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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
ein so vollkommener Meister dieses Spiels mir niemahls vorkommen ist/ gestaltsam er nit
keinen Fehl Ritt taht/ sondern allemahl das Ringelein sehr künstlich/ und bald mit der rech-
ten/ bald mit der linken Hand hinweg nam/ welches allen Zusehern grosse Belustigung und
verwundern erweckete; Weil er aber bald anfangs sich bedingete/ daß er nicht umb den
Preiß/ sondern bloß zur Ergetzung mit rennete/ habe ich mir den Dank müssen auffdringen
lassen. Phraortes der Groß Fürst fragete/ ob dann dieser Fürst nicht mit gestochen hätte;
Nein/ antwortete er/ dann so viel ich verstund/ hatte er neben seinen Gesellen König Ladisla/
(welcher so wol als jener/ sich nur bloß einen Herrn nennen ließ) das Ritterspiel angestel-
let/ wiewol ihm bald anfangs dieses Stechens ein sehr verwägener Ritter auff Leib und
Leben absagen ließ/ mit dem er aber ausser den Schranken bald fertig ward/ und ihm seines
Schwerts Schärffe dergestalt mitteilete/ daß ich gerne bekenne/ dergleichen Gefecht nie
gesehen zuhaben. Er ist noch sehr jung/ und hat noch kein Häärlein umb den Mund/ wuste
sich aber auff der Schau Bühne der massen ernsthafftig und freundlich zuhalten/ daß jeder-
man ihn beydes zulieben und ehren gezwungen ward. Zu seiner Rechten saß ein wunder-
schönes Fräulein/ deren er mit reden gar geheim wahr/ und ließ ich mich berichten/ daß sie
eines sehr vornehmen Römischen Herrn Tochter/ und mit König Ladisla Gemahl blut-
nahe verwand währe/ und hätte er sie vor weniger Zeit aus der Hand eines mächtigen Rö-
mischen Ritters erlöset/ würde sie auch ehistes heyrahten. Diese lezten Worte durchschnit-
ten Herkuliskus das Herz und die Seele dermassen/ als ob ein Blitz oder Donnerkeil da-
durch gefahren währe/ er erbleichete gar im Angesicht/ und meynete vor Herzensangst den
lezten Geist und Odem auszublasen/ so daß die Hände bey ihm nidersunken/ und das Häupt
auf seine rechte Schulder sich neigete; dessen Arbianes wahrnemend/ schleunig aufsprang/
ihn rüttelte und schüttelte/ auch mit einem Glase Wein unter dem Gesichte begoß/ daß er
endlich wieder zu sich selber kam. Frl. Barsene kunte dasmahl ihre Zuneigung nicht ber-
gen/ sondern trat mit hinzu/ und fragete mit bewäglicher Stimme/ ob ihm eine Machtlosig-
keit zustiesse; worauff er sich bald ermunterte/ und ihr zur Antwort gab: Er wüste selbst nit
eigentlich/ wie ihm geschähe/ welches die ganze Zeit seines Lebens ihm niemahls begegnet/
schämete sich auch fast sehr/ in so Hochfürstlicher Geselschafft einige Ungelegenheit zuma-
chen/ und gab vor/ er müste sich etwa in heutigem Gefechte zu hefftig bemühet haben; baht
endlich bey Pharnabazus umb Verzeihung/ daß er seine Erzählung gestör et hätte/ und hielt
fleissig an/ sein vorgenommenes auszuführen/ wie das Stechen abgelauffen/ und ob sein O-
heim Herkules das treffliche Fräulein schon geheyrahtet hätte; wor in er ihm gerne zuwil-
len wahr/ auch endlich hinzu taht/ er hatte Fürst Herkules angeloben müssen/ nach geendig-
ter seiner Reise nach Rom/ ihm zu Padua zuzusprechen/ aber wie er daselbst wieder ankom-
men/ währe die ganze Stad vol traurens gewesen/ wegen des Verlusts einer jungen Fräu-
lein/ Königs Ladisla Frl. Schwester/ welche von Räubern entführet/ und von Herkules/
Ladisla/ und des Stathalters Herrn Fabius Sohn embsig nachgesuchet würde. Herkulis-
kus bestürzete wegen dieser Rede/ fürchtete sich sehr/ in Argwohn genommen zuwerden/ und
antwortete als aus grosser Verwunderung: Ach mein Gott! ist dieses allerliebste Fräu-
lein/ meine nahe Anverwantin dann auch geraubet worden? jezt erinnere ich mich eines
Teutschen Pfaffen unglükliche/ aber wie ich vernehme/ warhaffte Weissagung/ welcher/ da

ich
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Drittes Buch.
ein ſo vollkommener Meiſter dieſes Spiels mir niemahls vorkommen iſt/ geſtaltſam er nit
keinen Fehl Ritt taht/ ſondern allemahl das Ringelein ſehr kuͤnſtlich/ und bald mit der rech-
ten/ bald mit der linken Hand hinweg nam/ welches allen Zuſehern groſſe Beluſtigung uñ
verwundern erweckete; Weil er aber bald anfangs ſich bedingete/ daß er nicht umb den
Preiß/ ſondern bloß zur Ergetzung mit rennete/ habe ich mir den Dank muͤſſen auffdringen
laſſen. Phraortes der Groß Fuͤrſt fragete/ ob dann dieſer Fuͤrſt nicht mit geſtochen haͤtte;
Nein/ antwortete er/ dann ſo viel ich verſtund/ hatte er neben ſeinen Geſellen Koͤnig Ladiſla/
(welcher ſo wol als jener/ ſich nur bloß einen Herrn nennen ließ) das Ritterſpiel angeſtel-
let/ wiewol ihm bald anfangs dieſes Stechens ein ſehr verwaͤgener Ritter auff Leib und
Leben abſagen ließ/ mit dem er aber auſſer den Schranken bald fertig ward/ und ihm ſeines
Schwerts Schaͤrffe dergeſtalt mitteilete/ daß ich gerne bekenne/ dergleichen Gefecht nie
geſehen zuhaben. Er iſt noch ſehr jung/ und hat noch kein Haͤaͤrlein umb den Mund/ wuſte
ſich aber auff der Schau Buͤhne der maſſen ernſthafftig und freundlich zuhalten/ daß jedeꝛ-
man ihn beydes zulieben und ehren gezwungen ward. Zu ſeiner Rechten ſaß ein wunder-
ſchoͤnes Fraͤulein/ deren er mit reden gar geheim wahr/ und ließ ich mich berichten/ daß ſie
eines ſehr vornehmen Roͤmiſchen Herrn Tochter/ und mit Koͤnig Ladiſla Gemahl blut-
nahe verwand waͤhre/ und haͤtte er ſie vor weniger Zeit aus der Hand eines maͤchtigen Roͤ-
miſchen Ritters erloͤſet/ wuͤrde ſie auch ehiſtes heyrahten. Dieſe lezten Worte durchſchnit-
ten Herkuliſkus das Herz und die Seele dermaſſen/ als ob ein Blitz oder Donnerkeil da-
durch gefahren waͤhre/ er erbleichete gar im Angeſicht/ und meynete vor Herzensangſt den
lezten Geiſt und Odem auszublaſen/ ſo daß die Haͤnde bey ihm niderſunken/ uñ das Haͤupt
auf ſeine rechte Schulder ſich neigete; deſſen Arbianes wahrnemend/ ſchleunig aufſprang/
ihn ruͤttelte und ſchuͤttelte/ auch mit einem Glaſe Wein unter dem Geſichte begoß/ daß er
endlich wieder zu ſich ſelber kam. Frl. Barſene kunte dasmahl ihre Zuneigung nicht ber-
gen/ ſondern trat mit hinzu/ und fragete mit bewaͤglicher Stimme/ ob ihm eine Machtloſig-
keit zuſtieſſe; worauff er ſich bald ermunterte/ und ihr zur Antwort gab: Er wuͤſte ſelbſt nit
eigentlich/ wie ihm geſchaͤhe/ welches die ganze Zeit ſeines Lebens ihm niemahls begegnet/
ſchaͤmete ſich auch faſt ſehr/ in ſo Hochfuͤrſtlicher Geſelſchafft einige Ungelegenheit zuma-
chen/ und gab vor/ er muͤſte ſich etwa in heutigem Gefechte zu hefftig bemuͤhet haben; baht
endlich bey Pharnabazus umb Verzeihung/ daß er ſeine Eꝛzaͤhlung geſtoͤr et haͤtte/ und hielt
fleiſſig an/ ſein vorgenommenes auszufuͤhren/ wie das Stechen abgelauffen/ und ob ſein O-
heim Herkules das treffliche Fraͤulein ſchon geheyrahtet haͤtte; wor in er ihm gerne zuwil-
len wahr/ auch endlich hinzu taht/ er håtte Fuͤrſt Herkules angeloben muͤſſen/ nach geendig-
ter ſeiner Reiſe nach Rom/ ihm zu Padua zuzuſprechen/ aber wie er daſelbſt wieder ankom-
men/ waͤhre die ganze Stad vol traurens geweſen/ wegen des Verluſts einer jungen Fraͤu-
lein/ Koͤnigs Ladiſla Frl. Schweſter/ welche von Raͤubern entfuͤhret/ und von Herkules/
Ladiſla/ und des Stathalters Herrn Fabius Sohn embſig nachgeſuchet wuͤrde. Herkuliſ-
kus beſtuͤrzete wegen dieſer Rede/ fuͤrchtete ſich ſehr/ in Argwohn genommen zuwerden/ uñ
antwortete als aus groſſer Verwunderung: Ach mein Gott! iſt dieſes allerliebſte Fraͤu-
lein/ meine nahe Anverwantin dann auch geraubet worden? jezt erinnere ich mich eines
Teutſchen Pfaffen ungluͤkliche/ aber wie ich vernehme/ warhaffte Weiſſagung/ welcher/ da

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[581/0619] Drittes Buch. ein ſo vollkommener Meiſter dieſes Spiels mir niemahls vorkommen iſt/ geſtaltſam er nit keinen Fehl Ritt taht/ ſondern allemahl das Ringelein ſehr kuͤnſtlich/ und bald mit der rech- ten/ bald mit der linken Hand hinweg nam/ welches allen Zuſehern groſſe Beluſtigung uñ verwundern erweckete; Weil er aber bald anfangs ſich bedingete/ daß er nicht umb den Preiß/ ſondern bloß zur Ergetzung mit rennete/ habe ich mir den Dank muͤſſen auffdringen laſſen. Phraortes der Groß Fuͤrſt fragete/ ob dann dieſer Fuͤrſt nicht mit geſtochen haͤtte; Nein/ antwortete er/ dann ſo viel ich verſtund/ hatte er neben ſeinen Geſellen Koͤnig Ladiſla/ (welcher ſo wol als jener/ ſich nur bloß einen Herrn nennen ließ) das Ritterſpiel angeſtel- let/ wiewol ihm bald anfangs dieſes Stechens ein ſehr verwaͤgener Ritter auff Leib und Leben abſagen ließ/ mit dem er aber auſſer den Schranken bald fertig ward/ und ihm ſeines Schwerts Schaͤrffe dergeſtalt mitteilete/ daß ich gerne bekenne/ dergleichen Gefecht nie geſehen zuhaben. Er iſt noch ſehr jung/ und hat noch kein Haͤaͤrlein umb den Mund/ wuſte ſich aber auff der Schau Buͤhne der maſſen ernſthafftig und freundlich zuhalten/ daß jedeꝛ- man ihn beydes zulieben und ehren gezwungen ward. Zu ſeiner Rechten ſaß ein wunder- ſchoͤnes Fraͤulein/ deren er mit reden gar geheim wahr/ und ließ ich mich berichten/ daß ſie eines ſehr vornehmen Roͤmiſchen Herrn Tochter/ und mit Koͤnig Ladiſla Gemahl blut- nahe verwand waͤhre/ und haͤtte er ſie vor weniger Zeit aus der Hand eines maͤchtigen Roͤ- miſchen Ritters erloͤſet/ wuͤrde ſie auch ehiſtes heyrahten. Dieſe lezten Worte durchſchnit- ten Herkuliſkus das Herz und die Seele dermaſſen/ als ob ein Blitz oder Donnerkeil da- durch gefahren waͤhre/ er erbleichete gar im Angeſicht/ und meynete vor Herzensangſt den lezten Geiſt und Odem auszublaſen/ ſo daß die Haͤnde bey ihm niderſunken/ uñ das Haͤupt auf ſeine rechte Schulder ſich neigete; deſſen Arbianes wahrnemend/ ſchleunig aufſprang/ ihn ruͤttelte und ſchuͤttelte/ auch mit einem Glaſe Wein unter dem Geſichte begoß/ daß er endlich wieder zu ſich ſelber kam. Frl. Barſene kunte dasmahl ihre Zuneigung nicht ber- gen/ ſondern trat mit hinzu/ und fragete mit bewaͤglicher Stimme/ ob ihm eine Machtloſig- keit zuſtieſſe; worauff er ſich bald ermunterte/ und ihr zur Antwort gab: Er wuͤſte ſelbſt nit eigentlich/ wie ihm geſchaͤhe/ welches die ganze Zeit ſeines Lebens ihm niemahls begegnet/ ſchaͤmete ſich auch faſt ſehr/ in ſo Hochfuͤrſtlicher Geſelſchafft einige Ungelegenheit zuma- chen/ und gab vor/ er muͤſte ſich etwa in heutigem Gefechte zu hefftig bemuͤhet haben; baht endlich bey Pharnabazus umb Verzeihung/ daß er ſeine Eꝛzaͤhlung geſtoͤr et haͤtte/ und hielt fleiſſig an/ ſein vorgenommenes auszufuͤhren/ wie das Stechen abgelauffen/ und ob ſein O- heim Herkules das treffliche Fraͤulein ſchon geheyrahtet haͤtte; wor in er ihm gerne zuwil- len wahr/ auch endlich hinzu taht/ er håtte Fuͤrſt Herkules angeloben muͤſſen/ nach geendig- ter ſeiner Reiſe nach Rom/ ihm zu Padua zuzuſprechen/ aber wie er daſelbſt wieder ankom- men/ waͤhre die ganze Stad vol traurens geweſen/ wegen des Verluſts einer jungen Fraͤu- lein/ Koͤnigs Ladiſla Frl. Schweſter/ welche von Raͤubern entfuͤhret/ und von Herkules/ Ladiſla/ und des Stathalters Herrn Fabius Sohn embſig nachgeſuchet wuͤrde. Herkuliſ- kus beſtuͤrzete wegen dieſer Rede/ fuͤrchtete ſich ſehr/ in Argwohn genommen zuwerden/ uñ antwortete als aus groſſer Verwunderung: Ach mein Gott! iſt dieſes allerliebſte Fraͤu- lein/ meine nahe Anverwantin dann auch geraubet worden? jezt erinnere ich mich eines Teutſchen Pfaffen ungluͤkliche/ aber wie ich vernehme/ warhaffte Weiſſagung/ welcher/ da ich D d d d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/619>, abgerufen am 22.12.2024.