Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
gnug ursach zur Verwunderung; Welcher zu ihm sagete: Wie nun Gallus? Ich schätze-
te euch schon zu Padua/ so habt ihr umb Pferd und Harnisch willen euch dieser örter so
lange auffgehalten/ und euch in Leib und Lebensgefahr gewaget. O nein/ Gn. Herr/ ant-
wortete er/ unser Gott hat mich einen guten Weg geführet/ und seine Gnade über uns so
reichlich sehen lassen/ daß ich mich dessen nicht gnug verwundern kan; legete den Harnisch
ab/ führete die Pferde in den Stall/ und nachdem er die Gelder von den Maul Eseln abge-
laden und in Gewarsam gebracht hatte/ hieß er den Knecht nach Verehrung etlicher Kro-
nen mit den Eseln hinweg zihen/ und seine Frau in geheim freundlich grüssen. Valikules
wuste nicht/ wie er mit ihm daran war/ und sagte: Ich bin verwirreter über eurer Ankunft/
als ich unter den Schergen im Holze wahr. Dieser kehrete sich nirgends an/ reichete ihm
anfangs einen sehr köstlichen Demant Ring/ mit diesen Worten: Die hochädle Frau Eu-
phrosyne/ des weiland schelmischen Charidemus nachgelassene Wittib/ entbeut ihrer Gn.
ihre untertähnige bereitwilligste Dienste. Träumet euch Gallus? sagte Valikules. Er a-
ber fuhr imer fort/ als hörete ers nit; Sie bedanket sich zum höchsten wegen des damals ver-
ehreten Kleinots/ welches/ als lange sie lebet/ zum Gedächtniß bey sich tragen wil/ dessen
Lebensrettung ihr die allergröste Freude gebracht/ weil sein unverdienter Tod ihr unange-
nehmer als ihr eigener würde gewesen seyn; bittet krafft solcher Gewogenheit/ Eure Gn.
wolle hinwiederumb dieses schlechte Ringlein als eine unwirdige Erinnerung ihres will-
fährigen Gehorsams von ihr annehmen. Er empfing den Ring mit gutem Willen/ und
befahl ihm/ ohn Umbschweiffe zuerzählen/ wie es ihm ergangen währe. Gallus baht
umb Verzeihung/ gab vor/ er hätte vorerst etwas nöhtiges zu verrichten; hieß den
neuen Hausknecht mit ihm gehen/ und hohlete auff die beyden Wechsel Brieffe 20000
Kronen/ die ihm alsbald in verpitschierten Beuteln zugestellet wurden; brachte sie
seinem Herrn/ und lieferte ihm an Baarschafft und Kleinoten 40000 Kronen; wel-
cher ihn fragete/ woher ihm dieses unvermuhtliche Geld kähme. Es ist eine geringe Ver-
ehrung/ sagte er/ welche obgedachte Frau ihrer Gn. zum Zehrpfennige sendet. Fing hier-
auff an alles nacheinander zuerzählen/ was gestalter Herren Fabius/ Leches und Markus
zu Korinth im Hafen angetroffen/ ihnen verdekter weise seinen Unfall erzählet/ und mit ih-
nen nach dem Flecken reisen müssen/ da Fabius aus sonderlichem Eifer den boßhaften Cha-
ridemus von den beyden Dienern/ denen sie das Leben geschenkt/ niederhauen lassen; und
hätte/ allem ansehen nach/ Markus sich mit der jungen Witwen verliebet. Als er nun der-
selben gute Gewogenheit gespüret/ hätte er sich in geheim zuerkennen gegeben/ und ümb
Befoderung zu einem Wechsel angehalten; worauf sie ihm dieses alles eingehändigt/ bloß
als ein Zeichen ihres dienstbegierigen Herzens; ja sie hatte einen grossen Schaz des Par-
menions angegeben/ welcher ihrer Gn. zum besten von Fabius verwahret würde. Uber das
hätte er aus ihrem Gespräch verstanden daß Herr Ladisla auch mit einem Schiffe auff der
Fahrt währe/ seinen Freund Herkules zusuchen/ und ihm zufolgen. Dieser wahr sehr un-
willig/ daß gegen Charidemus so scharff verfahren währe/ und verwies es Gallus höchlich/
daß er Fabius darzu veranlasset/ wodurch er wieder sein Christliches Gewissen gehandelt/
und solche eigentähtliche Rache vor Gott schwer zuverantworten hätte/ dann ich hatte ihn/
sagte er/ der Straffhand Gottes befohlen. Gallus entschuldigte sich/ berieff sich auff Gott/

daß

Anderes Buch.
gnug urſach zur Verwunderung; Welcher zu ihm ſagete: Wie nun Gallus? Ich ſchaͤtze-
te euch ſchon zu Padua/ ſo habt ihr umb Pferd und Harniſch willen euch dieſer oͤrter ſo
lange auffgehalten/ und euch in Leib und Lebensgefahr gewaget. O nein/ Gn. Herr/ ant-
wortete er/ unſer Gott hat mich einen guten Weg gefuͤhret/ und ſeine Gnade uͤber uns ſo
reichlich ſehen laſſen/ daß ich mich deſſen nicht gnug verwundern kan; legete den Harniſch
ab/ fuͤhrete die Pferde in den Stall/ und nachdem er die Gelder von den Maul Eſeln abge-
laden und in Gewarſam gebracht hatte/ hieß er den Knecht nach Verehrung etlicher Kro-
nen mit den Eſeln hinweg zihen/ und ſeine Frau in geheim freundlich gruͤſſen. Valikules
wuſte nicht/ wie er mit ihm daran war/ und ſagte: Ich bin verwirreter uͤber eurer Ankunft/
als ich unter den Schergen im Holze wahr. Dieſer kehrete ſich nirgends an/ reichete ihm
anfangs einen ſehr koͤſtlichen Demant Ring/ mit dieſen Worten: Die hochaͤdle Frau Eu-
phroſyne/ des weiland ſchelmiſchen Charidemus nachgelaſſene Wittib/ entbeut ihrer Gn.
ihre untertaͤhnige bereitwilligſte Dienſte. Traͤumet euch Gallus? ſagte Valikules. Er a-
ber fuhr imer fort/ als hoͤrete ers nit; Sie bedanket ſich zum hoͤchſten wegẽ des damals ver-
ehreten Kleinots/ welches/ als lange ſie lebet/ zum Gedaͤchtniß bey ſich tragen wil/ deſſen
Lebensrettung ihr die allergroͤſte Freude gebracht/ weil ſein unverdienter Tod ihr unange-
nehmer als ihr eigener wuͤrde geweſen ſeyn; bittet krafft ſolcher Gewogenheit/ Eure Gn.
wolle hinwiederumb dieſes ſchlechte Ringlein als eine unwirdige Erinnerung ihres will-
faͤhrigen Gehorſams von ihr annehmen. Er empfing den Ring mit gutem Willen/ und
befahl ihm/ ohn Umbſchweiffe zuerzaͤhlen/ wie es ihm ergangen waͤhre. Gallus baht
umb Verzeihung/ gab vor/ er haͤtte vorerſt etwas noͤhtiges zu verrichten; hieß den
neuen Hausknecht mit ihm gehen/ und hohlete auff die beyden Wechſel Brieffe 20000
Kronen/ die ihm alsbald in verpitſchierten Beuteln zugeſtellet wurden; brachte ſie
ſeinem Herꝛn/ und lieferte ihm an Baarſchafft und Kleinoten 40000 Kronen; wel-
cher ihn fragete/ woher ihm dieſes unveꝛmuhtliche Geld kaͤhme. Es iſt eine geringe Ver-
ehrung/ ſagte er/ welche obgedachte Frau ihrer Gn. zum Zehrpfennige ſendet. Fing hier-
auff an alles nacheinander zuerzaͤhlen/ was geſtalter Herꝛen Fabius/ Leches und Markus
zu Korinth im Hafen angetroffen/ ihnen verdekter weiſe ſeinen Unfall erzaͤhlet/ und mit ih-
nen nach dem Flecken reiſen muͤſſen/ da Fabius aus ſonderlichem Eifer den boßhaften Cha-
ridemus von den beyden Dienern/ denen ſie das Leben geſchenkt/ niederhauen laſſen; und
haͤtte/ allem anſehen nach/ Markus ſich mit der jungen Witwen verliebet. Als er nun der-
ſelben gute Gewogenheit geſpuͤret/ haͤtte er ſich in geheim zuerkennen gegeben/ und uͤmb
Befoderung zu einem Wechſel angehalten; worauf ſie ihm dieſes alles eingehaͤndigt/ bloß
als ein Zeichen ihres dienſtbegierigen Herzens; ja ſie håtte einen groſſen Schaz des Par-
menions angegeben/ welcher ihrer Gn. zum beſten von Fabius verwahret wuͤrde. Uber das
haͤtte er aus ihrem Geſpraͤch verſtanden daß Herꝛ Ladiſla auch mit einem Schiffe auff der
Fahrt waͤhre/ ſeinen Freund Herkules zuſuchen/ und ihm zufolgen. Dieſer wahr ſehr un-
willig/ daß gegen Charidemus ſo ſcharff veꝛfahren waͤhre/ und verwies es Gallus hoͤchlich/
daß er Fabius darzu veranlaſſet/ wodurch er wieder ſein Chriſtliches Gewiſſen gehandelt/
und ſolche eigentaͤhtliche Rache vor Gott ſchwer zuverantworten haͤtte/ dañ ich hatte ihn/
ſagte er/ der Straffhand Gottes befohlen. Gallus entſchuldigte ſich/ berieff ſich auff Gott/

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0430" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
gnug ur&#x017F;ach zur Verwunderung; Welcher zu ihm &#x017F;agete: Wie nun Gallus? Ich &#x017F;cha&#x0364;tze-<lb/>
te euch &#x017F;chon zu Padua/ &#x017F;o habt ihr umb Pferd und Harni&#x017F;ch willen euch die&#x017F;er o&#x0364;rter &#x017F;o<lb/>
lange auffgehalten/ und euch in Leib und Lebensgefahr gewaget. O nein/ Gn. Herr/ ant-<lb/>
wortete er/ un&#x017F;er Gott hat mich einen guten Weg gefu&#x0364;hret/ und &#x017F;eine Gnade u&#x0364;ber uns &#x017F;o<lb/>
reichlich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ daß ich mich de&#x017F;&#x017F;en nicht gnug verwundern kan; legete den Harni&#x017F;ch<lb/>
ab/ fu&#x0364;hrete die Pferde in den Stall/ und nachdem er die Gelder von den Maul E&#x017F;eln abge-<lb/>
laden und in Gewar&#x017F;am gebracht hatte/ hieß er den Knecht nach Verehrung etlicher Kro-<lb/>
nen mit den E&#x017F;eln hinweg zihen/ und &#x017F;eine Frau in geheim freundlich gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Valikules<lb/>
wu&#x017F;te nicht/ wie er mit ihm daran war/ und &#x017F;agte: Ich bin verwirreter u&#x0364;ber eurer Ankunft/<lb/>
als ich unter den Schergen im Holze wahr. Die&#x017F;er kehrete &#x017F;ich nirgends an/ reichete ihm<lb/>
anfangs einen &#x017F;ehr ko&#x0364;&#x017F;tlichen Demant Ring/ mit die&#x017F;en Worten: Die hocha&#x0364;dle Frau Eu-<lb/>
phro&#x017F;yne/ des weiland &#x017F;chelmi&#x017F;chen Charidemus nachgela&#x017F;&#x017F;ene Wittib/ entbeut ihrer Gn.<lb/>
ihre unterta&#x0364;hnige bereitwillig&#x017F;te Dien&#x017F;te. Tra&#x0364;umet euch Gallus? &#x017F;agte Valikules. Er a-<lb/>
ber fuhr imer fort/ als ho&#x0364;rete ers nit; Sie bedanket &#x017F;ich zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten wege&#x0303; des damals ver-<lb/>
ehreten Kleinots/ welches/ als lange &#x017F;ie lebet/ zum Geda&#x0364;chtniß bey &#x017F;ich tragen wil/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Lebensrettung ihr die allergro&#x0364;&#x017F;te Freude gebracht/ weil &#x017F;ein unverdienter Tod ihr unange-<lb/>
nehmer als ihr eigener wu&#x0364;rde gewe&#x017F;en &#x017F;eyn; bittet krafft &#x017F;olcher Gewogenheit/ Eure Gn.<lb/>
wolle hinwiederumb die&#x017F;es &#x017F;chlechte Ringlein als eine unwirdige Erinnerung ihres will-<lb/>
fa&#x0364;hrigen Gehor&#x017F;ams von ihr annehmen. Er empfing den Ring mit gutem Willen/ und<lb/>
befahl ihm/ ohn Umb&#x017F;chweiffe zuerza&#x0364;hlen/ wie es ihm ergangen wa&#x0364;hre. Gallus baht<lb/>
umb Verzeihung/ gab vor/ er ha&#x0364;tte vorer&#x017F;t etwas no&#x0364;htiges zu verrichten; hieß den<lb/>
neuen Hausknecht mit ihm gehen/ und hohlete auff die beyden Wech&#x017F;el Brieffe 20000<lb/>
Kronen/ die ihm alsbald in verpit&#x017F;chierten Beuteln zuge&#x017F;tellet wurden; brachte &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;einem Her&#xA75B;n/ und lieferte ihm an Baar&#x017F;chafft und Kleinoten 40000 Kronen; wel-<lb/>
cher ihn fragete/ woher ihm die&#x017F;es unve&#xA75B;muhtliche Geld ka&#x0364;hme. Es i&#x017F;t eine geringe Ver-<lb/>
ehrung/ &#x017F;agte er/ welche obgedachte Frau ihrer Gn. zum Zehrpfennige &#x017F;endet. Fing hier-<lb/>
auff an alles nacheinander zuerza&#x0364;hlen/ was ge&#x017F;talter Her&#xA75B;en Fabius/ Leches und Markus<lb/>
zu Korinth im Hafen angetroffen/ ihnen verdekter wei&#x017F;e &#x017F;einen Unfall erza&#x0364;hlet/ und mit ih-<lb/>
nen nach dem Flecken rei&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ da Fabius aus &#x017F;onderlichem Eifer den boßhaften Cha-<lb/>
ridemus von den beyden Dienern/ denen &#x017F;ie das Leben ge&#x017F;chenkt/ niederhauen la&#x017F;&#x017F;en; und<lb/>
ha&#x0364;tte/ allem an&#x017F;ehen nach/ Markus &#x017F;ich mit der jungen Witwen verliebet. Als er nun der-<lb/>
&#x017F;elben gute Gewogenheit ge&#x017F;pu&#x0364;ret/ ha&#x0364;tte er &#x017F;ich in geheim zuerkennen gegeben/ und u&#x0364;mb<lb/>
Befoderung zu einem Wech&#x017F;el angehalten; worauf &#x017F;ie ihm die&#x017F;es alles eingeha&#x0364;ndigt/ bloß<lb/>
als ein Zeichen ihres dien&#x017F;tbegierigen Herzens; ja &#x017F;ie håtte einen gro&#x017F;&#x017F;en Schaz des Par-<lb/>
menions angegeben/ welcher ihrer Gn. zum be&#x017F;ten von Fabius verwahret wu&#x0364;rde. Uber das<lb/>
ha&#x0364;tte er aus ihrem Ge&#x017F;pra&#x0364;ch ver&#x017F;tanden daß Her&#xA75B; Ladi&#x017F;la auch mit einem Schiffe auff der<lb/>
Fahrt wa&#x0364;hre/ &#x017F;einen Freund Herkules zu&#x017F;uchen/ und ihm zufolgen. Die&#x017F;er wahr &#x017F;ehr un-<lb/>
willig/ daß gegen Charidemus &#x017F;o &#x017F;charff ve&#xA75B;fahren wa&#x0364;hre/ und verwies es Gallus ho&#x0364;chlich/<lb/>
daß er Fabius darzu veranla&#x017F;&#x017F;et/ wodurch er wieder &#x017F;ein Chri&#x017F;tliches Gewi&#x017F;&#x017F;en gehandelt/<lb/>
und &#x017F;olche eigenta&#x0364;htliche Rache vor Gott &#x017F;chwer zuverantworten ha&#x0364;tte/ dan&#x0303; ich hatte ihn/<lb/>
&#x017F;agte er/ der Straffhand Gottes befohlen. Gallus ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich/ berieff &#x017F;ich auff Gott/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0430] Anderes Buch. gnug urſach zur Verwunderung; Welcher zu ihm ſagete: Wie nun Gallus? Ich ſchaͤtze- te euch ſchon zu Padua/ ſo habt ihr umb Pferd und Harniſch willen euch dieſer oͤrter ſo lange auffgehalten/ und euch in Leib und Lebensgefahr gewaget. O nein/ Gn. Herr/ ant- wortete er/ unſer Gott hat mich einen guten Weg gefuͤhret/ und ſeine Gnade uͤber uns ſo reichlich ſehen laſſen/ daß ich mich deſſen nicht gnug verwundern kan; legete den Harniſch ab/ fuͤhrete die Pferde in den Stall/ und nachdem er die Gelder von den Maul Eſeln abge- laden und in Gewarſam gebracht hatte/ hieß er den Knecht nach Verehrung etlicher Kro- nen mit den Eſeln hinweg zihen/ und ſeine Frau in geheim freundlich gruͤſſen. Valikules wuſte nicht/ wie er mit ihm daran war/ und ſagte: Ich bin verwirreter uͤber eurer Ankunft/ als ich unter den Schergen im Holze wahr. Dieſer kehrete ſich nirgends an/ reichete ihm anfangs einen ſehr koͤſtlichen Demant Ring/ mit dieſen Worten: Die hochaͤdle Frau Eu- phroſyne/ des weiland ſchelmiſchen Charidemus nachgelaſſene Wittib/ entbeut ihrer Gn. ihre untertaͤhnige bereitwilligſte Dienſte. Traͤumet euch Gallus? ſagte Valikules. Er a- ber fuhr imer fort/ als hoͤrete ers nit; Sie bedanket ſich zum hoͤchſten wegẽ des damals ver- ehreten Kleinots/ welches/ als lange ſie lebet/ zum Gedaͤchtniß bey ſich tragen wil/ deſſen Lebensrettung ihr die allergroͤſte Freude gebracht/ weil ſein unverdienter Tod ihr unange- nehmer als ihr eigener wuͤrde geweſen ſeyn; bittet krafft ſolcher Gewogenheit/ Eure Gn. wolle hinwiederumb dieſes ſchlechte Ringlein als eine unwirdige Erinnerung ihres will- faͤhrigen Gehorſams von ihr annehmen. Er empfing den Ring mit gutem Willen/ und befahl ihm/ ohn Umbſchweiffe zuerzaͤhlen/ wie es ihm ergangen waͤhre. Gallus baht umb Verzeihung/ gab vor/ er haͤtte vorerſt etwas noͤhtiges zu verrichten; hieß den neuen Hausknecht mit ihm gehen/ und hohlete auff die beyden Wechſel Brieffe 20000 Kronen/ die ihm alsbald in verpitſchierten Beuteln zugeſtellet wurden; brachte ſie ſeinem Herꝛn/ und lieferte ihm an Baarſchafft und Kleinoten 40000 Kronen; wel- cher ihn fragete/ woher ihm dieſes unveꝛmuhtliche Geld kaͤhme. Es iſt eine geringe Ver- ehrung/ ſagte er/ welche obgedachte Frau ihrer Gn. zum Zehrpfennige ſendet. Fing hier- auff an alles nacheinander zuerzaͤhlen/ was geſtalter Herꝛen Fabius/ Leches und Markus zu Korinth im Hafen angetroffen/ ihnen verdekter weiſe ſeinen Unfall erzaͤhlet/ und mit ih- nen nach dem Flecken reiſen muͤſſen/ da Fabius aus ſonderlichem Eifer den boßhaften Cha- ridemus von den beyden Dienern/ denen ſie das Leben geſchenkt/ niederhauen laſſen; und haͤtte/ allem anſehen nach/ Markus ſich mit der jungen Witwen verliebet. Als er nun der- ſelben gute Gewogenheit geſpuͤret/ haͤtte er ſich in geheim zuerkennen gegeben/ und uͤmb Befoderung zu einem Wechſel angehalten; worauf ſie ihm dieſes alles eingehaͤndigt/ bloß als ein Zeichen ihres dienſtbegierigen Herzens; ja ſie håtte einen groſſen Schaz des Par- menions angegeben/ welcher ihrer Gn. zum beſten von Fabius verwahret wuͤrde. Uber das haͤtte er aus ihrem Geſpraͤch verſtanden daß Herꝛ Ladiſla auch mit einem Schiffe auff der Fahrt waͤhre/ ſeinen Freund Herkules zuſuchen/ und ihm zufolgen. Dieſer wahr ſehr un- willig/ daß gegen Charidemus ſo ſcharff veꝛfahren waͤhre/ und verwies es Gallus hoͤchlich/ daß er Fabius darzu veranlaſſet/ wodurch er wieder ſein Chriſtliches Gewiſſen gehandelt/ und ſolche eigentaͤhtliche Rache vor Gott ſchwer zuverantworten haͤtte/ dañ ich hatte ihn/ ſagte er/ der Straffhand Gottes befohlen. Gallus entſchuldigte ſich/ berieff ſich auff Gott/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/430
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/430>, abgerufen am 22.12.2024.