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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
welches einer Ochsen- als Menschen-Stimme ähnlicher wahr/ sprang aus dem Bette/
und zureiß sein Hemde in kleine Läplein/ stund ohn alle Schahm ganz mutternacket/ und
rief/ man solte ihm seine ritterliche Rüstung bringen/ es müste sein Erzfeind der Frankische
Markomir diese Stunde von seinen Händen sterben/ als welcher ihm seine vertrauete un-
redlicher weise abspenstigen wolte. Walther und Anther waren bey ihm auff dem Gema-
che/ und hatten sich aus Furcht verstecket/ dann sie gedachten nicht anders/ er würde sie er-
würgen; endlich schliech der erstgedachte heimlich nach der Tühr/ und klopffete leise an/
daß die haussen stehende Diener ihm auffmachen solten/ welches zwar geschahe/ aber Mar-
komir ward dessen zu früh innen/ sprang so nacket hinter ihm her wie ein Hirsch/ daß er zu-
gleich mit ihm aus der Tühr kam/ erhaschete ihn im Platze/ und hätte ihn ausser Zweiffel
erwürget/ wann nicht sechs starke Knechte herzugelauffen währen/ und ihn gerettet hätten/
welche auch des jungen Fürsten endlich/ wiewol mit grosser Mühe und Arbeit/ mächtig
wurden/ und ihn bey Armen und Beinen wieder nach seinem Gemache schleppeten. Sei-
ne Eltern sahen an ihm sehr grosses Herzleid/ und kunte seine fromme Mutter sich anfangs
nicht zufrieden geben; dann er blieb in solchem Wahnwitz eine geraume Zeit/ biß ihm noch
endlich durch einen erfahrnen Arzt raht geschaffet ward/ wovon zu seiner Zeit Meldung
geschehen wird.

Unser Valikules/ wie droben gesagt/ reisete mit Gallus in der Landschafft Achaja/ in
willens nach Korinth sich zu begeben/ und stellete sich der fremde Ritter sehr freundlich ge-
gen ihn/ welchen er meinete ohn gefehr in seine Geselschafft kommen seyn. Sie redeten
miteinan der von neuen Zeitungen/ und wuste dieser von so mannicherley Sachen zu schwä-
zen/ daß Valikules ihm sehr gewogen wahr; unter andern trug er ihm diese Geschichte
vor/ welche sich vor etwa X Wochen zugetragen hätte; Es wohneten nicht weit von Ko-
rinth/ sagte er/ zween Ritter in einem Flecken/ einer schon zimliches Alters/ von LVI Jah-
ren/ welcher nie Lust zum Frauenzimmer gehabt/ und seine Anverwanten ihn zur Heyraht
nimmer haben bewägen können; der ander XXX Jahr jünger als dieser/ hat schon vor IV
Jahren eine adeliche frische/ wie wol ehrliebende Jungfer geehelichet/ aber mit ihr nie kei-
nen Erben gezeuget/ ohn daß sie vor XIIX Wochen eines jungen Söhnleins genesen/ wel-
cher nicht allein dem vorgemeldeten alten Ritter sehr ähnlich wahr/ sondern hatte auff der
linken Hand ein Schwert-mahl/ gleich wie derselbe Ritter auch; wodurch der Jüngere in
hefftigen Argwohn gerahten ist/ es habe sein Weib diesen Sohn mit jenem im Ehebruch
gezeuget/ welches ihm auch kein Mensch hat können aus dem Sinne bringen/ dann er alle-
mahl beständig vorgegeben/ die Götter hätten durch solches Zeichen seines Weibes Un-
träu wollen offenbahr machen; und würde er sie schon ermordet haben/ wann nicht ihre
Eltern sie in den Sechswochen heimlich entführet und in Gewarsam gebracht hätten/
welches doch wieder der Frauen Willen geschahe/ sich befürchtend/ sie würde sich dadurch
der Schuld verdächtig machen. Ihr Ehe Junker/ als er sahe/ daß die Gelegenheit sich an
ihr zurächen/ ihm benommen wahr/ nahm ihm vor sich an dem Ehebrecher zuerhohlen/
welches er also anschlug; Es hatte derselbe seinen Reitenden Diener/ umb einer Unträu
willen abgeschaffet/ welchem er allemahl viel vertrauet hatte/ nunmehr aber in erfahrung
brachte/ daß er ihn vielfältig betrogen; diesen nahm der jüngere Ritter/ nahmens Timo-

leon

Anderes Buch.
welches einer Ochſen- als Menſchen-Stimme aͤhnlicher wahr/ ſprang aus dem Bette/
und zureiß ſein Hemde in kleine Laͤplein/ ſtund ohn alle Schahm ganz mutternacket/ und
rief/ man ſolte ihm ſeine ritterliche Ruͤſtung bringen/ es muͤſte ſein Erzfeind der Frankiſche
Markomir dieſe Stunde von ſeinen Haͤnden ſterben/ als welcher ihm ſeine vertrauete un-
redlicher weiſe abſpenſtigen wolte. Walther und Anther waren bey ihm auff dem Gema-
che/ und hatten ſich aus Furcht verſtecket/ dann ſie gedachten nicht anders/ er wuͤrde ſie er-
wuͤrgen; endlich ſchliech der erſtgedachte heimlich nach der Tuͤhr/ und klopffete leiſe an/
daß die hauſſen ſtehende Diener ihm auffmachen ſolten/ welches zwar geſchahe/ aber Maꝛ-
komir ward deſſen zu fruͤh innen/ ſprang ſo nacket hinter ihm her wie ein Hirſch/ daß er zu-
gleich mit ihm aus der Tuͤhr kam/ erhaſchete ihn im Platze/ und haͤtte ihn auſſer Zweiffel
erwuͤrget/ wann nicht ſechs ſtarke Knechte herzugelauffen waͤhren/ und ihn gerettet haͤttẽ/
welche auch des jungen Fuͤrſten endlich/ wiewol mit groſſer Muͤhe und Arbeit/ maͤchtig
wurden/ und ihn bey Armen und Beinen wieder nach ſeinem Gemache ſchleppeten. Sei-
ne Eltern ſahen an ihm ſehr groſſes Herzleid/ und kunte ſeine from̃e Mutter ſich anfangs
nicht zufrieden geben; dann er blieb in ſolchem Wahnwitz eine geraume Zeit/ biß ihm noch
endlich durch einen erfahrnen Arzt raht geſchaffet ward/ wovon zu ſeiner Zeit Meldung
geſchehen wird.

Unſer Valikules/ wie droben geſagt/ reiſete mit Gallus in der Landſchafft Achaja/ in
willens nach Korinth ſich zu begeben/ und ſtellete ſich der fremde Ritter ſehr freundlich ge-
gen ihn/ welchen er meinete ohn gefehr in ſeine Geſelſchafft kommen ſeyn. Sie redeten
miteinan der von neuen Zeitungen/ und wuſte dieſer von ſo mañicherley Sachen zu ſchwaͤ-
zen/ daß Valikules ihm ſehr gewogen wahr; unter andern trug er ihm dieſe Geſchichte
vor/ welche ſich vor etwa X Wochen zugetragen haͤtte; Es wohneten nicht weit von Ko-
rinth/ ſagte er/ zween Ritter in einem Flecken/ einer ſchon zimliches Alters/ von LVI Jah-
ren/ welcher nie Luſt zum Frauenzimmer gehabt/ und ſeine Anverwanten ihn zur Heyraht
nimmer haben bewaͤgen koͤnnen; der ander XXX Jahr juͤnger als dieſer/ hat ſchon vor IV
Jahren eine adeliche friſche/ wie wol ehrliebende Jungfer geehelichet/ aber mit ihr nie kei-
nen Erben gezeuget/ ohn daß ſie vor XIIX Wochen eines jungen Soͤhnleins geneſen/ wel-
cher nicht allein dem vorgemeldeten alten Ritter ſehr aͤhnlich wahr/ ſondern hatte auff der
linken Hand ein Schwert-mahl/ gleich wie derſelbe Ritter auch; wodurch der Juͤngere in
hefftigen Argwohn gerahten iſt/ es habe ſein Weib dieſen Sohn mit jenem im Ehebruch
gezeuget/ welches ihm auch kein Menſch hat koͤnnen aus dem Sinne bringen/ dann er alle-
mahl beſtaͤndig vorgegeben/ die Goͤtter haͤtten durch ſolches Zeichen ſeines Weibes Un-
traͤu wollen offenbahr machen; und wuͤrde er ſie ſchon ermordet haben/ wann nicht ihre
Eltern ſie in den Sechswochen heimlich entfuͤhret und in Gewarſam gebracht haͤtten/
welches doch wieder der Frauen Willen geſchahe/ ſich befuͤrchtend/ ſie wuͤrde ſich dadurch
der Schuld verdaͤchtig machen. Ihr Ehe Junker/ als er ſahe/ daß die Gelegenheit ſich an
ihr zuraͤchen/ ihm benommen wahr/ nahm ihm vor ſich an dem Ehebrecher zuerhohlen/
welches er alſo anſchlug; Es hatte derſelbe ſeinen Reitenden Diener/ umb einer Untraͤu
willen abgeſchaffet/ welchem er allemahl viel vertrauet hatte/ nunmehr aber in erfahrung
brachte/ daß er ihn vielfaͤltig betrogen; dieſen nahm der juͤngere Ritter/ nahmens Timo-

leon
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/402>, abgerufen am 22.12.2024.