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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
sen/ meiner hochwerten Frl. Lukrezien nicht ungleich sind/ und ich mich versichert halte/ ich
habe an dieser dreyen Kundschaft und Gewogen heit/ die vortrefllichste Jungfräuliche Tu-
gend der Stad Rom erkennet/ und zu Freundinnen bekommen/ mehr und vollkommener/
als bey so jungen Fräulein ich mir hätte einbilden können. Die Mutter hörete solches Lob
sehr gerne/ aber dz Fräulein antwortete ihm: Hochberümter Fürst/ Herr Herkules/ ich bin
nie in Gegenwart meiner lieben Eltern so hoch beschämet/ als jezt von euch zu guter lezt/ je-
doch wil ich mir die Rache biß auff seine glükliche Wiederkunfft vorbehalten/ und doch ei-
nen solchen Lehrmeister nicht ungerne hören/ der in allen Vollkommenheiten vortreflich ist/
damit ich den minsten Teil noch lernen möge/ was er ganz an mir sein scherzen darff. Dem
Vater gingen die Augen über/ da er sein liebes Kind so vernünfftig reden hörete/ und sagte
zu ihr: Geliebte Tochter/ dieser trefliche Herr und unvergleichliche Ritter spielet mir dir/
als ein vernünfftiger Meister mit seinem beliebten Lehrknaben/ dessen Werk er rühmet/ ob
gleich nichts dahinten ist/ und lobet alle Stücke insonderheit/ damit er den Gebrechen von
ihm selbst sehen/ und darnach trachten möge/ wie ers verbessere. Herkules baht umb Ver-
zeihung/ beteurete daneben/ daß er nicht gewohnet währe/ jemand zu gefallen zu reden/ viel
weniger zu beschimpfen/ wie es seiner hochwerten Fräulein auszulegen beliebete; sondern
was gut an sich und vollkommen/ müste weder er noch kein ander tadeln; Tugend verdie-
nete ihren Dank/ und Ehre folgete dem Wolverhalten wie dem Leibe der Schatten/ daher
gebührete demselben Fluch und Schande/ der das wirdige seines Preises beraubete/ und
zu gebührlicher Zeit nicht mit Ruhm erhöbe. Pompejus lachete/ daß er dieses mit so ern-
stem Eifer vorbrachte/ und antwortete: Geliebter Herr als Sohn/ ob gleich meiner lieben
Tochter/ angesehen ihre Jugend und andere Verhinderungen/ viel gebricht/ muß ich doch
eure Reden anders nicht urteilen/ als die aus sonderlicher Gewogenheit und Freundschaft
herrühren/ nach deren Anleitung man zuzeiten unvermerkt einen übersprung tuhn kan.
Hier auff nahete die Stathalter in zu ihm/ hatte den ihr von ihm geschenkten Ring am Fin-
ger/ und redete ihn solcher gestalt an: H. Herkules/ euer wegscheiden gehet mir so nahe zu her-
zen/ als reisete mein leiblicher Sohn von mir/ welchen Namen ich euch gerne gebe/ weil ihr ihn
anzunehmen allemahl ganz willig gewesen seyd; wil demnach die Gedächtnis eurer Freund-
schaft aus meinem Herzen nicht lassen/ und euch dieses (auf den Ring zeigend) zu liebe und
gefallen tragen. Wann sich aber gebühren wil/ daß ich ein mütterliches Zeichen von mir ge-
be/ wodurch ihr meiner gewogenheit in etwas könnet erinnert seyn/ werdet ihr/ da ihr mich
liebet/ euch nicht wegern/ diesen Ring und Kette/ nebest etlichen Baarschafften und Klei-
noten zum Zehrgelde (welches sich auff 40000 Kronen erstreckete) von mir anzunehmen/
sonsten müste im widrigen ich schliessen/ die angebohtene mütterliche Gewogenheit würde
von euch geringe geschätzet. Davor behüte mich mein Gott/ antwortete er; dann ich halte
es billich vor eine sonderliche Glükseligkeit/ daß meine Fr. Mutter mich vor ihren Sohn
wirdiget/ befinde mich auch schuldig/ dieselbe/ zeit meines Lebens/ kindlich zuehren/ wie ich
dann mit Gottes Hülffe dereins gedenke darzutuhn/ daß/ ob sie gleich einen unvermögen-
den/ dannoch träu-bereitwilligsten Sohn und Knecht an mir habe. Frl. Lukrezie wuste
schon/ was von ihren Eltern ihr befohlen wahr/ ihre Reden aber nach ihrer Gewogenheit
zustellen/ gebrauchte sie sich des geschehenen mütterlichen erbietens/ und sagete zu ihm:

Trefli-

Drittes Buch.
ſen/ meiner hochwerten Frl. Lukrezien nicht ungleich ſind/ und ich mich verſichert halte/ ich
habe an dieſer dreyen Kundſchaft und Gewogen heit/ die vortrefllichſte Jungfraͤuliche Tu-
gend der Stad Rom erkennet/ und zu Freundinnen bekommen/ mehr und vollkommener/
als bey ſo jungen Fraͤulein ich mir haͤtte einbilden koͤnnen. Die Mutter hoͤrete ſolches Lob
ſehr gerne/ aber dz Fraͤulein antwortete ihm: Hochberuͤmter Fuͤrſt/ Herꝛ Herkules/ ich bin
nie in Gegenwart meiner lieben Eltern ſo hoch beſchaͤmet/ als jezt von euch zu guter lezt/ je-
doch wil ich mir die Rache biß auff ſeine gluͤkliche Wiederkunfft vorbehalten/ und doch ei-
nen ſolchen Lehrmeiſter nicht ungerne hoͤren/ der in allen Vollkommenheitẽ vortreflich iſt/
damit ich den minſten Teil noch lernen moͤge/ was er ganz an mir ſein ſcherzen darff. Dem
Vater gingen die Augen uͤber/ da er ſein liebes Kind ſo vernuͤnfftig reden hoͤrete/ und ſagte
zu ihr: Geliebte Tochter/ dieſer trefliche Herr und unvergleichliche Ritter ſpielet mir dir/
als ein vernuͤnfftiger Meiſter mit ſeinem beliebten Lehrknaben/ deſſen Werk er ruͤhmet/ ob
gleich nichts dahinten iſt/ und lobet alle Stuͤcke inſonderheit/ damit er den Gebrechen von
ihm ſelbſt ſehen/ und darnach trachten moͤge/ wie ers verbeſſere. Herkules baht umb Ver-
zeihung/ beteurete daneben/ daß er nicht gewohnet waͤhre/ jemand zu gefallen zu reden/ viel
weniger zu beſchimpfen/ wie es ſeiner hochwerten Fraͤulein auszulegen beliebete; ſondern
was gut an ſich und vollkommen/ muͤſte weder er noch kein ander tadeln; Tugend verdie-
nete ihren Dank/ und Ehre folgete dem Wolverhalten wie dem Leibe der Schatten/ daher
gebuͤhrete demſelben Fluch und Schande/ der das wirdige ſeines Preiſes beraubete/ und
zu gebuͤhrlicher Zeit nicht mit Ruhm erhoͤbe. Pompejus lachete/ daß er dieſes mit ſo ern-
ſtem Eifer vorbrachte/ und antwortete: Geliebter Herr als Sohn/ ob gleich meiner lieben
Tochter/ angeſehen ihre Jugend und andere Verhinderungen/ viel gebricht/ muß ich doch
eure Reden anders nicht urteilen/ als die aus ſonderlicher Gewogenheit und Freundſchaft
herruͤhren/ nach deren Anleitung man zuzeiten unvermerkt einen uͤberſprung tuhn kan.
Hier auff nahete die Stathalter in zu ihm/ hatte den ihr von ihm geſchenkten Ring am Fin-
ger/ und redete ihn ſolcher geſtalt an: H. Herkules/ euer wegſcheidẽ gehet mir ſo nahe zu heꝛ-
zen/ als reiſete mein leiblicher Sohn von mir/ welchẽ Namẽ ich euch gerne gebe/ weil ihꝛ ihn
anzunehmen allemahl ganz willig geweſen ſeyd; wil demnach die Gedaͤchtnis eureꝛ Fꝛeund-
ſchaft aus meinem Herzen nicht laſſen/ und euch dieſes (auf den Ring zeigend) zu liebe und
gefallen tragen. Wañ ſich aber gebuͤhren wil/ daß ich ein muͤtterliches Zeichen von mir ge-
be/ wodurch ihr meiner gewogenheit in etwas koͤnnet erinnert ſeyn/ werdet ihr/ da ihr mich
liebet/ euch nicht wegern/ dieſen Ring und Kette/ nebeſt etlichen Baarſchafften und Klei-
noten zum Zehrgelde (welches ſich auff 40000 Kronen erſtreckete) von mir anzunehmen/
ſonſten muͤſte im widrigen ich ſchlieſſen/ die angebohtene muͤtterliche Gewogenheit wuͤrde
von euch geringe geſchaͤtzet. Davor behuͤte mich mein Gott/ antwortete er; dann ich halte
es billich vor eine ſonderliche Gluͤkſeligkeit/ daß meine Fr. Mutter mich vor ihren Sohn
wirdiget/ befinde mich auch ſchuldig/ dieſelbe/ zeit meines Lebens/ kindlich zuehren/ wie ich
dann mit Gottes Huͤlffe dereins gedenke darzutuhn/ daß/ ob ſie gleich einen unvermoͤgen-
den/ dannoch traͤu-bereitwilligſten Sohn und Knecht an mir habe. Frl. Lukrezie wuſte
ſchon/ was von ihren Eltern ihr befohlen wahr/ ihre Reden aber nach ihrer Gewogenheit
zuſtellen/ gebrauchte ſie ſich des geſchehenen muͤtterlichen erbietens/ und ſagete zu ihm:

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[540/0578] Drittes Buch. ſen/ meiner hochwerten Frl. Lukrezien nicht ungleich ſind/ und ich mich verſichert halte/ ich habe an dieſer dreyen Kundſchaft und Gewogen heit/ die vortrefllichſte Jungfraͤuliche Tu- gend der Stad Rom erkennet/ und zu Freundinnen bekommen/ mehr und vollkommener/ als bey ſo jungen Fraͤulein ich mir haͤtte einbilden koͤnnen. Die Mutter hoͤrete ſolches Lob ſehr gerne/ aber dz Fraͤulein antwortete ihm: Hochberuͤmter Fuͤrſt/ Herꝛ Herkules/ ich bin nie in Gegenwart meiner lieben Eltern ſo hoch beſchaͤmet/ als jezt von euch zu guter lezt/ je- doch wil ich mir die Rache biß auff ſeine gluͤkliche Wiederkunfft vorbehalten/ und doch ei- nen ſolchen Lehrmeiſter nicht ungerne hoͤren/ der in allen Vollkommenheitẽ vortreflich iſt/ damit ich den minſten Teil noch lernen moͤge/ was er ganz an mir ſein ſcherzen darff. Dem Vater gingen die Augen uͤber/ da er ſein liebes Kind ſo vernuͤnfftig reden hoͤrete/ und ſagte zu ihr: Geliebte Tochter/ dieſer trefliche Herr und unvergleichliche Ritter ſpielet mir dir/ als ein vernuͤnfftiger Meiſter mit ſeinem beliebten Lehrknaben/ deſſen Werk er ruͤhmet/ ob gleich nichts dahinten iſt/ und lobet alle Stuͤcke inſonderheit/ damit er den Gebrechen von ihm ſelbſt ſehen/ und darnach trachten moͤge/ wie ers verbeſſere. Herkules baht umb Ver- zeihung/ beteurete daneben/ daß er nicht gewohnet waͤhre/ jemand zu gefallen zu reden/ viel weniger zu beſchimpfen/ wie es ſeiner hochwerten Fraͤulein auszulegen beliebete; ſondern was gut an ſich und vollkommen/ muͤſte weder er noch kein ander tadeln; Tugend verdie- nete ihren Dank/ und Ehre folgete dem Wolverhalten wie dem Leibe der Schatten/ daher gebuͤhrete demſelben Fluch und Schande/ der das wirdige ſeines Preiſes beraubete/ und zu gebuͤhrlicher Zeit nicht mit Ruhm erhoͤbe. Pompejus lachete/ daß er dieſes mit ſo ern- ſtem Eifer vorbrachte/ und antwortete: Geliebter Herr als Sohn/ ob gleich meiner lieben Tochter/ angeſehen ihre Jugend und andere Verhinderungen/ viel gebricht/ muß ich doch eure Reden anders nicht urteilen/ als die aus ſonderlicher Gewogenheit und Freundſchaft herruͤhren/ nach deren Anleitung man zuzeiten unvermerkt einen uͤberſprung tuhn kan. Hier auff nahete die Stathalter in zu ihm/ hatte den ihr von ihm geſchenkten Ring am Fin- ger/ und redete ihn ſolcher geſtalt an: H. Herkules/ euer wegſcheidẽ gehet mir ſo nahe zu heꝛ- zen/ als reiſete mein leiblicher Sohn von mir/ welchẽ Namẽ ich euch gerne gebe/ weil ihꝛ ihn anzunehmen allemahl ganz willig geweſen ſeyd; wil demnach die Gedaͤchtnis eureꝛ Fꝛeund- ſchaft aus meinem Herzen nicht laſſen/ und euch dieſes (auf den Ring zeigend) zu liebe und gefallen tragen. Wañ ſich aber gebuͤhren wil/ daß ich ein muͤtterliches Zeichen von mir ge- be/ wodurch ihr meiner gewogenheit in etwas koͤnnet erinnert ſeyn/ werdet ihr/ da ihr mich liebet/ euch nicht wegern/ dieſen Ring und Kette/ nebeſt etlichen Baarſchafften und Klei- noten zum Zehrgelde (welches ſich auff 40000 Kronen erſtreckete) von mir anzunehmen/ ſonſten muͤſte im widrigen ich ſchlieſſen/ die angebohtene muͤtterliche Gewogenheit wuͤrde von euch geringe geſchaͤtzet. Davor behuͤte mich mein Gott/ antwortete er; dann ich halte es billich vor eine ſonderliche Gluͤkſeligkeit/ daß meine Fr. Mutter mich vor ihren Sohn wirdiget/ befinde mich auch ſchuldig/ dieſelbe/ zeit meines Lebens/ kindlich zuehren/ wie ich dann mit Gottes Huͤlffe dereins gedenke darzutuhn/ daß/ ob ſie gleich einen unvermoͤgen- den/ dannoch traͤu-bereitwilligſten Sohn und Knecht an mir habe. Frl. Lukrezie wuſte ſchon/ was von ihren Eltern ihr befohlen wahr/ ihre Reden aber nach ihrer Gewogenheit zuſtellen/ gebrauchte ſie ſich des geſchehenen muͤtterlichen erbietens/ und ſagete zu ihm: Trefli-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/578>, abgerufen am 22.12.2024.