Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
mus mit ihr dergestalt geberdet/ und durchaus keine Redligkeit noch Träue ihr erwiesen;
bähte nochmahl/ sein auffrichtiges Herz zuerkennen/ und seine inbrünstige Liebe ihr bester
massen lassen befohlen seyn; nam/ inzwischen er dieses redete/ sein Wischtuch/ troknete da-
mit die Tränen von ihren Augen und Wangen/ und beteurete hoch/ mit was beständiger
Träue er biß an sein Ende ihr auffwarten/ und alle schuldige Liebe erweisen wolte/ hielt
auch so inständig umb bessere Erklärung an/ daß sie endlich zu ihm sagete; Sie erkennete
sich vor ein unglükseliges verlassenes Weib/ bedankete sich sehr dienstlich/ daß er sich ihrer
in so grossem elende anzunehmen/ so gar willig anerböhte/ wolte auch/ da die Zeit ihrer trauer
vorüber währe/ sich gegen ihn solchergestalt heraus lassen/ daß er sie nicht undankbar spü-
ren solte. Markus hielt dieses vor eine volkommene Zusage/ ging zu Fabius und sagete:
Er hoffete das Schloß zu gewinnen/ dafern er mit zutreten/ und durch se in ansehen den feste-
sten Ort stürmen würde; woran dieser es nicht wolte ermangeln lassen/ ging neben Mar-
kus zu ihr/ und baht sehr/ diesen Römischen ädlen Ritter nicht abzuweisen/ sondern in sein
ehrliebendes Ansuchen einzuwilligen/ alsdan solten alle ihres gewesenen Mannes hinter-
lassene Güter/ bewäglich und unbewäglich ihr ohn einige schmälerung verbleiben; und ob
sie zwar einstreuete/ daß ihr Ehegatte erst heut to des verfahren/ möchte sie daneben ihren
elenden Stand bedenken/ und wie alle Untertahnen so erbittert währen/ daß Charidemus
sie über Billigkeit so gedrükt und fast außgesogen hätte; dürfften solches bey der hohen
Obrigkeit klagen/ und das ihrige mit zehnfachen Zinsen wieder fodern/ dessen alles sie be-
freiet seyn könte/ wann sie diesen Ritter und ädlen Häuptman heyrahten würde/ welches
ihr nicht anders als zu Ehr und Nutzen außschlagen solte. Fr. Euphrosyne antwortete
ihm gar demühtig: Ach mein gebieten der Herr/ ich erkenne mich ihnen ja in allen dingen
verpflichtet und auffwärtig/ müste auch wol unbesonnen seyn/ wann die angebohtene Ehr
ich außschlüge/ da sie Macht hätten/ mich in die äusserste Schande zusetzen. Es wollen aber
meine hoch werte Herren vernünfftig erwägen/ ob dieser Herr nicht schier heut oder Mor-
gen mich vor eine leichtfertige außzuruffen und zu hassen/ gnug Ursach hätte/ wann ich/
noch ehe mein gewesener Eheherr zur Erden bestattet ist/ einem andern mich versprechen
würde; er lasse mich/ bitte ich/ die gebührliche Zeit meiner Trauer außhalten; endert er dann
inzwischen sein Gemüht nit/ sol ihm in seinem ehrliebenden Begehren gewilfahret werden.
Aedle Tugendsame Frau/ sagte hierauff Fabius/ eure ehrliebende Zucht/ ist heut von allen
Inwohnern dieses Flecken öffentlich gepreiset/ und zugleich Charidemus geile Frecheit
außgeruffen und verfluchet worden/ durch welche er sich aller euer trauer unwerd und ver-
lustig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede/ und sagete: Ach mein Gott! hat man dann
nun alles müssen hervorbringen/ welches ich doch nach bestem Vermögen bemäntelt/ und
willig übersehen habe? Desto klärer scheinet eure Tugend/ sagte Fabius/ und dürfet euch
deßwegen keine Gedanken machen/ daß man euch wegen eheliches versprechens ichtwas
verargen solte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und gültig seyn/ wird mei-
ne geliebte Freundin diesen meinen lieben Freund und Mit Römer durch eine angeneh-
me Erklärung befriedigen/ welches ich vor eine sonderliche mir erwiesene Ehre und Freund-
schafft rechnen werde; umpfing sie hiemit freundlich/ und sagete nochmahl zum Abtrit;
der sie vorsezlich hat ermorden wollen/ ist unwirdig/ daß sie seiner Gedächtnis eine Stun-

de in

Anderes Buch.
mus mit ihr dergeſtalt geberdet/ und durchaus keine Redligkeit noch Traͤue ihr erwieſen;
baͤhte nochmahl/ ſein auffrichtiges Herz zuerkennen/ und ſeine inbruͤnſtige Liebe ihr beſter
maſſen laſſen befohlen ſeyn; nam/ inzwiſchen er dieſes redete/ ſein Wiſchtuch/ troknete da-
mit die Traͤnen von ihren Augen und Wangen/ und beteurete hoch/ mit was beſtaͤndiger
Traͤue er biß an ſein Ende ihr auffwarten/ und alle ſchuldige Liebe erweiſen wolte/ hielt
auch ſo inſtaͤndig umb beſſere Erklaͤrung an/ daß ſie endlich zu ihm ſagete; Sie erkennete
ſich vor ein ungluͤkſeliges verlaſſenes Weib/ bedankete ſich ſehr dienſtlich/ daß er ſich ihrer
in ſo groſſem elende anzunehmẽ/ ſo gar willig anerboͤhte/ wolte auch/ da die Zeit ihrer traueꝛ
voruͤber waͤhre/ ſich gegen ihn ſolchergeſtalt heraus laſſen/ daß er ſie nicht undankbar ſpuͤ-
ren ſolte. Markus hielt dieſes vor eine volkommene Zuſage/ ging zu Fabius und ſagete:
Er hoffete das Schloß zu gewinnẽ/ dafern er mit zutreten/ uñ durch ſe in anſehen den feſte-
ſten Ort ſtuͤrmen wuͤrde; woran dieſer es nicht wolte ermangeln laſſen/ ging neben Mar-
kus zu ihr/ und baht ſehr/ dieſen Roͤmiſchen aͤdlen Ritter nicht abzuweiſen/ ſondern in ſein
ehrliebendes Anſuchen einzuwilligen/ alsdan ſolten alle ihres geweſenen Mannes hinter-
laſſene Guͤter/ bewaͤglich und unbewaͤglich ihr ohn einige ſchmaͤlerung verbleiben; und ob
ſie zwar einſtreuete/ daß ihr Ehegatte erſt heut to des verfahren/ moͤchte ſie daneben ihren
elenden Stand bedenken/ und wie alle Untertahnen ſo erbittert waͤhren/ daß Charidemus
ſie uͤber Billigkeit ſo gedruͤkt und faſt außgeſogen haͤtte; duͤrfften ſolches bey der hohen
Obrigkeit klagen/ und das ihrige mit zehnfachen Zinſen wieder fodern/ deſſen alles ſie be-
freiet ſeyn koͤnte/ wann ſie dieſen Ritter und aͤdlen Haͤuptman heyrahten wuͤrde/ welches
ihr nicht anders als zu Ehr und Nutzen außſchlagen ſolte. Fr. Euphroſyne antwortete
ihm gar demuͤhtig: Ach mein gebieten der Herr/ ich erkenne mich ihnen ja in allen dingen
verpflichtet und auffwaͤrtig/ muͤſte auch wol unbeſoñen ſeyn/ wann die angebohtene Ehr
ich außſchluͤge/ da ſie Macht haͤtten/ mich in die aͤuſſerſte Schande zuſetzen. Es wollen aber
meine hoch werte Herren vernuͤnfftig erwaͤgen/ ob dieſer Herr nicht ſchier heut oder Mor-
gen mich vor eine leichtfertige außzuruffen und zu haſſen/ gnug Urſach haͤtte/ wann ich/
noch ehe mein geweſener Eheherr zur Erden beſtattet iſt/ einem andern mich verſprechen
wuͤrde; er laſſe mich/ bitte ich/ die gebuͤhrliche Zeit meiner Trauer außhalten; endert er dann
inzwiſchen ſein Gemuͤht nit/ ſol ihm in ſeinem ehrliebendẽ Begehren gewilfahret werden.
Aedle Tugendſame Frau/ ſagte hierauff Fabius/ eure ehrliebende Zucht/ iſt heut von allen
Inwohnern dieſes Flecken oͤffentlich gepreiſet/ und zugleich Charidemus geile Frecheit
außgeruffen und verfluchet worden/ durch welche er ſich aller euer trauer unwerd und veꝛ-
luſtig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Ach mein Gott! hat man dann
nun alles muͤſſen hervorbringen/ welches ich doch nach beſtem Vermoͤgen bemaͤntelt/ und
willig uͤberſehen habe? Deſto klaͤrer ſcheinet eure Tugend/ ſagte Fabius/ und duͤrfet euch
deßwegen keine Gedanken machen/ daß man euch wegen eheliches verſprechens ichtwas
verargen ſolte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und guͤltig ſeyn/ wird mei-
ne geliebte Freundin dieſen meinen lieben Freund und Mit Roͤmer durch eine angeneh-
me Erklaͤrung befriedigẽ/ welches ich vor eine ſonderliche mir erwieſene Ehre uñ Freund-
ſchafft rechnen werde; umpfing ſie hiemit freundlich/ und ſagete nochmahl zum Abtrit;
der ſie vorſezlich hat ermorden wollen/ iſt unwirdig/ daß ſie ſeiner Gedaͤchtnis eine Stun-

de in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0420" n="382"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
mus mit ihr derge&#x017F;talt geberdet/ und durchaus keine Redligkeit noch Tra&#x0364;ue ihr erwie&#x017F;en;<lb/>
ba&#x0364;hte nochmahl/ &#x017F;ein auffrichtiges Herz zuerkennen/ und &#x017F;eine inbru&#x0364;n&#x017F;tige Liebe ihr be&#x017F;ter<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en befohlen &#x017F;eyn; nam/ inzwi&#x017F;chen er die&#x017F;es redete/ &#x017F;ein Wi&#x017F;chtuch/ troknete da-<lb/>
mit die Tra&#x0364;nen von ihren Augen und Wangen/ und beteurete hoch/ mit was be&#x017F;ta&#x0364;ndiger<lb/>
Tra&#x0364;ue er biß an &#x017F;ein Ende ihr auffwarten/ und alle &#x017F;chuldige Liebe erwei&#x017F;en wolte/ hielt<lb/>
auch &#x017F;o in&#x017F;ta&#x0364;ndig umb be&#x017F;&#x017F;ere Erkla&#x0364;rung an/ daß &#x017F;ie endlich zu ihm &#x017F;agete; Sie erkennete<lb/>
&#x017F;ich vor ein unglu&#x0364;k&#x017F;eliges verla&#x017F;&#x017F;enes Weib/ bedankete &#x017F;ich &#x017F;ehr dien&#x017F;tlich/ daß er &#x017F;ich ihrer<lb/>
in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;em elende anzunehme&#x0303;/ &#x017F;o gar willig anerbo&#x0364;hte/ wolte auch/ da die Zeit ihrer traue&#xA75B;<lb/>
voru&#x0364;ber wa&#x0364;hre/ &#x017F;ich gegen ihn &#x017F;olcherge&#x017F;talt heraus la&#x017F;&#x017F;en/ daß er &#x017F;ie nicht undankbar &#x017F;pu&#x0364;-<lb/>
ren &#x017F;olte. Markus hielt die&#x017F;es vor eine volkommene Zu&#x017F;age/ ging zu Fabius und &#x017F;agete:<lb/>
Er hoffete das Schloß zu gewinne&#x0303;/ dafern er mit zutreten/ un&#x0303; durch &#x017F;e in an&#x017F;ehen den fe&#x017F;te-<lb/>
&#x017F;ten Ort &#x017F;tu&#x0364;rmen wu&#x0364;rde; woran die&#x017F;er es nicht wolte ermangeln la&#x017F;&#x017F;en/ ging neben Mar-<lb/>
kus zu ihr/ und baht &#x017F;ehr/ die&#x017F;en Ro&#x0364;mi&#x017F;chen a&#x0364;dlen Ritter nicht abzuwei&#x017F;en/ &#x017F;ondern in &#x017F;ein<lb/>
ehrliebendes An&#x017F;uchen einzuwilligen/ alsdan &#x017F;olten alle ihres gewe&#x017F;enen Mannes hinter-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ene Gu&#x0364;ter/ bewa&#x0364;glich und unbewa&#x0364;glich ihr ohn einige &#x017F;chma&#x0364;lerung verbleiben; und ob<lb/>
&#x017F;ie zwar ein&#x017F;treuete/ daß ihr Ehegatte er&#x017F;t heut to des verfahren/ mo&#x0364;chte &#x017F;ie daneben ihren<lb/>
elenden Stand bedenken/ und wie alle Untertahnen &#x017F;o erbittert wa&#x0364;hren/ daß Charidemus<lb/>
&#x017F;ie u&#x0364;ber Billigkeit &#x017F;o gedru&#x0364;kt und fa&#x017F;t außge&#x017F;ogen ha&#x0364;tte; du&#x0364;rfften &#x017F;olches bey der hohen<lb/>
Obrigkeit klagen/ und das ihrige mit zehnfachen Zin&#x017F;en wieder fodern/ de&#x017F;&#x017F;en alles &#x017F;ie be-<lb/>
freiet &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ wann &#x017F;ie die&#x017F;en Ritter und a&#x0364;dlen Ha&#x0364;uptman heyrahten wu&#x0364;rde/ welches<lb/>
ihr nicht anders als zu Ehr und Nutzen auß&#x017F;chlagen &#x017F;olte. Fr. Euphro&#x017F;yne antwortete<lb/>
ihm gar demu&#x0364;htig: Ach mein gebieten der Herr/ ich erkenne mich ihnen ja in allen dingen<lb/>
verpflichtet und auffwa&#x0364;rtig/ mu&#x0364;&#x017F;te auch wol unbe&#x017F;on&#x0303;en &#x017F;eyn/ wann die angebohtene Ehr<lb/>
ich auß&#x017F;chlu&#x0364;ge/ da &#x017F;ie Macht ha&#x0364;tten/ mich in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Schande zu&#x017F;etzen. Es wollen aber<lb/>
meine hoch werte Herren vernu&#x0364;nfftig erwa&#x0364;gen/ ob die&#x017F;er Herr nicht &#x017F;chier heut oder Mor-<lb/>
gen mich vor eine leichtfertige außzuruffen und zu ha&#x017F;&#x017F;en/ gnug Ur&#x017F;ach ha&#x0364;tte/ wann ich/<lb/>
noch ehe mein gewe&#x017F;ener Eheherr zur Erden be&#x017F;tattet i&#x017F;t/ einem andern mich ver&#x017F;prechen<lb/>
wu&#x0364;rde; er la&#x017F;&#x017F;e mich/ bitte ich/ die gebu&#x0364;hrliche Zeit meiner Trauer außhalten; endert er dann<lb/>
inzwi&#x017F;chen &#x017F;ein Gemu&#x0364;ht nit/ &#x017F;ol ihm in &#x017F;einem ehrliebende&#x0303; Begehren gewilfahret werden.<lb/>
Aedle Tugend&#x017F;ame Frau/ &#x017F;agte hierauff Fabius/ eure ehrliebende Zucht/ i&#x017F;t heut von allen<lb/>
Inwohnern die&#x017F;es Flecken o&#x0364;ffentlich geprei&#x017F;et/ und zugleich Charidemus geile Frecheit<lb/>
außgeruffen und verfluchet worden/ durch welche er &#x017F;ich aller euer trauer unwerd und ve&#xA75B;-<lb/>
lu&#x017F;tig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede/ und &#x017F;agete: Ach mein Gott! hat man dann<lb/>
nun alles mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hervorbringen/ welches ich doch nach be&#x017F;tem Vermo&#x0364;gen bema&#x0364;ntelt/ und<lb/>
willig u&#x0364;ber&#x017F;ehen habe? De&#x017F;to kla&#x0364;rer &#x017F;cheinet eure Tugend/ &#x017F;agte Fabius/ und du&#x0364;rfet euch<lb/>
deßwegen keine Gedanken machen/ daß man euch wegen eheliches ver&#x017F;prechens ichtwas<lb/>
verargen &#x017F;olte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und gu&#x0364;ltig &#x017F;eyn/ wird mei-<lb/>
ne geliebte Freundin die&#x017F;en meinen lieben Freund und Mit Ro&#x0364;mer durch eine angeneh-<lb/>
me Erkla&#x0364;rung befriedige&#x0303;/ welches ich vor eine &#x017F;onderliche mir erwie&#x017F;ene Ehre un&#x0303; Freund-<lb/>
&#x017F;chafft rechnen werde; umpfing &#x017F;ie hiemit freundlich/ und &#x017F;agete nochmahl zum Abtrit;<lb/>
der &#x017F;ie vor&#x017F;ezlich hat ermorden wollen/ i&#x017F;t unwirdig/ daß &#x017F;ie &#x017F;einer Geda&#x0364;chtnis eine Stun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0420] Anderes Buch. mus mit ihr dergeſtalt geberdet/ und durchaus keine Redligkeit noch Traͤue ihr erwieſen; baͤhte nochmahl/ ſein auffrichtiges Herz zuerkennen/ und ſeine inbruͤnſtige Liebe ihr beſter maſſen laſſen befohlen ſeyn; nam/ inzwiſchen er dieſes redete/ ſein Wiſchtuch/ troknete da- mit die Traͤnen von ihren Augen und Wangen/ und beteurete hoch/ mit was beſtaͤndiger Traͤue er biß an ſein Ende ihr auffwarten/ und alle ſchuldige Liebe erweiſen wolte/ hielt auch ſo inſtaͤndig umb beſſere Erklaͤrung an/ daß ſie endlich zu ihm ſagete; Sie erkennete ſich vor ein ungluͤkſeliges verlaſſenes Weib/ bedankete ſich ſehr dienſtlich/ daß er ſich ihrer in ſo groſſem elende anzunehmẽ/ ſo gar willig anerboͤhte/ wolte auch/ da die Zeit ihrer traueꝛ voruͤber waͤhre/ ſich gegen ihn ſolchergeſtalt heraus laſſen/ daß er ſie nicht undankbar ſpuͤ- ren ſolte. Markus hielt dieſes vor eine volkommene Zuſage/ ging zu Fabius und ſagete: Er hoffete das Schloß zu gewinnẽ/ dafern er mit zutreten/ uñ durch ſe in anſehen den feſte- ſten Ort ſtuͤrmen wuͤrde; woran dieſer es nicht wolte ermangeln laſſen/ ging neben Mar- kus zu ihr/ und baht ſehr/ dieſen Roͤmiſchen aͤdlen Ritter nicht abzuweiſen/ ſondern in ſein ehrliebendes Anſuchen einzuwilligen/ alsdan ſolten alle ihres geweſenen Mannes hinter- laſſene Guͤter/ bewaͤglich und unbewaͤglich ihr ohn einige ſchmaͤlerung verbleiben; und ob ſie zwar einſtreuete/ daß ihr Ehegatte erſt heut to des verfahren/ moͤchte ſie daneben ihren elenden Stand bedenken/ und wie alle Untertahnen ſo erbittert waͤhren/ daß Charidemus ſie uͤber Billigkeit ſo gedruͤkt und faſt außgeſogen haͤtte; duͤrfften ſolches bey der hohen Obrigkeit klagen/ und das ihrige mit zehnfachen Zinſen wieder fodern/ deſſen alles ſie be- freiet ſeyn koͤnte/ wann ſie dieſen Ritter und aͤdlen Haͤuptman heyrahten wuͤrde/ welches ihr nicht anders als zu Ehr und Nutzen außſchlagen ſolte. Fr. Euphroſyne antwortete ihm gar demuͤhtig: Ach mein gebieten der Herr/ ich erkenne mich ihnen ja in allen dingen verpflichtet und auffwaͤrtig/ muͤſte auch wol unbeſoñen ſeyn/ wann die angebohtene Ehr ich außſchluͤge/ da ſie Macht haͤtten/ mich in die aͤuſſerſte Schande zuſetzen. Es wollen aber meine hoch werte Herren vernuͤnfftig erwaͤgen/ ob dieſer Herr nicht ſchier heut oder Mor- gen mich vor eine leichtfertige außzuruffen und zu haſſen/ gnug Urſach haͤtte/ wann ich/ noch ehe mein geweſener Eheherr zur Erden beſtattet iſt/ einem andern mich verſprechen wuͤrde; er laſſe mich/ bitte ich/ die gebuͤhrliche Zeit meiner Trauer außhalten; endert er dann inzwiſchen ſein Gemuͤht nit/ ſol ihm in ſeinem ehrliebendẽ Begehren gewilfahret werden. Aedle Tugendſame Frau/ ſagte hierauff Fabius/ eure ehrliebende Zucht/ iſt heut von allen Inwohnern dieſes Flecken oͤffentlich gepreiſet/ und zugleich Charidemus geile Frecheit außgeruffen und verfluchet worden/ durch welche er ſich aller euer trauer unwerd und veꝛ- luſtig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Ach mein Gott! hat man dann nun alles muͤſſen hervorbringen/ welches ich doch nach beſtem Vermoͤgen bemaͤntelt/ und willig uͤberſehen habe? Deſto klaͤrer ſcheinet eure Tugend/ ſagte Fabius/ und duͤrfet euch deßwegen keine Gedanken machen/ daß man euch wegen eheliches verſprechens ichtwas verargen ſolte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und guͤltig ſeyn/ wird mei- ne geliebte Freundin dieſen meinen lieben Freund und Mit Roͤmer durch eine angeneh- me Erklaͤrung befriedigẽ/ welches ich vor eine ſonderliche mir erwieſene Ehre uñ Freund- ſchafft rechnen werde; umpfing ſie hiemit freundlich/ und ſagete nochmahl zum Abtrit; der ſie vorſezlich hat ermorden wollen/ iſt unwirdig/ daß ſie ſeiner Gedaͤchtnis eine Stun- de in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/420
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/420>, abgerufen am 22.12.2024.