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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
hen ließ und mit samt dem Pferde übern hauffen fiel. Da hätte man ein Frolocken der Zu-
seher hören sollen; die Götter könten weder Unrecht noch Frevel dulden/ und würden die
Unschuld bald an den Tag bringen. Valikules sahe dz der erste sich auff die Füsse gemacht/
und der andere noch unter dem Pferde zappelte/ rennete mit verhengetem Zügel zu jenem
hin/ sprang herunter auff die Erde/ und in dem er zu ihm trat/ sagete er; du frecher Tropf/
wirstu dich noch weiter umb daß erste Treffen zweien/ oder sihestu schier/ daß dein Leben
in meiner Hand stehet? doch ich wil dirs so lange schenken/ biß ich sehe/ wie du das trotzige
Schwert zugebrauchen gelernet hast; damit führete er so gewaltige Hiebe gegen ihn/ daß
er gar früh Blutrustig ward; ließ ihn deßwegen stehen/ ging zu dem andern/ riß ihn unter
dem Pferde loß/ und sagte; auff du lange Schläffer und erwähre dich des Kindes/ wel-
chen dein Bruder schon vor keinen Knaben mehr hält. Dieser schämete sich so hefftig/ daß
ihm das Blut vor die Augen schoß/ stellete sich zwar zur Gegenwehr/ aber die Blut-zeichen
erschienen bald an ihm/ und trieb ihn Valikules ohn auffhören/ daß er gar Athem-loß
ward/ rieff auch dem andern herzu und sagte; wie lässestu deinen Bruder so im stiche/ da
ich euch doch beyde zugleich außgefodert habe? Dieser sahe seines Bruders Noht/ und
wolte ihn nicht länger darinnen stecken lassen/ weil es ihm frey gestellet war; aber da Vali-
kules zween Feinde über den Halß bekam/ die sich trauen äusserst bemüheten/ ihr Leben teur
gnug zuverkäuffen/ wann sie es nicht retten könten/ wuchs ihm nur sein gutes Herz dadurch/
verdoppelte seine Streiche/ und schlug in kurzer Zeit dem ältern das Häupt von der
Schulter hinweg/ dz es ihm zun Füssen fiel; trat hernach dem and'n ein/ reiß ihm Schwert
und Schild aus den Fäusten/ und warff ihn wider die Erde/ da er ihm den Tod dräuete/
wo er seines Vettern Mord nicht bekennen/ und seine ertichtete Lügen wiederruffen wür-
de. Dieser baht/ er möchte nur bald mit ihm verfahren/ sintemahl er in solcher Schande
nicht länger zuleben begehrete. Aber er antwortete ihm: O nein/ so kömst du Verleumder
nicht davon/ sondern du must öffentlich meine Unschuld bekennen/ oder mit der Folter dar-
zu gezwungen werden. Dieser fürchtete sich vor solcher Dräuung/ und bekennete willig/
daß er solches bloß seinen Vettern zuretten/ aus dessen Eingeben vorgeschützet hätte. In-
dem nun Valikules die umstehende baht/ ihm dessen Zeugniß zugeben/ ergreiff dieser seines
Bruders Schwert/ und meynete unsern Held an den Beinen zu verletzen/ dann es hatte
sich dieser Meuchelmörder auff die Knie gerichtet/ jener aber weich ihm aus mit einem
Sprunge/ trat bald wieder ein/ und stieß ihm das Schwert durch die Gurgel/ da er sagete:
Ich merke wol/ daß du eines längern Lebens unwirdig bist/ welches ich dir sonst wolgegön-
net hätte/ und wird Zeit seyn/ daß der löbliche Ritterstand von einem so unwirdigen Bu-
ben befreyet werde. Zog hernach seinen Helm ab/ legete das Schwerd und den Schild
nider/ trat vor die Bühne/ und redete mit heller und leichter Stimme/ als ob er sich durch-
aus nicht bemühet hätte: Hochweise Herren/ sagte er/ ich bedanke mich gegen dieselben
samt und sonders/ daß auff mein Anhalten sie mir diesen Plaz gegönnet/ meine Unschuld
zuverfechten/ und die Bosheit meiner Verleumder an den Tag zubringen/ damit ich mei-
nen Ehren alhie zu Korinth keinen Schaudfleck anschmitzen lasse/ welche ich bißher/ ohn
Ruhmzumelden/ vor übeltahten bewahret/ aber auch vor unbefugten Feinden geschützet
habe. Solte ich nun bey meinen Herren mich meiner Kühnheit gebrauchen dürffen/ an

die-
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Anderes Buch.
hen ließ und mit ſamt dem Pferde uͤbern hauffen fiel. Da haͤtte man ein Frolocken der Zu-
ſeher hoͤren ſollen; die Goͤtter koͤnten wedeꝛ Unrecht noch Frevel dulden/ und wuͤꝛden die
Unſchuld bald an den Tag bringen. Valikules ſahe dz der erſte ſich auff die Fuͤſſe gemacht/
und der andere noch unter dem Pferde zappelte/ rennete mit verhengetem Zuͤgel zu jenem
hin/ ſprang herunter auff die Erde/ und in dem er zu ihm trat/ ſagete er; du frecher Tropf/
wirſtu dich noch weiter umb daß erſte Treffen zweien/ oder ſiheſtu ſchier/ daß dein Leben
in meiner Hand ſtehet? doch ich wil dirs ſo lange ſchenken/ biß ich ſehe/ wie du das trotzige
Schwert zugebrauchen gelernet haſt; damit fuͤhrete er ſo gewaltige Hiebe gegen ihn/ daß
er gar fruͤh Blutruſtig ward; ließ ihn deßwegen ſtehen/ ging zu dem andern/ riß ihn unter
dem Pferde loß/ und ſagte; auff du lange Schlaͤffer und erwaͤhre dich des Kindes/ wel-
chen dein Bruder ſchon vor keinen Knaben mehr haͤlt. Dieſer ſchaͤmete ſich ſo hefftig/ daß
ihm das Blut vor die Augen ſchoß/ ſtellete ſich zwar zur Gegenwehr/ aber die Blut-zeichẽ
erſchienen bald an ihm/ und trieb ihn Valikules ohn auffhoͤren/ daß er gar Athem-loß
ward/ rieff auch dem andern herzu und ſagte; wie laͤſſeſtu deinen Bruder ſo im ſtiche/ da
ich euch doch beyde zugleich außgefodert habe? Dieſer ſahe ſeines Bruders Noht/ und
wolte ihn nicht laͤnger darinnen ſtecken laſſen/ weil es ihm frey geſtellet war; aber da Vali-
kules zween Feinde uͤber den Halß bekam/ die ſich trauen aͤuſſerſt bemuͤhetẽ/ ihr Leben teur
gnug zuverkaͤuffen/ wañ ſie es nicht retten koͤntẽ/ wuchs ihm nur ſein gutes Herz dadurch/
verdoppelte ſeine Streiche/ und ſchlug in kurzer Zeit dem aͤltern das Haͤupt von der
Schulter hinweg/ dz es ihm zun Fuͤſſen fiel; trat hernach dem and’n ein/ reiß ihm Schwert
und Schild aus den Faͤuſten/ und warff ihn wider die Erde/ da er ihm den Tod draͤuete/
wo er ſeines Vettern Mord nicht bekennen/ und ſeine ertichtete Luͤgen wiederruffen wuͤr-
de. Dieſer baht/ er moͤchte nur bald mit ihm verfahren/ ſintemahl er in ſolcher Schande
nicht laͤnger zuleben begehrete. Aber er antwortete ihm: O nein/ ſo koͤmſt du Verleumder
nicht davon/ ſondern du muſt oͤffentlich meine Unſchuld bekennen/ oder mit der Folter daꝛ-
zu gezwungen werden. Dieſer fuͤrchtete ſich vor ſolcher Draͤuung/ und bekennete willig/
daß er ſolches bloß ſeinen Vettern zuretten/ aus deſſen Eingeben vorgeſchuͤtzet haͤtte. In-
dem nun Valikules die umſtehende baht/ ihm deſſen Zeugniß zugeben/ ergreiff dieſer ſeines
Bruders Schwert/ und meynete unſern Held an den Beinen zu verletzen/ dann es hatte
ſich dieſer Meuchelmoͤrder auff die Knie gerichtet/ jener aber weich ihm aus mit einem
Sprunge/ trat bald wieder ein/ und ſtieß ihm das Schwert durch die Gurgel/ da er ſagete:
Ich merke wol/ daß du eines laͤngern Lebens unwirdig biſt/ welches ich dir ſonſt wolgegoͤn-
net haͤtte/ und wird Zeit ſeyn/ daß der loͤbliche Ritterſtand von einem ſo unwirdigen Bu-
ben befreyet werde. Zog hernach ſeinen Helm ab/ legete das Schwerd und den Schild
nider/ trat vor die Buͤhne/ und redete mit heller und leichter Stimme/ als ob er ſich durch-
aus nicht bemuͤhet haͤtte: Hochweiſe Herren/ ſagte er/ ich bedanke mich gegen dieſelben
ſamt und ſonders/ daß auff mein Anhalten ſie mir dieſen Plaz gegoͤnnet/ meine Unſchuld
zuverfechten/ und die Bosheit meiner Verleumder an den Tag zubringen/ damit ich mei-
nen Ehren alhie zu Korinth keinen Schaudfleck anſchmitzen laſſe/ welche ich bißher/ ohn
Ruhmzumelden/ vor uͤbeltahten bewahret/ aber auch vor unbefugten Feinden geſchuͤtzet
habe. Solte ich nun bey meinen Herren mich meiner Kuͤhnheit gebrauchen duͤrffen/ an

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[317/0355] Anderes Buch. hen ließ und mit ſamt dem Pferde uͤbern hauffen fiel. Da haͤtte man ein Frolocken der Zu- ſeher hoͤren ſollen; die Goͤtter koͤnten wedeꝛ Unrecht noch Frevel dulden/ und wuͤꝛden die Unſchuld bald an den Tag bringen. Valikules ſahe dz der erſte ſich auff die Fuͤſſe gemacht/ und der andere noch unter dem Pferde zappelte/ rennete mit verhengetem Zuͤgel zu jenem hin/ ſprang herunter auff die Erde/ und in dem er zu ihm trat/ ſagete er; du frecher Tropf/ wirſtu dich noch weiter umb daß erſte Treffen zweien/ oder ſiheſtu ſchier/ daß dein Leben in meiner Hand ſtehet? doch ich wil dirs ſo lange ſchenken/ biß ich ſehe/ wie du das trotzige Schwert zugebrauchen gelernet haſt; damit fuͤhrete er ſo gewaltige Hiebe gegen ihn/ daß er gar fruͤh Blutruſtig ward; ließ ihn deßwegen ſtehen/ ging zu dem andern/ riß ihn unter dem Pferde loß/ und ſagte; auff du lange Schlaͤffer und erwaͤhre dich des Kindes/ wel- chen dein Bruder ſchon vor keinen Knaben mehr haͤlt. Dieſer ſchaͤmete ſich ſo hefftig/ daß ihm das Blut vor die Augen ſchoß/ ſtellete ſich zwar zur Gegenwehr/ aber die Blut-zeichẽ erſchienen bald an ihm/ und trieb ihn Valikules ohn auffhoͤren/ daß er gar Athem-loß ward/ rieff auch dem andern herzu und ſagte; wie laͤſſeſtu deinen Bruder ſo im ſtiche/ da ich euch doch beyde zugleich außgefodert habe? Dieſer ſahe ſeines Bruders Noht/ und wolte ihn nicht laͤnger darinnen ſtecken laſſen/ weil es ihm frey geſtellet war; aber da Vali- kules zween Feinde uͤber den Halß bekam/ die ſich trauen aͤuſſerſt bemuͤhetẽ/ ihr Leben teur gnug zuverkaͤuffen/ wañ ſie es nicht retten koͤntẽ/ wuchs ihm nur ſein gutes Herz dadurch/ verdoppelte ſeine Streiche/ und ſchlug in kurzer Zeit dem aͤltern das Haͤupt von der Schulter hinweg/ dz es ihm zun Fuͤſſen fiel; trat hernach dem and’n ein/ reiß ihm Schwert und Schild aus den Faͤuſten/ und warff ihn wider die Erde/ da er ihm den Tod draͤuete/ wo er ſeines Vettern Mord nicht bekennen/ und ſeine ertichtete Luͤgen wiederruffen wuͤr- de. Dieſer baht/ er moͤchte nur bald mit ihm verfahren/ ſintemahl er in ſolcher Schande nicht laͤnger zuleben begehrete. Aber er antwortete ihm: O nein/ ſo koͤmſt du Verleumder nicht davon/ ſondern du muſt oͤffentlich meine Unſchuld bekennen/ oder mit der Folter daꝛ- zu gezwungen werden. Dieſer fuͤrchtete ſich vor ſolcher Draͤuung/ und bekennete willig/ daß er ſolches bloß ſeinen Vettern zuretten/ aus deſſen Eingeben vorgeſchuͤtzet haͤtte. In- dem nun Valikules die umſtehende baht/ ihm deſſen Zeugniß zugeben/ ergreiff dieſer ſeines Bruders Schwert/ und meynete unſern Held an den Beinen zu verletzen/ dann es hatte ſich dieſer Meuchelmoͤrder auff die Knie gerichtet/ jener aber weich ihm aus mit einem Sprunge/ trat bald wieder ein/ und ſtieß ihm das Schwert durch die Gurgel/ da er ſagete: Ich merke wol/ daß du eines laͤngern Lebens unwirdig biſt/ welches ich dir ſonſt wolgegoͤn- net haͤtte/ und wird Zeit ſeyn/ daß der loͤbliche Ritterſtand von einem ſo unwirdigen Bu- ben befreyet werde. Zog hernach ſeinen Helm ab/ legete das Schwerd und den Schild nider/ trat vor die Buͤhne/ und redete mit heller und leichter Stimme/ als ob er ſich durch- aus nicht bemuͤhet haͤtte: Hochweiſe Herren/ ſagte er/ ich bedanke mich gegen dieſelben ſamt und ſonders/ daß auff mein Anhalten ſie mir dieſen Plaz gegoͤnnet/ meine Unſchuld zuverfechten/ und die Bosheit meiner Verleumder an den Tag zubringen/ damit ich mei- nen Ehren alhie zu Korinth keinen Schaudfleck anſchmitzen laſſe/ welche ich bißher/ ohn Ruhmzumelden/ vor uͤbeltahten bewahret/ aber auch vor unbefugten Feinden geſchuͤtzet habe. Solte ich nun bey meinen Herren mich meiner Kuͤhnheit gebrauchen duͤrffen/ an die- R r iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/355>, abgerufen am 22.12.2024.