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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Gut hergeben; da wählet nun was ihr wollet/ hier wird nichts anders aus; könnet ihr a-
ber gutem Raht folgen/ so findet euch mit eurer Liebsten gebührlich abe; hat sie dann nicht
grosse Güter/ so ist sie dannoch ein schönes Bild und eurem Stande gemäß/ und danket den
Göttern/ daß man euch nicht gar eine Bauren-Dirne hat angeschmieret. Ey so muß ich
sie dann wol behalten/ sagte er/ wann sie mir nur nicht gar zu hart seyn/ und den Fehler ver-
gessen wolte. Davor lasset mich rahten/ antwortete der Hofmeister; ging hin/ und meldete
Fr. Euphrosynen an/ wie leid seinem Herrn der Verstoß währe/ er sich auch mit seiner
Eheliebsten gerne abfinden wolte. Dieser guten Verrichtung/ sagte sie/ müsset ihr geniessen,
gab ihm 30 Kronen/ neben anmahnung/ seinen Herrn in dieser guten Meynung zu erhal-
ten; unterrichtete nachgehends die Braut/ wie sie mit Attalus verfahren solte/ und ließ sie
allein zu ihm hingehen. Sie fand ihn noch in grosser Betrübnis/ dann der Spot wolte
[ih]hm/ wie einfältig er sonst wahr/ auß dem Kopffe nicht/ daß man ihm die Magd an stat der
Frauen zugeführet hatte; aber sie redete ihm süsse zu und sagete: Mein allerliebster/ nach-
dem ich verstehe/ daß euch der Frevel leid ist/ den ihr mir unverschuldet angeleget/ wil ich
den schweresten Stein mit euch nicht heben; dieses aber sollet ihr euch stets/ und weil ihr
lebet/ erinnern/ daß ich euch keinen Bothen geschicket/ noch mich euch angetragen/ sondern
mich vielmehr gewegert habe/ biß euer unablässiges Auhalten mich genöhtiget hat/ in eure
Heyraht einzuwilligen; wolte sonst ohn euch wol einen wirdigen Bräutigam angetroffen
haben/ der mir schon nicht ferne wahr. Ihr sollet mir hiebey versprechen/ daß/ wie ich euch
heut früh schon ermahnet/ ihr eure bißher geführete Tohrheit und filzigen Geiz ablegen/
und eurem Stande euch gemäß verhalten wollet/ habe zu dem Ende schon eine feine Gut-
sche mit vier Blänken im Kauffe/ die ihr bezahlen sollet. Wegen Verwaltung eurer Gü-
ter lasset mich nur rahten und sorgen/ die sollen durch mich nicht gemindert sondern ver-
bessert werden. Wem wahr lieber als dem verschüchterten Attalus/ daß ihm keine schwe-
rere Busse aufferleget ward/ er baht umb verzeihung des begangenen/ und versprach hin-
fort ihres Willens zu leben. Damit wahr diese Fehde geendet/ und schätzete er sich nach dem
offt glükselig wegen dieser Heyraht/ massen sie ihn inwendig Jahre[s]frist der Gestalt un-
terrichtete/ daß er gar ein ander Mensch ward; dann es hatte ihm in der Jugend an der
Erzihung gemangelt/ weil seine Eltern ihn als ihren einigen Sohn verzertelten/ und hin-
ter dem Ofen auffwachsen liessen. Jedoch bekam er mit ihr noch 4000 Kronen Braut-
schaz; dann Fr. Agatha schenkete ihr die obgedacht 1200 Kronen/ worzu Ladisla/ Fabius
und Fr. Euphrosyne ingesamt 2800 Kronen legeten/ ihn weiters nicht mehr auffzogen/
weil er sich ganz eingezogen und demühtig bezeigete/ und des dritten tages diese jungen Eh-
leute nach ihren Gütern zihen liessen. Ihr Vater Parmeniskus erfreuete sich der Heyraht
sehr/ und weil er ein Christ wahr/ brachte er sie beyde nach verlauff zwey Jahr zum Christ-
lichen Glauben/ wozu Fr. Euprosyne bey ihrer Wiederkunfft auß Persen ein grosses ver-
richtete/ und dem Vater einen feinen Meierhoff schenkete/ worzu Groß Fürstin Valiska
6000 Kronen baar legete. Am Tage des abzuges dieser jungen Ehleute redete Agatha mit
ihrer Wasen; sie möchte gerne wissen/ ob Herr Leches noch unbefreiet und ohn Liebe wäh-
re/ auff welchen Fall sie ihm Kleanders Brudern Tochter/ die sehr schön und von gewal-
tigen Mitteln wahr/ gedächte zuzuschanzen. Euphrosyne wolte nicht unterlassen/ dieses zu-

ver-

Anderes Buch.
Gut hergeben; da waͤhlet nun was ihr wollet/ hier wird nichts anders aus; koͤnnet ihr a-
ber gutem Raht folgen/ ſo findet euch mit eurer Liebſten gebuͤhrlich abe; hat ſie dann nicht
groſſe Guͤter/ ſo iſt ſie dannoch ein ſchoͤnes Bild und eurem Stande gemaͤß/ und danket dẽ
Goͤttern/ daß man euch nicht gar eine Bauren-Dirne hat angeſchmieret. Ey ſo muß ich
ſie dann wol behalten/ ſagte er/ wann ſie mir nur nicht gar zu hart ſeyn/ und den Fehler ver-
geſſen wolte. Davor laſſet mich rahten/ antwortete der Hofmeiſter; ging hin/ und meldete
Fr. Euphroſynen an/ wie leid ſeinem Herrn der Verſtoß waͤhre/ er ſich auch mit ſeiner
Eheliebſten gerne abfinden wolte. Dieſer guten Verrichtung/ ſagte ſie/ muͤſſet ihr genieſſẽ,
gab ihm 30 Kronen/ neben anmahnung/ ſeinen Herꝛn in dieſer guten Meynung zu erhal-
ten; unterrichtete nachgehends die Braut/ wie ſie mit Attalus verfahren ſolte/ und ließ ſie
allein zu ihm hingehen. Sie fand ihn noch in groſſer Betruͤbnis/ dann der Spot wolte
[ih]hm/ wie einfaͤltig er ſonſt wahr/ auß dem Kopffe nicht/ daß man ihm die Magd an ſtat der
Frauen zugefuͤhret hatte; aber ſie redete ihm ſuͤſſe zu und ſagete: Mein allerliebſter/ nach-
dem ich verſtehe/ daß euch der Frevel leid iſt/ den ihr mir unverſchuldet angeleget/ wil ich
den ſchwereſten Stein mit euch nicht heben; dieſes aber ſollet ihr euch ſtets/ und weil ihr
lebet/ erinnern/ daß ich euch keinen Bothen geſchicket/ noch mich euch angetragen/ ſondern
mich vielmehr gewegert habe/ biß euer unablaͤſſiges Auhalten mich genoͤhtiget hat/ in eure
Heyraht einzuwilligen; wolte ſonſt ohn euch wol einen wirdigen Braͤutigam angetroffẽ
haben/ der mir ſchon nicht ferne wahr. Ihr ſollet mir hiebey verſprechen/ daß/ wie ich euch
heut fruͤh ſchon ermahnet/ ihr eure bißher gefuͤhrete Tohrheit und filzigen Geiz ablegen/
und eurem Stande euch gemaͤß verhalten wollet/ habe zu dem Ende ſchon eine feine Gut-
ſche mit vier Blaͤnken im Kauffe/ die ihr bezahlen ſollet. Wegen Verwaltung eurer Guͤ-
ter laſſet mich nur rahten und ſorgen/ die ſollen durch mich nicht gemindert ſondern ver-
beſſert werden. Wem wahr lieber als dem verſchuͤchterten Attalus/ daß ihm keine ſchwe-
rere Buſſe aufferleget ward/ er baht umb verzeihung des begangenen/ und verſprach hin-
fort ihres Willens zu leben. Damit wahr dieſe Fehde geendet/ und ſchaͤtzete er ſich nach dem
offt gluͤkſelig wegen dieſer Heyraht/ maſſen ſie ihn inwendig Jahre[s]friſt der Geſtalt un-
terrichtete/ daß er gar ein ander Menſch ward; dann es hatte ihm in der Jugend an der
Erzihung gemangelt/ weil ſeine Eltern ihn als ihren einigen Sohn verzertelten/ und hin-
ter dem Ofen auffwachſen lieſſen. Jedoch bekam er mit ihr noch 4000 Kronen Braut-
ſchaz; dann Fr. Agatha ſchenkete ihr die obgedacht 1200 Kronen/ worzu Ladiſla/ Fabius
und Fr. Euphroſyne ingeſamt 2800 Kronen legeten/ ihn weiters nicht mehr auffzogen/
weil er ſich ganz eingezogen und demuͤhtig bezeigete/ und des dritten tages dieſe jungen Eh-
leute nach ihren Guͤtern zihen lieſſen. Ihr Vater Parmeniſkus erfreuete ſich der Heyraht
ſehr/ und weil er ein Chriſt wahr/ brachte er ſie beyde nach verlauff zwey Jahr zum Chriſt-
lichen Glauben/ wozu Fr. Euproſyne bey ihrer Wiederkunfft auß Perſen ein groſſes ver-
richtete/ und dem Vater einen feinen Meierhoff ſchenkete/ worzu Groß Fuͤrſtin Valiſka
6000 Kronen baar legete. Am Tage des abzuges dieſer jungen Ehleute redete Agatha mit
ihrer Waſen; ſie moͤchte gerne wiſſen/ ob Herr Leches noch unbefreiet und ohn Liebe waͤh-
re/ auff welchen Fall ſie ihm Kleanders Brudern Tochter/ die ſehr ſchoͤn und von gewal-
tigen Mitteln wahr/ gedaͤchte zuzuſchanzen. Euphroſyne wolte nicht unterlaſſen/ dieſes zu-

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[452/0490] Anderes Buch. Gut hergeben; da waͤhlet nun was ihr wollet/ hier wird nichts anders aus; koͤnnet ihr a- ber gutem Raht folgen/ ſo findet euch mit eurer Liebſten gebuͤhrlich abe; hat ſie dann nicht groſſe Guͤter/ ſo iſt ſie dannoch ein ſchoͤnes Bild und eurem Stande gemaͤß/ und danket dẽ Goͤttern/ daß man euch nicht gar eine Bauren-Dirne hat angeſchmieret. Ey ſo muß ich ſie dann wol behalten/ ſagte er/ wann ſie mir nur nicht gar zu hart ſeyn/ und den Fehler ver- geſſen wolte. Davor laſſet mich rahten/ antwortete der Hofmeiſter; ging hin/ und meldete Fr. Euphroſynen an/ wie leid ſeinem Herrn der Verſtoß waͤhre/ er ſich auch mit ſeiner Eheliebſten gerne abfinden wolte. Dieſer guten Verrichtung/ ſagte ſie/ muͤſſet ihr genieſſẽ, gab ihm 30 Kronen/ neben anmahnung/ ſeinen Herꝛn in dieſer guten Meynung zu erhal- ten; unterrichtete nachgehends die Braut/ wie ſie mit Attalus verfahren ſolte/ und ließ ſie allein zu ihm hingehen. Sie fand ihn noch in groſſer Betruͤbnis/ dann der Spot wolte ihhm/ wie einfaͤltig er ſonſt wahr/ auß dem Kopffe nicht/ daß man ihm die Magd an ſtat der Frauen zugefuͤhret hatte; aber ſie redete ihm ſuͤſſe zu und ſagete: Mein allerliebſter/ nach- dem ich verſtehe/ daß euch der Frevel leid iſt/ den ihr mir unverſchuldet angeleget/ wil ich den ſchwereſten Stein mit euch nicht heben; dieſes aber ſollet ihr euch ſtets/ und weil ihr lebet/ erinnern/ daß ich euch keinen Bothen geſchicket/ noch mich euch angetragen/ ſondern mich vielmehr gewegert habe/ biß euer unablaͤſſiges Auhalten mich genoͤhtiget hat/ in eure Heyraht einzuwilligen; wolte ſonſt ohn euch wol einen wirdigen Braͤutigam angetroffẽ haben/ der mir ſchon nicht ferne wahr. Ihr ſollet mir hiebey verſprechen/ daß/ wie ich euch heut fruͤh ſchon ermahnet/ ihr eure bißher gefuͤhrete Tohrheit und filzigen Geiz ablegen/ und eurem Stande euch gemaͤß verhalten wollet/ habe zu dem Ende ſchon eine feine Gut- ſche mit vier Blaͤnken im Kauffe/ die ihr bezahlen ſollet. Wegen Verwaltung eurer Guͤ- ter laſſet mich nur rahten und ſorgen/ die ſollen durch mich nicht gemindert ſondern ver- beſſert werden. Wem wahr lieber als dem verſchuͤchterten Attalus/ daß ihm keine ſchwe- rere Buſſe aufferleget ward/ er baht umb verzeihung des begangenen/ und verſprach hin- fort ihres Willens zu leben. Damit wahr dieſe Fehde geendet/ und ſchaͤtzete er ſich nach dem offt gluͤkſelig wegen dieſer Heyraht/ maſſen ſie ihn inwendig Jahresfriſt der Geſtalt un- terrichtete/ daß er gar ein ander Menſch ward; dann es hatte ihm in der Jugend an der Erzihung gemangelt/ weil ſeine Eltern ihn als ihren einigen Sohn verzertelten/ und hin- ter dem Ofen auffwachſen lieſſen. Jedoch bekam er mit ihr noch 4000 Kronen Braut- ſchaz; dann Fr. Agatha ſchenkete ihr die obgedacht 1200 Kronen/ worzu Ladiſla/ Fabius und Fr. Euphroſyne ingeſamt 2800 Kronen legeten/ ihn weiters nicht mehr auffzogen/ weil er ſich ganz eingezogen und demuͤhtig bezeigete/ und des dritten tages dieſe jungen Eh- leute nach ihren Guͤtern zihen lieſſen. Ihr Vater Parmeniſkus erfreuete ſich der Heyraht ſehr/ und weil er ein Chriſt wahr/ brachte er ſie beyde nach verlauff zwey Jahr zum Chriſt- lichen Glauben/ wozu Fr. Euproſyne bey ihrer Wiederkunfft auß Perſen ein groſſes ver- richtete/ und dem Vater einen feinen Meierhoff ſchenkete/ worzu Groß Fuͤrſtin Valiſka 6000 Kronen baar legete. Am Tage des abzuges dieſer jungen Ehleute redete Agatha mit ihrer Waſen; ſie moͤchte gerne wiſſen/ ob Herr Leches noch unbefreiet und ohn Liebe waͤh- re/ auff welchen Fall ſie ihm Kleanders Brudern Tochter/ die ſehr ſchoͤn und von gewal- tigen Mitteln wahr/ gedaͤchte zuzuſchanzen. Euphroſyne wolte nicht unterlaſſen/ dieſes zu- ver-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/490>, abgerufen am 22.12.2024.