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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
bistu ein redlicher Ritter/ und von solchen Tahten/ wie dein Maul rühmet/ wirst du dich
des Kampffs nicht entbrechen; mir gilt alles gleich/ wer unter euch beyden den Anfang
mache/ da du dann verhoffentlich empfinden wirst/ daß ich dich mit schärfferem Gewehr/
als mit Kleidern und Federbüschen angreiffen werde. Ich redete hierauff mit ein/ und be-
gehrete/ der Ariston möchte mich seinen Gegener seyn lassen/ aber er wolte durchaus zuvor
mit meinem Herrn einen Versuch tuhn. Hiemit lieff die ganze Geselschafft/ ein jeglicher zu
seinen Waffen. Perdickas hatte einen grossen Anhang/ weil inwendig einer Stunde über
die XX Griechische von Adel/ jeder mit drey oder vier Dienern sich beysammen funden/ des-
wegen ich meinen Herrn nochmahls erinnerte/ was Gefahr durch Verrähterey entstehen
könte/ dem annoch zubegegnen währe/ wann man bey der Stad Schuz suchete; welches er
aber leider in den Wind schlug/ sich auff Perdickas zusage verließ/ und uns alle mit reiten
hieß; wiewol er mir geboht/ da über alle Zuversicht eine Verrähterey vorgehensolte/ mich
loßzuwirken/ und es Herrn Fabius zu Elis anzudeuten. Wir macheten uns geschwinde
nach dem bestimmeten Platz/ woselbst Perdickas schon mit LXXX Pferden hielt/ und mei-
nem Herrn den Tod schwuhr. Es lieff auch eine solche Menge Volkes mit hinaus/ daß sie
den Kämpffern die Bahn einnahmen/ weil sie sich übern Hauffen drängeten. Mein Herr
redete ihnen freundlich zu/ sie möchten etwas zurük treten/ und den Kämpffern nicht hin-
derlich seyn; und dauchte mich/ wie der Großsprecher mit seinem Gefechte zeigete/ wie ers
mit meinem Herrn anfahen wolte. Ariston hielt sich zum ersten Angriff fertig/ wiewol ich
zu ihnen reiten/ und sie fragen muste/ wie sie es ferner begehreten/ möchten sie ihn wissen las-
sen; da mir Perdickas zur Antwort gab: Weil dein frevelmühtiger Herr so schleunig zum
Tode eilet/ wollen wir ihm nicht unbarmherzig seyn/ noch wieder seinen Willen ihm das
Leben verlängeren. Ich wiedersprach kurz seiner Schändung/ und erinnerte ihn/ wie när-
risch es währe/ ihm das Spiel und den Gewin zuzueignen/ da die Würffel noch auff dem
Tische lägen. Inzwischen winkete Ariston mit dem Speer/ und legete ein/ aber ihm ward
der gestalt begegnet/ daß da sie traffen/ dieser durch und durch gerennet ward/ daß er tod über
sein Pferd hinunter fiel. Ich sahe eigentlich/ daß Perdickas sich über diesen Fall entsetzete;
ließ doch seinen Muht nicht sincken/ sondern wie er ein streitbahrer und bedachtsamer Rit-
ter wahr/ daß man meinete/ er hätte in Griechenland kaum seines gleichen/ also begegnete
er meinem Herrn mit gutem Herzen/ gingen auffeinander wie die Löuen/ und traffen zu
beyden seiten/ daß sie der Stösse wol empfunden/ welches zwar ohn Wunden abging/ aber
der Fall doch Perdickas sehr nahe wahr/ daß er sich an seines Pferdes Mähne halten mu-
ste. Mein Herr wahr auff sich selbst ungehalten/ daß er seinen Feind nicht herunter geworf-
fen/ und gedachte den andern Rit besser anzulegen; dessen aber jener nicht erwarten wolte/
sondern nam das Schwert zur Faust/ und setzete damit auff meinen Herrn an/ welcher mit
gleichem Gewehr und Begierde ihm entgegen sprengete/ da sie dann ihr Gefechte eine gu-
te Zeit ganz ernstlich trieben/ daß alle Zuseher sich verwunderten/ wie sie so hefftige Strei-
che aushalten kunten/ biß es meinem Herrn geriet/ daß er ihm hinter den Schild kam/ und
in den linken Arm eine zimliche Wunde schlug/ wiewol der Streit damit noch kein Loch
gewan/ sondern sie triebens so lange/ daß beydes die Kämpfer und ihre Pferde mat wurden/
so daß diese nach ihrer Reuter Willen sich nicht mehr lenken kunten; aber Zagheit ließ sich

bey

Anderes Buch.
biſtu ein redlicher Ritter/ und von ſolchen Tahten/ wie dein Maul ruͤhmet/ wirſt du dich
des Kampffs nicht entbrechen; mir gilt alles gleich/ wer unter euch beyden den Anfang
mache/ da du dann verhoffentlich empfinden wirſt/ daß ich dich mit ſchaͤrfferem Gewehr/
als mit Kleidern und Federbuͤſchen angreiffen werde. Ich redete hierauff mit ein/ und be-
gehrete/ der Ariſton moͤchte mich ſeinen Gegener ſeyn laſſen/ aber er wolte durchaus zuvor
mit meinem Herꝛn einen Verſuch tuhn. Hiemit lieff die ganze Geſelſchafft/ ein jeglicher zu
ſeinen Waffen. Perdickas hatte einen groſſen Anhang/ weil inwendig einer Stunde uͤber
die XX Griechiſche von Adel/ jeder mit drey oder vier Dienern ſich beyſam̃en funden/ des-
wegen ich meinen Herꝛn nochmahls erinnerte/ was Gefahr durch Verraͤhterey entſtehen
koͤnte/ dem annoch zubegegnen waͤhre/ wann man bey der Stad Schuz ſuchete; welches er
aber leider in den Wind ſchlug/ ſich auff Perdickas zuſage verließ/ und uns alle mit reiten
hieß; wiewol er mir geboht/ da uͤber alle Zuverſicht eine Verraͤhterey vorgehenſolte/ mich
loßzuwiꝛken/ und es Herꝛn Fabius zu Elis anzudeuten. Wir macheten uns geſchwinde
nach dem beſtimmeten Platz/ woſelbſt Perdickas ſchon mit LXXX Pferden hielt/ und mei-
nem Herꝛn den Tod ſchwuhr. Es lieff auch eine ſolche Menge Volkes mit hinaus/ daß ſie
den Kaͤmpffern die Bahn einnahmen/ weil ſie ſich uͤbern Hauffen draͤngeten. Mein Herꝛ
redete ihnen freundlich zu/ ſie moͤchten etwas zuruͤk treten/ und den Kaͤmpffern nicht hin-
derlich ſeyn; und dauchte mich/ wie der Großſprecher mit ſeinem Gefechte zeigete/ wie ers
mit meinem Herꝛn anfahen wolte. Ariſton hielt ſich zum erſten Angriff fertig/ wiewol ich
zu ihnen reiten/ uñ ſie fragen muſte/ wie ſie es ferner begehreten/ moͤchten ſie ihn wiſſen laſ-
ſen; da mir Perdickas zur Antwort gab: Weil dein frevelmuͤhtiger Herꝛ ſo ſchleunig zum
Tode eilet/ wollen wir ihm nicht unbarmherzig ſeyn/ noch wieder ſeinen Willen ihm das
Leben verlaͤngeren. Ich wiederſprach kurz ſeiner Schaͤndung/ und erinnerte ihn/ wie naͤr-
riſch es waͤhre/ ihm das Spiel und den Gewin zuzueignen/ da die Wuͤrffel noch auff dem
Tiſche laͤgen. Inzwiſchen winkete Ariſton mit dem Speer/ und legete ein/ aber ihm ward
der geſtalt begegnet/ daß da ſie traffen/ dieſer durch uñ durch gerennet ward/ daß er tod uͤber
ſein Pferd hinunter fiel. Ich ſahe eigentlich/ daß Perdickas ſich uͤber dieſen Fall entſetzete;
ließ doch ſeinen Muht nicht ſincken/ ſondern wie er ein ſtreitbahrer und bedachtſamer Rit-
ter wahr/ daß man meinete/ er haͤtte in Griechenland kaum ſeines gleichen/ alſo begegnete
er meinem Herꝛn mit gutem Herzen/ gingen auffeinander wie die Loͤuen/ und traffen zu
beyden ſeiten/ daß ſie der Stoͤſſe wol empfunden/ welches zwar ohn Wunden abging/ aber
der Fall doch Perdickas ſehr nahe wahr/ daß er ſich an ſeines Pferdes Maͤhne halten mu-
ſte. Mein Herꝛ wahr auff ſich ſelbſt ungehalten/ daß er ſeinen Feind nicht herunter geworf-
fen/ und gedachte den andern Rit beſſer anzulegen; deſſen aber jener nicht erwarten wolte/
ſondern nam das Schwert zur Fauſt/ und ſetzete damit auff meinen Herꝛn an/ welcher mit
gleichem Gewehr und Begierde ihm entgegen ſprengete/ da ſie dann ihr Gefechte eine gu-
te Zeit ganz ernſtlich trieben/ daß alle Zuſeher ſich verwunderten/ wie ſie ſo hefftige Strei-
che aushalten kunten/ biß es meinem Herꝛn geriet/ daß er ihm hinter den Schild kam/ und
in den linken Arm eine zimliche Wunde ſchlug/ wiewol der Streit damit noch kein Loch
gewan/ ſondern ſie triebens ſo lange/ daß beydes die Kaͤmpfer und ihre Pferde mat wurdẽ/
ſo daß dieſe nach ihrer Reuter Willen ſich nicht mehr lenken kunten; aber Zagheit ließ ſich

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[415/0453] Anderes Buch. biſtu ein redlicher Ritter/ und von ſolchen Tahten/ wie dein Maul ruͤhmet/ wirſt du dich des Kampffs nicht entbrechen; mir gilt alles gleich/ wer unter euch beyden den Anfang mache/ da du dann verhoffentlich empfinden wirſt/ daß ich dich mit ſchaͤrfferem Gewehr/ als mit Kleidern und Federbuͤſchen angreiffen werde. Ich redete hierauff mit ein/ und be- gehrete/ der Ariſton moͤchte mich ſeinen Gegener ſeyn laſſen/ aber er wolte durchaus zuvor mit meinem Herꝛn einen Verſuch tuhn. Hiemit lieff die ganze Geſelſchafft/ ein jeglicher zu ſeinen Waffen. Perdickas hatte einen groſſen Anhang/ weil inwendig einer Stunde uͤber die XX Griechiſche von Adel/ jeder mit drey oder vier Dienern ſich beyſam̃en funden/ des- wegen ich meinen Herꝛn nochmahls erinnerte/ was Gefahr durch Verraͤhterey entſtehen koͤnte/ dem annoch zubegegnen waͤhre/ wann man bey der Stad Schuz ſuchete; welches er aber leider in den Wind ſchlug/ ſich auff Perdickas zuſage verließ/ und uns alle mit reiten hieß; wiewol er mir geboht/ da uͤber alle Zuverſicht eine Verraͤhterey vorgehenſolte/ mich loßzuwiꝛken/ und es Herꝛn Fabius zu Elis anzudeuten. Wir macheten uns geſchwinde nach dem beſtimmeten Platz/ woſelbſt Perdickas ſchon mit LXXX Pferden hielt/ und mei- nem Herꝛn den Tod ſchwuhr. Es lieff auch eine ſolche Menge Volkes mit hinaus/ daß ſie den Kaͤmpffern die Bahn einnahmen/ weil ſie ſich uͤbern Hauffen draͤngeten. Mein Herꝛ redete ihnen freundlich zu/ ſie moͤchten etwas zuruͤk treten/ und den Kaͤmpffern nicht hin- derlich ſeyn; und dauchte mich/ wie der Großſprecher mit ſeinem Gefechte zeigete/ wie ers mit meinem Herꝛn anfahen wolte. Ariſton hielt ſich zum erſten Angriff fertig/ wiewol ich zu ihnen reiten/ uñ ſie fragen muſte/ wie ſie es ferner begehreten/ moͤchten ſie ihn wiſſen laſ- ſen; da mir Perdickas zur Antwort gab: Weil dein frevelmuͤhtiger Herꝛ ſo ſchleunig zum Tode eilet/ wollen wir ihm nicht unbarmherzig ſeyn/ noch wieder ſeinen Willen ihm das Leben verlaͤngeren. Ich wiederſprach kurz ſeiner Schaͤndung/ und erinnerte ihn/ wie naͤr- riſch es waͤhre/ ihm das Spiel und den Gewin zuzueignen/ da die Wuͤrffel noch auff dem Tiſche laͤgen. Inzwiſchen winkete Ariſton mit dem Speer/ und legete ein/ aber ihm ward der geſtalt begegnet/ daß da ſie traffen/ dieſer durch uñ durch gerennet ward/ daß er tod uͤber ſein Pferd hinunter fiel. Ich ſahe eigentlich/ daß Perdickas ſich uͤber dieſen Fall entſetzete; ließ doch ſeinen Muht nicht ſincken/ ſondern wie er ein ſtreitbahrer und bedachtſamer Rit- ter wahr/ daß man meinete/ er haͤtte in Griechenland kaum ſeines gleichen/ alſo begegnete er meinem Herꝛn mit gutem Herzen/ gingen auffeinander wie die Loͤuen/ und traffen zu beyden ſeiten/ daß ſie der Stoͤſſe wol empfunden/ welches zwar ohn Wunden abging/ aber der Fall doch Perdickas ſehr nahe wahr/ daß er ſich an ſeines Pferdes Maͤhne halten mu- ſte. Mein Herꝛ wahr auff ſich ſelbſt ungehalten/ daß er ſeinen Feind nicht herunter geworf- fen/ und gedachte den andern Rit beſſer anzulegen; deſſen aber jener nicht erwarten wolte/ ſondern nam das Schwert zur Fauſt/ und ſetzete damit auff meinen Herꝛn an/ welcher mit gleichem Gewehr und Begierde ihm entgegen ſprengete/ da ſie dann ihr Gefechte eine gu- te Zeit ganz ernſtlich trieben/ daß alle Zuſeher ſich verwunderten/ wie ſie ſo hefftige Strei- che aushalten kunten/ biß es meinem Herꝛn geriet/ daß er ihm hinter den Schild kam/ und in den linken Arm eine zimliche Wunde ſchlug/ wiewol der Streit damit noch kein Loch gewan/ ſondern ſie triebens ſo lange/ daß beydes die Kaͤmpfer und ihre Pferde mat wurdẽ/ ſo daß dieſe nach ihrer Reuter Willen ſich nicht mehr lenken kunten; aber Zagheit ließ ſich bey

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/453>, abgerufen am 22.12.2024.