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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
zulanffen/ und ihm seinen Kleiderwetscher zu holen; Pharnabazus und Mazeus aber baht
er/ in der nähe zu bleiben. Die drey Diener hatten alsbald einen treflichen Wund Arzt bey
sich/ der unserm Herkuliskus versprach/ er wolte so säuberlich mit ihm verfahren/ daß er
des Schnittes kaum solte inne werden. Gingen also miteinander über den innersten Plaz
nach einem Gemache/ welches fein gezieret wahr/ und an allen vier Seiten sehr klare Fen-
ster hatte; in der Mitte stund ein langer Tisch/ auff welchem etliche seidene Stricke lagen/
und an den Fenstern umbher stunden allerhand erquikliche Kraftwasser in Kristlinen und
Alabaster Geschirren/ deren etliche sie hervor nahmen/ und bald darauff begehreten/ Her-
kuliskus solte die Kleider ablegen; gab aber zur Antwort; durchaus nicht/ dann ich habe
dessen von meinem Könige keinen Befehl/ mich solcher Schmach zu unterwerffen/ sondern
nur mit zugehen/ dem ich gehorsamst nachkommen bin. Diese lacheten der kalten Entschul-
digung/ und erinnerten ihn zum andernmahl/ damit sie Hand anzulegen möchten geübri-
get seyn/ drungen auch zugleich auff ihn hin/ des Vorsatzes ihn zu entkleiden. Er sagte/ sie
solten gemach tuhn/ legte den Medischen Rok von sich/ riegelte die Tühr inwendig zu/ trat
an dieselbe/ und sagte: Da liegen alle Kleider/ die ich aus Zwang lebendig abzulegen wil-
lens bin/ und nöhtige mich ja niemand zu einem mehreren. Die Diener kehreten sich hiran
wenig/ und wolten ihn bey den Armen erhaschen/ da er ihnen entweich seinen Säbel zücke-
te/ und mit feurigen Augen zu ihnen sagete: Haltet ein ihr Buben/ haltet ein/ wo ihr mich
nicht nöhtigen wollet/ euch den Lohn vor verrichteter Arbeit zugeben. Weil sie nun immer
begieriger auff ihn drungen/ hieb er dem verwägensten den Schedel glat herunter; richtete
sich gegen den andern/ der ihn zuerschrecken/ den Säbel entblössen wolte/ aber ehe er sichs
versahe/ wahr ihm der Bauch auffgeschlitzet/ daß ihm das Gedärm vor die Füsse fiel; der
dritte ergriff ihm den Säbel bey dem Kreuz/ aber er risse ihm seinen eigenen von der Sei-
te/ und spaltete ihm den Kopff biß an die Kinnebacken. Der Arzt versteckete sich hinter
den Tisch; aber er sagte zu ihm: Du unflätiger Bube solt dieses schändliche Handwerk nit
mehr brauchen; auff welches Wort er ihm den Säbel durchs Hirn schlug. Pharnaba-
zus und Mazeus höreten draussen das Gematze/ und macheten ihnen bald die Rechnung/
was vor gehen müste/ daher Pharnabazus verdecketer Weise sagete: Gilt mein Herr/ wo
unser Herkuliskus nicht durch diese Taht ganz in ein ander Geschlecht verwandelt wird/
welches sich bald kund geben sol. Derselbe nun öffnete gleich das Gemach/ ließ seine Augen
nicht anders als zwo brennende Kerzen sehen und sagete: Geliebte Freunde/ ich bin in ei-
nes unvergleichlichen Wütrigs Hand gerahten; doch wil ich ehe sterben als in Schande
Leben/ und wer mir Schmach anzufügen gedenket/ sol gleich also/ wie diese Buben/ geloh-
net werden worzu ich gute Mittel weiß/ und wans gleich Artabanus selber währe. Sehet/
diese Schandbuben haben aus mir einen Verschnittenen machen sollen/ welches doch un-
möglich/ und wieder meine Geburts Art ist/ massen ich euch nunmehr offenbahren muß/
daß ich kein Mannesbilde/ sondern/ ein Königliches Fräulein aus Böhmen/ meines einig
geliebeten Herkules verlobete Braut hin/ wie solches/ meiner muhtmassung nach/ Herr
Pharnabazus an mir schon gemerket hat. Aber dieser wolte solches gar nicht gestehen.
Mazeus verwunderte sich zum hefftigsten/ und stelleten sich beyde unwillig/ daß sie ihr Ge-
schlecht biß auff die lezte Stunde vertuschet hätte; Sie aber sagete; lasset euch nichts ir-

ren/

Drittes Buch.
zulanffen/ und ihm ſeinen Kleiderwetſcher zu holen; Pharnabazus und Mazeus aber baht
er/ in der naͤhe zu bleiben. Die drey Diener hatten alsbald einen treflichen Wund Arzt bey
ſich/ der unſerm Herkuliſkus verſprach/ er wolte ſo ſaͤuberlich mit ihm verfahren/ daß er
des Schnittes kaum ſolte inne werden. Gingen alſo miteinander uͤber den innerſten Plaz
nach einem Gemache/ welches fein gezieret wahr/ und an allen vier Seiten ſehr klare Fen-
ſter hatte; in der Mitte ſtund ein langer Tiſch/ auff welchem etliche ſeidene Stricke lagen/
und an den Fenſtern umbher ſtunden allerhand erquikliche Kraftwaſſer in Kriſtlinen und
Alabaſter Geſchirren/ deren etliche ſie hervor nahmen/ und bald darauff begehreten/ Her-
kuliſkus ſolte die Kleider ablegen; gab aber zur Antwort; durchaus nicht/ dann ich habe
deſſen von meinem Koͤnige keinen Befehl/ mich ſolcher Schmach zu unterwerffen/ ſondern
nur mit zugehen/ dem ich gehorſamſt nachkommen bin. Dieſe lacheten der kalten Entſchul-
digung/ und erinnerten ihn zum andernmahl/ damit ſie Hand anzulegen moͤchten geuͤbri-
get ſeyn/ drungen auch zugleich auff ihn hin/ des Vorſatzes ihn zu entkleiden. Er ſagte/ ſie
ſolten gemach tuhn/ legte den Mediſchen Rok von ſich/ riegelte die Tuͤhr inwendig zu/ trat
an dieſelbe/ und ſagte: Da liegen alle Kleider/ die ich aus Zwang lebendig abzulegen wil-
lens bin/ uñ noͤhtige mich ja niemand zu einem mehreren. Die Diener kehreten ſich hiran
wenig/ und wolten ihn bey den Armen erhaſchen/ da er ihnen entweich ſeinen Saͤbel zuͤcke-
te/ und mit feurigen Augen zu ihnen ſagete: Haltet ein ihr Buben/ haltet ein/ wo ihr mich
nicht noͤhtigen wollet/ euch den Lohn vor verrichteter Arbeit zugeben. Weil ſie nun immer
begieriger auff ihn drungen/ hieb er dem verwaͤgenſten den Schedel glat herunter; richtete
ſich gegen den andern/ der ihn zuerſchrecken/ den Saͤbel entbloͤſſen wolte/ aber ehe er ſichs
verſahe/ wahr ihm der Bauch auffgeſchlitzet/ daß ihm das Gedaͤrm vor die Fuͤſſe fiel; der
dritte ergriff ihm den Saͤbel bey dem Kreuz/ aber er riſſe ihm ſeinen eigenen von der Sei-
te/ und ſpaltete ihm den Kopff biß an die Kinnebacken. Der Arzt verſteckete ſich hinter
den Tiſch; aber er ſagte zu ihm: Du unflaͤtiger Bube ſolt dieſes ſchaͤndliche Handwerk nit
mehr brauchen; auff welches Wort er ihm den Saͤbel durchs Hirn ſchlug. Pharnaba-
zus und Mazeus hoͤreten drauſſen das Gematze/ und macheten ihnen bald die Rechnung/
was vor gehen muͤſte/ daher Pharnabazus verdecketer Weiſe ſagete: Gilt mein Herr/ wo
unſer Herkuliſkus nicht durch dieſe Taht ganz in ein ander Geſchlecht verwandelt wird/
welches ſich bald kund geben ſol. Derſelbe nun oͤffnete gleich das Gemach/ ließ ſeine Augẽ
nicht anders als zwo brennende Kerzen ſehen und ſagete: Geliebte Freunde/ ich bin in ei-
nes unvergleichlichen Wuͤtrigs Hand gerahten; doch wil ich ehe ſterben als in Schande
Leben/ und wer mir Schmach anzufuͤgen gedenket/ ſol gleich alſo/ wie dieſe Buben/ geloh-
net werden worzu ich gute Mittel weiß/ und wans gleich Artabanus ſelber waͤhre. Sehet/
dieſe Schandbuben haben aus mir einen Verſchnittenen machen ſollen/ welches doch un-
moͤglich/ und wieder meine Geburts Art iſt/ maſſen ich euch nunmehr offenbahren muß/
daß ich kein Mannesbilde/ ſondern/ ein Koͤnigliches Fraͤulein aus Boͤhmen/ meines einig
geliebeten Herkules verlobete Braut hin/ wie ſolches/ meiner muhtmaſſung nach/ Herr
Pharnabazus an mir ſchon gemerket hat. Aber dieſer wolte ſolches gar nicht geſtehen.
Mazeus verwunderte ſich zum hefftigſten/ und ſtelleten ſich beyde unwillig/ daß ſie ihr Ge-
ſchlecht biß auff die lezte Stunde vertuſchet haͤtte; Sie aber ſagete; laſſet euch nichts ir-

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[626/0664] Drittes Buch. zulanffen/ und ihm ſeinen Kleiderwetſcher zu holen; Pharnabazus und Mazeus aber baht er/ in der naͤhe zu bleiben. Die drey Diener hatten alsbald einen treflichen Wund Arzt bey ſich/ der unſerm Herkuliſkus verſprach/ er wolte ſo ſaͤuberlich mit ihm verfahren/ daß er des Schnittes kaum ſolte inne werden. Gingen alſo miteinander uͤber den innerſten Plaz nach einem Gemache/ welches fein gezieret wahr/ und an allen vier Seiten ſehr klare Fen- ſter hatte; in der Mitte ſtund ein langer Tiſch/ auff welchem etliche ſeidene Stricke lagen/ und an den Fenſtern umbher ſtunden allerhand erquikliche Kraftwaſſer in Kriſtlinen und Alabaſter Geſchirren/ deren etliche ſie hervor nahmen/ und bald darauff begehreten/ Her- kuliſkus ſolte die Kleider ablegen; gab aber zur Antwort; durchaus nicht/ dann ich habe deſſen von meinem Koͤnige keinen Befehl/ mich ſolcher Schmach zu unterwerffen/ ſondern nur mit zugehen/ dem ich gehorſamſt nachkommen bin. Dieſe lacheten der kalten Entſchul- digung/ und erinnerten ihn zum andernmahl/ damit ſie Hand anzulegen moͤchten geuͤbri- get ſeyn/ drungen auch zugleich auff ihn hin/ des Vorſatzes ihn zu entkleiden. Er ſagte/ ſie ſolten gemach tuhn/ legte den Mediſchen Rok von ſich/ riegelte die Tuͤhr inwendig zu/ trat an dieſelbe/ und ſagte: Da liegen alle Kleider/ die ich aus Zwang lebendig abzulegen wil- lens bin/ uñ noͤhtige mich ja niemand zu einem mehreren. Die Diener kehreten ſich hiran wenig/ und wolten ihn bey den Armen erhaſchen/ da er ihnen entweich ſeinen Saͤbel zuͤcke- te/ und mit feurigen Augen zu ihnen ſagete: Haltet ein ihr Buben/ haltet ein/ wo ihr mich nicht noͤhtigen wollet/ euch den Lohn vor verrichteter Arbeit zugeben. Weil ſie nun immer begieriger auff ihn drungen/ hieb er dem verwaͤgenſten den Schedel glat herunter; richtete ſich gegen den andern/ der ihn zuerſchrecken/ den Saͤbel entbloͤſſen wolte/ aber ehe er ſichs verſahe/ wahr ihm der Bauch auffgeſchlitzet/ daß ihm das Gedaͤrm vor die Fuͤſſe fiel; der dritte ergriff ihm den Saͤbel bey dem Kreuz/ aber er riſſe ihm ſeinen eigenen von der Sei- te/ und ſpaltete ihm den Kopff biß an die Kinnebacken. Der Arzt verſteckete ſich hinter den Tiſch; aber er ſagte zu ihm: Du unflaͤtiger Bube ſolt dieſes ſchaͤndliche Handwerk nit mehr brauchen; auff welches Wort er ihm den Saͤbel durchs Hirn ſchlug. Pharnaba- zus und Mazeus hoͤreten drauſſen das Gematze/ und macheten ihnen bald die Rechnung/ was vor gehen muͤſte/ daher Pharnabazus verdecketer Weiſe ſagete: Gilt mein Herr/ wo unſer Herkuliſkus nicht durch dieſe Taht ganz in ein ander Geſchlecht verwandelt wird/ welches ſich bald kund geben ſol. Derſelbe nun oͤffnete gleich das Gemach/ ließ ſeine Augẽ nicht anders als zwo brennende Kerzen ſehen und ſagete: Geliebte Freunde/ ich bin in ei- nes unvergleichlichen Wuͤtrigs Hand gerahten; doch wil ich ehe ſterben als in Schande Leben/ und wer mir Schmach anzufuͤgen gedenket/ ſol gleich alſo/ wie dieſe Buben/ geloh- net werden worzu ich gute Mittel weiß/ und wans gleich Artabanus ſelber waͤhre. Sehet/ dieſe Schandbuben haben aus mir einen Verſchnittenen machen ſollen/ welches doch un- moͤglich/ und wieder meine Geburts Art iſt/ maſſen ich euch nunmehr offenbahren muß/ daß ich kein Mannesbilde/ ſondern/ ein Koͤnigliches Fraͤulein aus Boͤhmen/ meines einig geliebeten Herkules verlobete Braut hin/ wie ſolches/ meiner muhtmaſſung nach/ Herr Pharnabazus an mir ſchon gemerket hat. Aber dieſer wolte ſolches gar nicht geſtehen. Mazeus verwunderte ſich zum hefftigſten/ und ſtelleten ſich beyde unwillig/ daß ſie ihr Ge- ſchlecht biß auff die lezte Stunde vertuſchet haͤtte; Sie aber ſagete; laſſet euch nichts ir- ren/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/664>, abgerufen am 22.12.2024.