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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
und der Tugend Lob nach vermögen angeben möchte; welchem zu folge/ sie allen Spielleu-
ten geboht/ mit einzustimmen/ daß das Spielzeug gedämpffet/ und in sanftem Gleich-Klan-
ge gespielet würde; Worauff sie folgendes Lied hören ließ.

[Beginn Spaltensatz]
1
ODu heller Tugend-Schein/
Kan man deines gleichen finden?
O nein! alles muß verschwinden/
Was dir darff zuwider seyn.
Frevel-Macht/
Hochmuht Pracht
Muß zu deinen Füssen
Liegen/ und demühtig büssen.
2
O du unsers Lebens Licht/
O du Glanz der keuschen Sinnen!
Dein Vornehmen/ dein beginnen
Schläget keinen blossen nicht.
Schanden-Lust/
Falsche Brust
Muß zu deinen Füssen
Liegen und demühtig büssen.
[Spaltenumbruch]
3
Wer kan deiner Stärke dann/
Deiner Herrschafft sich entbrechen?
Du weist Feindes Macht zu schwächen/
Und legst ihnen Ketten an;
Spieß und Schild/
Freches Wild
Muß zu deinen Füssen
Liegen und demühtig büssen.
4
Blutgier/ Mord/ List/ und Gewalt/
Geldes Sucht/ unkeusches wollen;
Und vor Neid gar seyn geschwollen/
Hat bey dir kein Auffenthalt.
Drumb wil ich/
Einzig dich
Tugend stets besingen/
Und dir mein Lob-Opffer bringen.
[Ende Spaltensatz]

Herkuliskus gab diesem Gesange genaues Gehör/ und wie er gar eines fertigen Verstan-
des wahr/ tichtete er stündlich einen Gegen Satz/ in dem er des Glückes Grausamkeit an-
klagete/ wie dasselbe der Tugend gemeinlich widerstrebete; dannoch aber dieselbe gar zuun-
terdrücken nicht tüchtig währe; nam die Harffe zu sich/ und sang darein folgende Reimen:

[Beginn Spaltensatz]
1
JA Tugend; Weder List noch Streit
Kan dich erlegen.
Wie aber? daß des Glückes Neid
Sich so verwägen
An dir zureiben pflegt/
Und immer fort mit wüten auff dich schlägt?
2
Wann sie auff rechtem Wege geht/
Und Frieden liebet/
Bistu/ der ihr entgegen steht/
Und sie betrübet.
Wie schlecht sie immer ist/
Verfolgt man sie doch/ wann du zornig bist.
3
Das fromme Schaf versiht es leicht/
Daß du ergrimmest/
Wann es dir nicht den Reichs Stab reicht/
So bald du brümmest/
Dann gehstu mit Geschoß
Und Grimmigkeit auff sie verwägen loß.
4
Du hetzest alle Welt auff sie
Durch Lügen-tichten;
Der zwakt sie da/ und jener hie/
[Spaltenumbruch] Durch falsches richten;
Ja deines Zornes Glut
Sucht Löschung in der frommen Tugend Blut.
5
So kämpfft das Glük; muß aber doch
Der Tugend gönnen;
Daß sie geherzt das schwere Joch
Wird tragen können;
Dann wie der Palmen Baum
Bricht sie hervor/ nimt man ihr gleich den Raum.
6
Sie wartet der bestimten Zeit/
Die Gott gesetzet/
Weil sie Träu und Beständigkeit
Vor höchstes schätzet.
Schön Wetter/ spricht ihr Wiz/
Erfolget doch auff Hagel/ Sturm und Bliz.
7
Nun dann/ so muß mein Herz und Sin
Doch nicht ersticken/
Solt' auch des Glückes Neid mich hin
Ins Wilde schicken/
Da wo der Drachen Wuht
Nur wohnet/ weil sich Tugend zu mir tuht.
[Ende Spaltensatz]

Arbianes baht nach geendigtem singen/ ihm dieses Teutschen Liedes Inhalt ins Griechi-
sche überzusetzen/ welches hernach Pharnabazus in gleiche Art Medische Reimen brachte/

und

Drittes Buch.
und der Tugend Lob nach vermoͤgen angeben moͤchte; welchem zu folge/ ſie allen Spielleu-
ten geboht/ mit einzuſtimmen/ daß das Spielzeug gedaͤmpffet/ und in ſanftem Gleich-Klan-
ge geſpielet wuͤrde; Worauff ſie folgendes Lied hoͤren ließ.

[Beginn Spaltensatz]
1
ODu heller Tugend-Schein/
Kan man deines gleichen finden?
O nein! alles muß verſchwinden/
Was dir darff zuwider ſeyn.
Frevel-Macht/
Hochmuht Pracht
Muß zu deinen Fuͤſſen
Liegen/ und demuͤhtig buͤſſen.
2
O du unſers Lebens Licht/
O du Glanz der keuſchen Sinnen!
Dein Vornehmen/ dein beginnen
Schlaͤget keinen bloſſen nicht.
Schanden-Luſt/
Falſche Bruſt
Muß zu deinen Fuͤſſen
Liegen und demuͤhtig buͤſſen.
[Spaltenumbruch]
3
Wer kan deiner Staͤrke dann/
Deiner Herrſchafft ſich entbrechen?
Du weiſt Feindes Macht zu ſchwaͤchen/
Und legſt ihnen Ketten an;
Spieß und Schild/
Freches Wild
Muß zu deinen Fuͤſſen
Liegen und demuͤhtig buͤſſen.
4
Blutgier/ Mord/ Liſt/ und Gewalt/
Geldes Sucht/ unkeuſches wollen;
Und vor Neid gar ſeyn geſchwollen/
Hat bey dir kein Auffenthalt.
Drumb wil ich/
Einzig dich
Tugend ſtets beſingen/
Und dir mein Lob-Opffer bringen.
[Ende Spaltensatz]

Herkuliſkus gab dieſem Geſange genaues Gehoͤr/ und wie er gar eines fertigen Verſtan-
des wahr/ tichtete er ſtuͤndlich einen Gegen Satz/ in dem er des Gluͤckes Grauſamkeit an-
klagete/ wie daſſelbe der Tugend gemeinlich widerſtrebete; dannoch aber dieſelbe gar zuun-
terdruͤcken nicht tuͤchtig waͤhre; nam die Harffe zu ſich/ und ſang darein folgende Reimẽ:

[Beginn Spaltensatz]
1
JA Tugend; Weder Liſt noch Streit
Kan dich erlegen.
Wie aber? daß des Gluͤckes Neid
Sich ſo verwaͤgen
An dir zureiben pflegt/
Und immer fort mit wuͤten auff dich ſchlaͤgt?
2
Wann ſie auff rechtem Wege geht/
Und Frieden liebet/
Biſtu/ der ihr entgegen ſteht/
Und ſie betruͤbet.
Wie ſchlecht ſie immer iſt/
Verfolgt man ſie doch/ wann du zornig biſt.
3
Das fromme Schaf verſiht es leicht/
Daß du ergrimmeſt/
Wann es dir nicht den Reichs Stab reicht/
So bald du bruͤmmeſt/
Dann gehſtu mit Geſchoß
Und Grimmigkeit auff ſie verwaͤgen loß.
4
Du hetzeſt alle Welt auff ſie
Durch Luͤgen-tichten;
Der zwakt ſie da/ und jener hie/
[Spaltenumbruch] Durch falſches richten;
Ja deines Zornes Glut
Sucht Loͤſchung in der frommen Tugend Blut.
5
So kaͤmpfft das Gluͤk; muß aber doch
Der Tugend goͤnnen;
Daß ſie geherzt das ſchwere Joch
Wird tragen koͤnnen;
Dann wie der Palmen Baum
Bricht ſie hervor/ nimt man ihr gleich dẽ Raum.
6
Sie wartet der beſtimten Zeit/
Die Gott geſetzet/
Weil ſie Traͤu und Beſtaͤndigkeit
Vor hoͤchſtes ſchaͤtzet.
Schoͤn Wetter/ ſpricht ihr Wiz/
Erfolget doch auff Hagel/ Sturm und Bliz.
7
Nun dann/ ſo muß mein Herz und Sin
Doch nicht erſticken/
Solt’ auch des Gluͤckes Neid mich hin
Ins Wilde ſchicken/
Da wo der Drachen Wuht
Nur wohnet/ weil ſich Tugend zu mir tuht.
[Ende Spaltensatz]

Arbianes baht nach geendigtem ſingen/ ihm dieſes Teutſchen Liedes Inhalt ins Griechi-
ſche uͤberzuſetzen/ welches hernach Pharnabazus in gleiche Art Mediſche Reimen brachte/

und
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[607/0645] Drittes Buch. und der Tugend Lob nach vermoͤgen angeben moͤchte; welchem zu folge/ ſie allen Spielleu- ten geboht/ mit einzuſtimmen/ daß das Spielzeug gedaͤmpffet/ und in ſanftem Gleich-Klan- ge geſpielet wuͤrde; Worauff ſie folgendes Lied hoͤren ließ. 1 ODu heller Tugend-Schein/ Kan man deines gleichen finden? O nein! alles muß verſchwinden/ Was dir darff zuwider ſeyn. Frevel-Macht/ Hochmuht Pracht Muß zu deinen Fuͤſſen Liegen/ und demuͤhtig buͤſſen. 2 O du unſers Lebens Licht/ O du Glanz der keuſchen Sinnen! Dein Vornehmen/ dein beginnen Schlaͤget keinen bloſſen nicht. Schanden-Luſt/ Falſche Bruſt Muß zu deinen Fuͤſſen Liegen und demuͤhtig buͤſſen. 3 Wer kan deiner Staͤrke dann/ Deiner Herrſchafft ſich entbrechen? Du weiſt Feindes Macht zu ſchwaͤchen/ Und legſt ihnen Ketten an; Spieß und Schild/ Freches Wild Muß zu deinen Fuͤſſen Liegen und demuͤhtig buͤſſen. 4 Blutgier/ Mord/ Liſt/ und Gewalt/ Geldes Sucht/ unkeuſches wollen; Und vor Neid gar ſeyn geſchwollen/ Hat bey dir kein Auffenthalt. Drumb wil ich/ Einzig dich Tugend ſtets beſingen/ Und dir mein Lob-Opffer bringen. Herkuliſkus gab dieſem Geſange genaues Gehoͤr/ und wie er gar eines fertigen Verſtan- des wahr/ tichtete er ſtuͤndlich einen Gegen Satz/ in dem er des Gluͤckes Grauſamkeit an- klagete/ wie daſſelbe der Tugend gemeinlich widerſtrebete; dannoch aber dieſelbe gar zuun- terdruͤcken nicht tuͤchtig waͤhre; nam die Harffe zu ſich/ und ſang darein folgende Reimẽ: 1 JA Tugend; Weder Liſt noch Streit Kan dich erlegen. Wie aber? daß des Gluͤckes Neid Sich ſo verwaͤgen An dir zureiben pflegt/ Und immer fort mit wuͤten auff dich ſchlaͤgt? 2 Wann ſie auff rechtem Wege geht/ Und Frieden liebet/ Biſtu/ der ihr entgegen ſteht/ Und ſie betruͤbet. Wie ſchlecht ſie immer iſt/ Verfolgt man ſie doch/ wann du zornig biſt. 3 Das fromme Schaf verſiht es leicht/ Daß du ergrimmeſt/ Wann es dir nicht den Reichs Stab reicht/ So bald du bruͤmmeſt/ Dann gehſtu mit Geſchoß Und Grimmigkeit auff ſie verwaͤgen loß. 4 Du hetzeſt alle Welt auff ſie Durch Luͤgen-tichten; Der zwakt ſie da/ und jener hie/ Durch falſches richten; Ja deines Zornes Glut Sucht Loͤſchung in der frommen Tugend Blut. 5 So kaͤmpfft das Gluͤk; muß aber doch Der Tugend goͤnnen; Daß ſie geherzt das ſchwere Joch Wird tragen koͤnnen; Dann wie der Palmen Baum Bricht ſie hervor/ nimt man ihr gleich dẽ Raum. 6 Sie wartet der beſtimten Zeit/ Die Gott geſetzet/ Weil ſie Traͤu und Beſtaͤndigkeit Vor hoͤchſtes ſchaͤtzet. Schoͤn Wetter/ ſpricht ihr Wiz/ Erfolget doch auff Hagel/ Sturm und Bliz. 7 Nun dann/ ſo muß mein Herz und Sin Doch nicht erſticken/ Solt’ auch des Gluͤckes Neid mich hin Ins Wilde ſchicken/ Da wo der Drachen Wuht Nur wohnet/ weil ſich Tugend zu mir tuht. Arbianes baht nach geendigtem ſingen/ ihm dieſes Teutſchen Liedes Inhalt ins Griechi- ſche uͤberzuſetzen/ welches hernach Pharnabazus in gleiche Art Mediſche Reimen brachte/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/645>, abgerufen am 22.12.2024.