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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
diensthafft zu halten/ daß ich mich glükselig schätzete/ einen solchen Knecht angetroffen zu
haben; wahr auch gesinnet/ ihm seine Dienste dereins mit der Freyheit zu belohnen/ und
die Verwaltung meines Landguts zu vertrauen. Ihr würdet euch aber im Außkehrich
heßlich betrogen funden haben/ sagte Wenzesla/ wo sonst seiner lezten Beichte/ die er mit
seinem Tode bekräfftiget hat/ einiger Glaube beyzumässen ist. Deß wil ich jhm auch eine
wirdige Urtel sprechen/ antwortete Sabihn; hieß ihn damit neben den andern Leichen auf
die Schindgrube schleppen/ und den Hunden und Raben vorwerffen.

Unsere hart verwundete Helden wusten diesen Tag wenig umb sich selbst/ in sonder-
heit Ladisla/ welcher gewißlich des Todes hätte seyn müssen/ wann des Arztes grosse Er-
fahrenheit und Träue nicht gewesen währe; dann es gieng ihm eine Ohmacht über die
andere zu/ daß er kaum den Odem zihen kunte; und nicht desto weniger wolte er immer sei-
nes Herkules Zustandes berichtet seyn/ welcher gegen Abend etwas Speise genoß/ und auf
seinem Lager sich auffrichtete; welches Ladisla ersehend/ eine lebendige Farbe unter dem
Angesichte bekam/ sich auch mit gutem Willen handeln und verbinden ließ. Des folgen-
den Tages besahe der Arzt Herkules Wunden/ und zeigete an; er müste ohn zweifel bey den
Göttern in grossen Gnaden seyn/ massen unterschiedliche Hiebe so gar gefährlich gangen/
und doch wunderlich abgeglitschet wehren/ da er sonst ohn alle Hülffe hätte sterben müs-
sen; Wolte jhn aber schon versichern/ daß auff gebührliches Verhalten/ er innerhalb drey
Wochen/ seine völlige Gesundheit wieder haben solte; Welches Ladisla mit sonderlicher
Belustigung anhörete/ der nur acht Wunden hatte/ die nicht sonderlich zu bedeuten/ ohn
die in der rechten Seite/ welche Galehn noch nicht öffnen wolte/ weil er sich einer neuen
Verblutung befahrete; doch weil die übrigen sich wol anliessen/ fassete er auch wegen die-
ser eine gute Hoffnung. Nun hatte er aber noch keinen Heller/ so wenig wegen des ersten
Bandes/ als auff das künfftige empfangen/ wuste auch nicht/ woher jhm feine teure Arz-
ney-kosten/ und die grosse Mühe- und Kunst-anwendung solte belohnet werden; massen
sie in diesem Wirtshause etwa IX Tage sich auffgehalten/ und weder Knecht noch Diener/
ausser einen Leibknaben hatten/ der ihnen noch des vorigen Tages entlauffen wahr/ und
des Wirths Haußknecht jhnen die Pferde warten muste. Daß nun Galehn gleichwol im
gewissesten seyn möchte/ erinnerte er den alten Wenzesla/ die Kranken zu fragen/ ob sie die
Arzneyen selbst einkäuffen/ oder jhm solche bezahlen wolten. Sie hetten sehr zarte Leiber/
dergleichen ihm nie vorkommen; so wehre die Verwundung/ wie sie selbst wüsten/ groß
und gefährlich/ welche mit Haußkräutern sich nicht wolte heilen lassen; möchte also gerne
wissen/ wessen er sich hinfüro verhalten solte. Wenzesla gab solches Herkulessen auf teutsch
zu verstehen/ der ihm befahl/ einen rohten Wetscher auß der verschlossenen Lade zu holen;
redete inzwischen mit Galehn/ und sagte: Mein Freund/ verzeihet/ bitte ich/ unser gestri-
gen Schwachheit/ welche verhindert hat/ daß wir unser schuldigen Dankbarkeit nicht ha-
ben können eingedenke seyn/ und lasset eure beyde Gesellen herzuruffen. Dieser holete sie
selber/ daß Herkules Zeit hatte/ etliche Sachen zu sich zu nehmen; und als sie alle drey sich
einstelleten/ gab Herkules dem Meister einen schönen Ring von 50 Kronen/ und so viel
Baarschafft/ zu jhm sagend; Sehet da mein Freund/ hiemit sey euch der erste Band und
der schon angewandte Fleiß vergolten/ so es gnug seyn wird/ und begehret jhr ein mehrers/

sol

Erſtes Buch.
dienſthafft zu halten/ daß ich mich gluͤkſelig ſchaͤtzete/ einen ſolchen Knecht angetroffen zu
haben; wahr auch geſinnet/ ihm ſeine Dienſte dereins mit der Freyheit zu belohnen/ und
die Verwaltung meines Landguts zu vertrauen. Ihr wuͤrdet euch aber im Außkehrich
heßlich betrogen funden haben/ ſagte Wenzeſla/ wo ſonſt ſeiner lezten Beichte/ die er mit
ſeinem Tode bekraͤfftiget hat/ einiger Glaube beyzumaͤſſen iſt. Deß wil ich jhm auch eine
wirdige Urtel ſprechen/ antwortete Sabihn; hieß ihn damit neben den andern Leichen auf
die Schindgrube ſchleppen/ und den Hunden und Raben vorwerffen.

Unſere hart verwundete Helden wuſten dieſen Tag wenig umb ſich ſelbſt/ in ſonder-
heit Ladiſla/ welcher gewißlich des Todes haͤtte ſeyn muͤſſen/ wann des Arztes groſſe Er-
fahrenheit und Traͤue nicht geweſen waͤhre; dann es gieng ihm eine Ohmacht uͤber die
andere zu/ daß er kaum den Odem zihen kunte; und nicht deſto weniger wolte er immer ſei-
nes Herkules Zuſtandes berichtet ſeyn/ welcher gegen Abend etwas Speiſe genoß/ und auf
ſeinem Lager ſich auffrichtete; welches Ladiſla erſehend/ eine lebendige Farbe unter dem
Angeſichte bekam/ ſich auch mit gutem Willen handeln und verbinden ließ. Des folgen-
den Tages beſahe der Arzt Herkules Wunden/ und zeigete an; er muͤſte ohn zweifel bey den
Goͤttern in groſſen Gnaden ſeyn/ maſſen unterſchiedliche Hiebe ſo gar gefaͤhrlich gangen/
und doch wunderlich abgeglitſchet wehren/ da er ſonſt ohn alle Huͤlffe haͤtte ſterben muͤſ-
ſen; Wolte jhn aber ſchon verſichern/ daß auff gebuͤhrliches Verhalten/ er innerhalb drey
Wochen/ ſeine voͤllige Geſundheit wieder haben ſolte; Welches Ladiſla mit ſonderlicher
Beluſtigung anhoͤrete/ der nur acht Wunden hatte/ die nicht ſonderlich zu bedeuten/ ohn
die in der rechten Seite/ welche Galehn noch nicht oͤffnen wolte/ weil er ſich einer neuen
Verblutung befahrete; doch weil die uͤbrigen ſich wol anlieſſen/ faſſete er auch wegen die-
ſer eine gute Hoffnung. Nun hatte er aber noch keinen Heller/ ſo wenig wegen des erſten
Bandes/ als auff das kuͤnfftige empfangen/ wuſte auch nicht/ woher jhm feine teure Arz-
ney-koſten/ und die groſſe Muͤhe- und Kunſt-anwendung ſolte belohnet werden; maſſen
ſie in dieſem Wirtshauſe etwa IX Tage ſich auffgehalten/ und weder Knecht noch Diener/
auſſer einen Leibknaben hatten/ der ihnen noch des vorigen Tages entlauffen wahr/ und
des Wirths Haußknecht jhnen die Pferde warten muſte. Daß nun Galehn gleichwol im
gewiſſeſten ſeyn moͤchte/ erinnerte er den alten Wenzeſla/ die Kranken zu fragen/ ob ſie die
Arzneyen ſelbſt einkaͤuffen/ oder jhm ſolche bezahlen wolten. Sie hetten ſehr zarte Leiber/
dergleichen ihm nie vorkommen; ſo wehre die Verwundung/ wie ſie ſelbſt wuͤſten/ groß
und gefaͤhrlich/ welche mit Haußkraͤutern ſich nicht wolte heilen laſſen; moͤchte alſo gerne
wiſſen/ weſſen er ſich hinfuͤro verhalten ſolte. Wenzeſla gab ſolches Herkuleſſen auf teutſch
zu verſtehen/ der ihm befahl/ einen rohten Wetſcher auß der verſchloſſenen Lade zu holen;
redete inzwiſchen mit Galehn/ und ſagte: Mein Freund/ verzeihet/ bitte ich/ unſer geſtri-
gen Schwachheit/ welche verhindert hat/ daß wir unſer ſchuldigen Dankbarkeit nicht ha-
ben koͤnnen eingedenke ſeyn/ und laſſet eure beyde Geſellen herzuruffen. Dieſer holete ſie
ſelber/ daß Herkules Zeit hatte/ etliche Sachen zu ſich zu nehmen; und als ſie alle drey ſich
einſtelleten/ gab Herkules dem Meiſter einen ſchoͤnen Ring von 50 Kronen/ und ſo viel
Baarſchafft/ zu jhm ſagend; Sehet da mein Freund/ hiemit ſey euch der erſte Band und
der ſchon angewandte Fleiß vergolten/ ſo es gnug ſeyn wird/ und begehret jhr ein mehrers/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/48>, abgerufen am 29.11.2024.