017F;en Worten &#x017F;tutzete &#x017F;ie/ dann &#x017F;ie wahr nicht wil-<lb/>
lens/ &#x017F;traks im anfange merken zu la&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie ihres weiblichen Ge&#x017F;chlechtes Kund&#x017F;chaft<lb/>
ha&#x0364;tte; aber der Brey wahr aus unvor&#x017F;ichtiger Freude &#x017F;chon ver&#x017F;chu&#x0364;ttet/ und &#x017F;ie aus<lb/>
Valikules gro&#x017F;&#x017F;er Vera&#x0364;nderung merkete/ daß er durch die&#x017F;es Wort getroffen wahr; doch<lb/>
fuhr &#x017F;ie fort; Mein Herr &#x017F;eumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF.<lb/>
aus Teut&#x017F;chland/ neben Anmeldung meiner unterta&#x0364;hnigen Ehrendien&#x017F;te die&#x017F;e Zeitung/<lb/>
wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuli&#x017F;kus guten Wol&#x017F;tand erfahren wil/ mo&#x0364;-<lb/>
ge &#x017F;eine Durchl. mir &#x017F;einer gehor&#x017F;amen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Be&#x017F;tztuhm<lb/>
die&#x017F;es geringen Schlo&#x017F;&#x017F;es/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwi&#x017F;chen werde<lb/>
ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuli&#x017F;kus eine &#x017F;chleunige Boht&#x017F;chaft abfertigen/<lb/>
ihr (hier verredete &#x017F;ie &#x017F;ich abermahl) die glu&#x0364;kliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en. Valikules baht &#x017F;ehr/ mit die&#x017F;er Abfertigung etwas einzuhalten; &#x017F;ein Gn.<lb/>
Herr wa&#x0364;hre in der Na&#x0364;he/ zweiffelte nicht/ er wu&#x0364;rde ihm die angenehm&#x017F;te Zeitung bringen.<lb/>
Mazeus erboht &#x017F;ich mit zureiten/ aber er wehrete &#x017F;olches ab/ ihn ver&#x017F;ichernd/ daß er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich bald ein&#x017F;tellen wu&#x0364;rde; nahm Ab&#x017F;cheid/ und ritte mit &#x017F;einen Leuten nach der vorigen<lb/>
Herberge/ da&#x017F;elb&#x017F;t machete er die ange&#x017F;trichene Farbe ab/ legete ein ko&#x0364;&#x017F;tliches Kleid an/<lb/>
und putzete &#x017F;ich Fu&#x0364;r&#x017F;tlich aus/ nachdem er Standeshalben &#x017F;chon erkennet wahr. Als er<lb/>
mit den &#x017F;einen nach dem Schlo&#x017F;&#x017F;e ritte/ &#x017F;ahe er/ daß Mazeus nebe&#x017F;t &#x017F;einem Gemahl un&#x0303; dem<lb/>
Fra&#x0364;ulein ihm au&#x017F;&#x017F;erhalb Schlo&#x017F;&#x017F;es entgegen gingen/ und zwo treffliche Gut&#x017F;chen hinten<lb/>
nach fu&#x0364;hren lie&#x017F;&#x017F;en/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ &#x017F;prang er &#x017F;ehr zier-<lb/>
lich vom Pferde/ als er zuvor da&#x017F;&#x017F;elbe ein wenig auffs ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te getummelt hatte. Sein<lb/>
Kleid wahr ein gu&#x0364;lden Stu&#x0364;k mit gru&#x0364;ner Seiden durchwirket/ un&#x0303; mit Schmaragden reich-<lb/>
lich be&#x017F;etzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an &#x017F;tat des Helmes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l l ij</fw><fw place="bottom" type="catch">trug</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[635/0673] Drittes Buch. zeige getahn/ deſſen was mir begegnet; muß demnach eine ſonderliche ſchickung Gottes ſeyn/ daß ich mir dieſen Weg erwaͤhlet/ und mir ſonſt viel einen andern vorgenom̃en hatte. Vielleicht mag eurem Herrn dieſe unſere Freundſchaft wol ſelbſt unbewuſt ſeyn/ ſagte Fr. Roxane/ und wann ich fragen duͤrfte/ ob derſelbe der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt aus Teutſchland waͤhre/ wuͤrde ich mich ſo weit erkuͤhnen; Urſach/ weil auff meines allerwer- deſten Freundes Herrn Herkuliſkus anhalten/ ich unterſchiedliche reitende Bohten auß- geſchikt habe/ umb zuvernehmen/ ob deſſen Durchl. nicht in dieſen Laudſchaften anzutref- fen ſey/ weil von meinem Anverwanten/ Herrn Pharnabazus ich gewiſſe Nachricht habe/ daß ſeine Durchleuchtigkeit ſich uͤber Meer begeben/ dieſen meinen Freund aus Raͤuber Haͤnden zu erloͤſen. Valikules nam aus dieſer Rede ab/ es muͤſte ſeyn Fraͤulein an die- ſem Orte ſehr vertraulich gelebet/ auch Pharnabazus (uͤber deſſen Anweſenheit er ſich freuete) wol gar ihr Geſchlecht offenbahret haben/ und gab dieſe Antwort: Mich wundert ſehr/ wie ihre Gn. mir meinen Herrn ſo eigentlich beſchrieben hat/ welchen vor redlichen Leuten zu verſchweigen ich nicht Urſach habe; moͤchte wuͤnſchen/ daß ich nur in etwas nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliſkus haben koͤnte/ ob derſelbe annoch im Le- ben und guter Geſundheit ſey/ damit ich ſtuͤndlich umbkehren/ und meinem Gn. Herrn/ der ſich in deꝛ Naͤhe auffhaͤlt/ dieſe ſo hoch gewuͤnſchete Zeitung bringen moͤchte. O ihr Goͤtter antwortete ſie/ iſt der ſo viel begehrete Fuͤrſt Herkules ankom̃en! O ihr mein gnaͤ- digſtes herzallerliebſtes Fraͤulein! Mit dieſen Worten ſtutzete ſie/ dann ſie wahr nicht wil- lens/ ſtraks im anfange merken zu laſſen/ daß ſie ihres weiblichen Geſchlechtes Kundſchaft haͤtte; aber der Brey wahr aus unvorſichtiger Freude ſchon verſchuͤttet/ und ſie aus Valikules groſſer Veraͤnderung merkete/ daß er durch dieſes Wort getroffen wahr; doch fuhr ſie fort; Mein Herr ſeumet euch nicht auf dem Wege/ und bringet dem Durchl. GF. aus Teutſchland/ neben Anmeldung meiner untertaͤhnigen Ehrendienſte dieſe Zeitung/ wann er meines Seelenfreundes/ Herrn Herrkuliſkus guten Wolſtand erfahren wil/ moͤ- ge ſeine Durchl. mir ſeiner gehorſamen Dienerin die Gnade bezeigen/ und den Beſtztuhm dieſes geringen Schloſſes/ als lange es ihm gefallen wird/ einnehmen; inzwiſchen werde ich an meinen Herzenfre und Herrn Herkuliſkus eine ſchleunige Bohtſchaft abfertigen/ ihr (hier verredete ſie ſich abermahl) die gluͤkliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims wiſſen zu laſſen. Valikules baht ſehr/ mit dieſer Abfertigung etwas einzuhalten; ſein Gn. Herr waͤhre in der Naͤhe/ zweiffelte nicht/ er wuͤrde ihm die angenehmſte Zeitung bringen. Mazeus erboht ſich mit zureiten/ aber er wehrete ſolches ab/ ihn verſichernd/ daß er ſelbſt ſich bald einſtellen wuͤrde; nahm Abſcheid/ und ritte mit ſeinen Leuten nach der vorigen Herberge/ daſelbſt machete er die angeſtrichene Farbe ab/ legete ein koͤſtliches Kleid an/ und putzete ſich Fuͤrſtlich aus/ nachdem er Standeshalben ſchon erkennet wahr. Als er mit den ſeinen nach dem Schloſſe ritte/ ſahe er/ daß Mazeus nebeſt ſeinem Gemahl uñ dem Fraͤulein ihm auſſerhalb Schloſſes entgegen gingen/ und zwo treffliche Gutſchen hinten nach fuͤhren lieſſen/ deßwegen/ als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete/ ſprang er ſehr zier- lich vom Pferde/ als er zuvor daſſelbe ein wenig auffs kuͤnſtlichſte getummelt hatte. Sein Kleid wahr ein guͤlden Stuͤk mit gruͤner Seiden durchwirket/ uñ mit Schmaragden reich- lich beſetzet/ welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an ſtat des Helmes trug L l l l ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/673
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/673>, abgerufen am 22.12.2024.