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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
leon/ in Dienste an/ hielt ihn wol und fragete ihn/ warumb sein voriger Herr von XLIV
Wochen her/ sich weder von anderen hätte wollen lassen besuchen/ noch andere ansprechen.
Dieser gab zur Antwort; er möchte die Ursach nicht melden/ weil derselbe es sehr heimlich
hielte/ und nunmehr sich bald wiederumb würde unter die Leute machen. Dieser aber hielt
so hart bey ihm an/ daß er endlich es offenbahrete; nemlich/ als dieser sein voriger Herr da-
zumahl bey ihme währe zu gaste gewesen/ währe er nach Mitternacht zu hause kommen/
und hätte gar nichts mehr von seinem Barte gehabt/ welchen er sonsten zimlich lang zu-
tragen pflegete/ hätte vorgeben/ es währen ihm etliche vermummete Buben auf der Stras-
se begegnet/ welche ihn angefasset/ und mit einer Scheren ihm den Bart reine hinweg ge-
schnitten; und weil er sich in solcher Gestalt nicht möchte sehen lassen/ wolte er daheim blei-
ben/ auch wann mann nach ihm fragete/ sich lassen verleugnen/ biß der Bart ihm guten
teils würde wieder gewachsen seyn. Timoleon dachte diesem ernstlich nach/ und erinnerte
sich daß Phorbas/ (so hieß der alte Ritter) ihn dazumahl gewaltig zum Trunk genöhtiget/
und von ihm erhalten/ dz sein junges Weib hätte mit zechen müssen; weil dann Timoleon
noch sehr wenig vom Bart hatte/ gedachte er; was gilts/ wo nicht dieser alte haberstolz von
unbilliger Lust gereizet/ durch abschneidung des Barts sich mir hat etwas ähnlich machen
wollen/ daß er dadurch mein unschuldiges Weib hintergangen/ und ihr unwissend solche
Schande angefüget hat; und dieses bildete er ihm so fest ein/ daß er gar nicht mehr daran
zweiffelte/ insonderheit/ weil er sich erinnerte/ daß er in der Trunkenheit jensmahl/ wüste
nicht wie/ wahre entkleidet/ und in das Nebenbette gelegt worden. Sein grosser Eifer
trieb ihn/ nicht lange zuruhen/ taht seinem neuen Diener grosse Verheissung/ da er ihm
helffen könte zu Phorbas auff sein Gemach zukommen/ wann er alle in währe/ weil er ihm
etwas anzuzeigen hätte/ daran ihnen beyden viel gelegen. Dieser gedachte nicht/ daß Ti-
moleon mit gefährlichen Sachen umbginge/ wahr ihm zu Willen/ und ging mit ihm hin
nach Phorbas Hoffgleich umb die Zeit/ wann derselbe in seinem Lustgarten pflegte allein
umbher zugehen/ und an den mannicherley selzamen Gewächsen sich zuerlustigen; woselbst
ihn auch Timoleon antraff/ da er in der Sommerlaube saß/ und in des Homerus Schriff-
ten lase. Phorbas entsetzete sich/ als er ihn fahe/ und meldete ihm sein Gewissen alsbald/
was die Ursach seiner Ankunfft seyn würde/ gleich da er ihn hörete also reden: Du Erz-
verrähter und bübischer Ehebrecher/ warumb hastu mir mein Weib geschändet/ als du
unter dem Schein redlicher Freundschafft mich besuchetest? leugne nur nicht warumb
du den Bart selbst abgeschnitten/ dann es ist mir viel zukund worden/ und schicke dich zum
tode/ dann du must sterben. Phorbas gab zur Antwort: Mein Freund/ ich habe mich an
euch und eurem ehrliebenden Gemahl durch antreibung unziemlicher begierden hart ver-
gangen/ und bin willig den Tod davor zu leiden/ nur schonet eures Gemahls/ welche aller-
dinge unschuldig ist/ und von dieser meiner Untaht nicht das allergeringste weiß. Timo-
leon hatte auff solche Bereuung sich bedacht/ was er mit ihm vornehmen wolte/ doch end-
lich durch Eifersucht übermeistert/ hat er ihm das Schwert durchs Herz gestossen und ist
davon gangen. Es wahr aber des Phorbas Leibdiener gleich darzu kommen/ umb seinem
Herren anzumelden/ daß sein Bruder Philotas nebest seiner zwo Schwester Männern
Jason und Hyllus kommen währen ihn zubesuchen; Dieser als er den Timoleon gesehen

sein
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Anderes Buch.
leon/ in Dienſte an/ hielt ihn wol und fragete ihn/ warumb ſein voriger Herr von XLIV
Wochen her/ ſich weder von anderen haͤtte wollen laſſen beſuchẽ/ noch andere anſprechen.
Dieſer gab zur Antwort; er moͤchte die Urſach nicht melden/ weil derſelbe es ſehr heimlich
hielte/ und nunmehr ſich bald wiederumb wuͤrde unter die Leute machen. Dieſer aber hielt
ſo hart bey ihm an/ daß er endlich es offenbahrete; nemlich/ als dieſer ſein voriger Herr da-
zumahl bey ihme waͤhre zu gaſte geweſen/ waͤhre er nach Mitternacht zu hauſe kommen/
und haͤtte gar nichts mehr von ſeinem Barte gehabt/ welchen er ſonſten zimlich lang zu-
tragen pflegete/ haͤtte vorgeben/ es waͤhren ihm etliche vermum̃ete Buben auf der Straſ-
ſe begegnet/ welche ihn angefaſſet/ und mit einer Scheren ihm den Bart reine hinweg ge-
ſchnitten; und weil er ſich in ſolcher Geſtalt nicht moͤchte ſehen laſſen/ wolte er daheim blei-
ben/ auch wann mann nach ihm fragete/ ſich laſſen verleugnen/ biß der Bart ihm guten
teils wuͤrde wieder gewachſen ſeyn. Timoleon dachte dieſem ernſtlich nach/ und erinnerte
ſich daß Phorbas/ (ſo hieß der alte Ritter) ihn dazumahl gewaltig zum Trunk genoͤhtiget/
und von ihm erhalten/ dz ſein junges Weib haͤtte mit zechen muͤſſen; weil dann Timoleon
noch ſehr wenig vom Bart hatte/ gedachte er; was gilts/ wo nicht dieſer alte haberſtolz von
unbilliger Luſt gereizet/ durch abſchneidung des Barts ſich mir hat etwas aͤhnlich machen
wollen/ daß er dadurch mein unſchuldiges Weib hintergangen/ und ihr unwiſſend ſolche
Schande angefuͤget hat; und dieſes bildete er ihm ſo feſt ein/ daß er gar nicht mehr daran
zweiffelte/ inſonderheit/ weil er ſich erinnerte/ daß er in der Trunkenheit jensmahl/ wuͤſte
nicht wie/ wahre entkleidet/ und in das Nebenbette gelegt worden. Sein groſſer Eifer
trieb ihn/ nicht lange zuruhen/ taht ſeinem neuen Diener groſſe Verheiſſung/ da er ihm
helffen koͤnte zu Phorbas auff ſein Gemach zukommen/ wann er alle in waͤhre/ weil er ihm
etwas anzuzeigen haͤtte/ daran ihnen beyden viel gelegen. Dieſer gedachte nicht/ daß Ti-
moleon mit gefaͤhrlichen Sachen umbginge/ wahr ihm zu Willen/ und ging mit ihm hin
nach Phorbas Hoffgleich umb die Zeit/ wann derſelbe in ſeinem Luſtgarten pflegte allein
umbher zugehen/ und an den mañicherley ſelzamen Gewaͤchſen ſich zuerluſtigen; woſelbſt
ihn auch Timoleon antraff/ da er in der Sommerlaube ſaß/ und in des Homerus Schriff-
ten laſe. Phorbas entſetzete ſich/ als er ihn fahe/ und meldete ihm ſein Gewiſſen alsbald/
was die Urſach ſeiner Ankunfft ſeyn wuͤrde/ gleich da er ihn hoͤrete alſo reden: Du Erz-
verraͤhter und buͤbiſcher Ehebrecher/ warumb haſtu mir mein Weib geſchaͤndet/ als du
unter dem Schein redlicher Freundſchafft mich beſucheteſt? leugne nur nicht warumb
du den Bart ſelbſt abgeſchnitten/ dann es iſt mir viel zukund worden/ und ſchicke dich zum
tode/ dann du muſt ſterben. Phorbas gab zur Antwort: Mein Freund/ ich habe mich an
euch und eurem ehrliebenden Gemahl durch antreibung unziemlicher begierden hart ver-
gangen/ und bin willig den Tod davor zu leiden/ nur ſchonet eures Gemahls/ welche aller-
dinge unſchuldig iſt/ und von dieſer meiner Untaht nicht das allergeringſte weiß. Timo-
leon hatte auff ſolche Bereuung ſich bedacht/ was er mit ihm vornehmen wolte/ doch end-
lich durch Eiferſucht uͤbermeiſtert/ hat er ihm das Schwert durchs Herz geſtoſſen und iſt
davon gangen. Es wahr aber des Phorbas Leibdiener gleich darzu kommen/ umb ſeinem
Herren anzumelden/ daß ſein Bruder Philotas nebeſt ſeiner zwo Schweſter Maͤnnern
Jaſon und Hyllus kommen waͤhren ihn zubeſuchen; Dieſer als er den Timoleon geſehen

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[365/0403] Anderes Buch. leon/ in Dienſte an/ hielt ihn wol und fragete ihn/ warumb ſein voriger Herr von XLIV Wochen her/ ſich weder von anderen haͤtte wollen laſſen beſuchẽ/ noch andere anſprechen. Dieſer gab zur Antwort; er moͤchte die Urſach nicht melden/ weil derſelbe es ſehr heimlich hielte/ und nunmehr ſich bald wiederumb wuͤrde unter die Leute machen. Dieſer aber hielt ſo hart bey ihm an/ daß er endlich es offenbahrete; nemlich/ als dieſer ſein voriger Herr da- zumahl bey ihme waͤhre zu gaſte geweſen/ waͤhre er nach Mitternacht zu hauſe kommen/ und haͤtte gar nichts mehr von ſeinem Barte gehabt/ welchen er ſonſten zimlich lang zu- tragen pflegete/ haͤtte vorgeben/ es waͤhren ihm etliche vermum̃ete Buben auf der Straſ- ſe begegnet/ welche ihn angefaſſet/ und mit einer Scheren ihm den Bart reine hinweg ge- ſchnitten; und weil er ſich in ſolcher Geſtalt nicht moͤchte ſehen laſſen/ wolte er daheim blei- ben/ auch wann mann nach ihm fragete/ ſich laſſen verleugnen/ biß der Bart ihm guten teils wuͤrde wieder gewachſen ſeyn. Timoleon dachte dieſem ernſtlich nach/ und erinnerte ſich daß Phorbas/ (ſo hieß der alte Ritter) ihn dazumahl gewaltig zum Trunk genoͤhtiget/ und von ihm erhalten/ dz ſein junges Weib haͤtte mit zechen muͤſſen; weil dann Timoleon noch ſehr wenig vom Bart hatte/ gedachte er; was gilts/ wo nicht dieſer alte haberſtolz von unbilliger Luſt gereizet/ durch abſchneidung des Barts ſich mir hat etwas aͤhnlich machen wollen/ daß er dadurch mein unſchuldiges Weib hintergangen/ und ihr unwiſſend ſolche Schande angefuͤget hat; und dieſes bildete er ihm ſo feſt ein/ daß er gar nicht mehr daran zweiffelte/ inſonderheit/ weil er ſich erinnerte/ daß er in der Trunkenheit jensmahl/ wuͤſte nicht wie/ wahre entkleidet/ und in das Nebenbette gelegt worden. Sein groſſer Eifer trieb ihn/ nicht lange zuruhen/ taht ſeinem neuen Diener groſſe Verheiſſung/ da er ihm helffen koͤnte zu Phorbas auff ſein Gemach zukommen/ wann er alle in waͤhre/ weil er ihm etwas anzuzeigen haͤtte/ daran ihnen beyden viel gelegen. Dieſer gedachte nicht/ daß Ti- moleon mit gefaͤhrlichen Sachen umbginge/ wahr ihm zu Willen/ und ging mit ihm hin nach Phorbas Hoffgleich umb die Zeit/ wann derſelbe in ſeinem Luſtgarten pflegte allein umbher zugehen/ und an den mañicherley ſelzamen Gewaͤchſen ſich zuerluſtigen; woſelbſt ihn auch Timoleon antraff/ da er in der Sommerlaube ſaß/ und in des Homerus Schriff- ten laſe. Phorbas entſetzete ſich/ als er ihn fahe/ und meldete ihm ſein Gewiſſen alsbald/ was die Urſach ſeiner Ankunfft ſeyn wuͤrde/ gleich da er ihn hoͤrete alſo reden: Du Erz- verraͤhter und buͤbiſcher Ehebrecher/ warumb haſtu mir mein Weib geſchaͤndet/ als du unter dem Schein redlicher Freundſchafft mich beſucheteſt? leugne nur nicht warumb du den Bart ſelbſt abgeſchnitten/ dann es iſt mir viel zukund worden/ und ſchicke dich zum tode/ dann du muſt ſterben. Phorbas gab zur Antwort: Mein Freund/ ich habe mich an euch und eurem ehrliebenden Gemahl durch antreibung unziemlicher begierden hart ver- gangen/ und bin willig den Tod davor zu leiden/ nur ſchonet eures Gemahls/ welche aller- dinge unſchuldig iſt/ und von dieſer meiner Untaht nicht das allergeringſte weiß. Timo- leon hatte auff ſolche Bereuung ſich bedacht/ was er mit ihm vornehmen wolte/ doch end- lich durch Eiferſucht uͤbermeiſtert/ hat er ihm das Schwert durchs Herz geſtoſſen und iſt davon gangen. Es wahr aber des Phorbas Leibdiener gleich darzu kommen/ umb ſeinem Herren anzumelden/ daß ſein Bruder Philotas nebeſt ſeiner zwo Schweſter Maͤnnern Jaſon und Hyllus kommen waͤhren ihn zubeſuchen; Dieſer als er den Timoleon geſehen ſein Z z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/403>, abgerufen am 22.12.2024.