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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
innerten Wenzesla/ er solte sich des Pferdes begeben/ und den geschlagenen Knecht liegen
lassen/ sie wolten ihm schon zu einem andern verhelffen. Er aber/ wie sehr er sich wegen des
geretteten Wetschers freuete/ so war er doch über der kühnen Dieberey so hart ergrimmet/
daß er den beschädigten Dieb zwang sich zu erheben/ damit er durch jhn seines Pferdes wie-
der habhafft werden möchte; muste also dieser arme Tropff mit zuschlagener Hufft fortkrie-
chen biß in Herkules Herberge/ da jhn Wenzesla band/ und in eine finstere Kammer versper-
rete; folgete hernach den beyden Fürsten auff jhr Gemach/ öffnete den Wetscher/ und nahm
ein Schreiben herauß/ welches er Ladisla mit diesen Worten einhändigte: Durchleuchtig-
ster Fürst; was massen wir Menschen ohn Standes unterscheid der Gebrechligkeit des flei-
sches/ ja dem Tode selbst unterworffen sind/ erfahren wir täglich in allen Ständen. Nun ist
mir leid/ daß ich der Unglücks Bohte seyn/ und Euer Durchl. melden muß/ was massen
durch einen kläglichen Fall/ die Götter nach jhrem unerforschlichen Raht und willen/ den
Großmachtigsten Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn/ Herrn Notesterich/ unsern wei-
land herrschenden König/ Euer Durchl. Herrn Vater/ zu sich abgefodert haben/ wo durch
unser gantzes Königreich in einen sehr leidigen Stand gesetzet ist/ insonderheit/ weil Eure
Gn. ausser Landes in der frembde sich schon eine geraume Zeit aufgehalten/ und kein Mensch
erfahren können/ an was Ort oder Enden dieselben anzutreffen seyn; Da dann unterschiedli-
che Diener von Euer Gn. Fr. Mutter/ unser gnädigsten Königin und den Landständen aus-
geschicket sind/ umb zu erforschen/ in was Landschafften Eure Gn. zu suchen währe/ nach dem
schon etliche sich unterstanden/ allerhand Zeitungen von deren Tode außzusprengen/ und
Euer Erb Königreich zu verunruhen/ welches aber bißher von Euer Gn. Fr. Mutter und we-
nig anderer Vorsichtigkeit ist verhindert worden/ sonst möchte das Land durch innerliche Auf-
ruhr wol schon in vollem Unglücks-brande stehen. Wie hohes Verlagen nun das ganze
Reich nach Euer Gn. Ankunfft trage/ wird dieses Schreiben in etwas vermelden. Ladisla
erseufftzete über dieser Zeitung/ und lase folgenden Inhalt mit trähnenden Augen:

Hedewig/ verwittibte Königin in Böhmen/ gebohrne Groß Fürstin aus Teutschland/ entbeut jhrem
Sohn Fürst Ladisla/ mütterlichen Gruß: Der grimmige Todt/ welcher weder Tugend noch Frömmig-
keit schonet/ hat leider meinen liebsten König und Gemahl von meiner Seiten gerissen/ und mich in den
leidigen Witwenstand/ dich aber und deine Fräulein Schwester ins Wäysen-Buch eingeschrieben. Du
kanst nicht gläuben/ lieber Sohn/ mit was heissen Trähnen das gantze Reich jhren verlohrnen frommen
Herrn und liebreichen Vater beweinen; und vermehret diese Traurigkeit nicht umb ein geringes/ daß sie
dein/ als jhres Erb Königes nicht allein entbehren/ sondern nicht eins wissen müssen/ in was Stand oder
Land du deine Jugend zubringest. Ich habe hin und wieder nach dir außgeschicket/ hoffe es werde dich end-
lich einer außfragen/ wo du sonst noch lebest. Sey ja nicht träge/ so bald du dieses inne wirst/ dich auff die
Fahrt zu machen/ damit ich und dieses Land erstes Tages die Krone auff deinem Häupte sehen mögen;
sonst dürffte einem andern/ der sich in sie verliebet/ die Lunge darnach hängen/ welcher dir in wenig Tagen
so viel ungelegenheit einstreuen könte/ daß du es in geraumer Zeit abzukehren Mühe haben müstest. Und
damit dirs an Zehrungskosten nicht gebreche/ hastu bey Zeigern Wenzesla eine Anzahl Kleinot/ auff
30000 Kronen/ und einen offenen Wechsel biß auff 100000 Kronen zu empfahen. Gehabe dich wol/ und
erfreue deiner betrübten Mutter Seele durch deine fröliche Wiederkunfft Gegeben auff dem Königli-
chen Schlosse zu Prag/ von deiner getreuen Mutter. Hedwig. Nach Verlesung reichte ers seinem
Herkules hin und sagte: Geliebter Bruder/ ich find alhie sehr leidige Zeitung; wollest/ bitte
ich/ den Brief lesen/ und mir deine Meynung darüber eröffnen. Dieser lase es mit grosser

Traurig-
A iij

Erſtes Buch.
innerten Wenzeſla/ er ſolte ſich des Pferdes begeben/ und den geſchlagenen Knecht liegen
laſſen/ ſie wolten ihm ſchon zu einem andern verhelffen. Er aber/ wie ſehr er ſich wegen des
geretteten Wetſchers freuete/ ſo war er doch uͤber der kuͤhnen Dieberey ſo hart ergrimmet/
daß er den beſchaͤdigten Dieb zwang ſich zu erheben/ damit er durch jhn ſeines Pferdes wie-
der habhafft werden moͤchte; muſte alſo dieſer arme Tropff mit zuſchlagener Hufft fortkrie-
chen biß in Herkules Herberge/ da jhn Wenzeſla band/ und in eine finſtere Kammer verſper-
rete; folgete hernach den beyden Fuͤrſten auff jhr Gemach/ oͤffnete den Wetſcher/ und nahm
ein Schreiben herauß/ welches er Ladiſla mit dieſen Worten einhaͤndigte: Durchleuchtig-
ſter Fuͤrſt; was maſſen wir Menſchen ohn Standes unterſcheid der Gebrechligkeit des flei-
ſches/ ja dem Tode ſelbſt unterworffen ſind/ erfahren wir taͤglich in allen Staͤnden. Nun iſt
mir leid/ daß ich der Ungluͤcks Bohte ſeyn/ und Euer Durchl. melden muß/ was maſſen
durch einen klaͤglichen Fall/ die Goͤtter nach jhrem unerforſchlichen Raht und willen/ den
Großmåchtigſten Unuͤberwindlichſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Noteſterich/ unſern wei-
land herrſchenden Koͤnig/ Euer Durchl. Herrn Vater/ zu ſich abgefodert haben/ wo durch
unſer gantzes Koͤnigreich in einen ſehr leidigen Stand geſetzet iſt/ inſonderheit/ weil Eure
Gn. auſſer Landes in der frembde ſich ſchon eine geraume Zeit aufgehalten/ uñ kein Menſch
erfahren koͤnnen/ an was Ort oder Enden dieſelben anzutreffen ſeyn; Da dañ unterſchiedli-
che Diener von Euer Gn. Fr. Mutter/ unſer gnaͤdigſten Koͤnigin uñ den Landſtaͤnden aus-
geſchicket ſind/ umb zu erforſchen/ in was Landſchafften Eure Gn. zu ſuchen waͤhre/ nach dem
ſchon etliche ſich unterſtanden/ allerhand Zeitungen von deren Tode außzuſprengen/ und
Euer Erb Koͤnigreich zu verunruhen/ welches aber bißher von Euer Gn. Fr. Mutter und we-
nig anderer Vorſichtigkeit iſt verhindert worden/ ſonſt moͤchte das Land durch iñerliche Auf-
ruhr wol ſchon in vollem Ungluͤcks-brande ſtehen. Wie hohes Verlagen nun das ganze
Reich nach Euer Gn. Ankunfft trage/ wird dieſes Schreiben in etwas vermelden. Ladiſla
erſeufftzete uͤber dieſer Zeitung/ und laſe folgenden Inhalt mit traͤhnenden Augen:

Hedewig/ verwittibte Koͤnigin in Boͤhmen/ gebohrne Groß Fuͤrſtin aus Teutſchland/ entbeut jhrem
Sohn Fuͤrſt Ladiſla/ muͤtterlichen Gruß: Der grimmige Todt/ welcher weder Tugend noch Froͤmmig-
keit ſchonet/ hat leider meinen liebſten Koͤnig und Gemahl von meiner Seiten geriſſen/ und mich in den
leidigen Witwenſtand/ dich aber und deine Fraͤulein Schweſter ins Waͤyſen-Buch eingeſchrieben. Du
kanſt nicht glaͤuben/ lieber Sohn/ mit was heiſſen Traͤhnen das gantze Reich jhren verlohrnen frommen
Herrn und liebreichen Vater beweinen; und vermehret dieſe Traurigkeit nicht umb ein geringes/ daß ſie
dein/ als jhres Erb Koͤniges nicht allein entbehren/ ſondern nicht eins wiſſen muͤſſen/ in was Stand oder
Land du deine Jugend zubringeſt. Ich habe hin uñ wieder nach dir außgeſchicket/ hoffe es werde dich end-
lich einer außfragen/ wo du ſonſt noch lebeſt. Sey ja nicht traͤge/ ſo bald du dieſes inne wirſt/ dich auff die
Fahrt zu machen/ damit ich und dieſes Land erſtes Tages die Krone auff deinem Haͤupte ſehen moͤgen;
ſonſt duͤrffte einem andern/ der ſich in ſie verliebet/ die Lunge darnach haͤngen/ welcher dir in wenig Tagen
ſo viel ungelegenheit einſtreuen koͤnte/ daß du es in geraumer Zeit abzukehren Muͤhe haben muͤſteſt. Und
damit dirs an Zehrungskoſten nicht gebreche/ haſtu bey Zeigern Wenzeſla eine Anzahl Kleinot/ auff
30000 Kronen/ und einen offenen Wechſel biß auff 100000 Kronen zu empfahen. Gehabe dich wol/ und
erfreue deiner betruͤbten Mutter Seele durch deine froͤliche Wiederkunfft Gegeben auff dem Koͤnigli-
chen Schloſſe zu Prag/ von deiner getreuen Mutter. Hedwig. Nach Verleſung reichte ers ſeinem
Herkules hin und ſagte: Geliebter Bruder/ ich find alhie ſehr leidige Zeitung; wolleſt/ bitte
ich/ den Brief leſen/ und mir deine Meynung daruͤber eroͤffnen. Dieſer laſe es mit groſſer

Traurig-
A iij
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/43>, abgerufen am 29.11.2024.