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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
überlauffen wird? Die gute Frau kunte lachens sich nicht enthalten/ sahe was vor einen
Ebenteur sie vor sich hatte/ und gedachte ihren guten Freunden noch heut einen kurzweili-
gen Auffzug zumachen fragete ihn deshalben/ ob er ihrer Wasen Kundschaft hätte; und
da sie vernam/ daß er sie niemahls gesehen/ forschete sie weiter nach/ woher doch dann die
so hefftige Liebe ihre Ursach genommen hätte; welches er fein teutsch anzeigete/ er währe in
Erfahrung gebracht/ daß sie nicht allein schön/ ädel und jung/ sondern auch sehr reich und
wol begütert währe/ welches in ihm die Begierde aufgemuntert/ es mit ihr zuwagen/ weil
er gegen seinen Reichtuhm einen gleichmässigen haben müste. Auf dieses Vorbringen er-
boht sie sich/ ihm zum sonderbahren Gefallen die Werbung zuverrichten/ möchte gebehten
seyn/ sich bey der Mahlzeit einzustellen/ dann könte nicht allein diese Handelung vorgenom-
men werden/ sondern würde überdas Gelegenheit haben/ mit etlichen vornehmen Römi-
schen Herren gute Kundschafft zumachen; hätte er nun etwas kostbahrere Kleinot/ als die
auffgezeigeten schlechten Ringe/ würde er ohn ihr erinnern solche mitbringen; dann im
fall die Heyraht solte geschlossen werden/ müste er seiner Liebesten dieselbe darbieten/ wor-
an er nichts verlieren/ sondern alles mit ihr wieder bekommen würde; Dieses wolte sie ihm
zu dem Ende rahten/ weil die Weibesbilder aus dem ersten Geschenk von der Buhler Lie-
be gemeiniglich zu urteilen pflegeten. Dieser ward froh/ und gab zur Antwort: Ob zwar
die Einkäuffung vieler Kleinot nichts anders als Geld-verspillung währe/ wolte er doch
wissen dem Dinge sein Recht zutuhn; nahm von ihr höflichen Abscheid/ mit dem Er bieten
gegen die Mahlzeit sich einzustellen/ und sein Vorhaben ins Werk zurichten; ging nach
der Herberge/ und stellete es mit seinem dünne bespunnenen Hofmeister/ welchen er auff-
zuwarten bey sich hatte/ in Raht; meynete/ wann er etwa vor 100 Kronen Kleinot ein-
kauffen würde/ könte er damit sehr wol bestehen; weil aber dieser etwas witziger wahr als
sein Herr/ gab er ihm einen guten Auswischer: ob er meynete/ dz er zu einer gemeinen Bür-
ger-Dirnen ginge? diese hochädle Frau währe dermassen begütert/ daß sie ihm so liderli-
che Sachen würde vor die Füsse werffen. Er hätte ihm ja/ ehe sie ausgezogen währen/ sei-
ne Meynung gesagt/ daß er ihn als seinen Leibdiener müste zierlich und nach seiner Leibfar-
be auskleiden/ wie andere seines gleichen wol tähten/ die nicht den zehnden Teil seiner Gü-
ter hätten; Er müste nicht mit einem sondern V oder VI reitenden Dienern auffzihen/ daß
man sein Vermögen daher erkennete; Er müste beyde Schieb Säcke vol Kronen haben/
und den Spielleuten keine Silber Groschen/ sondern VII/IIX oder mehr Kronen auff ein-
mahl auffwe[r]ffen; Er müste V oder VI Kleider/ auffs prächtigste gemacht/ bey sich haben/
damit er sich alle Tage umkleiden könte; Er müste den Leibdienerinnen seiner Liebesten sol-
che Ringe schenken/ als er ihr selbst zuge dacht hätte; Und also müste er dieses sein Vorha-
ben entweder ganz lassen bleiben/ oder zum wenigsten sich auff 2000 Kronen wert Kleinot
schicken/ damit er nicht auff einen Stumpff lieffe. Dem filzigen Lauser dauchte dieses gar
zu viel seyn; jedoch in Hoffnung/ eine Speckseite mit einem Ey herunter zuwerffen/ ließ er
sichs endlich noch gefallen/ und wahr ihm leid/ daß er nicht etliche seiner Dröscherknechte
beritten gemacht/ und zum Prunk mit sich genommen hatte. Inzwischen machte sich Fr.
Euphrosyne hin zu ihren Gästen/ zeigete ihnen in Gegenwart ihrer Wasen/ dieses neuen
Buhlers dürre Werbung an/ und wie sie ihn hätte auff die Mahlzeit bescheiden; bähte/

man

Anderes Buch.
uͤberlauffen wird? Die gute Frau kunte lachens ſich nicht enthalten/ ſahe was vor einen
Ebenteur ſie vor ſich hatte/ und gedachte ihren guten Freunden noch heut einen kurzweili-
gen Auffzug zumachen fragete ihn deshalben/ ob er ihrer Waſen Kundſchaft haͤtte; und
da ſie vernam/ daß er ſie niemahls geſehen/ forſchete ſie weiter nach/ woher doch dann die
ſo hefftige Liebe ihre Urſach genommen haͤtte; welches er fein teutſch anzeigete/ er waͤhre in
Erfahrung gebracht/ daß ſie nicht allein ſchoͤn/ aͤdel und jung/ ſondern auch ſehr reich und
wol beguͤtert waͤhre/ welches in ihm die Begierde aufgemuntert/ es mit ihr zuwagen/ weil
er gegen ſeinen Reichtuhm einen gleichmaͤſſigen haben muͤſte. Auf dieſes Vorbringen er-
boht ſie ſich/ ihm zum ſonderbahren Gefallen die Werbung zuverrichten/ moͤchte gebehten
ſeyn/ ſich bey der Mahlzeit einzuſtellen/ dann koͤnte nicht allein dieſe Handelung vorgenom-
men werden/ ſondern wuͤrde uͤberdas Gelegenheit haben/ mit etlichen vornehmen Roͤmi-
ſchen Herren gute Kundſchafft zumachen; haͤtte er nun etwas koſtbahrere Kleinot/ als die
auffgezeigeten ſchlechten Ringe/ wuͤrde er ohn ihr erinnern ſolche mitbringen; dann im
fall die Heyraht ſolte geſchloſſen werden/ muͤſte er ſeiner Liebeſten dieſelbe darbieten/ wor-
an er nichts verlieren/ ſondern alles mit ihr wieder bekommen wuͤrde; Dieſes wolte ſie ihm
zu dem Ende rahten/ weil die Weibesbilder aus dem erſten Geſchenk von der Buhler Lie-
be gemeiniglich zu urteilen pflegeten. Dieſer ward froh/ und gab zur Antwort: Ob zwar
die Einkaͤuffung vieler Kleinot nichts anders als Geld-verſpillung waͤhre/ wolte er doch
wiſſen dem Dinge ſein Recht zutuhn; nahm von ihr hoͤflichen Abſcheid/ mit dem Er bieten
gegen die Mahlzeit ſich einzuſtellen/ und ſein Vorhaben ins Werk zurichten; ging nach
der Herberge/ und ſtellete es mit ſeinem duͤnne beſpunnenen Hofmeiſter/ welchen er auff-
zuwarten bey ſich hatte/ in Raht; meynete/ wann er etwa vor 100 Kronen Kleinot ein-
kauffen wuͤrde/ koͤnte er damit ſehr wol beſtehen; weil aber dieſer etwas witziger wahr als
ſein Herr/ gab er ihm einen guten Auswiſcher: ob er meynete/ dz er zu einer gemeinen Buͤr-
ger-Dirnen ginge? dieſe hochaͤdle Frau waͤhre dermaſſen beguͤtert/ daß ſie ihm ſo liderli-
che Sachen wuͤrde vor die Fuͤſſe werffen. Er haͤtte ihm ja/ ehe ſie ausgezogen waͤhren/ ſei-
ne Meynung geſagt/ daß er ihn als ſeinen Leibdiener muͤſte zierlich und nach ſeiner Leibfar-
be auskleiden/ wie andere ſeines gleichen wol taͤhten/ die nicht den zehnden Teil ſeiner Guͤ-
ter haͤtten; Er muͤſte nicht mit einem ſondern V oder VI reitenden Dienern auffzihen/ daß
man ſein Vermoͤgen daher erkennete; Er muͤſte beyde Schieb Saͤcke vol Kronen haben/
und den Spielleuten keine Silber Groſchen/ ſondern VII/IIX oder mehr Kronen auff ein-
mahl auffwe[r]ffen; Er muͤſte V oder VI Kleider/ auffs praͤchtigſte gemacht/ bey ſich haben/
damit er ſich alle Tage umkleiden koͤnte; Er muͤſte den Leibdienerinnen ſeiner Liebeſten ſol-
che Ringe ſchenken/ als er ihr ſelbſt zuge dacht haͤtte; Und alſo muͤſte er dieſes ſein Vorha-
ben entweder ganz laſſen bleiben/ oder zum wenigſten ſich auff 2000 Kronen wert Kleinot
ſchicken/ damit er nicht auff einen Stumpff lieffe. Dem filzigen Lauſer dauchte dieſes gar
zu viel ſeyn; jedoch in Hoffnung/ eine Speckſeite mit einem Ey herunter zuwerffen/ ließ er
ſichs endlich noch gefallen/ und wahr ihm leid/ daß er nicht etliche ſeiner Droͤſcherknechte
beritten gemacht/ und zum Prunk mit ſich genommen hatte. Inzwiſchen machte ſich Fr.
Euphroſyne hin zu ihren Gaͤſten/ zeigete ihnen in Gegenwart ihrer Waſen/ dieſes neuen
Buhlers duͤrre Werbung an/ und wie ſie ihn haͤtte auff die Mahlzeit beſcheiden; baͤhte/

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[442/0480] Anderes Buch. uͤberlauffen wird? Die gute Frau kunte lachens ſich nicht enthalten/ ſahe was vor einen Ebenteur ſie vor ſich hatte/ und gedachte ihren guten Freunden noch heut einen kurzweili- gen Auffzug zumachen fragete ihn deshalben/ ob er ihrer Waſen Kundſchaft haͤtte; und da ſie vernam/ daß er ſie niemahls geſehen/ forſchete ſie weiter nach/ woher doch dann die ſo hefftige Liebe ihre Urſach genommen haͤtte; welches er fein teutſch anzeigete/ er waͤhre in Erfahrung gebracht/ daß ſie nicht allein ſchoͤn/ aͤdel und jung/ ſondern auch ſehr reich und wol beguͤtert waͤhre/ welches in ihm die Begierde aufgemuntert/ es mit ihr zuwagen/ weil er gegen ſeinen Reichtuhm einen gleichmaͤſſigen haben muͤſte. Auf dieſes Vorbringen er- boht ſie ſich/ ihm zum ſonderbahren Gefallen die Werbung zuverrichten/ moͤchte gebehten ſeyn/ ſich bey der Mahlzeit einzuſtellen/ dann koͤnte nicht allein dieſe Handelung vorgenom- men werden/ ſondern wuͤrde uͤberdas Gelegenheit haben/ mit etlichen vornehmen Roͤmi- ſchen Herren gute Kundſchafft zumachen; haͤtte er nun etwas koſtbahrere Kleinot/ als die auffgezeigeten ſchlechten Ringe/ wuͤrde er ohn ihr erinnern ſolche mitbringen; dann im fall die Heyraht ſolte geſchloſſen werden/ muͤſte er ſeiner Liebeſten dieſelbe darbieten/ wor- an er nichts verlieren/ ſondern alles mit ihr wieder bekommen wuͤrde; Dieſes wolte ſie ihm zu dem Ende rahten/ weil die Weibesbilder aus dem erſten Geſchenk von der Buhler Lie- be gemeiniglich zu urteilen pflegeten. Dieſer ward froh/ und gab zur Antwort: Ob zwar die Einkaͤuffung vieler Kleinot nichts anders als Geld-verſpillung waͤhre/ wolte er doch wiſſen dem Dinge ſein Recht zutuhn; nahm von ihr hoͤflichen Abſcheid/ mit dem Er bieten gegen die Mahlzeit ſich einzuſtellen/ und ſein Vorhaben ins Werk zurichten; ging nach der Herberge/ und ſtellete es mit ſeinem duͤnne beſpunnenen Hofmeiſter/ welchen er auff- zuwarten bey ſich hatte/ in Raht; meynete/ wann er etwa vor 100 Kronen Kleinot ein- kauffen wuͤrde/ koͤnte er damit ſehr wol beſtehen; weil aber dieſer etwas witziger wahr als ſein Herr/ gab er ihm einen guten Auswiſcher: ob er meynete/ dz er zu einer gemeinen Buͤr- ger-Dirnen ginge? dieſe hochaͤdle Frau waͤhre dermaſſen beguͤtert/ daß ſie ihm ſo liderli- che Sachen wuͤrde vor die Fuͤſſe werffen. Er haͤtte ihm ja/ ehe ſie ausgezogen waͤhren/ ſei- ne Meynung geſagt/ daß er ihn als ſeinen Leibdiener muͤſte zierlich und nach ſeiner Leibfar- be auskleiden/ wie andere ſeines gleichen wol taͤhten/ die nicht den zehnden Teil ſeiner Guͤ- ter haͤtten; Er muͤſte nicht mit einem ſondern V oder VI reitenden Dienern auffzihen/ daß man ſein Vermoͤgen daher erkennete; Er muͤſte beyde Schieb Saͤcke vol Kronen haben/ und den Spielleuten keine Silber Groſchen/ ſondern VII/IIX oder mehr Kronen auff ein- mahl auffwerffen; Er muͤſte V oder VI Kleider/ auffs praͤchtigſte gemacht/ bey ſich haben/ damit er ſich alle Tage umkleiden koͤnte; Er muͤſte den Leibdienerinnen ſeiner Liebeſten ſol- che Ringe ſchenken/ als er ihr ſelbſt zuge dacht haͤtte; Und alſo muͤſte er dieſes ſein Vorha- ben entweder ganz laſſen bleiben/ oder zum wenigſten ſich auff 2000 Kronen wert Kleinot ſchicken/ damit er nicht auff einen Stumpff lieffe. Dem filzigen Lauſer dauchte dieſes gar zu viel ſeyn; jedoch in Hoffnung/ eine Speckſeite mit einem Ey herunter zuwerffen/ ließ er ſichs endlich noch gefallen/ und wahr ihm leid/ daß er nicht etliche ſeiner Droͤſcherknechte beritten gemacht/ und zum Prunk mit ſich genommen hatte. Inzwiſchen machte ſich Fr. Euphroſyne hin zu ihren Gaͤſten/ zeigete ihnen in Gegenwart ihrer Waſen/ dieſes neuen Buhlers duͤrre Werbung an/ und wie ſie ihn haͤtte auff die Mahlzeit beſcheiden; baͤhte/ man

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/480>, abgerufen am 22.12.2024.