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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
umb ich in diese Reise so leicht willige; vor erst weiß ich/ dz euch unmöglich ist/ euren Her-
kules zu verlassen/ der auch mir/ nach euch/ der liebste Freund in der Welt ist. Hernach wür-
de ich mit meinen Trähnen und wiederspenstigen Bezeigungen euch nur betrüben/ wo
nicht gar erzürnen/ welches ich nimmermehr zu tuhn gedenke. Endlich habe ich bey den
Sternsehern mich des außganges dieser vermuhtlichen Reise erkündiget/ und daneben
die Götter nicht vorbey gehen wollen. Wisset ihr euch nicht zuerinnern/ daß heut vor sechs
Tagen ich einen fremden Mann/ mit einem langen Rocke und Barte bey mir hatte/ und
durch Bitte bey euch so viel vermochte/ daß ihr ihm eure Hand zeigetet/ womit fast eine
halbe Stunde hinging/ und ihr schier unwillig währet drüber worden. Dieser hocherfahr-
ne Handdeuter berichtete mich eures künfftigen ergehens in etwas/ zeigete an/ daß euch
eine Reise zu Wasser und Lande bevorstünde/ mit wunderbahrem Glük und Unglük ver-
mischet/ würde doch endlich zum gewünschten Ende außschlagen/ und wären insonderheit
die Ehren- und Glückes-Striche in euren Händen dermassen beschaffen/ daß er deßglei-
chen nie gesehen/ könte auch nicht fehlen/ ihr müstet ein König seyn/ oder schier künfftig ein
Reich erlangen/ weil er eine gedoppelte Kron in eurer Hand fünde. Ladisla gab auf solche
Alfanzerey sehr wenig; weil aber sein Gemahl daher so gute Hoffnung geschöpfet hatte/
wolte er nicht dawieder reden/ sondern zu ihrem Trost rühmete er die Kunst/ nam auch Ge-
legenheit daher/ sie zuvermahnen/ da ein falsches Geschrey seines Todes oder Unfalles ent-
stehen würde/ sich daran nit zukehren/ sond'n Gott und seinem Glük zutrauen; ja weil er ver-
stünde/ daß sie auch die Götter mit ihrem Opfer versohnet hätte/ möchte er gerne wissen/ wz
hofnung ihr dannenhero gemacht währe. Ich habe/ antwortete sie/ an unterschiedlichen orten
gr osse feiste Ochsen zum Opfer gegeben/ und die Warsager-Priester bitten lassen/ aus dem Einge-
weide und anderen zeichen zuerforschen/ ob eine wichtige reise/ welche schier dürfte vorgenommen
werden/ glüklich ausschlagen/ und das begehrte wieder gefunden/ und erhalten werden solte;
da ich dann von allen einerley Antwort bekommen; man hätte nach fleissiger Forschung er-
lernet/ daß zwar ohn Gefahr und grosse Mühe diese Reise nicht seyn/ aber doch einen ge-
wünschten Ausschlag nehmen würde; und damit ihr sehet/ sagtesie weiter/ daß ichs nach
Mögligkeit getrieben/ wil ich augenscheinlich Zeugniß bringen; stieg hiemit aus dem Bet-
te/ und hohlete ein Zettel aus ihrem Handlädichen/ legte sich wieder nieder/ und sagete: hier-
innen stehet ein Oraculum oder Göttliche Antwort/ welche ich mit schweren Kosten zuwege
gebracht; weil mirs aber zuverstehen noch zur Zeit unmöglich ist/ wil ichs fleissig/ biß zum
Ausgange verwahren/ ob ich alsdann bessere Erkäntniß daher nehmen möchte; gab es La-
disla/ und baht/ es bedachtsam und nachdenklich durchzulesen/ weil ihrem vermuhten nach
etwas wichtiges darinnen begriffen währe/ welches zum wenigsten die Zeit entdecken wür-
de. Ladislanam es zu sich/ und fand diese Worte:

[Beginn Spaltensatz]
DEr mischte Nahme wird an beyden Seiten müssen/
Eh daß er einfach steht/ im Vnglük zimlich büssen/
Doch Ehr und Leben bleibt/ nur daß sich Glük und Stand
Gar krauß und bund verkehrt/ eh das gewunnschte Band
Vnd Rettung folgen kan. Die Sucher sind geschäfftig/
Gehn über Meer und Land/ bemühen sich sehr hefftig
Durch Leiden und Gefahr, Der Himmel ist ihr Schild/
Da wo ihr Herz und Faust nicht wirket oder gilt.
[Spaltenumbruch] Wie geht es hie so scharff! Wie manches Blut muß rinnen/
Wie mancher stolzer Held verleuret Krafft und Sinnen/
Eh alles wird volbracht! eh daß der grosse Schaz
Wird völlig ausgeteilt/ und der genehme Plaz
Nach Wunsch erstritten ist; Das lezte dieser Sachen
Mag ich vor unmuht nicht den fragenden kund machen/
Weil es mir schädlich ist; nur dieses meng ich ein/
Sie werden nach der Angst und Arbeit frölich seyn.
[Ende Spaltensatz]
Ladisla

Anderes Buch.
umb ich in dieſe Reiſe ſo leicht willige; vor erſt weiß ich/ dz euch unmoͤglich iſt/ euren Her-
kules zu verlaſſen/ der auch mir/ nach euch/ der liebſte Freund in der Welt iſt. Hernach wuͤr-
de ich mit meinen Traͤhnen und wiederſpenſtigen Bezeigungen euch nur betruͤben/ wo
nicht gar erzuͤrnen/ welches ich nimmermehr zu tuhn gedenke. Endlich habe ich bey den
Sternſehern mich des außganges dieſer vermuhtlichen Reiſe erkuͤndiget/ und daneben
die Goͤtter nicht vorbey gehen wollen. Wiſſet ihr euch nicht zuerinnern/ daß heut vor ſechs
Tagen ich einen fremden Mann/ mit einem langen Rocke und Barte bey mir hatte/ und
durch Bitte bey euch ſo viel vermochte/ daß ihr ihm eure Hand zeigetet/ womit faſt eine
halbe Stunde hinging/ und ihr ſchier unwillig waͤhret druͤber worden. Dieſer hocherfahꝛ-
ne Handdeuter berichtete mich eures kuͤnfftigen ergehens in etwas/ zeigete an/ daß euch
eine Reiſe zu Waſſer und Lande bevorſtuͤnde/ mit wunderbahrem Gluͤk und Ungluͤk ver-
miſchet/ wuͤrde doch endlich zum gewuͤnſchten Ende außſchlagen/ und waͤren inſonderheit
die Ehren- und Gluͤckes-Striche in euren Haͤnden dermaſſen beſchaffen/ daß er deßglei-
chen nie geſehen/ koͤnte auch nicht fehlen/ ihr muͤſtet ein Koͤnig ſeyn/ oder ſchier kuͤnfftig ein
Reich erlangen/ weil er eine gedoppelte Kron in eurer Hand fuͤnde. Ladiſla gab auf ſolche
Alfanzerey ſehr wenig; weil aber ſein Gemahl daher ſo gute Hoffnung geſchoͤpfet hatte/
wolte er nicht dawieder reden/ ſondern zu ihrem Troſt ruͤhmete er die Kunſt/ nam auch Ge-
legenheit daher/ ſie zuvermahnen/ da ein falſches Geſchrey ſeines Todes oder Unfalles ent-
ſtehen wuͤꝛde/ ſich daran nit zukehꝛen/ ſond’n Gott und ſeinem Gluͤk zutrauen; ja weil er veꝛ-
ſtuͤnde/ daß ſie auch die Goͤtter mit ihrem Opfer verſohnet haͤtte/ moͤchte er gerne wiſſen/ wz
hofnung ihꝛ dañenhero gemacht waͤhꝛe. Ich habe/ antwoꝛtete ſie/ an unteꝛſchiedlichen oꝛten
gr oſſe feiſte Ochſen zum Opfer gegebẽ/ uñ die Waꝛſager-Pꝛieſter bittẽ laſſẽ/ aus dem Einge-
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da ich dann von allen einerley Antwort bekommen; man haͤtte nach fleiſſiger Forſchung er-
lernet/ daß zwar ohn Gefahr und groſſe Muͤhe dieſe Reiſe nicht ſeyn/ aber doch einen ge-
wuͤnſchten Ausſchlag nehmen wuͤrde; und damit ihr ſehet/ ſagteſie weiter/ daß ichs nach
Moͤgligkeit getrieben/ wil ich augenſcheinlich Zeugniß bringen; ſtieg hiemit aus dem Bet-
te/ und hohlete ein Zettel aus ihrem Handlaͤdichen/ legte ſich wieder nieder/ und ſagete: hieꝛ-
innen ſtehet ein Oraculum oder Goͤttliche Antwort/ welche ich mit ſchweren Koſten zuwege
gebracht; weil mirs aber zuverſtehen noch zur Zeit unmoͤglich iſt/ wil ichs fleiſſig/ biß zum
Ausgange verwahren/ ob ich alsdann beſſere Erkaͤntniß daher nehmen moͤchte; gab es La-
diſla/ und baht/ es bedachtſam und nachdenklich duꝛchzuleſen/ weil ihrem vermuhten nach
etwas wichtiges darinnen begriffen waͤhre/ welches zum wenigſten die Zeit entdecken wuͤꝛ-
de. Ladiſlanam es zu ſich/ und fand dieſe Worte:

[Beginn Spaltensatz]
DEr miſchte Nahme wird an beyden Seiten muͤſſen/
Eh daß er einfach ſteht/ im Vngluͤk zimlich buͤſſen/
Doch Ehr und Leben bleibt/ nur daß ſich Gluͤk und Stand
Gar krauß und bund verkehrt/ eh das gewũnſchte Band
Vnd Rettung folgen kan. Die Sucher ſind geſchaͤfftig/
Gehn uͤber Meer und Land/ bemuͤhen ſich ſehr hefftig
Durch Leiden und Gefahr, Der Himmel iſt ihr Schild/
Da wo ihr Herz und Fauſt nicht wirket oder gilt.
[Spaltenumbruch] Wie geht es hie ſo ſcharff! Wie manches Blut muß rinnẽ/
Wie mancher ſtolzer Held verleuret Krafft und Sinnen/
Eh alles wird volbracht! eh daß der groſſe Schaz
Wird voͤllig ausgeteilt/ und der genehme Plaz
Nach Wunſch erſtritten iſt; Das lezte dieſer Sachen
Mag ich vor unmuht nicht den fragenden kund machen/
Weil es mir ſchaͤdlich iſt; nur dieſes meng ich ein/
Sie werden nach der Angſt und Arbeit froͤlich ſeyn.
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Ladiſla
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[335/0373] Anderes Buch. umb ich in dieſe Reiſe ſo leicht willige; vor erſt weiß ich/ dz euch unmoͤglich iſt/ euren Her- kules zu verlaſſen/ der auch mir/ nach euch/ der liebſte Freund in der Welt iſt. Hernach wuͤr- de ich mit meinen Traͤhnen und wiederſpenſtigen Bezeigungen euch nur betruͤben/ wo nicht gar erzuͤrnen/ welches ich nimmermehr zu tuhn gedenke. Endlich habe ich bey den Sternſehern mich des außganges dieſer vermuhtlichen Reiſe erkuͤndiget/ und daneben die Goͤtter nicht vorbey gehen wollen. Wiſſet ihr euch nicht zuerinnern/ daß heut vor ſechs Tagen ich einen fremden Mann/ mit einem langen Rocke und Barte bey mir hatte/ und durch Bitte bey euch ſo viel vermochte/ daß ihr ihm eure Hand zeigetet/ womit faſt eine halbe Stunde hinging/ und ihr ſchier unwillig waͤhret druͤber worden. Dieſer hocherfahꝛ- ne Handdeuter berichtete mich eures kuͤnfftigen ergehens in etwas/ zeigete an/ daß euch eine Reiſe zu Waſſer und Lande bevorſtuͤnde/ mit wunderbahrem Gluͤk und Ungluͤk ver- miſchet/ wuͤrde doch endlich zum gewuͤnſchten Ende außſchlagen/ und waͤren inſonderheit die Ehren- und Gluͤckes-Striche in euren Haͤnden dermaſſen beſchaffen/ daß er deßglei- chen nie geſehen/ koͤnte auch nicht fehlen/ ihr muͤſtet ein Koͤnig ſeyn/ oder ſchier kuͤnfftig ein Reich erlangen/ weil er eine gedoppelte Kron in eurer Hand fuͤnde. Ladiſla gab auf ſolche Alfanzerey ſehr wenig; weil aber ſein Gemahl daher ſo gute Hoffnung geſchoͤpfet hatte/ wolte er nicht dawieder reden/ ſondern zu ihrem Troſt ruͤhmete er die Kunſt/ nam auch Ge- legenheit daher/ ſie zuvermahnen/ da ein falſches Geſchrey ſeines Todes oder Unfalles ent- ſtehen wuͤꝛde/ ſich daran nit zukehꝛen/ ſond’n Gott und ſeinem Gluͤk zutrauen; ja weil er veꝛ- ſtuͤnde/ daß ſie auch die Goͤtter mit ihrem Opfer verſohnet haͤtte/ moͤchte er gerne wiſſen/ wz hofnung ihꝛ dañenhero gemacht waͤhꝛe. Ich habe/ antwoꝛtete ſie/ an unteꝛſchiedlichen oꝛten gr oſſe feiſte Ochſen zum Opfer gegebẽ/ uñ die Waꝛſager-Pꝛieſter bittẽ laſſẽ/ aus dem Einge- weide uñ andeꝛen zeichẽ zuerforſchẽ/ ob eine wichtige reiſe/ welche ſchier duͤrfte voꝛgenom̃en werdẽ/ gluͤklich ausſchlagen/ uñ das begehrte wieder gefunden/ uñ erhalten werden ſolte; da ich dann von allen einerley Antwort bekommen; man haͤtte nach fleiſſiger Forſchung er- lernet/ daß zwar ohn Gefahr und groſſe Muͤhe dieſe Reiſe nicht ſeyn/ aber doch einen ge- wuͤnſchten Ausſchlag nehmen wuͤrde; und damit ihr ſehet/ ſagteſie weiter/ daß ichs nach Moͤgligkeit getrieben/ wil ich augenſcheinlich Zeugniß bringen; ſtieg hiemit aus dem Bet- te/ und hohlete ein Zettel aus ihrem Handlaͤdichen/ legte ſich wieder nieder/ und ſagete: hieꝛ- innen ſtehet ein Oraculum oder Goͤttliche Antwort/ welche ich mit ſchweren Koſten zuwege gebracht; weil mirs aber zuverſtehen noch zur Zeit unmoͤglich iſt/ wil ichs fleiſſig/ biß zum Ausgange verwahren/ ob ich alsdann beſſere Erkaͤntniß daher nehmen moͤchte; gab es La- diſla/ und baht/ es bedachtſam und nachdenklich duꝛchzuleſen/ weil ihrem vermuhten nach etwas wichtiges darinnen begriffen waͤhre/ welches zum wenigſten die Zeit entdecken wuͤꝛ- de. Ladiſlanam es zu ſich/ und fand dieſe Worte: DEr miſchte Nahme wird an beyden Seiten muͤſſen/ Eh daß er einfach ſteht/ im Vngluͤk zimlich buͤſſen/ Doch Ehr und Leben bleibt/ nur daß ſich Gluͤk und Stand Gar krauß und bund verkehrt/ eh das gewũnſchte Band Vnd Rettung folgen kan. Die Sucher ſind geſchaͤfftig/ Gehn uͤber Meer und Land/ bemuͤhen ſich ſehr hefftig Durch Leiden und Gefahr, Der Himmel iſt ihr Schild/ Da wo ihr Herz und Fauſt nicht wirket oder gilt. Wie geht es hie ſo ſcharff! Wie manches Blut muß rinnẽ/ Wie mancher ſtolzer Held verleuret Krafft und Sinnen/ Eh alles wird volbracht! eh daß der groſſe Schaz Wird voͤllig ausgeteilt/ und der genehme Plaz Nach Wunſch erſtritten iſt; Das lezte dieſer Sachen Mag ich vor unmuht nicht den fragenden kund machen/ Weil es mir ſchaͤdlich iſt; nur dieſes meng ich ein/ Sie werden nach der Angſt und Arbeit froͤlich ſeyn. Ladiſla

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/373>, abgerufen am 22.12.2024.