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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
mich/ das Gott ein gerechter Gott sey/ welcher alle Sünde und Fleisches Unreinigkeit
ernstlich verbohten/ und mit dem ewigen hellischen Feuer straffen wolle. Und euer Karpo-
krates saget; wiltu zu dem heiligen und gerechten Gott kommen/ wiltu der hellischen Ver-
damnis entgehen/ und die himlische Seligkeit erlangen/ so enthalte dich der Heiligkeit/ so
lebe in Unzucht und aller Fleisches Unreinigkeit. Sind daß die Erkennende/ die Erleuchte-
te/ die Hochweisen? Gewißlich ich weiß nicht was ich hierzu sagen sol/ als daß ich nimmer
gläube/ daß der Teuffel selbst so unverschämt sey/ ein solches zu sagen; den die Lüge ist zu
grob/ und wiederspricht aller Vernunfft. Ich halte euch diß vor/ mein Freund/ daß betrach-
tet bitte ich; was alle vernünfftige Menschen/ Heiden/ Juden und Christen einträchtig vor
die nohtwendige Warheit halten/ daß muß nohtwendig wahr seyn. Daß aber niemand
durch Sünde und Boßheit Gott gefalle oder die Seligkeit erlange/ daß halten alle ver-
nünfftige Menschen vor die nohtwendige Warheit. Darumb muß es nohtwendig wahr
seyn. Ich könte alhie tausend und noch tausend Gründe einführen/ damit diese eures Kar-
pokrates Unvernunfft übern hauffen geworffen wird; aber was bedarffs der Mühe?
Nur noch eins mein Freund: Wie deucht euch/ wann diese eure Lehre von der Welt an-
genommen würde/ würde sie auch wol sechs Tage bestehen können? würden nicht alle und
jede suchen/ die grösseste Boßheit gar zeitig vorzunehmen/ damit sie desto früher in den
Himmel kähmen? aber auß diesem Grunde würde in kurzem nichts hervor quillen als ein
durchgehendes Morden und Würgen/ biß der einige lezte Mensch nur allein übrig währe/
welcher/ weil er keinen Mitsündiger hätte/ würde er an ihm selbst die schwereste Sünde
begehen/ und sich nidermachen. Gewiß mein Freund/ ich habe euch diese Tage vor einen
vernünfftigen Mann angesehen/ aber werdet ihr in diesem Wahnwiz verbleiben/ so muß
ich euch vor einen leibhafftigen Teuffel halten/ und noch schlimmer. Derwegen stehet ab
von solcher Gotteslästerlichen/ falschen/ und unehrbahren Lehre/ oder machet euch als bald
aus dieser Herberge/ wo ihr sonst nicht wollet/ daß ich euch eure Boßheit zuerkennen geben
sol. Dieser fing als bald an; er währe dieser Lehre nicht zugetahn/ sondern hätte nur bloß
erzählet/ was diese Leute gläubeten. Dann es wahr mit in ihrer Lehre begriffen/ daß man/
Gefahr zu meiden/ seinen Glauben wol verleugnen dürffte. Aber er hatte sich schon zu weit
verrahten/ daher wolte ihn Herkules nicht länger umb sich leiden/ daß er bey Sonnen-
schein die Herberge räumen muste; insonderheit/ weil er sich wegerte/ ichtwas auff die
vorgebrachten Gründe zu antworten.

Die folgende Nacht hatte Valikules aber ein neues Unglük; nehmlich/ es hatte der
Haußknecht gesehen/ dz er zimlich viel gepregetes Gold bey sich trug/ welches er aus einem
verkaufften Ringe gelöset hatte. Darauff machte nun jener einen Anschlag/ ob er dessen
nicht einen Teil haabhaft werden möchte/ und nam ihm vor/ bey Nacht schlaffen der Zeit
auff seine Schlaffkammer einzubrechen/ und ihm den Beutel zu fegen. Nun schlieff Vali-
kules gar allein auff einem Gemache/ versperrete auch alle Tühren und Fenster gar wol
ehe er sich legete/ und über daß behielt er die Unterhosen stets an/ hatte das Schwert zur
Rechten/ den Dolch zur Linken/ und schlieff/ so lange es finster wahr mit sorgen/ nur gegen
den Morgen hielt er sich sicher/ und ruhete alsdann aus. Der diebische Knecht hütete sich
nicht davor/ stieg diese Nacht/ welche gar dunkel wahr/ auff einer Leiter aussen am Hause

hin-

Anderes Buch.
mich/ das Gott ein gerechter Gott ſey/ welcher alle Suͤnde und Fleiſches Unreinigkeit
ernſtlich verbohten/ und mit dem ewigen helliſchen Feuer ſtraffen wolle. Und euer Karpo-
krates ſaget; wiltu zu dem heiligen und gerechten Gott kommen/ wiltu der helliſchen Ver-
damnis entgehen/ und die himliſche Seligkeit erlangen/ ſo enthalte dich der Heiligkeit/ ſo
lebe in Unzucht und aller Fleiſches Unreinigkeit. Sind daß die Erkennende/ die Erleuchte-
te/ die Hochweiſen? Gewißlich ich weiß nicht was ich hierzu ſagen ſol/ als daß ich nim̃er
glaͤube/ daß der Teuffel ſelbſt ſo unverſchaͤmt ſey/ ein ſolches zu ſagen; den die Luͤge iſt zu
grob/ uñ wiederſpricht aller Vernunfft. Ich halte euch diß vor/ mein Freund/ daß betrach-
tet bitte ich; was alle vernuͤnfftige Menſchen/ Heiden/ Juden uñ Chꝛiſten eintraͤchtig vor
die nohtwendige Warheit halten/ daß muß nohtwendig wahr ſeyn. Daß aber niemand
durch Suͤnde und Boßheit Gott gefalle oder die Seligkeit erlange/ daß halten alle ver-
nuͤnfftige Menſchen vor die nohtwendige Warheit. Darumb muß es nohtwendig wahr
ſeyn. Ich koͤnte alhie tauſend und noch tauſend Gruͤnde einfuͤhren/ damit dieſe eures Kar-
pokrates Unvernunfft uͤbern hauffen geworffen wird; aber was bedarffs der Muͤhe?
Nur noch eins mein Freund: Wie deucht euch/ wann dieſe eure Lehre von der Welt an-
genommen wuͤrde/ wuͤrde ſie auch wol ſechs Tage beſtehen koͤnnen? wuͤrden nicht alle und
jede ſuchen/ die groͤſſeſte Boßheit gar zeitig vorzunehmen/ damit ſie deſto fruͤher in den
Himmel kaͤhmen? aber auß dieſem Grunde wuͤrde in kurzem nichts hervor quillen als ein
durchgehendes Morden und Wuͤrgen/ biß der einige lezte Menſch nur allein uͤbrig waͤhre/
welcher/ weil er keinen Mitſuͤndiger haͤtte/ wuͤrde er an ihm ſelbſt die ſchwereſte Suͤnde
begehen/ und ſich nidermachen. Gewiß mein Freund/ ich habe euch dieſe Tage vor einen
vernuͤnfftigen Mann angeſehen/ aber werdet ihr in dieſem Wahnwiz verbleiben/ ſo muß
ich euch vor einen leibhafftigen Teuffel halten/ und noch ſchlimmer. Derwegen ſtehet ab
von ſolcher Gotteslaͤſterlichen/ falſchen/ und unehrbahren Lehre/ oder machet euch als bald
aus dieſer Herberge/ wo ihr ſonſt nicht wollet/ daß ich euch eure Boßheit zuerkennen geben
ſol. Dieſer fing als bald an; er waͤhre dieſer Lehre nicht zugetahn/ ſondern haͤtte nur bloß
erzaͤhlet/ was dieſe Leute glaͤubeten. Dann es wahr mit in ihrer Lehre begriffen/ daß man/
Gefahr zu meiden/ ſeinen Glauben wol verleugnen duͤrffte. Aber er hatte ſich ſchon zu weit
verrahten/ daher wolte ihn Herkules nicht laͤnger umb ſich leiden/ daß er bey Sonnen-
ſchein die Herberge raͤumen muſte; inſonderheit/ weil er ſich wegerte/ ichtwas auff die
vorgebrachten Gruͤnde zu antworten.

Die folgende Nacht hatte Valikules aber ein neues Ungluͤk; nehmlich/ es hatte der
Haußknecht geſehen/ dz er zimlich viel gepregetes Gold bey ſich trug/ welches er aus einem
verkaufften Ringe geloͤſet hatte. Darauff machte nun jener einen Anſchlag/ ob er deſſen
nicht einen Teil haabhaft werden moͤchte/ und nam ihm vor/ bey Nacht ſchlaffen der Zeit
auff ſeine Schlaffkam̃er einzubrechen/ und ihm den Beutel zu fegen. Nun ſchlieff Vali-
kules gar allein auff einem Gemache/ verſperrete auch alle Tuͤhren und Fenſter gar wol
ehe er ſich legete/ und uͤber daß behielt er die Unterhoſen ſtets an/ hatte das Schwert zur
Rechten/ den Dolch zur Linken/ und ſchlieff/ ſo lange es finſter wahr mit ſorgen/ nur gegen
den Morgen hielt er ſich ſicher/ und ruhete alsdann aus. Der diebiſche Knecht huͤtete ſich
nicht davor/ ſtieg dieſe Nacht/ welche gar dunkel wahr/ auff einer Leiter auſſen am Hauſe

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[390/0428] Anderes Buch. mich/ das Gott ein gerechter Gott ſey/ welcher alle Suͤnde und Fleiſches Unreinigkeit ernſtlich verbohten/ und mit dem ewigen helliſchen Feuer ſtraffen wolle. Und euer Karpo- krates ſaget; wiltu zu dem heiligen und gerechten Gott kommen/ wiltu der helliſchen Ver- damnis entgehen/ und die himliſche Seligkeit erlangen/ ſo enthalte dich der Heiligkeit/ ſo lebe in Unzucht und aller Fleiſches Unreinigkeit. Sind daß die Erkennende/ die Erleuchte- te/ die Hochweiſen? Gewißlich ich weiß nicht was ich hierzu ſagen ſol/ als daß ich nim̃er glaͤube/ daß der Teuffel ſelbſt ſo unverſchaͤmt ſey/ ein ſolches zu ſagen; den die Luͤge iſt zu grob/ uñ wiederſpricht aller Vernunfft. Ich halte euch diß vor/ mein Freund/ daß betrach- tet bitte ich; was alle vernuͤnfftige Menſchen/ Heiden/ Juden uñ Chꝛiſten eintraͤchtig vor die nohtwendige Warheit halten/ daß muß nohtwendig wahr ſeyn. Daß aber niemand durch Suͤnde und Boßheit Gott gefalle oder die Seligkeit erlange/ daß halten alle ver- nuͤnfftige Menſchen vor die nohtwendige Warheit. Darumb muß es nohtwendig wahr ſeyn. Ich koͤnte alhie tauſend und noch tauſend Gruͤnde einfuͤhren/ damit dieſe eures Kar- pokrates Unvernunfft uͤbern hauffen geworffen wird; aber was bedarffs der Muͤhe? Nur noch eins mein Freund: Wie deucht euch/ wann dieſe eure Lehre von der Welt an- genommen wuͤrde/ wuͤrde ſie auch wol ſechs Tage beſtehen koͤnnen? wuͤrden nicht alle und jede ſuchen/ die groͤſſeſte Boßheit gar zeitig vorzunehmen/ damit ſie deſto fruͤher in den Himmel kaͤhmen? aber auß dieſem Grunde wuͤrde in kurzem nichts hervor quillen als ein durchgehendes Morden und Wuͤrgen/ biß der einige lezte Menſch nur allein uͤbrig waͤhre/ welcher/ weil er keinen Mitſuͤndiger haͤtte/ wuͤrde er an ihm ſelbſt die ſchwereſte Suͤnde begehen/ und ſich nidermachen. Gewiß mein Freund/ ich habe euch dieſe Tage vor einen vernuͤnfftigen Mann angeſehen/ aber werdet ihr in dieſem Wahnwiz verbleiben/ ſo muß ich euch vor einen leibhafftigen Teuffel halten/ und noch ſchlimmer. Derwegen ſtehet ab von ſolcher Gotteslaͤſterlichen/ falſchen/ und unehrbahren Lehre/ oder machet euch als bald aus dieſer Herberge/ wo ihr ſonſt nicht wollet/ daß ich euch eure Boßheit zuerkennen geben ſol. Dieſer fing als bald an; er waͤhre dieſer Lehre nicht zugetahn/ ſondern haͤtte nur bloß erzaͤhlet/ was dieſe Leute glaͤubeten. Dann es wahr mit in ihrer Lehre begriffen/ daß man/ Gefahr zu meiden/ ſeinen Glauben wol verleugnen duͤrffte. Aber er hatte ſich ſchon zu weit verrahten/ daher wolte ihn Herkules nicht laͤnger umb ſich leiden/ daß er bey Sonnen- ſchein die Herberge raͤumen muſte; inſonderheit/ weil er ſich wegerte/ ichtwas auff die vorgebrachten Gruͤnde zu antworten. Die folgende Nacht hatte Valikules aber ein neues Ungluͤk; nehmlich/ es hatte der Haußknecht geſehen/ dz er zimlich viel gepregetes Gold bey ſich trug/ welches er aus einem verkaufften Ringe geloͤſet hatte. Darauff machte nun jener einen Anſchlag/ ob er deſſen nicht einen Teil haabhaft werden moͤchte/ und nam ihm vor/ bey Nacht ſchlaffen der Zeit auff ſeine Schlaffkam̃er einzubrechen/ und ihm den Beutel zu fegen. Nun ſchlieff Vali- kules gar allein auff einem Gemache/ verſperrete auch alle Tuͤhren und Fenſter gar wol ehe er ſich legete/ und uͤber daß behielt er die Unterhoſen ſtets an/ hatte das Schwert zur Rechten/ den Dolch zur Linken/ und ſchlieff/ ſo lange es finſter wahr mit ſorgen/ nur gegen den Morgen hielt er ſich ſicher/ und ruhete alsdann aus. Der diebiſche Knecht huͤtete ſich nicht davor/ ſtieg dieſe Nacht/ welche gar dunkel wahr/ auff einer Leiter auſſen am Hauſe hin-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/428>, abgerufen am 01.09.2024.