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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Des Christlichen
Teutschen Herkules
Erster Theil.
Erstes Buch.

DIe wunderschöne Morgenröhte/ welche dem Silberbleichen
Monde seinen Schein zu rauben sich bemühete/ war aus ihrem Lager kaum her-
vor gekrochen/ da erwachete Herkules vom Schlaffe/ stieg seiner gewonheit
nach/ sanfte aus dem Bette/ daß sein Freund Ladisla dessen nicht gewahr wur-
de/ legte sich auf die Knie/ und betete in herzlicher andacht seinen Christlichen
Morgen-Segen. Du grosser Gott (sagte er mit leiser stimme und erhobenen
Händen) mit was inbrunst sol ich deiner Barmherzigkeit mein schuldiges Danckopffer leisten? daß du
mich diese Nacht und die gantze Zeit meines Lebens so gnädig und väterlich bewahret hast/ vor des Teufels
List und Gewalt/ vor bösem schnellen Tode/ vor Kranckheit und andern schädlichen fällen/ durch welche ich
ohn wahre Busse meiner vielfältigen Sünden plözlich hätte untergehen und ewig verderben können. Dir
sey Dank in Ewigkeit/ mein Schöpfer/ vor diesen gnädigen Schuz meiner Seelen und Leibes. Geseg-
ne und heilige alles mein tuhn/ heut und die folgende Zeit meines Lebens; Verzeihe mir alle begangene
Sünde/ und bewahre mich heut diesen Tag/ daß ich nicht in muhtwillige Unthaten falle/ die wider das
Gewissen streiten/ und deines Geistes Einwohnung von uns treiben. Nimm mich unter die Beschirmung
deiner Flügel/ daß mich kein Unfall erlege; gib daß dir alles mein tuhn gefallen moge/ und wende von
mir/ was mir an Leib und Seel schaden kan. Herr mein Gott/ dir befehle ich meine liebe Eltern/ Bruder/
Schwester und Anverwandten; bekehre sie von dem heydnischen Irthum; und wie du mich aus lauter
Güte und Barmherzigkeit aus der schnöden Unwissenheit gerissen/ und in die Klarheit der Erkäntniß
deines Sohns meines Heylandes versetzet hast/ also handele auch mit jhnen allen/ nicht nach jhren Sün-
den/ sondern nach deiner Güte/ daß jhnen/ HErr Gott/ dein heiliger Nahme/ und den du uns zum Heil
gesand hast/ Jesus Christ kund werde/ Amen. Hierauff sprach er das heilige Vater Unser/ den
Christlichen allgemeinen Glauben/ und etliche Buß Gebeht Davids; und als er seine Andacht
mit diesen Worten endigte: O mein HErr JEsus Christ/ dir lebe ich/ dir sterbe ich/ dein bin ich todt
und lebendig; Da erwachete sein Freund Ladisla; und wie derselbe gewohnt war sein Gebet und
Gottes dienst gering zu achten/ sagte er zu jhm: Herzlieber Bruder/ wann dein Jesus so mäch-
tig währe/ wie du und andere Christen jhn halten/ alsdann könte es nicht fehlen/ er müste an
statt deines verscherzeten Groß Fürstentuhms/ wo nicht ein grösseres/ zum wenigsten gleich-
mässiges Königreich dir schencken/ weil du bloß üm seinet willen deines Vaterlandes müssig
gehen/ und deines angebohrnen Erbes must entsetzet seyn; sehe aber noch zur zeit nicht/ daß
sichs im wenigsten darzu schicken solte. Herkules/ nach seiner Christlichen Sanftmuht/
antwortete jhm: Liebster Bruder/ ich bin deines Gespöttes nunmehr fast gewohnt/ welches
mich zwar schmerzet/ und doch aus Hoffnung/ dich der eins zu gewinnen/ es gerne gedulde;
Zweiffele aber nicht/ da in meinem Gebet bey meinem HErrn Jesus ich üm mein angebor-

nes Groß-
A


Des Chriſtlichen
Teutſchen Herkules
Erſter Theil.
Erſtes Buch.

DIe wunderſchoͤne Morgenroͤhte/ welche dem Silberbleichen
Monde ſeinen Schein zu raubẽ ſich bemuͤhete/ war aus ihrem Lager kaum her-
vor gekrochen/ da erwachete Herkules vom Schlaffe/ ſtieg ſeiner gewonheit
nach/ ſanfte aus dem Bette/ daß ſein Freund Ladiſla deſſen nicht gewahr wur-
de/ legte ſich auf die Knie/ und betete in herzlicher andacht ſeinen Chriſtlichen
Morgen-Segen. Du groſſer Gott (ſagte er mit leiſer ſtimme und erhobenen
Haͤnden) mit was inbrunſt ſol ich deiner Barmherzigkeit mein ſchuldiges Danckopffer leiſten? daß du
mich dieſe Nacht und die gantze Zeit meines Lebens ſo gnaͤdig und vaͤterlich bewahret haſt/ vor des Teufels
Liſt und Gewalt/ vor boͤſem ſchnellen Tode/ vor Kranckheit und andern ſchaͤdlichen faͤllen/ durch welche ich
ohn wahre Buſſe meiner vielfaͤltigen Suͤnden ploͤzlich haͤtte untergehen und ewig verderben koͤnnen. Dir
ſey Dank in Ewigkeit/ mein Schoͤpfer/ vor dieſen gnaͤdigen Schuz meiner Seelen und Leibes. Geſeg-
ne und heilige alles mein tuhn/ heut und die folgende Zeit meines Lebens; Verzeihe mir alle begangene
Suͤnde/ und bewahre mich heut dieſen Tag/ daß ich nicht in muhtwillige Unthaten falle/ die wider das
Gewiſſen ſtreiten/ und deines Geiſtes Einwohnung von uns treiben. Nim̃ mich unter die Beſchirmung
deiner Fluͤgel/ daß mich kein Unfall erlege; gib daß dir alles mein tuhn gefallen moge/ und wende von
mir/ was mir an Leib und Seel ſchaden kan. Herr mein Gott/ dir befehle ich meine liebe Eltern/ Bruder/
Schweſter und Anverwandten; bekehre ſie von dem heydniſchen Irthum; und wie du mich aus lauter
Guͤte und Barmherzigkeit aus der ſchnoͤden Unwiſſenheit geriſſen/ und in die Klarheit der Erkaͤntniß
deines Sohns meines Heylandes verſetzet haſt/ alſo handele auch mit jhnen allen/ nicht nach jhren Suͤn-
den/ ſondern nach deiner Guͤte/ daß jhnen/ HErr Gott/ dein heiliger Nahme/ und den du uns zum Heil
geſand haſt/ Jeſus Chriſt kund werde/ Amen. Hierauff ſprach er das heilige Vater Unſer/ den
Chriſtlichen allgemeinen Glauben/ und etliche Buß Gebeht Davids; und als er ſeine Andacht
mit dieſen Worten endigte: O mein HErr JEſus Chriſt/ dir lebe ich/ dir ſterbe ich/ dein bin ich todt
und lebendig; Da erwachete ſein Freund Ladiſla; und wie derſelbe gewohnt war ſein Gebet uñ
Gottes dienſt gering zu achten/ ſagte er zu jhm: Herzlieber Bruder/ wann dein Jeſus ſo maͤch-
tig waͤhre/ wie du und andere Chriſten jhn halten/ alsdann koͤnte es nicht fehlen/ er muͤſte an
ſtatt deines verſcherzeten Groß Fuͤrſtentuhms/ wo nicht ein groͤſſeres/ zum wenigſten gleich-
maͤſſiges Koͤnigreich dir ſchenckẽ/ weil du bloß uͤm ſeinet willen deines Vaterlandes muͤſſig
gehen/ und deines angebohrnen Erbes muſt entſetzet ſeyn; ſehe aber noch zur zeit nicht/ daß
ſichs im wenigſten darzu ſchicken ſolte. Herkules/ nach ſeiner Chriſtlichen Sanftmuht/
antwortete jhm: Liebſter Bruder/ ich bin deines Geſpoͤttes nunmehr faſt gewohnt/ welches
mich zwar ſchmerzet/ und doch aus Hoffnung/ dich der eins zu gewinnen/ es gerne gedulde;
Zweiffele aber nicht/ da in meinem Gebet bey meinem HErrn Jeſus ich uͤm mein angebor-

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[1/0039] Des Chriſtlichen Teutſchen Herkules Erſter Theil. Erſtes Buch. DIe wunderſchoͤne Morgenroͤhte/ welche dem Silberbleichen Monde ſeinen Schein zu raubẽ ſich bemuͤhete/ war aus ihrem Lager kaum her- vor gekrochen/ da erwachete Herkules vom Schlaffe/ ſtieg ſeiner gewonheit nach/ ſanfte aus dem Bette/ daß ſein Freund Ladiſla deſſen nicht gewahr wur- de/ legte ſich auf die Knie/ und betete in herzlicher andacht ſeinen Chriſtlichen Morgen-Segen. Du groſſer Gott (ſagte er mit leiſer ſtimme und erhobenen Haͤnden) mit was inbrunſt ſol ich deiner Barmherzigkeit mein ſchuldiges Danckopffer leiſten? daß du mich dieſe Nacht und die gantze Zeit meines Lebens ſo gnaͤdig und vaͤterlich bewahret haſt/ vor des Teufels Liſt und Gewalt/ vor boͤſem ſchnellen Tode/ vor Kranckheit und andern ſchaͤdlichen faͤllen/ durch welche ich ohn wahre Buſſe meiner vielfaͤltigen Suͤnden ploͤzlich haͤtte untergehen und ewig verderben koͤnnen. Dir ſey Dank in Ewigkeit/ mein Schoͤpfer/ vor dieſen gnaͤdigen Schuz meiner Seelen und Leibes. Geſeg- ne und heilige alles mein tuhn/ heut und die folgende Zeit meines Lebens; Verzeihe mir alle begangene Suͤnde/ und bewahre mich heut dieſen Tag/ daß ich nicht in muhtwillige Unthaten falle/ die wider das Gewiſſen ſtreiten/ und deines Geiſtes Einwohnung von uns treiben. Nim̃ mich unter die Beſchirmung deiner Fluͤgel/ daß mich kein Unfall erlege; gib daß dir alles mein tuhn gefallen moge/ und wende von mir/ was mir an Leib und Seel ſchaden kan. Herr mein Gott/ dir befehle ich meine liebe Eltern/ Bruder/ Schweſter und Anverwandten; bekehre ſie von dem heydniſchen Irthum; und wie du mich aus lauter Guͤte und Barmherzigkeit aus der ſchnoͤden Unwiſſenheit geriſſen/ und in die Klarheit der Erkaͤntniß deines Sohns meines Heylandes verſetzet haſt/ alſo handele auch mit jhnen allen/ nicht nach jhren Suͤn- den/ ſondern nach deiner Guͤte/ daß jhnen/ HErr Gott/ dein heiliger Nahme/ und den du uns zum Heil geſand haſt/ Jeſus Chriſt kund werde/ Amen. Hierauff ſprach er das heilige Vater Unſer/ den Chriſtlichen allgemeinen Glauben/ und etliche Buß Gebeht Davids; und als er ſeine Andacht mit dieſen Worten endigte: O mein HErr JEſus Chriſt/ dir lebe ich/ dir ſterbe ich/ dein bin ich todt und lebendig; Da erwachete ſein Freund Ladiſla; und wie derſelbe gewohnt war ſein Gebet uñ Gottes dienſt gering zu achten/ ſagte er zu jhm: Herzlieber Bruder/ wann dein Jeſus ſo maͤch- tig waͤhre/ wie du und andere Chriſten jhn halten/ alsdann koͤnte es nicht fehlen/ er muͤſte an ſtatt deines verſcherzeten Groß Fuͤrſtentuhms/ wo nicht ein groͤſſeres/ zum wenigſten gleich- maͤſſiges Koͤnigreich dir ſchenckẽ/ weil du bloß uͤm ſeinet willen deines Vaterlandes muͤſſig gehen/ und deines angebohrnen Erbes muſt entſetzet ſeyn; ſehe aber noch zur zeit nicht/ daß ſichs im wenigſten darzu ſchicken ſolte. Herkules/ nach ſeiner Chriſtlichen Sanftmuht/ antwortete jhm: Liebſter Bruder/ ich bin deines Geſpoͤttes nunmehr faſt gewohnt/ welches mich zwar ſchmerzet/ und doch aus Hoffnung/ dich der eins zu gewinnen/ es gerne gedulde; Zweiffele aber nicht/ da in meinem Gebet bey meinem HErrn Jeſus ich uͤm mein angebor- nes Groß- A

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/39>, abgerufen am 28.11.2024.