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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Schiffrüstung zubesichtigen/ und da sie einen zimlichen Weg bey dem Meeres Ufer sich
mit reiten erlustigten/ begegnete ihnen ein alter Mann/ welchen sie frageten/ was er neues
wüste. Dieser antwortete: es währe sider dem nähesten überfall der Meer Räuber stille und
sicher gewesen. Was ist das vor ein überfall davon ihr redet? fragete Ladisla. Welcher vor
XVI Tagen ohngefehr/ von den Meer Räubern uns leider begegnet ist/ antwortete der Al-
te. Ladisla sagte zu Fabius: gilt Bruder/ dieser ist uns von den Göttern zugeschikt/ uns etwz
Nachricht zugeben/ und hoffe/ er solle uns ein besser Wahrsager seyn/ als auff dessen An-
kunfft mein Gemahl so grosse Hoffnung gesetzet hat; fuhr gegen den Alten fort/ und for-
schete/ ob dieser Räuberhauffe nicht gefangene Leute mit sich geführet hätte. Ja/ sagte er/ ei-
nen sehr schönen Jüngling und eine adeliche Jungfer; denen des folgenden Tages ein jun-
ger Herr im ledern Kleide/ mit einem ansehnlichen Diener/ der ein röhtliches Haar hat-
te/ nachfolgete. Ladisla sprang vor Freuden vom Pferde/ und sagte: Guter Freund/ ihr
müsset uns hievon etwas mehr sagen; dann dieses zuerforschen/ sind wir ausdrüklich hie-
her kommen so lasset uns nun wissen/ wohin segelten diese Räuber? Meiner Meynung nach/
sagte er/ richteten sie ihren Lauff straks in das Meer hinein/ etwa an die äussersten Ende
Griechenlandes/ oder wol gar vorbey zu fahren/ welches ich daher muhtmasse/ weil sie Bar-
baren/ und aus den Asiatischen Morgenländern/ ja wo ich recht habe/ gar aus Parthen
wahren. Freund/ sagte Ladisla/ könnet ihr dann die Parthische Sprache? Nicht gar/ mein
Herr antwortete er/ sondern ich verstehe sie nur zimlich/ weil ich vor diesem im Parthischen
Kriege gedienet habe. Was vor Gelegenheit aber hatte der junge Herr/ den Räubern zu
folgen? fragete Ladisla weiter. Ich brachte ihn/ sagte jener/ auff ein Kauffmans Schiff/
dessen er mich ehrlich lohnete; und dieses nam seinen Weg nach Griechenland/ Handlung
daselbst zu treiben. Ladisla gab ihm VI Kronen/ und sagte: Mein Alter/ währet ihr alsbald
nach Padua kommen/ und hättet dieses bey dem Stathalter gemeldet/ wolte ich euch das
beste Meiergut vor der Stad geschenket haben. Sie kehreten hierauff bald wieder umb/
und berichteten den Stathalter/ was sie erfahren hatten; Welcher daraus leicht abnam/
was vor eine beschwerliche Nachsuchung diese seyn würde; Dann sagte er/ wofern Her-
kules vorsezlicher weise sich heimlich halten wird/ sollet ihr etliche Jahr zubringen/ ehe ihr
ihn auskundschaffet; dann Griechenland ist sehr weitläufftig/ und die umbligende Eylan-
de mannigfaltig. Die Götter mögen euch sonderlich führen/ sonst sehe ich kein außkommen.
Uberdas höre ich/ er sey gewohnet/ fremde Nahmen an sich zunehmen darumb fraget nit
so viel nach/ wie er heisse/ als wie er gestalt sey/ und sein Diener genennet werde. Jungfer
Libussa wolte Herren Ladisla vor seinem Abscheide etwas Nachricht geben/ und zeigete
an/ Fräulein Valiska liesse sich Herkuliskus nennen. Bey meiner träue/ sagte hierauff La-
disla zu seinem Gemahl; diese Jungfer dürffte eine gute Dolmetscherin eurer verborge-
nen Reimen sein/ und mich den Götter-Spruch inetwas treffen lehren; dann sehet den
Anfang desselben/ welcher also lautet: Der mischte Nahme; das ist/ der vermischete; dann aus
Herkules und Valißka/ ist der Nahme Herkuliskus gemacht; und wird er gewißlich es
mit seinem Nahmen auch also spielen. Und zwar hieraus nahm er noch den grösten Arg-
wohn/ es müste eine vertrauliche Liebe zwischen ihnen beyden seyn/ davon er nichts wüste.
Vor seinem Abscheide redete er sonst mannicherley mit seinem Gemahl/ schrieb auch an

sei-

Anderes Buch.
Schiffruͤſtung zubeſichtigen/ und da ſie einen zimlichen Weg bey dem Meeres Ufer ſich
mit reiten erluſtigten/ begegnete ihnen ein alter Mann/ welchen ſie frageten/ was er neues
wuͤſte. Dieſer antwortete: es waͤhre ſider dem naͤheſten uͤberfall der Meer Raͤuber ſtille uñ
ſicher geweſen. Was iſt das vor ein uͤberfall davon ihr redet? fragete Ladiſla. Welcher vor
XVI Tagen ohngefehr/ von den Meer Raͤubern uns leider begegnet iſt/ antwortete der Al-
te. Ladiſla ſagte zu Fabius: gilt Bruder/ dieſer iſt uns von den Goͤttern zugeſchikt/ uns etwz
Nachricht zugeben/ und hoffe/ er ſolle uns ein beſſer Wahrſager ſeyn/ als auff deſſen An-
kunfft mein Gemahl ſo groſſe Hoffnung geſetzet hat; fuhr gegen den Alten fort/ und for-
ſchete/ ob dieſer Raͤuberhauffe nicht gefangene Leute mit ſich gefuͤhret haͤtte. Ja/ ſagte er/ ei-
nen ſehr ſchoͤnen Juͤngling und eine adeliche Jungfer; denen des folgenden Tages ein jun-
ger Herr im ledern Kleide/ mit einem anſehnlichen Diener/ der ein roͤhtliches Haar hat-
te/ nachfolgete. Ladiſla ſprang vor Freuden vom Pferde/ und ſagte: Guter Freund/ ihr
muͤſſet uns hievon etwas mehr ſagen; dann dieſes zuerforſchen/ ſind wir ausdruͤklich hie-
her kom̃en ſo laſſet uns nun wiſſen/ wohin ſegelten dieſe Raͤuber? Meiner Meynung nach/
ſagte er/ richteten ſie ihren Lauff ſtraks in das Meer hinein/ etwa an die aͤuſſerſten Ende
Griechenlandes/ oder wol gar vorbey zu fahrẽ/ welches ich daher muhtmaſſe/ weil ſie Bar-
baren/ und aus den Aſiatiſchen Morgenlaͤndern/ ja wo ich recht habe/ gar aus Parthen
wahren. Freund/ ſagte Ladiſla/ koͤnnet ihr dann die Parthiſche Sprache? Nicht gar/ mein
Herr antwortete er/ ſondern ich verſtehe ſie nur zimlich/ weil ich vor dieſem im Parthiſchen
Kriege gedienet habe. Was vor Gelegenheit aber hatte der junge Herr/ den Raͤubern zu
folgen? fragete Ladiſla weiter. Ich brachte ihn/ ſagte jener/ auff ein Kauffmans Schiff/
deſſen er mich ehrlich lohnete; und dieſes nam ſeinen Weg nach Griechenland/ Handlung
daſelbſt zu treiben. Ladiſla gab ihm VI Kronen/ und ſagte: Mein Alter/ waͤhret ihr alsbald
nach Padua kommen/ und haͤttet dieſes bey dem Stathalter gemeldet/ wolte ich euch das
beſte Meiergut vor der Stad geſchenket haben. Sie kehreten hierauff bald wieder umb/
und berichteten den Stathalter/ was ſie erfahren hatten; Welcher daraus leicht abnam/
was vor eine beſchwerliche Nachſuchung dieſe ſeyn wuͤrde; Dann ſagte er/ wofern Her-
kules vorſezlicher weiſe ſich heimlich halten wird/ ſollet ihr etliche Jahr zubringen/ ehe ihr
ihn auskundſchaffet; dann Griechenland iſt ſehr weitlaͤufftig/ und die umbligende Eylan-
de mannigfaltig. Die Goͤtter moͤgen euch ſonderlich fuͤhren/ ſonſt ſehe ich kein außkom̃en.
Uberdas hoͤre ich/ er ſey gewohnet/ fremde Nahmen an ſich zunehmen darumb fraget nit
ſo viel nach/ wie er heiſſe/ als wie er geſtalt ſey/ und ſein Diener genennet werde. Jungfer
Libuſſa wolte Herren Ladiſla vor ſeinem Abſcheide etwas Nachricht geben/ und zeigete
an/ Fraͤulein Valiſka lieſſe ſich Herkuliſkus nennen. Bey meiner traͤue/ ſagte hierauff La-
diſla zu ſeinem Gemahl; dieſe Jungfer duͤrffte eine gute Dolmetſcherin eurer verborge-
nen Reimen ſein/ und mich den Goͤtter-Spruch inetwas treffen lehren; dann ſehet den
Anfang deſſelben/ welcher alſo lautet: Der miſchte Nahme; das iſt/ der vermiſchete; dañ aus
Herkules und Valißka/ iſt der Nahme Herkuliſkus gemacht; und wird er gewißlich es
mit ſeinem Nahmen auch alſo ſpielen. Und zwar hieraus nahm er noch den groͤſten Arg-
wohn/ es muͤſte eine vertrauliche Liebe zwiſchen ihnen beyden ſeyn/ davon er nichts wuͤſte.
Vor ſeinem Abſcheide redete er ſonſt mannicherley mit ſeinem Gemahl/ ſchrieb auch an

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/378>, abgerufen am 22.12.2024.