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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
ich euch/ Herzlieber Herr Vater/ nehmet mich forthin allemahl mit auff die Wolffesjagt/
weil ich ihnen schon gnug gewachsen bin. Du magst mir ja gewachsen seyn/ sagte der Groß-
Fürst mit einem Gelächter/ aber gedulde dich nur ein wenig/ ich wil dich schon auff eine
Wolffesjagt (Bücherjagt meine ich) führen/ da du die Buchstaben jagen/ und mit dem Ge-
dächnis fangen solt. Nun hatte vor weniger Zeit der Groß Fürst etliche Rauber einsetzen
lassen/ welche erstes tages solten abgetahn werden; unter denen fand sich ein Römer/ der
in Griechischer und Lateinischer Sprache wol erfahren wahr/ nahmens Katullus/ densel-
ben ließ der Groß Fürst vor sich allein fodern/ und sagte in des jungen Herrichens Gegen-
wart zu ihm; du wirst dich erinnern/ daß du umb Untaht willen dein Leben zehnfach ver-
wirket hast/ welches dir nicht als durch meine Gnade kan geschenket werden; wann ich nun
wissen solte/ daß du forthin die Boßheit angeben/ dich der Erbarkeit befleissigen/ und die-
sen meinen jungen Sohn in Lateinischer und Griechscher Sprache fleissig unterweisen
woltest/ möchte dir vielleicht mehr gutes begegnen/ als du dir jemahls hättest einbilden
können; so gib mir nun hierauff richtige Erklärung/ wessen du dich zuverhalten gesonnen
seist/ und gedenke ja nicht/ mich mit betrieglichen Worten zuhintergehen/ dann soltestu wie-
der auff dein altes fallen/ würde ich schon Mittel wissen/ dich in meine Gewalt zubringen/
und alsdann das neue mit dem alten zubezahlen. Dieser fiel vor dem Groß Fürsten in die
Knie/ baht um Lebensfristung/ und erboht sich/ hinfüro ein frommes Leben zu führen/ auch
allen möglichen Fleiß in Unterweisung des jungen Herrlein anzuwenden; Worauff er
demselben alsbald vor einen Lehr- und Hoffmeister zugeordnet/ die übrigen sechs Räuber
aber hin zur Richtstat geführet wurden/ deren einem/ weil er sich vor Katullus Anverwan-
ten angab/ und derselbe einen Fußfal vor ihm taht/ das Leben geschenket ward/ jedoch/ daß
er stündlich Teutschland räumen solte/ welches er nit allein angelobete/ sondern nach dem
er mit wenigem von Katullus Abscheid genommen/ sich hinweg machte. Herkules aber
hatte gar kein Herz zu diesem Lehrmeister/ und beklagete sich unterschiedliche mahl gegen
seine Fr. Mutter/ daß er einem Räuber müste untertahn seyn/ und von demselben sich un-
terweisen lassen; und wer weiß/ sagte er/ ob er mich dereins nicht gar er morden dürffte;
welches aber als eines Kindes Rede verachtet ward/ wiewol die Reue bald darauff folge-
te/ gestaltsam er kaum vier Wochen diesem seinem Amte vorgestanden wahr/ da ein armer
Mann/ die leidige Zeitung auff das Schloß brachte: Er hätte zween einzelne Männer
ins Gehölze reiten sehen/ deren einer einen schönen jungen Knaben vor sich auff dem Pfer-
de geführet/ dem der Mund mit einem Tuche zugestopffet/ auch die Augen verbunden ge-
wesen; und da ihm recht währe/ hätte er vor diesem den Knaben mit einem kleinen Degen
und Handbogen auff dem Schlosse gehen sehen. Dem Groß Fürsten ward dieses alsbald
kund getahn/ und Katullus mit dem jungen Herrlein gesuchet/ aber umb sonst/ massen die
Schildwachte berichtete/ sie währen mit einander ihrer Gewohnheit nach aus dem Schlos-
se gangen/ und hätte jeder ein Buch in der Hand getragen. Bald wurden die Pferde ge-
sattelt/ und musten 100 Reuter mit dem Zeitungsbringer auffs eiligste fort reiten/ mit
dem versprechen/ da sie das Herrlein samt den Räubern lebendig einbringen würden/ solte
jedem drey Monat Sold geschenket werden. Diese macheten sich geschwinde auff den
Weg/ und geriet ihnen so wol/ daß sie gegen den späten Abend alle drey unter einer hohen

Eichen

Drittes Buch.
ich euch/ Herzlieber Herr Vater/ nehmet mich forthin allemahl mit auff die Wolffesjagt/
weil ich ihnẽ ſchon gnug gewachſen bin. Du magſt mir ja gewachſen ſeyn/ ſagte der Groß-
Fuͤrſt mit einem Gelaͤchter/ aber gedulde dich nur ein wenig/ ich wil dich ſchon auff eine
Wolffesjagt (Buͤcherjagt meine ich) fuͤhren/ da du die Buchſtaben jagen/ uñ mit dem Ge-
daͤchnis fangen ſolt. Nun hatte vor weniger Zeit der Groß Fuͤrſt etliche Råuber einſetzen
laſſen/ welche erſtes tages ſolten abgetahn werden; unter denen fand ſich ein Roͤmer/ der
in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache wol erfahren wahr/ nahmens Katullus/ denſel-
ben ließ der Groß Fuͤrſt vor ſich allein fodern/ und ſagte in des jungen Herrichens Gegen-
wart zu ihm; du wirſt dich erinnern/ daß du umb Untaht willen dein Leben zehnfach ver-
wirket haſt/ welches dir nicht als durch meine Gnade kan geſchenket werden; wañ ich nun
wiſſen ſolte/ daß du forthin die Boßheit angeben/ dich der Erbarkeit befleiſſigen/ und die-
ſen meinen jungen Sohn in Lateiniſcher und Griechſcher Sprache fleiſſig unterweiſen
wolteſt/ moͤchte dir vielleicht mehr gutes begegnen/ als du dir jemahls haͤtteſt einbilden
koͤnnen; ſo gib mir nun hierauff richtige Erklaͤrung/ weſſen du dich zuverhalten geſonnen
ſeiſt/ und gedenke ja nicht/ mich mit betrieglichen Worten zuhintergehen/ dañ ſolteſtu wie-
der auff dein altes fallen/ wuͤrde ich ſchon Mittel wiſſen/ dich in meine Gewalt zubringen/
und alsdann das neue mit dem alten zubezahlen. Dieſer fiel vor dem Groß Fuͤrſten in die
Knie/ baht um Lebensfriſtung/ und erboht ſich/ hinfuͤro ein frommes Leben zu fuͤhren/ auch
allen moͤglichen Fleiß in Unterweiſung des jungen Herrlein anzuwenden; Worauff er
demſelben alsbald vor einen Lehr- und Hoffmeiſter zugeordnet/ die uͤbrigen ſechs Raͤuber
aber hin zur Richtſtat gefuͤhret wurden/ deren einem/ weil er ſich vor Katullus Anverwan-
ten angab/ und derſelbe einen Fußfal vor ihm taht/ das Leben geſchenket ward/ jedoch/ daß
er ſtuͤndlich Teutſchland raͤumen ſolte/ welches er nit allein angelobete/ ſondern nach dem
er mit wenigem von Katullus Abſcheid genommen/ ſich hinweg machte. Herkules aber
hatte gar kein Herz zu dieſem Lehrmeiſter/ und beklagete ſich unterſchiedliche mahl gegen
ſeine Fr. Mutter/ daß er einem Raͤuber muͤſte untertahn ſeyn/ und von demſelben ſich un-
terweiſen laſſen; und wer weiß/ ſagte er/ ob er mich dereins nicht gar er morden duͤrffte;
welches aber als eines Kindes Rede verachtet ward/ wiewol die Reue bald darauff folge-
te/ geſtaltſam er kaum vier Wochen dieſem ſeinem Amte vorgeſtanden wahr/ da ein armer
Mann/ die leidige Zeitung auff das Schloß brachte: Er haͤtte zween einzelne Maͤnner
ins Gehoͤlze reiten ſehen/ deren einer einen ſchoͤnen jungen Knaben vor ſich auff dem Pfer-
de gefuͤhret/ dem der Mund mit einem Tuche zugeſtopffet/ auch die Augen verbunden ge-
weſen; und da ihm recht waͤhre/ haͤtte er vor dieſem den Knaben mit einem kleinen Degen
und Handbogen auff dem Schloſſe gehen ſehen. Dem Groß Fuͤrſten ward dieſes alsbald
kund getahn/ und Katullus mit dem jungen Herrlein geſuchet/ aber umb ſonſt/ maſſen die
Schildwachte berichtete/ ſie waͤhrẽ mit einander ihrer Gewohnheit nach aus dem Schloſ-
ſe gangen/ und haͤtte jeder ein Buch in der Hand getragen. Bald wurden die Pferde ge-
ſattelt/ und muſten 100 Reuter mit dem Zeitungsbringer auffs eiligſte fort reiten/ mit
dem veꝛſprechen/ da ſie das Herrlein ſamt den Raͤubern lebendig einbringen wuͤrden/ ſolte
jedem drey Monat Sold geſchenket werden. Dieſe macheten ſich geſchwinde auff den
Weg/ und geriet ihnen ſo wol/ daß ſie gegen den ſpaͤten Abend alle drey unter einer hohen

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[576/0614] Drittes Buch. ich euch/ Herzlieber Herr Vater/ nehmet mich forthin allemahl mit auff die Wolffesjagt/ weil ich ihnẽ ſchon gnug gewachſen bin. Du magſt mir ja gewachſen ſeyn/ ſagte der Groß- Fuͤrſt mit einem Gelaͤchter/ aber gedulde dich nur ein wenig/ ich wil dich ſchon auff eine Wolffesjagt (Buͤcherjagt meine ich) fuͤhren/ da du die Buchſtaben jagen/ uñ mit dem Ge- daͤchnis fangen ſolt. Nun hatte vor weniger Zeit der Groß Fuͤrſt etliche Råuber einſetzen laſſen/ welche erſtes tages ſolten abgetahn werden; unter denen fand ſich ein Roͤmer/ der in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache wol erfahren wahr/ nahmens Katullus/ denſel- ben ließ der Groß Fuͤrſt vor ſich allein fodern/ und ſagte in des jungen Herrichens Gegen- wart zu ihm; du wirſt dich erinnern/ daß du umb Untaht willen dein Leben zehnfach ver- wirket haſt/ welches dir nicht als durch meine Gnade kan geſchenket werden; wañ ich nun wiſſen ſolte/ daß du forthin die Boßheit angeben/ dich der Erbarkeit befleiſſigen/ und die- ſen meinen jungen Sohn in Lateiniſcher und Griechſcher Sprache fleiſſig unterweiſen wolteſt/ moͤchte dir vielleicht mehr gutes begegnen/ als du dir jemahls haͤtteſt einbilden koͤnnen; ſo gib mir nun hierauff richtige Erklaͤrung/ weſſen du dich zuverhalten geſonnen ſeiſt/ und gedenke ja nicht/ mich mit betrieglichen Worten zuhintergehen/ dañ ſolteſtu wie- der auff dein altes fallen/ wuͤrde ich ſchon Mittel wiſſen/ dich in meine Gewalt zubringen/ und alsdann das neue mit dem alten zubezahlen. Dieſer fiel vor dem Groß Fuͤrſten in die Knie/ baht um Lebensfriſtung/ und erboht ſich/ hinfuͤro ein frommes Leben zu fuͤhren/ auch allen moͤglichen Fleiß in Unterweiſung des jungen Herrlein anzuwenden; Worauff er demſelben alsbald vor einen Lehr- und Hoffmeiſter zugeordnet/ die uͤbrigen ſechs Raͤuber aber hin zur Richtſtat gefuͤhret wurden/ deren einem/ weil er ſich vor Katullus Anverwan- ten angab/ und derſelbe einen Fußfal vor ihm taht/ das Leben geſchenket ward/ jedoch/ daß er ſtuͤndlich Teutſchland raͤumen ſolte/ welches er nit allein angelobete/ ſondern nach dem er mit wenigem von Katullus Abſcheid genommen/ ſich hinweg machte. Herkules aber hatte gar kein Herz zu dieſem Lehrmeiſter/ und beklagete ſich unterſchiedliche mahl gegen ſeine Fr. Mutter/ daß er einem Raͤuber muͤſte untertahn ſeyn/ und von demſelben ſich un- terweiſen laſſen; und wer weiß/ ſagte er/ ob er mich dereins nicht gar er morden duͤrffte; welches aber als eines Kindes Rede verachtet ward/ wiewol die Reue bald darauff folge- te/ geſtaltſam er kaum vier Wochen dieſem ſeinem Amte vorgeſtanden wahr/ da ein armer Mann/ die leidige Zeitung auff das Schloß brachte: Er haͤtte zween einzelne Maͤnner ins Gehoͤlze reiten ſehen/ deren einer einen ſchoͤnen jungen Knaben vor ſich auff dem Pfer- de gefuͤhret/ dem der Mund mit einem Tuche zugeſtopffet/ auch die Augen verbunden ge- weſen; und da ihm recht waͤhre/ haͤtte er vor dieſem den Knaben mit einem kleinen Degen und Handbogen auff dem Schloſſe gehen ſehen. Dem Groß Fuͤrſten ward dieſes alsbald kund getahn/ und Katullus mit dem jungen Herrlein geſuchet/ aber umb ſonſt/ maſſen die Schildwachte berichtete/ ſie waͤhrẽ mit einander ihrer Gewohnheit nach aus dem Schloſ- ſe gangen/ und haͤtte jeder ein Buch in der Hand getragen. Bald wurden die Pferde ge- ſattelt/ und muſten 100 Reuter mit dem Zeitungsbringer auffs eiligſte fort reiten/ mit dem veꝛſprechen/ da ſie das Herrlein ſamt den Raͤubern lebendig einbringen wuͤrden/ ſolte jedem drey Monat Sold geſchenket werden. Dieſe macheten ſich geſchwinde auff den Weg/ und geriet ihnen ſo wol/ daß ſie gegen den ſpaͤten Abend alle drey unter einer hohen Eichen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/614>, abgerufen am 22.12.2024.