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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
alle Sinne entgingen. Nach dem aber Libussa sie wiederum erquicket hatte/ sagte sie zu ihr:
Herzliebe Schwester/ warumb lasset ihr diese todes Gedanken in eurem Herzen auffstei-
gen/ ehe es auff der äussersten Spitze stehet? fasset ein Herz/ und lasset uns auff Mittel und
Wege bedacht seyn/ ob wir diese verworrene Sache durch der gütigen Götter Hülffe und
unsere Vernunfft noch also loßwirken möchten/ daß beydes euch und dem geträuen Lieb-
haber Neda ein Genügen geschen könte. Ach nein ach nein! sagte Brela/ daß sind vergeb-
liche Anschläge; dann Alexander lässet mich nun und nimmer mehr fahren; so möchte Ne-
da vielleicht demselben/ als dem Rä[u]ber seiner gewesenen Braut zusetzen/ aber was wird
er meiner als einer Träulosen achten? Ich wolts ihm selber nicht rahten. Ich sage euch/
fasset einen Muht/ antwortete sie/ ich bin gnugsam/ aller dieser Schwürigkeit abzuhelffen/
wie unmöglich es euch gleich vorkomt; aber ihr müsset mir zuvor den Grund eurer Seele
öffnen/ und auff etliche Fragen richtigen Bescheid geben; deßwegen saget mir/ wann euch
Zeitung kehme/ Alexander währe ohngefehr erstochen/ und Neda hette aus Ungeduld sei-
ner gegen euch tragenden Liebe sich selbst entleibet/ welches würde euch aufs härteste krän-
ken. Ach meine Freundin/ antwortete sie/ was kan man durch Frage und Antwort groß
außrichten? würde jener erstochen/ so müste mans schätzen als einen wolverdienten Lohn
seines ehmahl geführten Lebens; aber meinet ihr/ daß ich eine Stunde meine Seele in mir
leiden würde/ wann ich hören solte/ daß der auffrichtige Liebhaber Neda die seine umb mei-
net willen außgeblasen hätte? Darauff ging eine starke Trähnenbach auß ihren Augen
hervor/ und baht durch alle Götter/ ihr in dieser verzweiffelten Sache/ guten Raht/ wo ei-
niger übrig währe/ mit zuteilen. Ihr Verbrechen währe ihr herzlich leid/ und daß sie mit
einem andern sich verkoppelt hätte. Diese Busse ist schon ein guter Anfang/ eure Sache
auff bessern Fuß zusetzen/ aber sie wils noch nicht außmachen/ sagte Libussa/ sondern wann
ich meine Kunsthülffe hervor suchen sol/ müsset ihr mir bey eurem äide sagen/ ob ihr willens
seid/ dem frommen Neda die geschehene Zusage zu halten/ da es in eurer Macht stehen/
und Alexander nicht wiedersprechen wird; dann solten die Götter es fügen/ daß Alexan-
der nicht allein sich euer begäbe/ sondern noch wol einen grossen Teil seiner Schätze euch
zuwendete/ und ihr würd[e]t/ durch solchen Reichtuhm auffgeblasen/ den guten Neda her-
nach verachten und zurük setzen/ währe meine angewante Mühe nicht allein umbsonst/
sondern dürffte dannenher noch viel ein grösser Unglük entstehen. Ja meine Schwester/
antwortete sie/ währe mein Glük in dem Zustande/ wie ihrs entwerffet/ würde das übrige
eine unnütze Sorge seyn/ dann was könte mir gewünschter seyn/ als daß mir frey stünde/
meinem Neda/ ja ich sage noch diese Stunde/ meinem Neda das versprochene zu halten?
weil ja einzig und allein in diesem Stük meines zuschlagenen Gewissens Ruhe und Befrie-
digung bestehen würde. Darumb so tichtet und wirket was ihr könnet und möget/ daß A-
lexander sich meiner nur begebe/ und Neda meines Verbrechens wegen nicht auff mich
zürne/ mit seinem Reichtuhm mag er zihen wohin es ihn gelüstet/ ich begehre davon nicht
einen Heller. Nicht also meine Schwester/ nicht also/ sagte Libussa/ sondern ihr sollet und
müsset aller seiner Schätze einige und warhafftige Besitzer in seyn und bleiben; und höret
weiter zu; ich spreche euch quit/ frey und loß von Alexander dem See Räuber/ und solches
auß Krafft und Befehl aller Götter. Hiemit schwieg sie stille/ und lächelte ein wenig/ daß

Brela

Drittes Buch.
alle Sinne entgingen. Nach dem aber Libuſſa ſie wiederum erquicket hatte/ ſagte ſie zu ihr:
Herzliebe Schweſter/ warumb laſſet ihr dieſe todes Gedanken in eurem Herzen auffſtei-
gen/ ehe es auff der aͤuſſerſten Spitze ſtehet? faſſet ein Herz/ und laſſet uns auff Mittel und
Wege bedacht ſeyn/ ob wir dieſe verworrene Sache durch der guͤtigen Goͤtter Huͤlffe und
unſere Vernunfft noch alſo loßwirken moͤchten/ daß beydes euch und dem getraͤuen Lieb-
haber Neda ein Genuͤgen geſchen koͤnte. Ach nein ach nein! ſagte Brela/ daß ſind vergeb-
liche Anſchlaͤge; dann Alexander laͤſſet mich nun und nimmer mehr fahrẽ; ſo moͤchte Ne-
da vielleicht demſelben/ als dem Raͤ[u]ber ſeiner geweſenen Braut zuſetzen/ aber was wird
er meiner als einer Traͤuloſen achten? Ich wolts ihm ſelber nicht rahten. Ich ſage euch/
faſſet einen Muht/ antwortete ſie/ ich bin gnugſam/ aller dieſer Schwuͤrigkeit abzuhelffen/
wie unmoͤglich es euch gleich vorkomt; aber ihr muͤſſet mir zuvor den Grund eurer Seele
oͤffnen/ und auff etliche Fragen richtigen Beſcheid geben; deßwegen ſaget mir/ wann euch
Zeitung kͤhme/ Alexander waͤhre ohngefehr erſtochen/ und Neda hͤtte aus Ungeduld ſei-
ner gegen euch tragenden Liebe ſich ſelbſt entleibet/ welches wuͤrde euch aufs haͤrteſte kraͤn-
ken. Ach meine Freundin/ antwortete ſie/ was kan man durch Frage und Antwort groß
außrichten? wuͤrde jener erſtochen/ ſo muͤſte mans ſchaͤtzen als einen wolverdienten Lohn
ſeines ehmahl gefuͤhrten Lebens; aber meinet ihr/ daß ich eine Stunde meine Seele in mir
leiden wuͤrde/ wann ich hoͤren ſolte/ daß der auffrichtige Liebhaber Neda die ſeine umb mei-
net willen außgeblaſen haͤtte? Darauff ging eine ſtarke Traͤhnenbach auß ihren Augen
hervor/ und baht durch alle Goͤtter/ ihr in dieſer verzweiffelten Sache/ guten Raht/ wo ei-
niger uͤbrig waͤhre/ mit zuteilen. Ihr Verbrechen waͤhre ihr herzlich leid/ und daß ſie mit
einem andern ſich verkoppelt haͤtte. Dieſe Buſſe iſt ſchon ein guter Anfang/ eure Sache
auff beſſern Fuß zuſetzen/ aber ſie wils noch nicht außmachen/ ſagte Libuſſa/ ſondern wann
ich meine Kunſthuͤlffe hervor ſuchen ſol/ muͤſſet ihꝛ mir bey eurem aͤide ſagen/ ob ihꝛ willens
ſeid/ dem frommen Neda die geſchehene Zuſage zu halten/ da es in eurer Macht ſtehen/
und Alexander nicht wiederſprechen wird; dann ſolten die Goͤtter es fuͤgen/ daß Alexan-
der nicht allein ſich euer begaͤbe/ ſondern noch wol einen groſſen Teil ſeiner Schaͤtze euch
zuwendete/ und ihr wuͤrd[e]t/ durch ſolchen Reichtuhm auffgeblaſen/ den guten Neda her-
nach verachten und zuruͤk ſetzen/ waͤhre meine angewante Muͤhe nicht allein umbſonſt/
ſondern duͤrffte dannenher noch viel ein groͤſſer Ungluͤk entſtehen. Ja meine Schweſter/
antwortete ſie/ waͤhre mein Gluͤk in dem Zuſtande/ wie ihrs entwerffet/ wuͤrde das uͤbrige
eine unnuͤtze Sorge ſeyn/ dann was koͤnte mir gewuͤnſchter ſeyn/ als daß mir frey ſtuͤnde/
meinem Neda/ ja ich ſage noch dieſe Stunde/ meinem Neda das verſprochene zu halten?
weil ja einzig und allein in dieſem Stuͤk meines zuſchlagenen Gewiſſens Ruhe und Befrie-
digung beſtehen wuͤrde. Darumb ſo tichtet und wirket was ihr koͤnnet und moͤget/ daß A-
lexander ſich meiner nur begebe/ und Neda meines Verbrechens wegen nicht auff mich
zuͤrne/ mit ſeinem Reichtuhm mag er zihen wohin es ihn geluͤſtet/ ich begehre davon nicht
einen Heller. Nicht alſo meine Schweſter/ nicht alſo/ ſagte Libuſſa/ ſondern ihr ſollet und
muͤſſet aller ſeiner Schaͤtze einige und warhafftige Beſitzer in ſeyn und bleiben; und hoͤret
weiter zu; ich ſpreche euch quit/ frey und loß von Alexander dem See Raͤuber/ und ſolches
auß Krafft und Befehl aller Goͤtter. Hiemit ſchwieg ſie ſtille/ und laͤchelte ein wenig/ daß

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/548>, abgerufen am 22.12.2024.