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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
hinter Padua ankam/ ließ er seine Sachen auff Wagen laden/ und reisete zu Lande nach
der Stad zu/ da er seine Liebste mit bey sich habenden Gütern in eine Herberge einkehren
ließ/ er aber gleich nach Herr Fabius Hoff ritte/ und sich angab/ es hätte bey dem Herrn
Stathalter ein fremder Ritter/ so über Meer kähme/ einen Gruß und Werbung abzule-
gen. Nun wahr es gleich der andere Tag nach dem Kampfe/ welchen Klodius mit dem
boßhafften Volumnius gehalten/ und heut eine grosse Gästerey angestellet hatte/ auf wel-
che alle vornehmste Rahtsherren und Kriegsbeamten samt ihren Frauen und Töchtern
eingeladen wahren. Herr Fabius lies den Fremden zu sich auff den grossen Saal fodern/
da die Geselschafft bey einander wahr/ welcher im hineintreten alle anwesende höflich grüs-
sete/ und einen Diener baht/ ihm den Herrn Stathalter zu zeigen/ der ihm schon entgegen
trat/ und nach freundlicher empfahung fragete/ ob er in geheim mit ihm zu reden hätte/
wolten sie in ein sonderliches Gemach Abtrit nehmen. Er aber antwortete/ es währe eben
so heimlich nicht/ sondern hätte zuvor einen Gruß an den Herrn Stathalter und dessen
Gemahl/ wie auch Fr. Tochter und andere Fräulein abzulegen/ denen allen samt und son-
ders sein gnädigster Fürst Herr Herkules seine willigste Dienste und alles gutes anmelden
liesse. Fr. Sophia kunte auff gehörte Meldung dieses lieben Nahmen nicht länger ruhen/
stund auff und sagte zu Alexander: Mein Herr/ wie gehets dann doch diesem teuren Für-
sten/ und wo habt ihr ihn zu lezt gesprochen? Gn. Frau/ antwortete er/ es gehet seiner Durchl.
meines wissens noch sehr wol/ und bin in dem Eylande Zypern von ihm geschieden/ gleich
da er nach Syrien zu schiffen willens wahr. Wie sagte sie/ hat er dann nicht geschrieben?
Ja Gn. Frau/ sagte er/ hie habe ich Schreiben an meinen Gn. Herrn den Stathalter/ wie
auch eines an ihre Gn. abzugeben. Herr Fabius bedankete sich des überbrachten angeneh-
men Grusses/ brach den Brieff/ und lase unter andern/ was wegen Alexanders drinnen
enthalten wahr/ sagte hernach zu ihm: Mein Freund/ ihr seid mir wilkommen wegen des
treflichen und lieben Fürsten/ der euch abgefertiget hat/ deßwegen setzet euch in unser Ge-
selschafft nider; was euretwegen gesucht wird/ wil ich euch/ und noch viel einmehres mit
einem Worte alles versprechen/ wie ihrs wünschen und begehren möget. Alexander be-
dankete sich untertähnig/ und erboht sich zu allen möglichen Diensten. Unterdessen besahe
Fr. Sophia ihres Brieffes Auffschrift/ also lautend: Denen Durchleuchtigen Hochgebohr-
nen Frauen und Fräulein/ Fr. Sophien und Frl. Sibyllen/ meinen Hochwerten Frau und Fräulein
Schwestern. Sie steckete ihn darauff in ihren Busem/ und rieff das Fräulein zu ihr/ spre-
chend: Herzgeliebtes Schwesterchen/ komt und helfft mir ein Schreiben lesen/ welches
an euch zugleich mit hält. Das fromme Fräulein erröhtete anfangs davor/ und antwor-
tete: O nein geliebte Fr. Schwester/ ich habe euch einmahl einen Brieff helffen lesen/ ihr
verleitet mich nicht so leicht wieder. So unwirdiget ihr Herr Herkules Schreiben anzu-
sehen/ sagte Fr. Sophia? Daß sey ferne von mir/ antwortete sie/ wann ich nur versichert
bin/ das es von so redlicher frommer Hand herkomt; gingen miteinander in ein Neben-
gemach/ und lasen nach erbrechung folgenden Inhalt:

Durchleuchtigste Frau und Fräulein Schwestere/ in ehren herzgeliebete Freundinnen; das
hohe Mitleiden/ welches sie letztmahls meiner Anwesenheit über den traurigen Verlust meiner auch
hochwerten Fräulein Schwester/ Frl. Valisken/ durch Ohmacht und Klage mir zuerkennen gegeben/
hält mir täg- und stündlich meine Un dankbarkeit vor/ daß ohn einzig genommenen Abscheid Ihre

Liebden

Drittes Buch.
hinter Padua ankam/ ließ er ſeine Sachen auff Wagen laden/ und reiſete zu Lande nach
der Stad zu/ da er ſeine Liebſte mit bey ſich habenden Guͤtern in eine Herberge einkehren
ließ/ er aber gleich nach Herr Fabius Hoff ritte/ und ſich angab/ es haͤtte bey dem Herrn
Stathalter ein fremder Ritter/ ſo uͤber Meer kaͤhme/ einen Gruß und Werbung abzule-
gen. Nun wahr es gleich der andere Tag nach dem Kampfe/ welchen Klodius mit dem
boßhafften Volumnius gehalten/ und heut eine groſſe Gaͤſterey angeſtellet hatte/ auf wel-
che alle vornehmſte Rahtsherren und Kriegsbeamten ſamt ihren Frauen und Toͤchtern
eingeladen wahren. Herr Fabius lies den Fremden zu ſich auff den groſſen Saal fodern/
da die Geſelſchafft bey einander wahr/ welcher im hineintretẽ alle anweſende hoͤflich gruͤſ-
ſete/ und einen Diener baht/ ihm den Herꝛn Stathalter zu zeigen/ der ihm ſchon entgegen
trat/ und nach freundlicher empfahung fragete/ ob er in geheim mit ihm zu reden haͤtte/
wolten ſie in ein ſonderliches Gemach Abtrit nehmen. Er aber antwortete/ es waͤhre eben
ſo heimlich nicht/ ſondern haͤtte zuvor einen Gruß an den Herrn Stathalter und deſſen
Gemahl/ wie auch Fr. Tochter und andere Fraͤulein abzulegen/ denen allen ſamt und ſon-
ders ſein gnaͤdigſter Fuͤrſt Herr Herkules ſeine willigſte Dienſte und alles gutes anmelden
lieſſe. Fr. Sophia kunte auff gehoͤrte Meldung dieſes lieben Nahmen nicht laͤnger ruhen/
ſtund auff und ſagte zu Alexander: Mein Herr/ wie gehets dann doch dieſem teuren Fuͤr-
ſten/ uñ wo habt ihr ihn zu lezt geſprochẽ? Gn. Frau/ antwortete er/ es gehet ſeiner Durchl.
meines wiſſens noch ſehr wol/ und bin in dem Eylande Zypern von ihm geſchieden/ gleich
da er nach Syrien zu ſchiffen willens wahr. Wie ſagte ſie/ hat er dann nicht geſchrieben?
Ja Gn. Frau/ ſagte er/ hie habe ich Schreiben an meinen Gn. Herꝛn den Stathalter/ wie
auch eines an ihre Gn. abzugeben. Herꝛ Fabius bedankete ſich des uͤberbrachten angeneh-
men Gruſſes/ brach den Brieff/ und laſe unter andern/ was wegen Alexanders drinnen
enthalten wahr/ ſagte hernach zu ihm: Mein Freund/ ihr ſeid mir wilkommen wegen des
treflichen und lieben Fuͤrſten/ der euch abgefertiget hat/ deßwegen ſetzet euch in unſer Ge-
ſelſchafft nider; was euretwegen geſucht wird/ wil ich euch/ und noch viel einmehres mit
einem Worte alles verſprechen/ wie ihrs wuͤnſchen und begehren moͤget. Alexander be-
dankete ſich untertaͤhnig/ und erboht ſich zu allen moͤglichen Dienſten. Unterdeſſen beſahe
Fr. Sophia ihres Brieffes Auffſchrift/ alſo lautend: Denen Durchleuchtigen Hochgebohr-
nen Frauen und Fraͤulein/ Fr. Sophien und Frl. Sibyllen/ meinen Hochwerten Frau und Fraͤulein
Schweſtern. Sie ſteckete ihn darauff in ihren Buſem/ und rieff das Fraͤulein zu ihr/ ſpre-
chend: Herzgeliebtes Schweſterchen/ komt und helfft mir ein Schreiben leſen/ welches
an euch zugleich mit haͤlt. Das fromme Fraͤulein erroͤhtete anfangs davor/ und antwor-
tete: O nein geliebte Fr. Schweſter/ ich habe euch einmahl einen Brieff helffen leſen/ ihr
verleitet mich nicht ſo leicht wieder. So unwirdiget ihr Herr Herkules Schreiben anzu-
ſehen/ ſagte Fr. Sophia? Daß ſey ferne von mir/ antwortete ſie/ wann ich nur verſichert
bin/ das es von ſo redlicher frommer Hand herkomt; gingen miteinander in ein Neben-
gemach/ und laſen nach erbrechung folgenden Inhalt:

Durchleuchtigſte Frau und Fraͤulein Schweſtere/ in ehren herzgeliebete Freundinnen; das
hohe Mitleiden/ welches ſie letztmahls meiner Anweſenheit uͤber den traurigen Verluſt meiner auch
hochwerten Fraͤulein Schweſter/ Frl. Valiſken/ durch Ohmacht und Klage mir zuerkennen gegeben/
haͤlt mir taͤg- und ſtuͤndlich meine Un dankbarkeit vor/ daß ohn einzig genommenen Abſcheid Ihre

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[502/0540] Drittes Buch. hinter Padua ankam/ ließ er ſeine Sachen auff Wagen laden/ und reiſete zu Lande nach der Stad zu/ da er ſeine Liebſte mit bey ſich habenden Guͤtern in eine Herberge einkehren ließ/ er aber gleich nach Herr Fabius Hoff ritte/ und ſich angab/ es haͤtte bey dem Herrn Stathalter ein fremder Ritter/ ſo uͤber Meer kaͤhme/ einen Gruß und Werbung abzule- gen. Nun wahr es gleich der andere Tag nach dem Kampfe/ welchen Klodius mit dem boßhafften Volumnius gehalten/ und heut eine groſſe Gaͤſterey angeſtellet hatte/ auf wel- che alle vornehmſte Rahtsherren und Kriegsbeamten ſamt ihren Frauen und Toͤchtern eingeladen wahren. Herr Fabius lies den Fremden zu ſich auff den groſſen Saal fodern/ da die Geſelſchafft bey einander wahr/ welcher im hineintretẽ alle anweſende hoͤflich gruͤſ- ſete/ und einen Diener baht/ ihm den Herꝛn Stathalter zu zeigen/ der ihm ſchon entgegen trat/ und nach freundlicher empfahung fragete/ ob er in geheim mit ihm zu reden haͤtte/ wolten ſie in ein ſonderliches Gemach Abtrit nehmen. Er aber antwortete/ es waͤhre eben ſo heimlich nicht/ ſondern haͤtte zuvor einen Gruß an den Herrn Stathalter und deſſen Gemahl/ wie auch Fr. Tochter und andere Fraͤulein abzulegen/ denen allen ſamt und ſon- ders ſein gnaͤdigſter Fuͤrſt Herr Herkules ſeine willigſte Dienſte und alles gutes anmelden lieſſe. Fr. Sophia kunte auff gehoͤrte Meldung dieſes lieben Nahmen nicht laͤnger ruhen/ ſtund auff und ſagte zu Alexander: Mein Herr/ wie gehets dann doch dieſem teuren Fuͤr- ſten/ uñ wo habt ihr ihn zu lezt geſprochẽ? Gn. Frau/ antwortete er/ es gehet ſeiner Durchl. meines wiſſens noch ſehr wol/ und bin in dem Eylande Zypern von ihm geſchieden/ gleich da er nach Syrien zu ſchiffen willens wahr. Wie ſagte ſie/ hat er dann nicht geſchrieben? Ja Gn. Frau/ ſagte er/ hie habe ich Schreiben an meinen Gn. Herꝛn den Stathalter/ wie auch eines an ihre Gn. abzugeben. Herꝛ Fabius bedankete ſich des uͤberbrachten angeneh- men Gruſſes/ brach den Brieff/ und laſe unter andern/ was wegen Alexanders drinnen enthalten wahr/ ſagte hernach zu ihm: Mein Freund/ ihr ſeid mir wilkommen wegen des treflichen und lieben Fuͤrſten/ der euch abgefertiget hat/ deßwegen ſetzet euch in unſer Ge- ſelſchafft nider; was euretwegen geſucht wird/ wil ich euch/ und noch viel einmehres mit einem Worte alles verſprechen/ wie ihrs wuͤnſchen und begehren moͤget. Alexander be- dankete ſich untertaͤhnig/ und erboht ſich zu allen moͤglichen Dienſten. Unterdeſſen beſahe Fr. Sophia ihres Brieffes Auffſchrift/ alſo lautend: Denen Durchleuchtigen Hochgebohr- nen Frauen und Fraͤulein/ Fr. Sophien und Frl. Sibyllen/ meinen Hochwerten Frau und Fraͤulein Schweſtern. Sie ſteckete ihn darauff in ihren Buſem/ und rieff das Fraͤulein zu ihr/ ſpre- chend: Herzgeliebtes Schweſterchen/ komt und helfft mir ein Schreiben leſen/ welches an euch zugleich mit haͤlt. Das fromme Fraͤulein erroͤhtete anfangs davor/ und antwor- tete: O nein geliebte Fr. Schweſter/ ich habe euch einmahl einen Brieff helffen leſen/ ihr verleitet mich nicht ſo leicht wieder. So unwirdiget ihr Herr Herkules Schreiben anzu- ſehen/ ſagte Fr. Sophia? Daß ſey ferne von mir/ antwortete ſie/ wann ich nur verſichert bin/ das es von ſo redlicher frommer Hand herkomt; gingen miteinander in ein Neben- gemach/ und laſen nach erbrechung folgenden Inhalt: Durchleuchtigſte Frau und Fraͤulein Schweſtere/ in ehren herzgeliebete Freundinnen; das hohe Mitleiden/ welches ſie letztmahls meiner Anweſenheit uͤber den traurigen Verluſt meiner auch hochwerten Fraͤulein Schweſter/ Frl. Valiſken/ durch Ohmacht und Klage mir zuerkennen gegeben/ haͤlt mir taͤg- und ſtuͤndlich meine Un dankbarkeit vor/ daß ohn einzig genommenen Abſcheid Ihre Liebden

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/540>, abgerufen am 22.12.2024.