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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
hält mein Groß Fürst euch solches nicht vor übel. Ja iß mein Herkuliskus/ sagte er selber/
es sol dir zu keiner Unhöfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fürst ein Herr von
LIII Jahren/ lebete mit diesem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fürst nunmehr acht-
zehnjährig/ wahr sein einiger Sohn aus erster Ehe gezeuget/ daher er ihn umb so viel herz-
licher liebete/ hatte ihm auch die Erbschafft seines Fürstentuhms bey König Artabanus
schon erhalten. Derselbe nun vergaß essens und trinkens/ schauete unsern Herkuliskus mit
unverwendeten Augen an/ und sagte zu seinem H. Vater: Wann die Götter mir diesen
allerliebsten Jüngling zum Bruder verlihen hätten/ würde ich haben/ den zugleich neben
meinen Eltern ich lieben könte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß
er beydes zur Wissenschafft und ritterlichen übungen nicht geringe beliebung träget/ wolle
mein Herr Vater mir ihn zum Gesellen geben/ er sol an mir einen solchen Freund finden/
daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unsern Hof zuverlassen. Aber sein H. Vater
antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieser Jüngling ist nicht in meiner Gewalt/ sonst währe er
dir unversaget/ könte auch euer beyder Gesellschafft wol leiden/ wann er nicht unserm gros-
sen Könige Artabanus nach Charas müste geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthalten
kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns lassen/ wie wenig ichs auch zuverant-
worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete sich dannoch gegen seinen H. Va-
ter der hohen Gnade/ und sagte zu Herkuliskus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu-
wider seyn/ daß ich eure Geselschafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh-
ten/ und sollet ihr die Zeit über an mir einen geträuen Freund haben. Durchläuchtiger
Fürst/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weise von Ihrer Gn.
als ein Knecht gehalten zu seyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini-
ge angenehme Auffwartung von mir könte geleistet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz
solche Entschuldigung ein überfluß währe/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/
mit in den Lustgarten zugehen/ da der Groß Fürst nach ihrem Abscheide zu seinem Gemahl
sagete: Er hätte nimmerwehr gegläubet/ daß bey einem funffzehnjährigen Knaben ein so
hoher Verstand und brennende Liebe zur Tugend seyn können/ als er diesen morgen erfah-
ren hätte; über das/ sagte er/ wird er mir als ein sonderlicher guter Schütze gerühmet; da
es nun dem sämtlichen Frauenzimmer also gefället/ wollen wir in den Garten folgen/ und
ihm seine Pfeile und Bogen nachtragen lassen; es sind sonst etliche unter meinen ädelkna-
ben/ die sich mit ihrer Schieß Kunst keine Sau dünken lassen/ auch mein Arbianes selbst/
die sollen sich mit ihm ein wenig versuchen. Das Frauenzimmer ließ sichs gerne gefallen/
gingen mit dem Groß Fürsten hin/ und sahen diese beyde neuen Freunde sich im fechten ü-
ben/ wobey Herkuliskus sich etwas blöde stellete/ und nur die Hiebe ausnam/ sich bißweilen
auch treffen ließ/ und gar selten zu ihm einschlug/ ohn wann er sahe/ daß er leicht verfetzen
kunte/ daher alle Zuseher urteileten/ er währe dieser übung wenig erfahren/ hieltens ihm
auch wegen seiner Jugend nicht vor übel. Des jungen Herrn Fechtmeister/ ein Persischer
hochmuhtiger vom Adel sahe mit zu/ und fing an/ sich gegen den Groß Fürsten zurühmen/
wie weit er seinen Sohn in der Kunst schon gebracht hätte/ sagte auch zu Herkuliskus: Jüng-
ling/ ihr seyd zu blöde im fechten/ daher seyd ihr mehr bemühet euch zuschützen/ als euren Ge-
gener zuschlagen. Herkuliskus antwortete ihm: Er hätte sich ja vor keinen Fechtmeister

ange-

Drittes Buch.
haͤlt mein Groß Fuͤrſt euch ſolches nicht vor uͤbel. Ja iß mein Herkuliſkus/ ſagte er ſelber/
es ſol dir zu keiner Unhoͤfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fuͤrſt ein Herr von
LIII Jahren/ lebete mit dieſem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fuͤrſt nunmehr acht-
zehnjaͤhrig/ wahr ſein einiger Sohn aus erſter Ehe gezeuget/ daher er ihn umb ſo viel herz-
licher liebete/ hatte ihm auch die Erbſchafft ſeines Fuͤrſtentuhms bey Koͤnig Artabanus
ſchon erhalten. Derſelbe nun vergaß eſſens und trinkens/ ſchauete unſern Herkuliſkus mit
unverwendeten Augen an/ und ſagte zu ſeinem H. Vater: Wann die Goͤtter mir dieſen
allerliebſten Juͤngling zum Bruder verlihen haͤtten/ wuͤrde ich haben/ den zugleich neben
meinen Eltern ich lieben koͤnte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß
er beydes zur Wiſſenſchafft und ritterlichen uͤbungen nicht geringe beliebung traͤget/ wolle
mein Herr Vater mir ihn zum Geſellen geben/ er ſol an mir einen ſolchen Freund finden/
daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unſern Hof zuverlaſſen. Aber ſein H. Vater
antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieſer Juͤngling iſt nicht in meiner Gewalt/ ſonſt waͤhre er
dir unverſaget/ koͤnte auch euer beyder Geſellſchafft wol leiden/ wann er nicht unſerm groſ-
ſen Koͤnige Artabanus nach Charas muͤſte geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthaltẽ
kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns laſſen/ wie wenig ichs auch zuverant-
worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete ſich dañoch gegen ſeinen H. Va-
ter der hohen Gnade/ und ſagte zu Herkuliſkus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu-
wider ſeyn/ daß ich eure Geſelſchafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh-
ten/ und ſollet ihr die Zeit uͤber an mir einen getraͤuen Freund haben. Durchlaͤuchtiger
Fuͤrſt/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weiſe von Ihrer Gn.
als ein Knecht gehalten zu ſeyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini-
ge angenehme Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz
ſolche Entſchuldigung ein uͤberfluß waͤhre/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/
mit in den Luſtgarten zugehen/ da der Groß Fuͤrſt nach ihrem Abſcheide zu ſeinem Gemahl
ſagete: Er haͤtte nimmerwehr geglaͤubet/ daß bey einem funffzehnjaͤhrigen Knaben ein ſo
hoher Verſtand und brennende Liebe zur Tugend ſeyn koͤnnen/ als er dieſen morgen erfah-
ren haͤtte; uͤber das/ ſagte er/ wird er mir als ein ſonderlicher guter Schuͤtze geruͤhmet; da
es nun dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer alſo gefaͤllet/ wollen wir in den Garten folgen/ und
ihm ſeine Pfeile und Bogen nachtragen laſſen; es ſind ſonſt etliche unter meinen aͤdelkna-
ben/ die ſich mit ihrer Schieß Kunſt keine Sau duͤnken laſſen/ auch mein Arbianes ſelbſt/
die ſollen ſich mit ihm ein wenig verſuchen. Das Frauenzimmer ließ ſichs gerne gefallen/
gingen mit dem Groß Fuͤrſten hin/ und ſahen dieſe beyde neuen Freunde ſich im fechten uͤ-
ben/ wobey Herkuliſkus ſich etwas bloͤde ſtellete/ und nur die Hiebe ausnam/ ſich bißweilen
auch treffen ließ/ und gar ſelten zu ihm einſchlug/ ohn wann er ſahe/ daß er leicht verfetzen
kunte/ daher alle Zuſeher urteileten/ er waͤhre dieſer uͤbung wenig erfahren/ hieltens ihm
auch wegen ſeiner Jugend nicht vor uͤbel. Des jungen Herꝛn Fechtmeiſter/ ein Perſiſcher
hochmuhtiger vom Adel ſahe mit zu/ und fing an/ ſich gegen den Groß Fuͤrſten zuruͤhmen/
wie weit er ſeinẽ Sohn in der Kunſt ſchon gebracht haͤtte/ ſagte auch zu Herkuliſkus: Juͤng-
ling/ ihr ſeyd zu bloͤde im fechten/ daheꝛ ſeyd ihꝛ mehr bemuͤhet euch zuſchuͤtzen/ als euren Ge-
gener zuſchlagen. Herkuliſkus antwortete ihm: Er haͤtte ſich ja vor keinen Fechtmeiſter

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[564/0602] Drittes Buch. haͤlt mein Groß Fuͤrſt euch ſolches nicht vor uͤbel. Ja iß mein Herkuliſkus/ ſagte er ſelber/ es ſol dir zu keiner Unhoͤfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fuͤrſt ein Herr von LIII Jahren/ lebete mit dieſem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fuͤrſt nunmehr acht- zehnjaͤhrig/ wahr ſein einiger Sohn aus erſter Ehe gezeuget/ daher er ihn umb ſo viel herz- licher liebete/ hatte ihm auch die Erbſchafft ſeines Fuͤrſtentuhms bey Koͤnig Artabanus ſchon erhalten. Derſelbe nun vergaß eſſens und trinkens/ ſchauete unſern Herkuliſkus mit unverwendeten Augen an/ und ſagte zu ſeinem H. Vater: Wann die Goͤtter mir dieſen allerliebſten Juͤngling zum Bruder verlihen haͤtten/ wuͤrde ich haben/ den zugleich neben meinen Eltern ich lieben koͤnte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß er beydes zur Wiſſenſchafft und ritterlichen uͤbungen nicht geringe beliebung traͤget/ wolle mein Herr Vater mir ihn zum Geſellen geben/ er ſol an mir einen ſolchen Freund finden/ daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unſern Hof zuverlaſſen. Aber ſein H. Vater antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieſer Juͤngling iſt nicht in meiner Gewalt/ ſonſt waͤhre er dir unverſaget/ koͤnte auch euer beyder Geſellſchafft wol leiden/ wann er nicht unſerm groſ- ſen Koͤnige Artabanus nach Charas muͤſte geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthaltẽ kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns laſſen/ wie wenig ichs auch zuverant- worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete ſich dañoch gegen ſeinen H. Va- ter der hohen Gnade/ und ſagte zu Herkuliſkus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu- wider ſeyn/ daß ich eure Geſelſchafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh- ten/ und ſollet ihr die Zeit uͤber an mir einen getraͤuen Freund haben. Durchlaͤuchtiger Fuͤrſt/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weiſe von Ihrer Gn. als ein Knecht gehalten zu ſeyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini- ge angenehme Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz ſolche Entſchuldigung ein uͤberfluß waͤhre/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/ mit in den Luſtgarten zugehen/ da der Groß Fuͤrſt nach ihrem Abſcheide zu ſeinem Gemahl ſagete: Er haͤtte nimmerwehr geglaͤubet/ daß bey einem funffzehnjaͤhrigen Knaben ein ſo hoher Verſtand und brennende Liebe zur Tugend ſeyn koͤnnen/ als er dieſen morgen erfah- ren haͤtte; uͤber das/ ſagte er/ wird er mir als ein ſonderlicher guter Schuͤtze geruͤhmet; da es nun dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer alſo gefaͤllet/ wollen wir in den Garten folgen/ und ihm ſeine Pfeile und Bogen nachtragen laſſen; es ſind ſonſt etliche unter meinen aͤdelkna- ben/ die ſich mit ihrer Schieß Kunſt keine Sau duͤnken laſſen/ auch mein Arbianes ſelbſt/ die ſollen ſich mit ihm ein wenig verſuchen. Das Frauenzimmer ließ ſichs gerne gefallen/ gingen mit dem Groß Fuͤrſten hin/ und ſahen dieſe beyde neuen Freunde ſich im fechten uͤ- ben/ wobey Herkuliſkus ſich etwas bloͤde ſtellete/ und nur die Hiebe ausnam/ ſich bißweilen auch treffen ließ/ und gar ſelten zu ihm einſchlug/ ohn wann er ſahe/ daß er leicht verfetzen kunte/ daher alle Zuſeher urteileten/ er waͤhre dieſer uͤbung wenig erfahren/ hieltens ihm auch wegen ſeiner Jugend nicht vor uͤbel. Des jungen Herꝛn Fechtmeiſter/ ein Perſiſcher hochmuhtiger vom Adel ſahe mit zu/ und fing an/ ſich gegen den Groß Fuͤrſten zuruͤhmen/ wie weit er ſeinẽ Sohn in der Kunſt ſchon gebracht haͤtte/ ſagte auch zu Herkuliſkus: Juͤng- ling/ ihr ſeyd zu bloͤde im fechten/ daheꝛ ſeyd ihꝛ mehr bemuͤhet euch zuſchuͤtzen/ als euren Ge- gener zuſchlagen. Herkuliſkus antwortete ihm: Er haͤtte ſich ja vor keinen Fechtmeiſter ange-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/602>, abgerufen am 22.12.2024.