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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
aus ihrem Busem hervor zohe/ und zu ihm sagete: Hochwerter Herr Bruder/ ich wil den
mir angestekten Ring mit geschehener Bedingung annehmen/ und hinwiederumb nicht
zweifeln/ er werde diesen auff gleicher Traue Gedächtniß von mir brüderlich empfahen/
und seiner Zusage dabey eingedenke seyn/ da er mir versprochen/ uns/ wo er lebet/ alhie wie-
der zubesuchen. Herkules umfing sie hierauff tugendreich/ und antwortete: Sein verheis-
sen währe aus gutem bedacht geschehen/ und solte/ da ihm Gott das Leben fristen würde/ nit
gebrochen werden. Als diese beyde ihre Freundschafft solcher gestalt bestätigten/ traten die
Eltern zu ihnen/ und redete Herr Pompejus folgender gestalt Herkules an: Sonders ge-
ehrter lieber Herr und Freund; Nach dem euer steiffer Vorsatz ist/ nähstkünfftigen Tages
fortzureisen/ möchte ich gerne sehen und befodern helffen/ daß solches mit glüklichem Fort-
gang geschähe; habe demnach eine offene Schrifft an alle Römische Beamten von hier
biß durch Mesopotamien an den Tigerfluß auffgesetzt/ und begehret/ euch als einem hoch-
verdienten Römischen Freunde allen Vorschub mit Leuten/ Pferden und Gelde nach eu-
rem Willen zuleisten/ auch wider aller Feinde Gewalt und Verfolgung euch zuschützen/ in
Festungen anzunehmen/ und alles das zutuhn/ damit euch kan gewil fahret werden. Uber-
das wil ich euch einen Freybrief erteilen/ als einem von dem Römischen Käyser an den
Parther König Gesanten/ der euch in Gefahr und Anfällen sehr nützlich seyn kan. Weil ihr
auch eines geträuen Dolmetschen hoch werdet von nöhten haben/ wil ich euch meinen be-
sten Sprachmeister/ nahmens Plautus zu geben/ welcher nebest der Lateinischen und Grie-
chischen/ in den meisten Morgenländischen Sprachen wol erfahren ist; habe ihm vor sein
Haupt und dreyen reiten den unbewehrten Dienern/ Reise Kosten gnug zugestellet/ nach-
dem ich ihn vor mich mitsende/ mir eures Zustandes auff begebenheit Bericht ein zuschicken.
Und weil ich von euch eine heimliche Freundschafft empfangen/ die euch noch zur Zeit selbst
mag unbewust seyn/ ihr sie aber hernähst erfahren werdet/ muß ich hinwieder meine Dank-
barkeit spüren lassen; wollet demnach diese Kette/ die ihr ungehindert am Leibe verborgen
tragen könnet/ von mir annehmen/ und zum Nohtpfennig behalten/ weil man nicht weiß/
was uns auff solchen Reisen zustossen möchte. Es wahr aber diese Kette zimlich stark/ wie
ein Gürtel gemacht/ daß man sie umb den Leib legen/ und verborgen tragen kunte/ und hin-
gen 150 köstliche Demant daran/ rings umher/ deren der geringste auff 400/ der vornehm-
ste auff 1200 Kronen geschätzet ward/ daß das ganze Kleinot eine Tonne Goldes austrug.
Dieses/ sagte Herr Pompejus weiter/ ist bey Antretung meines jetzigen Amptes mir von
den Juden dieser Landschafft verehret/ umb meine Hulde zukauffen/ die niemand vor Geld
ausstehet/ und wil es euch daher so viel lieber zustellen/ daß ihr ein Siegszeichen von diesem
boßhafften Volke haben möget. Herkules wegerte sich sehr/ ein solches zunehmen; weil a-
ber der Stathalter so hefftige Reden gegen ihn gebrauchete/ daß er sich ferner nicht ent-
brechen kunte/ nam er sie zu sich/ und antwortete: Demnach es also seyn müste/ wolte er wil-
lig gehorsamen/ als durch Zwang und Oberbotmässigkeit darzu gehalten/ hoffete aber den
Tag zuerleben/ seine Vergeltungs-Willigkeit dereins sehen zu lassen. Nachgehends baht er
den Stathalter/ auff Begebenheit H. Q. Fabius seinetwegen in Schreiben zu grüssen/ wie
imgleichen dessen Gemahl/ Fr. Tochter und Frl. Sibyllen/ welche beyde/ sagte er/ nicht al-
lein an Schönheit und Jahren/ sondern auch an Tugend und Verstande/ ihrer Frl. Wa-

sen/
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Drittes Buch.
aus ihrem Buſem hervor zohe/ und zu ihm ſagete: Hochwerter Herr Bruder/ ich wil den
mir angeſtekten Ring mit geſchehener Bedingung annehmen/ und hinwiederumb nicht
zweifeln/ er werde dieſen auff gleicher Tråue Gedaͤchtniß von mir bruͤderlich empfahen/
und ſeiner Zuſage dabey eingedenke ſeyn/ da er mir verſprochen/ uns/ wo er lebet/ alhie wie-
der zubeſuchen. Herkules umfing ſie hierauff tugendreich/ und antwortete: Sein verheiſ-
ſen waͤhre aus gutem bedacht geſchehen/ und ſolte/ da ihm Gott das Leben friſten wuͤrde/ nit
gebrochen werden. Als dieſe beyde ihre Freundſchafft ſolcher geſtalt beſtaͤtigten/ traten die
Eltern zu ihnen/ und redete Herr Pompejus folgender geſtalt Herkules an: Sonders ge-
ehrter lieber Herr und Freund; Nach dem euer ſteiffer Vorſatz iſt/ naͤhſtkuͤnfftigen Tages
fortzureiſen/ moͤchte ich gerne ſehen und befodern helffen/ daß ſolches mit gluͤklichem Fort-
gang geſchaͤhe; habe demnach eine offene Schrifft an alle Roͤmiſche Beamten von hier
biß durch Meſopotamien an den Tigerfluß auffgeſetzt/ und begehret/ euch als einem hoch-
verdienten Roͤmiſchen Freunde allen Vorſchub mit Leuten/ Pferden und Gelde nach eu-
rem Willen zuleiſten/ auch wider aller Feinde Gewalt und Verfolgung euch zuſchuͤtzen/ in
Feſtungen anzunehmen/ und alles das zutuhn/ damit euch kan gewil fahret werden. Uber-
das wil ich euch einen Freybrief erteilen/ als einem von dem Roͤmiſchen Kaͤyſer an den
Parther Koͤnig Geſanten/ der euch in Gefahr und Anfaͤllen ſehꝛ nuͤtzlich ſeyn kan. Weil ihr
auch eines getraͤuen Dolmetſchen hoch werdet von noͤhten haben/ wil ich euch meinen be-
ſten Sprachmeiſter/ nahmens Plautus zu geben/ welcher nebeſt der Lateiniſchen und Grie-
chiſchen/ in den meiſten Morgenlaͤndiſchen Sprachen wol erfahren iſt; habe ihm vor ſein
Håupt und dreyen reiten den unbewehrten Dienern/ Reiſe Koſten gnug zugeſtellet/ nach-
dem ich ihn vor mich mitſende/ mir eures Zuſtandes auff begebenheit Bericht ein zuſchickẽ.
Und weil ich von euch eine heimliche Freundſchafft empfangẽ/ die euch noch zur Zeit ſelbſt
mag unbewuſt ſeyn/ ihr ſie aber hernaͤhſt erfahren werdet/ muß ich hinwieder meine Dank-
barkeit ſpuͤren laſſen; wollet demnach dieſe Kette/ die ihr ungehindert am Leibe verborgen
tragen koͤnnet/ von mir annehmen/ und zum Nohtpfennig behalten/ weil man nicht weiß/
was uns auff ſolchen Reiſen zuſtoſſen moͤchte. Es wahr aber dieſe Kette zimlich ſtark/ wie
ein Guͤrtel gemacht/ daß man ſie umb den Leib legen/ und verborgen tragen kunte/ und hin-
gen 150 koͤſtliche Demant daran/ rings umher/ deren der geringſte auff 400/ der vornehm-
ſte auff 1200 Kronen geſchaͤtzet ward/ daß das ganze Kleinot eine Tonne Goldes austrug.
Dieſes/ ſagte Herr Pompejus weiter/ iſt bey Antretung meines jetzigen Amptes mir von
den Juden dieſer Landſchafft verehret/ umb meine Hulde zukauffen/ die niemand vor Geld
ausſtehet/ und wil es euch daher ſo viel lieber zuſtellen/ daß ihr ein Siegszeichen von dieſem
boßhafften Volke haben moͤget. Herkules wegerte ſich ſehr/ ein ſolches zunehmen; weil a-
ber der Stathalter ſo hefftige Reden gegen ihn gebrauchete/ daß er ſich ferner nicht ent-
brechen kunte/ nam er ſie zu ſich/ und antwortete: Demnach es alſo ſeyn muͤſte/ wolte er wil-
lig gehorſamen/ als durch Zwang und Oberbotmaͤſſigkeit darzu gehalten/ hoffete aber den
Tag zuerleben/ ſeine Vergeltungs-Willigkeit dereins ſehen zu laſſen. Nachgehends baht eꝛ
den Stathalter/ auff Begebenheit H. Q. Fabius ſeinetwegen in Schreiben zu gruͤſſen/ wie
imgleichen deſſen Gemahl/ Fr. Tochter und Frl. Sibyllen/ welche beyde/ ſagte er/ nicht al-
lein an Schoͤnheit und Jahren/ ſondern auch an Tugend und Verſtande/ ihrer Frl. Wa-

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[539/0577] Drittes Buch. aus ihrem Buſem hervor zohe/ und zu ihm ſagete: Hochwerter Herr Bruder/ ich wil den mir angeſtekten Ring mit geſchehener Bedingung annehmen/ und hinwiederumb nicht zweifeln/ er werde dieſen auff gleicher Tråue Gedaͤchtniß von mir bruͤderlich empfahen/ und ſeiner Zuſage dabey eingedenke ſeyn/ da er mir verſprochen/ uns/ wo er lebet/ alhie wie- der zubeſuchen. Herkules umfing ſie hierauff tugendreich/ und antwortete: Sein verheiſ- ſen waͤhre aus gutem bedacht geſchehen/ und ſolte/ da ihm Gott das Leben friſten wuͤrde/ nit gebrochen werden. Als dieſe beyde ihre Freundſchafft ſolcher geſtalt beſtaͤtigten/ traten die Eltern zu ihnen/ und redete Herr Pompejus folgender geſtalt Herkules an: Sonders ge- ehrter lieber Herr und Freund; Nach dem euer ſteiffer Vorſatz iſt/ naͤhſtkuͤnfftigen Tages fortzureiſen/ moͤchte ich gerne ſehen und befodern helffen/ daß ſolches mit gluͤklichem Fort- gang geſchaͤhe; habe demnach eine offene Schrifft an alle Roͤmiſche Beamten von hier biß durch Meſopotamien an den Tigerfluß auffgeſetzt/ und begehret/ euch als einem hoch- verdienten Roͤmiſchen Freunde allen Vorſchub mit Leuten/ Pferden und Gelde nach eu- rem Willen zuleiſten/ auch wider aller Feinde Gewalt und Verfolgung euch zuſchuͤtzen/ in Feſtungen anzunehmen/ und alles das zutuhn/ damit euch kan gewil fahret werden. Uber- das wil ich euch einen Freybrief erteilen/ als einem von dem Roͤmiſchen Kaͤyſer an den Parther Koͤnig Geſanten/ der euch in Gefahr und Anfaͤllen ſehꝛ nuͤtzlich ſeyn kan. Weil ihr auch eines getraͤuen Dolmetſchen hoch werdet von noͤhten haben/ wil ich euch meinen be- ſten Sprachmeiſter/ nahmens Plautus zu geben/ welcher nebeſt der Lateiniſchen und Grie- chiſchen/ in den meiſten Morgenlaͤndiſchen Sprachen wol erfahren iſt; habe ihm vor ſein Håupt und dreyen reiten den unbewehrten Dienern/ Reiſe Koſten gnug zugeſtellet/ nach- dem ich ihn vor mich mitſende/ mir eures Zuſtandes auff begebenheit Bericht ein zuſchickẽ. Und weil ich von euch eine heimliche Freundſchafft empfangẽ/ die euch noch zur Zeit ſelbſt mag unbewuſt ſeyn/ ihr ſie aber hernaͤhſt erfahren werdet/ muß ich hinwieder meine Dank- barkeit ſpuͤren laſſen; wollet demnach dieſe Kette/ die ihr ungehindert am Leibe verborgen tragen koͤnnet/ von mir annehmen/ und zum Nohtpfennig behalten/ weil man nicht weiß/ was uns auff ſolchen Reiſen zuſtoſſen moͤchte. Es wahr aber dieſe Kette zimlich ſtark/ wie ein Guͤrtel gemacht/ daß man ſie umb den Leib legen/ und verborgen tragen kunte/ und hin- gen 150 koͤſtliche Demant daran/ rings umher/ deren der geringſte auff 400/ der vornehm- ſte auff 1200 Kronen geſchaͤtzet ward/ daß das ganze Kleinot eine Tonne Goldes austrug. Dieſes/ ſagte Herr Pompejus weiter/ iſt bey Antretung meines jetzigen Amptes mir von den Juden dieſer Landſchafft verehret/ umb meine Hulde zukauffen/ die niemand vor Geld ausſtehet/ und wil es euch daher ſo viel lieber zuſtellen/ daß ihr ein Siegszeichen von dieſem boßhafften Volke haben moͤget. Herkules wegerte ſich ſehr/ ein ſolches zunehmen; weil a- ber der Stathalter ſo hefftige Reden gegen ihn gebrauchete/ daß er ſich ferner nicht ent- brechen kunte/ nam er ſie zu ſich/ und antwortete: Demnach es alſo ſeyn muͤſte/ wolte er wil- lig gehorſamen/ als durch Zwang und Oberbotmaͤſſigkeit darzu gehalten/ hoffete aber den Tag zuerleben/ ſeine Vergeltungs-Willigkeit dereins ſehen zu laſſen. Nachgehends baht eꝛ den Stathalter/ auff Begebenheit H. Q. Fabius ſeinetwegen in Schreiben zu gruͤſſen/ wie imgleichen deſſen Gemahl/ Fr. Tochter und Frl. Sibyllen/ welche beyde/ ſagte er/ nicht al- lein an Schoͤnheit und Jahren/ ſondern auch an Tugend und Verſtande/ ihrer Frl. Wa- ſen/ Y y y ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/577>, abgerufen am 22.12.2024.