Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. der Medischen Streiche gewärtig seyn. Dieser aber sagte mit sanfftem gelächter; meinFreund/ es sey euch erläubet; nahm das Fechtschwert/ welches ihm am bequemesten wahr/ zur Hand/ und so bald er mit ihm angebunden hatte/ gab er ihm fünff Schläge über Kopf/ Arm und Beine/ den sechsten aber über das Maul daß er mit den Zähnen bläkete/ und hin- gegen allerdinges unberühret blieb/ dessen Mazeus und die Schüler sich wol zu lacheten/ und dieser Tropf drüber gar zu schanden ward. Mazeus scheidete sie/ und vermahnete den Fechter/ sich hinfüro im eigenen Ruhm zu mässigen/ nahm auch Herkuliskus mit sich nach dem Zeughause/ und fragete ihn auff dem Wege/ wie lange er sich des Fechtschwerts ge- brauchet hätte; da er zur Antwort bekam; er hätte schon im zehnden Jahre seines Alters sich lassen unterrichten/ weil er aber im halben Jahr und drüber sich nicht geübet/ hätte er anfangs sich auff Streiche geschikt/ merkete aber wol daß dieser Fechter sie außzuteilen nicht gar wol gelernet hätte. Als sie hie mit in das Zeughauß traten/ klagete der Zeugmei- ster seinem Herrn/ daß in weniger Zeit/ weil er anderswo zu schaffen gehabt/ unterschiedli- che Waffen mit Rost angelauffen währen; g[in]gen mit einander hinein/ und fand Herku- liskus eine zimliche Menge Schwerter/ Speere/ Hellebarten/ Bogen und Pfeile/ und wie er fragete/ ob das Schiessen dieser örter viel im Gebrauch währe/ antwortete ihm Ma- zeus; Pfeil und Bogen sind unserer Jugend vornehmste und tägliche Ubung/ auff das im Alter sich zu ernähren sie geschikt seyn mögen/ massen man bey uns kein zahmes Vieh unterhält/ sondern vom Wilde sich ernähret. Herkuliskus sahe einen zierlichen leichten Bogen liegen/ welchen er nach gebehtener verzeihung zur Hand nam/ und sich verlauten ließ/ so bald er wieder in sein Vaterland kähme/ müste er einen nach dieser Art machen lassen. Mazeus gedachte in seinem Herzen; vor dein Vaterland werden dich die Götter wol behü- ten/ wolte ihn doch nit betrüben/ es zusagen/ sondern fragete ihn/ ob er dann auch im schiessen geübet währe. Er aber antwortete: In seinem Vaterlande währe schiessens-brauch nicht gemeine/ doch hätte er von Kindesbeinen an sehr grosse Lust darzu gehabt/ und aber in gu- ter Zeit keinen Bogen berühret/ daß er fürchtete/ seine Erfahrenheit vergessen zuhaben. Daran ist wenig gelegen/ sagte er/ und gefält euch dieser Bogen/ so nehmet ihn mit dem ge- fülleten Köcher zu euch/ das vergessene wieder zulernen; traten mit einander hinaus/ und gingen nach dem Gemache/ in welches Mazeus den Löuen wieder einsperren ließ/ der mit Traurigkeit und Unwillen von Herkuliskus scheidete. Im fortgehen sahe er eine grosse Ringel Taube fliegen/ die er von freyer Faust aus der Lufft herunter schoß/ daß sie vor Ma- zeus Füssen nidersiel/ der sie auf hub/ und befand/ daß ihr der Pfeil noch in der Brust steckete. Er streich ihm aber mit der Hand über das Häupt/ und sagte: Mein Herkuliskus/ ich weiß in Warheit nicht/ was ich aus euch machen sol/ dann daß eures gleichen mir nie vorkommen ist/ gestehe ich gerne; aber getrauet ihr euch noch so einen Schuß ohnfehl zutuhn? Ein sol- cher Schuß/ antwortete er/ hat wenig zubedeuten/ welchen ich in vollem rennen auff dem Pferde wol verrichten wil. Ey sagte er/ verweilet alhie noch ein wenig/ biß ich wieder bey euch seyn werde; ging hin/ und hohlete sein Gemahl samt dem Fräulein herzu/ erzählete/ wz sich zugetragen hatte/ und ermahnete sie/ ob sie eine Kurzweil sehen wolten/ möchten sie in den Vorhof kommen. Nun hatte er einen Schützen/ Nahmens Batis/ der im ganzen Ge- biet seiner Kunst halben beschrihen wahr/ rief denselben zu sich/ und sagte: Höre Batis/ du weist/
Drittes Buch. der Mediſchen Streiche gewaͤrtig ſeyn. Dieſer aber ſagte mit ſanfftem gelaͤchter; meinFreund/ es ſey euch erlaͤubet; nahm das Fechtſchwert/ welches ihm am bequemeſten wahꝛ/ zur Hand/ und ſo bald er mit ihm angebunden hatte/ gab er ihm fuͤnff Schlaͤge uͤber Kopf/ Arm und Beine/ den ſechſten aber uͤber das Maul daß er mit den Zaͤhnen blaͤkete/ und hin- gegen allerdinges unberuͤhret blieb/ deſſen Mazeus und die Schuͤler ſich wol zu lacheten/ und dieſer Tropf druͤber gar zu ſchanden ward. Mazeus ſcheidete ſie/ und vermahnete den Fechter/ ſich hinfuͤro im eigenen Ruhm zu maͤſſigen/ nahm auch Herkuliſkus mit ſich nach dem Zeughauſe/ und fragete ihn auff dem Wege/ wie lange er ſich des Fechtſchwerts ge- brauchet haͤtte; da er zur Antwort bekam; er haͤtte ſchon im zehnden Jahre ſeines Alters ſich laſſen unterrichten/ weil er aber im halben Jahr und druͤber ſich nicht geuͤbet/ haͤtte er anfangs ſich auff Streiche geſchikt/ merkete aber wol daß dieſer Fechter ſie außzuteilen nicht gar wol gelernet haͤtte. Als ſie hie mit in das Zeughauß traten/ klagete der Zeugmei- ſter ſeinem Herrn/ daß in weniger Zeit/ weil er anderswo zu ſchaffen gehabt/ unterſchiedli- che Waffen mit Roſt angelauffen waͤhren; g[in]gen mit einander hinein/ und fand Herku- liſkus eine zimliche Menge Schwerter/ Speere/ Hellebarten/ Bogen und Pfeile/ und wie er fragete/ ob das Schieſſen dieſer oͤrter viel im Gebrauch waͤhre/ antwortete ihm Ma- zeus; Pfeil und Bogen ſind unſerer Jugend vornehmſte und taͤgliche Ubung/ auff das im Alter ſich zu ernaͤhren ſie geſchikt ſeyn moͤgen/ maſſen man bey uns kein zahmes Vieh unterhaͤlt/ ſondern vom Wilde ſich ernaͤhret. Herkuliſkus ſahe einen zierlichen leichten Bogen liegen/ welchen er nach gebehtener verzeihung zur Hand nam/ und ſich verlauten ließ/ ſo bald er wieder in ſein Vaterland kaͤhme/ muͤſte er einen nach dieſer Art machẽ laſſen. Mazeus gedachte in ſeinem Heꝛzen; vor dein Vaterland werden dich die Goͤtter wol behuͤ- ten/ wolte ihn doch nit betruͤbẽ/ es zuſagen/ ſondeꝛn fragete ihn/ ob er dañ auch im ſchieſſen geuͤbet waͤhre. Er aber antwortete: In ſeinem Vaterlande waͤhre ſchieſſens-brauch nicht gemeine/ doch haͤtte er von Kindesbeinen an ſehr groſſe Luſt darzu gehabt/ und aber in gu- ter Zeit keinen Bogen beruͤhret/ daß er fuͤrchtete/ ſeine Erfahrenheit vergeſſen zuhaben. Daran iſt wenig gelegen/ ſagte er/ und gefaͤlt euch dieſer Bogen/ ſo nehmet ihn mit dem ge- fuͤlleten Koͤcher zu euch/ das vergeſſene wieder zulernen; traten mit einander hinaus/ und gingen nach dem Gemache/ in welches Mazeus den Loͤuen wieder einſperren ließ/ der mit Traurigkeit und Unwillen von Herkuliſkus ſcheidete. Im fortgehen ſahe er eine groſſe Ringel Taube fliegen/ die er von freyer Fauſt aus der Lufft herunter ſchoß/ daß ſie vor Ma- zeus Fuͤſſen niderſiel/ der ſie auf hub/ uñ befand/ daß ihr der Pfeil noch in der Bruſt ſteckete. Er ſtreich ihm aber mit der Hand uͤber das Haͤupt/ und ſagte: Mein Herkuliſkus/ ich weiß in Warheit nicht/ was ich aus euch machen ſol/ dann daß eures gleichen mir nie vorkom̃en iſt/ geſtehe ich gerne; aber getrauet ihr euch noch ſo einen Schuß ohnfehl zutuhn? Ein ſol- cher Schuß/ antwortete er/ hat wenig zubedeuten/ welchen ich in vollem rennen auff dem Pferde wol verrichten wil. Ey ſagte er/ verweilet alhie noch ein wenig/ biß ich wieder bey euch ſeyn werde; ging hin/ und hohlete ſein Gemahl ſamt dem Fraͤulein herzu/ erzaͤhlete/ wz ſich zugetragẽ hatte/ uñ ermahnete ſie/ ob ſie eine Kurzweil ſehen wolten/ moͤchten ſie in den Vorhof kommen. Nun hatte er einen Schuͤtzen/ Nahmens Batis/ der im ganzen Ge- biet ſeiner Kunſt halben beſchrihen wahr/ rief denſelben zu ſich/ und ſagte: Hoͤre Batis/ du weiſt/
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Drittes Buch.
der Mediſchen Streiche gewaͤrtig ſeyn. Dieſer aber ſagte mit ſanfftem gelaͤchter; mein
Freund/ es ſey euch erlaͤubet; nahm das Fechtſchwert/ welches ihm am bequemeſten wahꝛ/
zur Hand/ und ſo bald er mit ihm angebunden hatte/ gab er ihm fuͤnff Schlaͤge uͤber Kopf/
Arm und Beine/ den ſechſten aber uͤber das Maul daß er mit den Zaͤhnen blaͤkete/ und hin-
gegen allerdinges unberuͤhret blieb/ deſſen Mazeus und die Schuͤler ſich wol zu lacheten/
und dieſer Tropf druͤber gar zu ſchanden ward. Mazeus ſcheidete ſie/ und vermahnete den
Fechter/ ſich hinfuͤro im eigenen Ruhm zu maͤſſigen/ nahm auch Herkuliſkus mit ſich nach
dem Zeughauſe/ und fragete ihn auff dem Wege/ wie lange er ſich des Fechtſchwerts ge-
brauchet haͤtte; da er zur Antwort bekam; er haͤtte ſchon im zehnden Jahre ſeines Alters
ſich laſſen unterrichten/ weil er aber im halben Jahr und druͤber ſich nicht geuͤbet/ haͤtte er
anfangs ſich auff Streiche geſchikt/ merkete aber wol daß dieſer Fechter ſie außzuteilen
nicht gar wol gelernet haͤtte. Als ſie hie mit in das Zeughauß traten/ klagete der Zeugmei-
ſter ſeinem Herrn/ daß in weniger Zeit/ weil er anderswo zu ſchaffen gehabt/ unterſchiedli-
che Waffen mit Roſt angelauffen waͤhren; gingen mit einander hinein/ und fand Herku-
liſkus eine zimliche Menge Schwerter/ Speere/ Hellebarten/ Bogen und Pfeile/ und wie
er fragete/ ob das Schieſſen dieſer oͤrter viel im Gebrauch waͤhre/ antwortete ihm Ma-
zeus; Pfeil und Bogen ſind unſerer Jugend vornehmſte und taͤgliche Ubung/ auff das
im Alter ſich zu ernaͤhren ſie geſchikt ſeyn moͤgen/ maſſen man bey uns kein zahmes Vieh
unterhaͤlt/ ſondern vom Wilde ſich ernaͤhret. Herkuliſkus ſahe einen zierlichen leichten
Bogen liegen/ welchen er nach gebehtener verzeihung zur Hand nam/ und ſich verlauten
ließ/ ſo bald er wieder in ſein Vaterland kaͤhme/ muͤſte er einen nach dieſer Art machẽ laſſen.
Mazeus gedachte in ſeinem Heꝛzen; vor dein Vaterland werden dich die Goͤtter wol behuͤ-
ten/ wolte ihn doch nit betruͤbẽ/ es zuſagen/ ſondeꝛn fragete ihn/ ob er dañ auch im ſchieſſen
geuͤbet waͤhre. Er aber antwortete: In ſeinem Vaterlande waͤhre ſchieſſens-brauch nicht
gemeine/ doch haͤtte er von Kindesbeinen an ſehr groſſe Luſt darzu gehabt/ und aber in gu-
ter Zeit keinen Bogen beruͤhret/ daß er fuͤrchtete/ ſeine Erfahrenheit vergeſſen zuhaben.
Daran iſt wenig gelegen/ ſagte er/ und gefaͤlt euch dieſer Bogen/ ſo nehmet ihn mit dem ge-
fuͤlleten Koͤcher zu euch/ das vergeſſene wieder zulernen; traten mit einander hinaus/ und
gingen nach dem Gemache/ in welches Mazeus den Loͤuen wieder einſperren ließ/ der mit
Traurigkeit und Unwillen von Herkuliſkus ſcheidete. Im fortgehen ſahe er eine groſſe
Ringel Taube fliegen/ die er von freyer Fauſt aus der Lufft herunter ſchoß/ daß ſie vor Ma-
zeus Fuͤſſen niderſiel/ der ſie auf hub/ uñ befand/ daß ihr der Pfeil noch in der Bruſt ſteckete.
Er ſtreich ihm aber mit der Hand uͤber das Haͤupt/ und ſagte: Mein Herkuliſkus/ ich weiß
in Warheit nicht/ was ich aus euch machen ſol/ dann daß eures gleichen mir nie vorkom̃en
iſt/ geſtehe ich gerne; aber getrauet ihr euch noch ſo einen Schuß ohnfehl zutuhn? Ein ſol-
cher Schuß/ antwortete er/ hat wenig zubedeuten/ welchen ich in vollem rennen auff dem
Pferde wol verrichten wil. Ey ſagte er/ verweilet alhie noch ein wenig/ biß ich wieder bey
euch ſeyn werde; ging hin/ und hohlete ſein Gemahl ſamt dem Fraͤulein herzu/ erzaͤhlete/
wz ſich zugetragẽ hatte/ uñ ermahnete ſie/ ob ſie eine Kurzweil ſehen wolten/ moͤchten ſie in
den Vorhof kommen. Nun hatte er einen Schuͤtzen/ Nahmens Batis/ der im ganzen Ge-
biet ſeiner Kunſt halben beſchrihen wahr/ rief denſelben zu ſich/ und ſagte: Hoͤre Batis/ du
weiſt/
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/590>, abgerufen am 31.07.2024. |