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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
venna lieff/ da wir von dem Gelde/ welches er seinem Vater gestohlen hatte/ uns trefflich
rüsteten/ und nach Sizilien schiffeten/ wo selbst wir uns leider vor die Herren Ladisla und
Herkules ausgaben/ allenthalben wol empfangen wurden/ und etliche tausend Kronen auf
Wechsel zogen/ die wir nimmermehr bezahlen werden. Von dannen macheten wir uns
an diesen Ort/ würden auch innerhalb weniger Zeit uns nach dem Eilande Rhodus fort-
gemacht haben/ da mein Herr uns nicht zuvor kommen währe. Nach dieser Erzählung fiel
er vor ihm nider in die Knie/ und baht umb Gnade/ weil alle Boßheit von seinem Gesellen
verrichtet/ und er nur dessen Willens hätte leben müssen/ wie solches ihre Diener bezeugen
würden. Valikules antwortete ihm: ich habe dich weder zu straffen noch loßzusprechen/
sondern die Obrigkeit dieses Orts wird mit dir zuverfahren wissen/ bey denen ich doch ei-
ne Vorbitte umb Linderung einlegen wil. Aber diese wolten ihn nicht geringer als mit dem
Staupbesem bestraffen/ und verwiesen ihn hernach des ganzen Landes/ da ihm Valikules
etliche Kronen Zehrgeld schenkete; Der Betrieger Pferde und andere Sachen wurden
verkaufft/ daß der Wirt/ die Diener/ und andere noch zu ihrer Bezahlung kahmen; aber
Valikules wahr leidig/ daß er wegen Gallus Verwundung sich hieselbst so lange auffhal-
ten muste.

Gleich umb diese Zeit entstund zu Padua eine sehr grosse Unruhe und Traurigkeit/
dessen Ladisla Leibknabe Tullius Ursach wahr; dann wie dieser seinen Herrn mit Perdickas
kämpffen sahe/ und daß alle seine Diener von der Menge überfallen und erschlagen wur-
den/ meynete er nicht anders/ sein Herr würde das Leben eingebüsset haben/ lieff vor Angst
und Schrecken nach einem Hafen zu/ da er einen Kauffmann antraff/ welcher nach Italien
schiffen wolte; denselben baht er/ ihn mitzunehmen/ dessen ihn der Stathalter zu Padua
lohnen solte. Als er nun in einem Hafen hinter Padua angeländet wahr/ lief er zu fusse hin/
und wolte gleich zu dem Stathalter gehen/ da ihm Frl. Helena auff der Gassen begegnete/
die sich seiner einsamen Ankunfft verwunderte/ und ihn fragete/ wie/ und woher er so gar
allein kähme; deren er mit wehmühtiger Stimme antwortete: seinem Gn. Herrn währe
es nicht wol gangen/ und er allein zu fusse entrunnen; dessen sie höchlich erschrak/ hieß ihn
mit nach ihres Vaters Hofe gehen/ und verboht ihm ernstlich/ keinem einigen Menschen
hievon zusagen. Herr Emilius entsetzete sich nicht weniger über dieser traurigen Zeitung/
und wahr ihm sehr leid/ seinen Schwager damit zubetrüben/ ließ doch den Knaben in sei-
nem Hause/ und ging allein hin zu Fabius/ vorgebend/ er hätte betrübte Zeitung/ daß
es Herrn Ladisla nicht wol ergangen/ und er in Griechenland gefangen währe. Fabius be-
stürzete hierüber/ und als er nach dem Zeitungs-bringer fragete/ muste Tullius alsbald zu
ihm kommen/ der mit kläglichem Weinen außführlich erzählete/ wie es mit dem Streit
ergangen/ und seines Herrn Diener alle erschlagen währen. Fabius fragete ihn/ wie es
dann mit seinem Herrn abgelauffen; und als er hierauff erstummete/ und der Lügen keine
Farbe anzustreichen wuste/ weil ihm Emilius eingebunden hatte/ er solte sich stellen/ als
wüste er nicht darumb/ dräuete ihm Fabius harte Straffe/ wo er nicht gleich zu bekennen
würde; worauff er sagete. Ach Gn. Herr/ ich kan in Warheit nicht eigentlich wissen/ wie
es meinem Gn. Herrn endlich ergangen sey; dann wie alle seine Diener/ auch/ wo mir recht
ist/ Klodius Tod wahren/ entstund umb ihn her ein solches Getümmel/ daß er mit samt dem

Pferd
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Anderes Buch.
venna lieff/ da wir von dem Gelde/ welches er ſeinem Vater geſtohlen hatte/ uns trefflich
ruͤſteten/ und nach Sizilien ſchiffeten/ wo ſelbſt wir uns leider vor die Herren Ladiſla und
Herkules ausgaben/ allenthalben wol empfangen wurden/ und etliche tauſend Kronen auf
Wechſel zogen/ die wir nimmermehr bezahlen werden. Von dannen macheten wir uns
an dieſen Ort/ wuͤrden auch innerhalb weniger Zeit uns nach dem Eilande Rhodus fort-
gemacht haben/ da mein Herr uns nicht zuvor kommen waͤhre. Nach dieſer Erzaͤhlung fiel
er vor ihm nider in die Knie/ und baht umb Gnade/ weil alle Boßheit von ſeinem Geſellen
verrichtet/ und er nur deſſen Willens haͤtte leben muͤſſen/ wie ſolches ihre Diener bezeugen
wuͤrden. Valikules antwortete ihm: ich habe dich weder zu ſtraffen noch loßzuſprechen/
ſondern die Obrigkeit dieſes Orts wird mit dir zuverfahren wiſſen/ bey denen ich doch ei-
ne Vorbitte umb Linderung einlegen wil. Aber dieſe wolten ihn nicht geringeꝛ als mit dem
Staupbeſem beſtraffen/ und verwieſen ihn hernach des ganzen Landes/ da ihm Valikules
etliche Kronen Zehrgeld ſchenkete; Der Betrieger Pferde und andere Sachen wurden
verkaufft/ daß der Wirt/ die Diener/ und andere noch zu ihrer Bezahlung kahmen; aber
Valikules wahr leidig/ daß er wegen Gallus Verwundung ſich hieſelbſt ſo lange auffhal-
ten muſte.

Gleich umb dieſe Zeit entſtund zu Padua eine ſehr groſſe Unruhe und Traurigkeit/
deſſen Ladiſla Leibknabe Tullius Urſach wahr; dann wie dieſer ſeinen Herrn mit Perdickas
kaͤmpffen ſahe/ und daß alle ſeine Diener von der Menge uͤberfallen und erſchlagen wur-
den/ meynete er nicht anders/ ſein Herr wuͤrde das Leben eingebuͤſſet haben/ lieff vor Angſt
und Schrecken nach einem Hafen zu/ da er einen Kauffmann antraff/ welcher nach Italiẽ
ſchiffen wolte; denſelben baht er/ ihn mitzunehmen/ deſſen ihn der Stathalter zu Padua
lohnen ſolte. Als er nun in einem Hafen hinter Padua angelaͤndet wahr/ lief eꝛ zu fuſſe hin/
und wolte gleich zu dem Stathalter gehen/ da ihm Frl. Helena auff deꝛ Gaſſen begegnete/
die ſich ſeiner einſamen Ankunfft verwunderte/ und ihn fragete/ wie/ und woher er ſo gar
allein kaͤhme; deren er mit wehmuͤhtiger Stimme antwortete: ſeinem Gn. Herrn waͤhre
es nicht wol gangen/ und er allein zu fuſſe entrunnen; deſſen ſie hoͤchlich erſchrak/ hieß ihn
mit nach ihres Vaters Hofe gehen/ und verboht ihm ernſtlich/ keinem einigen Menſchen
hievon zuſagen. Herr Emilius entſetzete ſich nicht weniger uͤber dieſer traurigen Zeitung/
und wahr ihm ſehr leid/ ſeinen Schwager damit zubetruͤben/ ließ doch den Knaben in ſei-
nem Hauſe/ und ging allein hin zu Fabius/ vorgebend/ er haͤtte betruͤbte Zeitung/ daß
es Herꝛn Ladiſla nicht wol ergangen/ und er in Griechenland gefangen waͤhre. Fabius be-
ſtuͤrzete hieruͤber/ und als er nach dem Zeitungs-bringer fragete/ muſte Tullius alsbald zu
ihm kommen/ der mit klaͤglichem Weinen außfuͤhrlich erzaͤhlete/ wie es mit dem Streit
ergangen/ und ſeines Herꝛn Diener alle erſchlagen waͤhren. Fabius fragete ihn/ wie es
dann mit ſeinem Herꝛn abgelauffen; und als er hierauff erſtummete/ und der Luͤgen keine
Farbe anzuſtreichen wuſte/ weil ihm Emilius eingebunden hatte/ er ſolte ſich ſtellen/ als
wuͤſte er nicht darumb/ draͤuete ihm Fabius harte Straffe/ wo er nicht gleich zu bekennen
wuͤrde; worauff er ſagete. Ach Gn. Herr/ ich kan in Warheit nicht eigentlich wiſſen/ wie
es meinem Gn. Herrn endlich ergangen ſey; dañ wie alle ſeine Diener/ auch/ wo mir recht
iſt/ Klodius Tod wahren/ entſtund umb ihn her ein ſolches Getuͤm̃el/ daß er mit ſamt dem

Pferd
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[459/0497] Anderes Buch. venna lieff/ da wir von dem Gelde/ welches er ſeinem Vater geſtohlen hatte/ uns trefflich ruͤſteten/ und nach Sizilien ſchiffeten/ wo ſelbſt wir uns leider vor die Herren Ladiſla und Herkules ausgaben/ allenthalben wol empfangen wurden/ und etliche tauſend Kronen auf Wechſel zogen/ die wir nimmermehr bezahlen werden. Von dannen macheten wir uns an dieſen Ort/ wuͤrden auch innerhalb weniger Zeit uns nach dem Eilande Rhodus fort- gemacht haben/ da mein Herr uns nicht zuvor kommen waͤhre. Nach dieſer Erzaͤhlung fiel er vor ihm nider in die Knie/ und baht umb Gnade/ weil alle Boßheit von ſeinem Geſellen verrichtet/ und er nur deſſen Willens haͤtte leben muͤſſen/ wie ſolches ihre Diener bezeugen wuͤrden. Valikules antwortete ihm: ich habe dich weder zu ſtraffen noch loßzuſprechen/ ſondern die Obrigkeit dieſes Orts wird mit dir zuverfahren wiſſen/ bey denen ich doch ei- ne Vorbitte umb Linderung einlegen wil. Aber dieſe wolten ihn nicht geringeꝛ als mit dem Staupbeſem beſtraffen/ und verwieſen ihn hernach des ganzen Landes/ da ihm Valikules etliche Kronen Zehrgeld ſchenkete; Der Betrieger Pferde und andere Sachen wurden verkaufft/ daß der Wirt/ die Diener/ und andere noch zu ihrer Bezahlung kahmen; aber Valikules wahr leidig/ daß er wegen Gallus Verwundung ſich hieſelbſt ſo lange auffhal- ten muſte. Gleich umb dieſe Zeit entſtund zu Padua eine ſehr groſſe Unruhe und Traurigkeit/ deſſen Ladiſla Leibknabe Tullius Urſach wahr; dann wie dieſer ſeinen Herrn mit Perdickas kaͤmpffen ſahe/ und daß alle ſeine Diener von der Menge uͤberfallen und erſchlagen wur- den/ meynete er nicht anders/ ſein Herr wuͤrde das Leben eingebuͤſſet haben/ lieff vor Angſt und Schrecken nach einem Hafen zu/ da er einen Kauffmann antraff/ welcher nach Italiẽ ſchiffen wolte; denſelben baht er/ ihn mitzunehmen/ deſſen ihn der Stathalter zu Padua lohnen ſolte. Als er nun in einem Hafen hinter Padua angelaͤndet wahr/ lief eꝛ zu fuſſe hin/ und wolte gleich zu dem Stathalter gehen/ da ihm Frl. Helena auff deꝛ Gaſſen begegnete/ die ſich ſeiner einſamen Ankunfft verwunderte/ und ihn fragete/ wie/ und woher er ſo gar allein kaͤhme; deren er mit wehmuͤhtiger Stimme antwortete: ſeinem Gn. Herrn waͤhre es nicht wol gangen/ und er allein zu fuſſe entrunnen; deſſen ſie hoͤchlich erſchrak/ hieß ihn mit nach ihres Vaters Hofe gehen/ und verboht ihm ernſtlich/ keinem einigen Menſchen hievon zuſagen. Herr Emilius entſetzete ſich nicht weniger uͤber dieſer traurigen Zeitung/ und wahr ihm ſehr leid/ ſeinen Schwager damit zubetruͤben/ ließ doch den Knaben in ſei- nem Hauſe/ und ging allein hin zu Fabius/ vorgebend/ er haͤtte betruͤbte Zeitung/ daß es Herꝛn Ladiſla nicht wol ergangen/ und er in Griechenland gefangen waͤhre. Fabius be- ſtuͤrzete hieruͤber/ und als er nach dem Zeitungs-bringer fragete/ muſte Tullius alsbald zu ihm kommen/ der mit klaͤglichem Weinen außfuͤhrlich erzaͤhlete/ wie es mit dem Streit ergangen/ und ſeines Herꝛn Diener alle erſchlagen waͤhren. Fabius fragete ihn/ wie es dann mit ſeinem Herꝛn abgelauffen; und als er hierauff erſtummete/ und der Luͤgen keine Farbe anzuſtreichen wuſte/ weil ihm Emilius eingebunden hatte/ er ſolte ſich ſtellen/ als wuͤſte er nicht darumb/ draͤuete ihm Fabius harte Straffe/ wo er nicht gleich zu bekennen wuͤrde; worauff er ſagete. Ach Gn. Herr/ ich kan in Warheit nicht eigentlich wiſſen/ wie es meinem Gn. Herrn endlich ergangen ſey; dañ wie alle ſeine Diener/ auch/ wo mir recht iſt/ Klodius Tod wahren/ entſtund umb ihn her ein ſolches Getuͤm̃el/ daß er mit ſamt dem Pferd M m m ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/497>, abgerufen am 22.12.2024.