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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Römischen ädlen Bürger dergestalt gewaltsam verfahren wolte; dann wie könte er über
unbewuste Dinge Rechenschafft geben? Ob etwa sein Gesinde heimliche Huren- oder
Diebeswinkel hätten/ oder aber unbekante Diebe ihm zu Nachtzeit den Hof öfneten/ solte
man deswegen billicher Mitleiden mit ihm tragen/ als ihn darüber vor Gericht fodern.
Schließlich baht er den Stathalter/ er möchte/ als ein hochverständiger Herr/ sich an Wei-
ber Rede nicht kehren/ noch deren Nachstellung achten/ deren Ungunst man mit einem
ungenehmen Anblik verdienen könte. Er währe ein ehrlicher Ritter/ entschuldigte zwar
den Stathalter/ aber da sonst jemand sich fünde/ der ihn einiger Untaht zeihete/ währe er be-
reit/ es durch alle zugelassene Mittel zueifern. Noch zur Zeit kunte Herr Fabius nit mehr/
als ihn in freye Hafft nehmen/ dessen er sich höchlich bedingete/ und doch endlich/ Argwohn
zumeiden/ sich darein gab. Der Arzt legte allen möglichen fleiß an/ daß Klodius am XV den
Tage nach seiner Verwundung die Kleider anzog/ und IIX Tage hern ach mit dem Stat-
halter zur Mahlzeit ging/ da er berichtet ward/ wie unterschiedliche Vermuhtungen man
seiner beschehenen Verwundung auff Volumnius hätte; Ja/ sagte Frau Sophia/ könten
wir das schwereste beweisen/ welches an sich selbst wahr ist/ und von dem Buben dannoch
geleugnet wird/ wolten wir schon wissen mit ihm zuverfahren. Klodius hätte folches gerne
gewust/ aber sie hieß ihn biß nach gehaltener Mahlzeit ruhen/ und erzählete ihm hernach/
wie er bey Fr. Agathen umb unzimliche Sachen angehalten hätte/ welches er doch nicht
allein leugnen/ sondern überdas noch bößlich dräuen dürffte. Worauff Klodius mit we-
nigen antwortete: Sie möchte sich ein geringes gedulden/ biß er Waffen zuführen wie-
der geschikt währe/ alsdann solte die Rache weiter nicht verschoben werden; jedoch daß sei-
ne Eheliebeste es nicht erführe/ als welche darüber in traurige Gedanken gerahten könte;
Wie er dann nach Verfliessung fünff Tage/ in Gegenwart etlicher Paduanischer Herren/
bey dem Stathalter anhielt/ den boßhafften Volumnius vorzufodern/ über welchen er et-
was zuklagen hätte; da ihm zur Antwort ward: dafern seine Klage gegründet wäre/ stün-
de ihm der Weg Rechtens offen; Und als derselbe auff Erfoderung willig erschien/ trug
Klodius seine Anklage mit diesen Worten vor: Hochmögender Herr Stathalter/ auch
ihr Hochädle Herren; Gegenwärtiger Volumnius hat sich unterwinden dürffen/ mein
liebes Weib auff Unehr anzufodern; woran er wider Ritters Ehr gehandelt; und als de-
ren Redligkeit ihm solches/ wie billich/ abgeschlagen/ hat er bey tunkeler Nacht/ da ich meine
Wachte besichtiget/ mich schelmisch- und mörderischer weise überfallen/ ausser allem zwei-
fel in Hoffnung/ wann er mich aus dem Wege geräumet/ würde er sein Ansuchen desto
leichter erhalten/ und sich an meine stat eindringen können. Die erste Untaht/ da es nöhtig
ist/ kan meine Eheliebste mit einem äide bekräfftigen; der andern habe ich gute Zeugnis;
Dann vorerst ist kündig/ daß sein Hof umb eben die Zeit meiner Verwundung geöffnet
worden; Vors ander/ ist er nicht auff seinem Bette gefunden/ ob gleich sein Hausgesinde
solches gemeynet; Vors dritte/ hat man an seinen Strümpfen Blut gesehen und gefühlet/
welches nirgends anders her als aus meiner Wunde geflossen ist; dann hätte er seinem vor-
geben und erlogenen Tichtungen nach/ sich wund gestossen/ würde er ja die Strümpffe nit
eben unter seine Kleider verstecket haben; daß ich also im geringsten nicht zweifele/ ich habe
ihn seiner Mordtaht gnugsam überzeuget; jedoch wil ich zum überfluß diese meine Ankla-

ge wider
O o o

Anderes Buch.
Roͤmiſchen aͤdlen Buͤrger dergeſtalt gewaltſam verfahren wolte; dann wie koͤnte er uͤber
unbewuſte Dinge Rechenſchafft geben? Ob etwa ſein Geſinde heimliche Huren- oder
Diebeswinkel haͤtten/ oder aber unbekante Diebe ihm zu Nachtzeit den Hof oͤfneten/ ſolte
man deswegen billicher Mitleiden mit ihm tragen/ als ihn daruͤber vor Gericht fodern.
Schließlich baht er den Stathalter/ er moͤchte/ als ein hochverſtaͤndiger Herꝛ/ ſich an Wei-
ber Rede nicht kehren/ noch deren Nachſtellung achten/ deren Ungunſt man mit einem
ungenehmen Anblik verdienen koͤnte. Er waͤhre ein ehrlicher Ritter/ entſchuldigte zwar
den Stathalter/ aber da ſonſt jemand ſich fuͤnde/ der ihn einiger Untaht zeihete/ waͤhre er be-
reit/ es durch alle zugelaſſene Mittel zueifern. Noch zur Zeit kunte Herr Fabius nit mehr/
als ihn in freye Hafft nehmen/ deſſen er ſich hoͤchlich bedingete/ und doch endlich/ Argwohn
zumeiden/ ſich darein gab. Der Arzt legte allen moͤglichen fleiß an/ daß Klodius am XV den
Tage nach ſeiner Verwundung die Kleider anzog/ und IIX Tage hern ach mit dem Stat-
halter zur Mahlzeit ging/ da er berichtet ward/ wie unterſchiedliche Vermuhtungen man
ſeiner beſchehenen Verwundung auff Volumnius haͤtte; Ja/ ſagte Frau Sophia/ koͤnten
wir das ſchwereſte beweiſen/ welches an ſich ſelbſt wahr iſt/ und von dem Buben dannoch
geleugnet wird/ wolten wir ſchon wiſſen mit ihm zuverfahren. Klodius haͤtte folches gerne
gewuſt/ aber ſie hieß ihn biß nach gehaltener Mahlzeit ruhen/ und erzaͤhlete ihm hernach/
wie er bey Fr. Agathen umb unzimliche Sachen angehalten haͤtte/ welches er doch nicht
allein leugnen/ ſondern uͤberdas noch boͤßlich draͤuen duͤrffte. Worauff Klodius mit we-
nigen antwortete: Sie moͤchte ſich ein geringes gedulden/ biß er Waffen zufuͤhren wie-
der geſchikt waͤhre/ alsdann ſolte die Rache weiter nicht verſchoben werden; jedoch daß ſei-
ne Eheliebeſte es nicht erfuͤhre/ als welche daruͤber in traurige Gedanken gerahten koͤnte;
Wie er dann nach Verflieſſung fuͤnff Tage/ in Gegenwart etlicher Paduaniſcher Herꝛen/
bey dem Stathalter anhielt/ den boßhafften Volumnius vorzufodern/ uͤber welchen er et-
was zuklagen haͤtte; da ihm zur Antwort ward: dafern ſeine Klage gegruͤndet waͤre/ ſtuͤn-
de ihm der Weg Rechtens offen; Und als derſelbe auff Erfoderung willig erſchien/ trug
Klodius ſeine Anklage mit dieſen Worten vor: Hochmoͤgender Herr Stathalter/ auch
ihr Hochaͤdle Herren; Gegenwaͤrtiger Volumnius hat ſich unterwinden duͤrffen/ mein
liebes Weib auff Unehr anzufodern; woran er wider Ritters Ehr gehandelt; und als de-
ren Redligkeit ihm ſolches/ wie billich/ abgeſchlagen/ hat er bey tunkeler Nacht/ da ich meine
Wachte beſichtiget/ mich ſchelmiſch- und moͤrderiſcher weiſe uͤberfallen/ auſſeꝛ allem zwei-
fel in Hoffnung/ wann er mich aus dem Wege geraͤumet/ wuͤrde er ſein Anſuchen deſto
leichter erhalten/ und ſich an meine ſtat eindringen koͤnnen. Die erſte Untaht/ da es noͤhtig
iſt/ kan meine Eheliebſte mit einem aͤide bekraͤfftigen; der andern habe ich gute Zeugnis;
Dann vorerſt iſt kuͤndig/ daß ſein Hof umb eben die Zeit meiner Verwundung geoͤffnet
worden; Vors ander/ iſt er nicht auff ſeinem Bette gefunden/ ob gleich ſein Hausgeſinde
ſolches gemeynet; Vors dritte/ hat man an ſeinen Struͤmpfen Blut geſehen uñ gefuͤhlet/
welches nirgends anders her als aus meiner Wunde gefloſſen iſt; dañ haͤtte er ſeinem voꝛ-
geben und erlogenen Tichtungen nach/ ſich wund geſtoſſen/ wuͤrde er ja die Struͤmpffe nit
eben unter ſeine Kleider verſtecket haben; daß ich alſo im geringſten nicht zweifele/ ich habe
ihn ſeiner Mordtaht gnugſam uͤberzeuget; jedoch wil ich zum uͤberfluß dieſe meine Ankla-

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O o o
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[473/0511] Anderes Buch. Roͤmiſchen aͤdlen Buͤrger dergeſtalt gewaltſam verfahren wolte; dann wie koͤnte er uͤber unbewuſte Dinge Rechenſchafft geben? Ob etwa ſein Geſinde heimliche Huren- oder Diebeswinkel haͤtten/ oder aber unbekante Diebe ihm zu Nachtzeit den Hof oͤfneten/ ſolte man deswegen billicher Mitleiden mit ihm tragen/ als ihn daruͤber vor Gericht fodern. Schließlich baht er den Stathalter/ er moͤchte/ als ein hochverſtaͤndiger Herꝛ/ ſich an Wei- ber Rede nicht kehren/ noch deren Nachſtellung achten/ deren Ungunſt man mit einem ungenehmen Anblik verdienen koͤnte. Er waͤhre ein ehrlicher Ritter/ entſchuldigte zwar den Stathalter/ aber da ſonſt jemand ſich fuͤnde/ der ihn einiger Untaht zeihete/ waͤhre er be- reit/ es durch alle zugelaſſene Mittel zueifern. Noch zur Zeit kunte Herr Fabius nit mehr/ als ihn in freye Hafft nehmen/ deſſen er ſich hoͤchlich bedingete/ und doch endlich/ Argwohn zumeiden/ ſich darein gab. Der Arzt legte allen moͤglichen fleiß an/ daß Klodius am XV den Tage nach ſeiner Verwundung die Kleider anzog/ und IIX Tage hern ach mit dem Stat- halter zur Mahlzeit ging/ da er berichtet ward/ wie unterſchiedliche Vermuhtungen man ſeiner beſchehenen Verwundung auff Volumnius haͤtte; Ja/ ſagte Frau Sophia/ koͤnten wir das ſchwereſte beweiſen/ welches an ſich ſelbſt wahr iſt/ und von dem Buben dannoch geleugnet wird/ wolten wir ſchon wiſſen mit ihm zuverfahren. Klodius haͤtte folches gerne gewuſt/ aber ſie hieß ihn biß nach gehaltener Mahlzeit ruhen/ und erzaͤhlete ihm hernach/ wie er bey Fr. Agathen umb unzimliche Sachen angehalten haͤtte/ welches er doch nicht allein leugnen/ ſondern uͤberdas noch boͤßlich draͤuen duͤrffte. Worauff Klodius mit we- nigen antwortete: Sie moͤchte ſich ein geringes gedulden/ biß er Waffen zufuͤhren wie- der geſchikt waͤhre/ alsdann ſolte die Rache weiter nicht verſchoben werden; jedoch daß ſei- ne Eheliebeſte es nicht erfuͤhre/ als welche daruͤber in traurige Gedanken gerahten koͤnte; Wie er dann nach Verflieſſung fuͤnff Tage/ in Gegenwart etlicher Paduaniſcher Herꝛen/ bey dem Stathalter anhielt/ den boßhafften Volumnius vorzufodern/ uͤber welchen er et- was zuklagen haͤtte; da ihm zur Antwort ward: dafern ſeine Klage gegruͤndet waͤre/ ſtuͤn- de ihm der Weg Rechtens offen; Und als derſelbe auff Erfoderung willig erſchien/ trug Klodius ſeine Anklage mit dieſen Worten vor: Hochmoͤgender Herr Stathalter/ auch ihr Hochaͤdle Herren; Gegenwaͤrtiger Volumnius hat ſich unterwinden duͤrffen/ mein liebes Weib auff Unehr anzufodern; woran er wider Ritters Ehr gehandelt; und als de- ren Redligkeit ihm ſolches/ wie billich/ abgeſchlagen/ hat er bey tunkeler Nacht/ da ich meine Wachte beſichtiget/ mich ſchelmiſch- und moͤrderiſcher weiſe uͤberfallen/ auſſeꝛ allem zwei- fel in Hoffnung/ wann er mich aus dem Wege geraͤumet/ wuͤrde er ſein Anſuchen deſto leichter erhalten/ und ſich an meine ſtat eindringen koͤnnen. Die erſte Untaht/ da es noͤhtig iſt/ kan meine Eheliebſte mit einem aͤide bekraͤfftigen; der andern habe ich gute Zeugnis; Dann vorerſt iſt kuͤndig/ daß ſein Hof umb eben die Zeit meiner Verwundung geoͤffnet worden; Vors ander/ iſt er nicht auff ſeinem Bette gefunden/ ob gleich ſein Hausgeſinde ſolches gemeynet; Vors dritte/ hat man an ſeinen Struͤmpfen Blut geſehen uñ gefuͤhlet/ welches nirgends anders her als aus meiner Wunde gefloſſen iſt; dañ haͤtte er ſeinem voꝛ- geben und erlogenen Tichtungen nach/ ſich wund geſtoſſen/ wuͤrde er ja die Struͤmpffe nit eben unter ſeine Kleider verſtecket haben; daß ich alſo im geringſten nicht zweifele/ ich habe ihn ſeiner Mordtaht gnugſam uͤberzeuget; jedoch wil ich zum uͤberfluß dieſe meine Ankla- ge wider O o o

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/511>, abgerufen am 01.09.2024.