Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
zu Grabe folgen werdet; Im übrigen bleibets bey unser zu Prage lezt genommenen Abre-
de. Neda umfing sie gar freundlich/ und antwortete ihr: Herzgeliebtes Herz/ sie tuht in
warheit ihr selbst grosse Unbilligkeit an/ indem sie ihr selbst dasselbe übel ausleget/ dessen ich
und ein jeder redlicher Mensch sie zum höchsten rühmen und preisen muß; bitte demnach
von Grund meines Herzen/ dessen fort mehr nicht zugedenken; dann hätte sie gleich durch
Noht gezwungen/ eine zeitlang mit Alexander ehelich leben müssen/ könte und müste mir ja
solches nicht zuwider seyn/ wolte sie auch nicht umb das geringste weniger/ als jezt/ ehren
und lieben/ und mit solcher jungen Witwen wol zufrieden seyn/ ja den Göttern noch darzu
danken/ wann mir keine Jungfer zu ehelichen bescheret währe; Im übrigen ist die kurze ein-
gebildete Freude von Alexander dergestalt durch den grossen Schaz vergolten/ daß man
ihm davor billich zudanken hat; welcher Reichtuhm doch von mir im geringsten nicht sol
gemindert werden/ und möget ihrs mit meinem väterlichen Erbe nach eurem gefallen an-
stellen/ und meiner Schwester/ ob sie es gleich weder umb euch noch mich verdienet hat/ al-
les schenken/ oder ein Stük Geldes davor zuwenden/ dessen ich gleichwol keine Ursach sehen
kan. Zwar die bestimmeten Traurwochen/ wie widrig sie auch meiner herzlichen Liebe fal-
len/ sind sie doch meinem vernünfftigen Willen lieb und angenehm/ wil auch umb so viel
mehr darein gerne gehehlen/ damit ihr nicht ursach habt zusagen: Alexander sey euch ge-
horsamer gewesen als euer Neda; Dann wie ich schon anderthalb Jahr mich geduldet/ al-
so wil ich diese XX Wochen alle Tage zählen/ biß ich den lezten hinter mich gelegt habe; als-
dann werden mir die Götter gönnen/ dessen wirklich zugeniessen/ welches ich höher als al-
ler Welt Wollust und Reichtuhm achte. Dem redlichen frommen Alexander wil ich ger-
ne (sagete er mit lachen) zu Grabe folgen/ und lieber/ als wann ich ihn mit meiner Faust hät-
te müssen hinunter schicken/ welches unvermeidlich hätte geschehen müssen/ wann dieses
glükliche Unglük nicht darzwischen kommen währe. Ach nein/ mein Schatz/ sagete sie/ redet
nicht spötlich von ihm; Er hats in Warheit weder umb euch noch mich verschuldet; über-
das bin ich diese Nacht durch einen Traum höchlich erschrecket/ da mich eigentlich dauch-
te/ wie er gar bleich und blutig vor mir stünde/ und mich bey hoher Straffe erinnerte/ seiner
Liebe nicht zuspotten/ sondern die benante Zeit in der Trauer ihm zu Ehren und Gedächt-
niß auszuhalten; dieses/ bekenne ich/ hat mich bewogen/ ihm diese Wochen äidlich zuver-
sprechen/ welches ich auch unbrüchig halten wil. So wil ich/ sagte Neda/ auch zu Ehren und
Gefallen/ seiner allezeit im besten gedenken/ und diese Zeit neben euch in Traurkleidern ge-
hen/ damit seinem schwebenden Geiste ein gedoppeltes genügen geschehe. Es hätte sich a-
ber gebühret/ fuhr er fort/ daß bald anfangs wegen zugeschikter Kleinot ich mich bedanket/
als welche bey mir die stäte Gedächtniß unser von neuen getroffenen Versprechung frisch
erhalten sollen/ und bitte dienstlich/ meine herzgeliebete Freundin wolle mir zu liebe dieses
schlechte Halsketchen tragen/ und von ihr nicht kommen lassen. Die Jungfer besahe das
Kleinot/ und gefiel ihr die künstliche Arbeit über die masse wol; dann ob zwar nicht sechs
Kronen Gold dran wahren/ hatte doch der Arbeits Lohn über 100 Kronen ausgetragen;
so wahr auch das angehenkte Kleinot so leicht und unansehnlich/ aber von sieben trefflichen
Demanten so art- und künstlich ins Kreuz gesetzet/ daß sie bekennete/ so schöne Arbeit nie ge-
sehen zuhaben. Sie bedankete sich dessen aber/ und nach dem sie ein wenig von schwarzer

dünner

Drittes Buch.
zu Grabe folgen werdet; Im uͤbrigen bleibets bey unſer zu Prage lezt genommenen Abre-
de. Neda umfing ſie gar freundlich/ und antwortete ihr: Herzgeliebtes Herz/ ſie tuht in
warheit ihr ſelbſt groſſe Unbilligkeit an/ indem ſie ihr ſelbſt daſſelbe uͤbel ausleget/ deſſen ich
und ein jeder redlicher Menſch ſie zum hoͤchſten ruͤhmen und preiſen muß; bitte demnach
von Grund meines Herzen/ deſſen fort mehr nicht zugedenken; dann haͤtte ſie gleich durch
Noht gezwungen/ eine zeitlang mit Alexander ehelich leben muͤſſen/ koͤnte und muͤſte mir ja
ſolches nicht zuwider ſeyn/ wolte ſie auch nicht umb das geringſte weniger/ als jezt/ ehren
und lieben/ und mit ſolcher jungen Witwen wol zufrieden ſeyn/ ja den Goͤttern noch darzu
danken/ wañ mir keine Jungfer zu ehelichen beſcheret waͤhre; Im uͤbrigen iſt die kurze ein-
gebildete Freude von Alexander dergeſtalt durch den groſſen Schaz vergolten/ daß man
ihm davor billich zudanken hat; welcher Reichtuhm doch von mir im geringſten nicht ſol
gemindert werden/ und moͤget ihrs mit meinem vaͤterlichen Erbe nach eurem gefallen an-
ſtellen/ und meiner Schweſter/ ob ſie es gleich weder umb euch noch mich verdienet hat/ al-
les ſchenken/ oder ein Stuͤk Geldes davor zuwenden/ deſſen ich gleichwol keine Urſach ſehẽ
kan. Zwar die beſtimmeten Traurwochen/ wie widrig ſie auch meiner herzlichen Liebe fal-
len/ ſind ſie doch meinem vernuͤnfftigen Willen lieb und angenehm/ wil auch umb ſo viel
mehr darein gerne gehehlen/ damit ihr nicht urſach habt zuſagen: Alexander ſey euch ge-
horſamer geweſen als euer Neda; Dann wie ich ſchon anderthalb Jahr mich geduldet/ al-
ſo wil ich dieſe XX Wochen alle Tage zaͤhlen/ biß ich den lezten hinter mich gelegt habe; als-
dann werden mir die Goͤtter goͤnnen/ deſſen wirklich zugenieſſen/ welches ich hoͤher als al-
ler Welt Wolluſt und Reichtuhm achte. Dem redlichen frommen Alexander wil ich ger-
ne (ſagete er mit lachen) zu Grabe folgen/ und lieber/ als wann ich ihn mit meiner Fauſt haͤt-
te muͤſſen hinunter ſchicken/ welches unvermeidlich haͤtte geſchehen muͤſſen/ wann dieſes
gluͤkliche Ungluͤk nicht darzwiſchen kommen waͤhre. Ach nein/ mein Schatz/ ſagete ſie/ redet
nicht ſpoͤtlich von ihm; Er hats in Warheit weder umb euch noch mich verſchuldet; uͤber-
das bin ich dieſe Nacht durch einen Traum hoͤchlich erſchrecket/ da mich eigentlich dauch-
te/ wie er gar bleich und blutig vor mir ſtuͤnde/ und mich bey hoher Straffe erinnerte/ ſeiner
Liebe nicht zuſpotten/ ſondern die benante Zeit in der Trauer ihm zu Ehren und Gedaͤcht-
niß auszuhalten; dieſes/ bekenne ich/ hat mich bewogen/ ihm dieſe Wochen aͤidlich zuver-
ſprechen/ welches ich auch unbruͤchig halten wil. So wil ich/ ſagte Neda/ auch zu Ehren uñ
Gefallen/ ſeiner allezeit im beſten gedenken/ und dieſe Zeit neben euch in Traurkleidern ge-
hen/ damit ſeinem ſchwebenden Geiſte ein gedoppeltes genuͤgen geſchehe. Es haͤtte ſich a-
ber gebuͤhret/ fuhr er fort/ daß bald anfangs wegen zugeſchikter Kleinot ich mich bedanket/
als welche bey mir die ſtaͤte Gedaͤchtniß unſer von neuen getroffenen Verſprechung friſch
erhalten ſollen/ und bitte dienſtlich/ meine herzgeliebete Freundin wolle mir zu liebe dieſes
ſchlechte Halsketchen tragen/ und von ihr nicht kommen laſſen. Die Jungfer beſahe das
Kleinot/ und gefiel ihr die kuͤnſtliche Arbeit uͤber die maſſe wol; dann ob zwar nicht ſechs
Kronen Gold dran wahren/ hatte doch der Arbeits Lohn uͤber 100 Kronen ausgetragen;
ſo wahr auch das angehenkte Kleinot ſo leicht und unanſehnlich/ aber von ſieben trefflichen
Demanten ſo art- und kuͤnſtlich ins Kreuz geſetzet/ daß ſie bekennete/ ſo ſchoͤne Arbeit nie ge-
ſehen zuhaben. Sie bedankete ſich deſſen aber/ und nach dem ſie ein wenig von ſchwarzer

duͤnneꝛ
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0560" n="522"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
zu Grabe folgen werdet; Im u&#x0364;brigen bleibets bey un&#x017F;er zu Prage lezt genommenen Abre-<lb/>
de. Neda umfing &#x017F;ie gar freundlich/ und antwortete ihr: Herzgeliebtes Herz/ &#x017F;ie tuht in<lb/>
warheit ihr &#x017F;elb&#x017F;t gro&#x017F;&#x017F;e Unbilligkeit an/ indem &#x017F;ie ihr &#x017F;elb&#x017F;t da&#x017F;&#x017F;elbe u&#x0364;bel ausleget/ de&#x017F;&#x017F;en ich<lb/>
und ein jeder redlicher Men&#x017F;ch &#x017F;ie zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten ru&#x0364;hmen und prei&#x017F;en muß; bitte demnach<lb/>
von Grund meines Herzen/ de&#x017F;&#x017F;en fort mehr nicht zugedenken; dann ha&#x0364;tte &#x017F;ie gleich durch<lb/>
Noht gezwungen/ eine zeitlang mit Alexander ehelich leben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ ko&#x0364;nte und mu&#x0364;&#x017F;te mir ja<lb/>
&#x017F;olches nicht zuwider &#x017F;eyn/ wolte &#x017F;ie auch nicht umb das gering&#x017F;te weniger/ als jezt/ ehren<lb/>
und lieben/ und mit &#x017F;olcher jungen Witwen wol zufrieden &#x017F;eyn/ ja den Go&#x0364;ttern noch darzu<lb/>
danken/ wan&#x0303; mir keine Jungfer zu ehelichen be&#x017F;cheret wa&#x0364;hre; Im u&#x0364;brigen i&#x017F;t die kurze ein-<lb/>
gebildete Freude von Alexander derge&#x017F;talt durch den gro&#x017F;&#x017F;en Schaz vergolten/ daß man<lb/>
ihm davor billich zudanken hat; welcher Reichtuhm doch von mir im gering&#x017F;ten nicht &#x017F;ol<lb/>
gemindert werden/ und mo&#x0364;get ihrs mit meinem va&#x0364;terlichen Erbe nach eurem gefallen an-<lb/>
&#x017F;tellen/ und meiner Schwe&#x017F;ter/ ob &#x017F;ie es gleich weder umb euch noch mich verdienet hat/ al-<lb/>
les &#x017F;chenken/ oder ein Stu&#x0364;k Geldes davor zuwenden/ de&#x017F;&#x017F;en ich gleichwol keine Ur&#x017F;ach &#x017F;ehe&#x0303;<lb/>
kan. Zwar die be&#x017F;timmeten Traurwochen/ wie widrig &#x017F;ie auch meiner herzlichen Liebe fal-<lb/>
len/ &#x017F;ind &#x017F;ie doch meinem vernu&#x0364;nfftigen Willen lieb und angenehm/ wil auch umb &#x017F;o viel<lb/>
mehr darein gerne gehehlen/ damit ihr nicht ur&#x017F;ach habt zu&#x017F;agen: Alexander &#x017F;ey euch ge-<lb/>
hor&#x017F;amer gewe&#x017F;en als euer Neda; Dann wie ich &#x017F;chon anderthalb Jahr mich geduldet/ al-<lb/>
&#x017F;o wil ich die&#x017F;e <hi rendition="#aq">XX</hi> Wochen alle Tage za&#x0364;hlen/ biß ich den lezten hinter mich gelegt habe; als-<lb/>
dann werden mir die Go&#x0364;tter go&#x0364;nnen/ de&#x017F;&#x017F;en wirklich zugenie&#x017F;&#x017F;en/ welches ich ho&#x0364;her als al-<lb/>
ler Welt Wollu&#x017F;t und Reichtuhm achte. Dem redlichen frommen Alexander wil ich ger-<lb/>
ne (&#x017F;agete er mit lachen) zu Grabe folgen/ und lieber/ als wann ich ihn mit meiner Fau&#x017F;t ha&#x0364;t-<lb/>
te mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hinunter &#x017F;chicken/ welches unvermeidlich ha&#x0364;tte ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wann die&#x017F;es<lb/>
glu&#x0364;kliche Unglu&#x0364;k nicht darzwi&#x017F;chen kommen wa&#x0364;hre. Ach nein/ mein Schatz/ &#x017F;agete &#x017F;ie/ redet<lb/>
nicht &#x017F;po&#x0364;tlich von ihm; Er hats in Warheit weder umb euch noch mich ver&#x017F;chuldet; u&#x0364;ber-<lb/>
das bin ich die&#x017F;e Nacht durch einen Traum ho&#x0364;chlich er&#x017F;chrecket/ da mich eigentlich dauch-<lb/>
te/ wie er gar bleich und blutig vor mir &#x017F;tu&#x0364;nde/ und mich bey hoher Straffe erinnerte/ &#x017F;einer<lb/>
Liebe nicht zu&#x017F;potten/ &#x017F;ondern die benante Zeit in der Trauer ihm zu Ehren und Geda&#x0364;cht-<lb/>
niß auszuhalten; die&#x017F;es/ bekenne ich/ hat mich bewogen/ ihm die&#x017F;e Wochen a&#x0364;idlich zuver-<lb/>
&#x017F;prechen/ welches ich auch unbru&#x0364;chig halten wil. So wil ich/ &#x017F;agte Neda/ auch zu Ehren un&#x0303;<lb/>
Gefallen/ &#x017F;einer allezeit im be&#x017F;ten gedenken/ und die&#x017F;e Zeit neben euch in Traurkleidern ge-<lb/>
hen/ damit &#x017F;einem &#x017F;chwebenden Gei&#x017F;te ein gedoppeltes genu&#x0364;gen ge&#x017F;chehe. Es ha&#x0364;tte &#x017F;ich a-<lb/>
ber gebu&#x0364;hret/ fuhr er fort/ daß bald anfangs wegen zuge&#x017F;chikter Kleinot ich mich bedanket/<lb/>
als welche bey mir die &#x017F;ta&#x0364;te Geda&#x0364;chtniß un&#x017F;er von neuen getroffenen Ver&#x017F;prechung fri&#x017F;ch<lb/>
erhalten &#x017F;ollen/ und bitte dien&#x017F;tlich/ meine herzgeliebete Freundin wolle mir zu liebe die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;chlechte Halsketchen tragen/ und von ihr nicht kommen la&#x017F;&#x017F;en. Die Jungfer be&#x017F;ahe das<lb/>
Kleinot/ und gefiel ihr die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Arbeit u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;e wol; dann ob zwar nicht &#x017F;echs<lb/>
Kronen Gold dran wahren/ hatte doch der Arbeits Lohn u&#x0364;ber 100 Kronen ausgetragen;<lb/>
&#x017F;o wahr auch das angehenkte Kleinot &#x017F;o leicht und unan&#x017F;ehnlich/ aber von &#x017F;ieben trefflichen<lb/>
Demanten &#x017F;o art- und ku&#x0364;n&#x017F;tlich ins Kreuz ge&#x017F;etzet/ daß &#x017F;ie bekennete/ &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne Arbeit nie ge-<lb/>
&#x017F;ehen zuhaben. Sie bedankete &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en aber/ und nach dem &#x017F;ie ein wenig von &#x017F;chwarzer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">du&#x0364;nne&#xA75B;</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0560] Drittes Buch. zu Grabe folgen werdet; Im uͤbrigen bleibets bey unſer zu Prage lezt genommenen Abre- de. Neda umfing ſie gar freundlich/ und antwortete ihr: Herzgeliebtes Herz/ ſie tuht in warheit ihr ſelbſt groſſe Unbilligkeit an/ indem ſie ihr ſelbſt daſſelbe uͤbel ausleget/ deſſen ich und ein jeder redlicher Menſch ſie zum hoͤchſten ruͤhmen und preiſen muß; bitte demnach von Grund meines Herzen/ deſſen fort mehr nicht zugedenken; dann haͤtte ſie gleich durch Noht gezwungen/ eine zeitlang mit Alexander ehelich leben muͤſſen/ koͤnte und muͤſte mir ja ſolches nicht zuwider ſeyn/ wolte ſie auch nicht umb das geringſte weniger/ als jezt/ ehren und lieben/ und mit ſolcher jungen Witwen wol zufrieden ſeyn/ ja den Goͤttern noch darzu danken/ wañ mir keine Jungfer zu ehelichen beſcheret waͤhre; Im uͤbrigen iſt die kurze ein- gebildete Freude von Alexander dergeſtalt durch den groſſen Schaz vergolten/ daß man ihm davor billich zudanken hat; welcher Reichtuhm doch von mir im geringſten nicht ſol gemindert werden/ und moͤget ihrs mit meinem vaͤterlichen Erbe nach eurem gefallen an- ſtellen/ und meiner Schweſter/ ob ſie es gleich weder umb euch noch mich verdienet hat/ al- les ſchenken/ oder ein Stuͤk Geldes davor zuwenden/ deſſen ich gleichwol keine Urſach ſehẽ kan. Zwar die beſtimmeten Traurwochen/ wie widrig ſie auch meiner herzlichen Liebe fal- len/ ſind ſie doch meinem vernuͤnfftigen Willen lieb und angenehm/ wil auch umb ſo viel mehr darein gerne gehehlen/ damit ihr nicht urſach habt zuſagen: Alexander ſey euch ge- horſamer geweſen als euer Neda; Dann wie ich ſchon anderthalb Jahr mich geduldet/ al- ſo wil ich dieſe XX Wochen alle Tage zaͤhlen/ biß ich den lezten hinter mich gelegt habe; als- dann werden mir die Goͤtter goͤnnen/ deſſen wirklich zugenieſſen/ welches ich hoͤher als al- ler Welt Wolluſt und Reichtuhm achte. Dem redlichen frommen Alexander wil ich ger- ne (ſagete er mit lachen) zu Grabe folgen/ und lieber/ als wann ich ihn mit meiner Fauſt haͤt- te muͤſſen hinunter ſchicken/ welches unvermeidlich haͤtte geſchehen muͤſſen/ wann dieſes gluͤkliche Ungluͤk nicht darzwiſchen kommen waͤhre. Ach nein/ mein Schatz/ ſagete ſie/ redet nicht ſpoͤtlich von ihm; Er hats in Warheit weder umb euch noch mich verſchuldet; uͤber- das bin ich dieſe Nacht durch einen Traum hoͤchlich erſchrecket/ da mich eigentlich dauch- te/ wie er gar bleich und blutig vor mir ſtuͤnde/ und mich bey hoher Straffe erinnerte/ ſeiner Liebe nicht zuſpotten/ ſondern die benante Zeit in der Trauer ihm zu Ehren und Gedaͤcht- niß auszuhalten; dieſes/ bekenne ich/ hat mich bewogen/ ihm dieſe Wochen aͤidlich zuver- ſprechen/ welches ich auch unbruͤchig halten wil. So wil ich/ ſagte Neda/ auch zu Ehren uñ Gefallen/ ſeiner allezeit im beſten gedenken/ und dieſe Zeit neben euch in Traurkleidern ge- hen/ damit ſeinem ſchwebenden Geiſte ein gedoppeltes genuͤgen geſchehe. Es haͤtte ſich a- ber gebuͤhret/ fuhr er fort/ daß bald anfangs wegen zugeſchikter Kleinot ich mich bedanket/ als welche bey mir die ſtaͤte Gedaͤchtniß unſer von neuen getroffenen Verſprechung friſch erhalten ſollen/ und bitte dienſtlich/ meine herzgeliebete Freundin wolle mir zu liebe dieſes ſchlechte Halsketchen tragen/ und von ihr nicht kommen laſſen. Die Jungfer beſahe das Kleinot/ und gefiel ihr die kuͤnſtliche Arbeit uͤber die maſſe wol; dann ob zwar nicht ſechs Kronen Gold dran wahren/ hatte doch der Arbeits Lohn uͤber 100 Kronen ausgetragen; ſo wahr auch das angehenkte Kleinot ſo leicht und unanſehnlich/ aber von ſieben trefflichen Demanten ſo art- und kuͤnſtlich ins Kreuz geſetzet/ daß ſie bekennete/ ſo ſchoͤne Arbeit nie ge- ſehen zuhaben. Sie bedankete ſich deſſen aber/ und nach dem ſie ein wenig von ſchwarzer duͤnneꝛ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/560
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/560>, abgerufen am 23.12.2024.