Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. eures Herrn gegenwart ihr euch auff die Flucht begeben dürffet? ein solches trifft ja miteurem heutigen Troz bey weitem nicht ein; so folget mir nun/ wollet ihr sonst nicht an eu- rem Herrn Verrähter spielen/ und euch aller Ritterschafft unwirdig machen; traff hiemit auff die Feinde mit folchem Ernst/ daß er im ersten Angriff einen niderhieb/ und den andern tödlich verwundete; welches die Diener ersehend/ wieder einen Muht fasseten/ und auf die Feinde los gingen; wurden aber dergestalt empfangen/ daß ihrer viere stürzeten; dahinge- gen Kleon einsolches Gemätsche hielt/ daß sie vor ihm wichen/ biß sie alle auff einen/ teils erschlagen/ teils zum Gefechte undüchtig gemacht wurden. Nabarzanes hielt von ferne hin- ter einer Hecke/ und sahe mit Verwunderung zu/ wie sein neuer Knecht Raum machete/ daß er im Herzen bekennen muste/ er hätte ohn seine hülffe sich vor dem Tode oder Gefäng- niß nicht beschützen können; Als er nun sahe/ daß die Räuber biß auff einen erlegt waren/ gab er sich aus dem verborgenen hervor/ und rief Kleon zu/ er solte niemand leben lassen/ sondern den lezten auch hinrichten; dann weil dieser ein fester Ritter wahr/ gab er ihm viel zuschaffen/ wiewol man leicht sahe/ daß ers in die harre nicht treiben würde; ließ doch sein gutes Herz nicht sinken/ und sagte zu Kleon: Ritter/ ihr seyd der meinen Tod gewesen/ wel- ches ich billich rächen muß. Ritter/ antwortete er/ mannichem mißlinget die Rache/ drum lasset euch genügen/ es dürffte euch sonst gereuen. Darauff muß es gewaget seyn/ sagte je- ner/ und hielt sich wol/ biß Kleon ein Stoß geriet/ mit welchem er ihm den garaus machete. Hiemit wahr der Streit geendiget/ jedoch auch Kleon an etlichen Orten feines Leibes zim- lich verwundet. Nabarzanes aber stund und beklagete seine Diener/ welche da gestrekt la- gen/ sagte auch zu Kleon: Du hast dich zwar zimlich gehalten/ aber hätte ich selbst gefochten/ solte meiner Diener keiner beschädiget seyn. Dieser seuffzete über seines Herrn Tohrheit/ und merkete aus seinen Reden/ was hinter ihm steckete/ hoffete doch bessere Gelegenheit bey ihm/ als bey dem vorigen zuhaben/ daß er seine Zeit ersehend/ sich davon machen könte; wol- te ihn aber dißmahl mir genehmer Lauge zwagen/ und gab ihm zur Antwort: Ja/ gn. Herr/ an eurer unbegreiflichen Stärke/ und Heldenmutiger Herzhaftigkeit/ trage weder ich noch jemand Zweifel/ auch ist mir hingegen meine Schwacheit wol bekant; aber gewißlich muß Euer Gn. Dienern das Unglüksehr übel gewolt haben/ daß von diesen nichtwerten Räu- bern sie dergestalt gezüchtiget sind/ da sie vorhin vor Hochmut bersten wolten/ und der Waf- fen mich unwirdig schätzeten/ wiewol ich ihnen das Leben gerne geschützet hätte/ da es in mei- nem Vermögen gewesen. Nabarzanes antwortete mit wenigem: Hin währe hin/ und kön- te nicht wiederbracht werden/ nur läge ihm am meisten dran/ daß er in so schlechter Beglei- tung auff sein Schloß reiten solte. Damit hieß er ihm die Waffen wieder geben/ und von den erschlagenen die besten zu sich nehmen/ welches er willig verrichtete. Die beyde annoch übrige freye Knechte ritten mit ihrem Herrn fort/ aber ehe sie das Schloß erreicheten/ stür- zeten sie von ihren Pferden und verschieden/ da Kleon und die drey Leibeigenen aller erschla- genen Pferde zusammen kuppeln/ und mit sich führen musten. Als sie das Schloß ins Ge- sicht bekahmen/ erkennete Kleon/ daß vor einen so ungeschlieffenen Herrn es viel zu gut war/ und im Einzuge befand er nicht geringe Zeichen seines Reichtuhms. Die Frau/ ein junges und schönes Bild/ die mit seiner Ursulen dem Angesichte nach/ sich in vielen sehr verglieche/ stund im innern Platze/ sehr prächtig gekleidet/ und hatte sechs Leibdienerinnen hinter ihr stehen/
Drittes Buch. eures Herꝛn gegenwart ihr euch auff die Flucht begeben duͤrffet? ein ſolches trifft ja miteurem heutigen Troz bey weitem nicht ein; ſo folget mir nun/ wollet ihr ſonſt nicht an eu- rem Herꝛn Verraͤhter ſpielen/ und euch aller Ritterſchafft unwirdig machen; traff hiemit auff die Feinde mit folchem Ernſt/ daß er im erſten Angriff einen niderhieb/ und den andeꝛn toͤdlich verwundete; welches die Diener erſehend/ wieder einen Muht faſſeten/ und auf die Feinde los gingen; wurden aber dergeſtalt empfangen/ daß ihrer viere ſtuͤrzeten; dahinge- gen Kleon einſolches Gemaͤtſche hielt/ daß ſie vor ihm wichen/ biß ſie alle auff einen/ teils erſchlagen/ teils zum Gefechte unduͤchtig gemacht wurdẽ. Nabarzanes hielt von ferne hin- ter einer Hecke/ und ſahe mit Verwunderung zu/ wie ſein neuer Knecht Raum machete/ daß er im Herzen bekennen muſte/ er haͤtte ohn ſeine huͤlffe ſich vor dem Tode oder Gefaͤng- niß nicht beſchuͤtzen koͤnnen; Als er nun ſahe/ daß die Raͤuber biß auff einen erlegt waren/ gab er ſich aus dem verborgenen hervor/ und rief Kleon zu/ er ſolte niemand leben laſſen/ ſondern den lezten auch hinrichten; dann weil dieſer ein feſter Ritter wahr/ gab er ihm viel zuſchaffen/ wiewol man leicht ſahe/ daß ers in die harre nicht treiben wuͤrde; ließ doch ſein gutes Herz nicht ſinken/ und ſagte zu Kleon: Ritter/ ihr ſeyd der meinen Tod geweſen/ wel- ches ich billich raͤchen muß. Ritter/ antwortete er/ mannichem mißlinget die Rache/ drum laſſet euch genuͤgen/ es duͤrffte euch ſonſt gereuen. Darauff muß es gewaget ſeyn/ ſagte je- ner/ und hielt ſich wol/ biß Kleon ein Stoß geriet/ mit welchem er ihm den garaus machete. Hiemit wahr der Streit geendiget/ jedoch auch Kleon an etlichen Orten feines Leibes zim- lich verwundet. Nabarzanes aber ſtund und beklagete ſeine Diener/ welche da geſtrekt la- gen/ ſagte auch zu Kleon: Du haſt dich zwar zimlich gehalten/ aber haͤtte ich ſelbſt gefochtẽ/ ſolte meiner Diener keiner beſchaͤdiget ſeyn. Dieſer ſeuffzete uͤber ſeines Herrn Tohrheit/ und merkete aus ſeinen Reden/ was hinter ihm ſteckete/ hoffete doch beſſere Gelegenheit bey ihm/ als bey dem vorigen zuhaben/ daß er ſeine Zeit erſehend/ ſich davon machen koͤnte; wol- te ihn aber dißmahl mir genehmer Lauge zwagen/ und gab ihm zur Antwort: Ja/ gn. Herꝛ/ an eurer unbegreiflichen Staͤrke/ und Heldenmutiger Herzhaftigkeit/ trage weder ich noch jemand Zweifel/ auch iſt mir hingegen meine Schwacheit wol bekant; aber gewißlich muß Euer Gn. Dienern das Ungluͤkſehr uͤbel gewolt haben/ daß von dieſen nichtwerten Raͤu- bern ſie dergeſtalt gezuͤchtiget ſind/ da ſie vorhin vor Hochmut berſten wolten/ uñ der Waf- fen mich unwirdig ſchaͤtzeten/ wiewol ich ihnẽ das Leben gerne geſchuͤtzet haͤtte/ da es in mei- nem Vermoͤgen geweſen. Nabarzanes antwortete mit wenigem: Hin waͤhre hin/ und koͤn- te nicht wiederbracht werden/ nur laͤge ihm am meiſten dran/ daß er in ſo ſchlechter Beglei- tung auff ſein Schloß reiten ſolte. Damit hieß er ihm die Waffen wieder geben/ und von den erſchlagenen die beſten zu ſich nehmen/ welches er willig verrichtete. Die beyde annoch uͤbrige freye Knechte ritten mit ihrem Herꝛn fort/ aber ehe ſie das Schloß erreicheten/ ſtuͤꝛ- zeten ſie von ihren Pferden und verſchieden/ da Kleon uñ die drey Leibeigenen aller erſchla- genen Pferde zuſammen kuppeln/ und mit ſich fuͤhren muſten. Als ſie das Schloß ins Ge- ſicht bekahmen/ erkennete Kleon/ daß vor einen ſo ungeſchlieffenen Herꝛn es viel zu gut waꝛ/ und im Einzuge befand er nicht geringe Zeichen ſeines Reichtuhms. Die Frau/ ein junges und ſchoͤnes Bild/ die mit ſeiner Urſulen dem Angeſichte nach/ ſich in vielen ſehꝛ veꝛglieche/ ſtund im innern Platze/ ſehr praͤchtig gekleidet/ und hatte ſechs Leibdienerinnen hinter ihr ſtehen/
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Drittes Buch.
eures Herꝛn gegenwart ihr euch auff die Flucht begeben duͤrffet? ein ſolches trifft ja mit
eurem heutigen Troz bey weitem nicht ein; ſo folget mir nun/ wollet ihr ſonſt nicht an eu-
rem Herꝛn Verraͤhter ſpielen/ und euch aller Ritterſchafft unwirdig machen; traff hiemit
auff die Feinde mit folchem Ernſt/ daß er im erſten Angriff einen niderhieb/ und den andeꝛn
toͤdlich verwundete; welches die Diener erſehend/ wieder einen Muht faſſeten/ und auf die
Feinde los gingen; wurden aber dergeſtalt empfangen/ daß ihrer viere ſtuͤrzeten; dahinge-
gen Kleon einſolches Gemaͤtſche hielt/ daß ſie vor ihm wichen/ biß ſie alle auff einen/ teils
erſchlagen/ teils zum Gefechte unduͤchtig gemacht wurdẽ. Nabarzanes hielt von ferne hin-
ter einer Hecke/ und ſahe mit Verwunderung zu/ wie ſein neuer Knecht Raum machete/
daß er im Herzen bekennen muſte/ er haͤtte ohn ſeine huͤlffe ſich vor dem Tode oder Gefaͤng-
niß nicht beſchuͤtzen koͤnnen; Als er nun ſahe/ daß die Raͤuber biß auff einen erlegt waren/
gab er ſich aus dem verborgenen hervor/ und rief Kleon zu/ er ſolte niemand leben laſſen/
ſondern den lezten auch hinrichten; dann weil dieſer ein feſter Ritter wahr/ gab er ihm viel
zuſchaffen/ wiewol man leicht ſahe/ daß ers in die harre nicht treiben wuͤrde; ließ doch ſein
gutes Herz nicht ſinken/ und ſagte zu Kleon: Ritter/ ihr ſeyd der meinen Tod geweſen/ wel-
ches ich billich raͤchen muß. Ritter/ antwortete er/ mannichem mißlinget die Rache/ drum
laſſet euch genuͤgen/ es duͤrffte euch ſonſt gereuen. Darauff muß es gewaget ſeyn/ ſagte je-
ner/ und hielt ſich wol/ biß Kleon ein Stoß geriet/ mit welchem er ihm den garaus machete.
Hiemit wahr der Streit geendiget/ jedoch auch Kleon an etlichen Orten feines Leibes zim-
lich verwundet. Nabarzanes aber ſtund und beklagete ſeine Diener/ welche da geſtrekt la-
gen/ ſagte auch zu Kleon: Du haſt dich zwar zimlich gehalten/ aber haͤtte ich ſelbſt gefochtẽ/
ſolte meiner Diener keiner beſchaͤdiget ſeyn. Dieſer ſeuffzete uͤber ſeines Herrn Tohrheit/
und merkete aus ſeinen Reden/ was hinter ihm ſteckete/ hoffete doch beſſere Gelegenheit bey
ihm/ als bey dem vorigen zuhaben/ daß er ſeine Zeit erſehend/ ſich davon machen koͤnte; wol-
te ihn aber dißmahl mir genehmer Lauge zwagen/ und gab ihm zur Antwort: Ja/ gn. Herꝛ/
an eurer unbegreiflichen Staͤrke/ und Heldenmutiger Herzhaftigkeit/ trage weder ich noch
jemand Zweifel/ auch iſt mir hingegen meine Schwacheit wol bekant; aber gewißlich muß
Euer Gn. Dienern das Ungluͤkſehr uͤbel gewolt haben/ daß von dieſen nichtwerten Raͤu-
bern ſie dergeſtalt gezuͤchtiget ſind/ da ſie vorhin vor Hochmut berſten wolten/ uñ der Waf-
fen mich unwirdig ſchaͤtzeten/ wiewol ich ihnẽ das Leben gerne geſchuͤtzet haͤtte/ da es in mei-
nem Vermoͤgen geweſen. Nabarzanes antwortete mit wenigem: Hin waͤhre hin/ und koͤn-
te nicht wiederbracht werden/ nur laͤge ihm am meiſten dran/ daß er in ſo ſchlechter Beglei-
tung auff ſein Schloß reiten ſolte. Damit hieß er ihm die Waffen wieder geben/ und von
den erſchlagenen die beſten zu ſich nehmen/ welches er willig verrichtete. Die beyde annoch
uͤbrige freye Knechte ritten mit ihrem Herꝛn fort/ aber ehe ſie das Schloß erreicheten/ ſtuͤꝛ-
zeten ſie von ihren Pferden und verſchieden/ da Kleon uñ die drey Leibeigenen aller erſchla-
genen Pferde zuſammen kuppeln/ und mit ſich fuͤhren muſten. Als ſie das Schloß ins Ge-
ſicht bekahmen/ erkennete Kleon/ daß vor einen ſo ungeſchlieffenen Herꝛn es viel zu gut waꝛ/
und im Einzuge befand er nicht geringe Zeichen ſeines Reichtuhms. Die Frau/ ein junges
und ſchoͤnes Bild/ die mit ſeiner Urſulen dem Angeſichte nach/ ſich in vielen ſehꝛ veꝛglieche/
ſtund im innern Platze/ ſehr praͤchtig gekleidet/ und hatte ſechs Leibdienerinnen hinter ihr
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/658>, abgerufen am 29.06.2024. |