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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
te er sich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu lesen; es stünde trauen zumahl verwä-
gen/ daß ein vernünftiger Mensch wegen zufallenden Unglüks jhm selber gewaltsame
Hand anzulegen fertig währe/ gestaltsam dieses einen frechen Mutwillen wieder die Göt-
ter und ihre Versehung anzeigete; dann niemand könte dieses anders auslegen/ als suche-
te man hiedurch/ an den Göttern Rache zu üben/ und wo möglich/ sie selbst zuermorden/ weil
es aus blosser Wiederspenstigkeit gegen jhre Verhängnis vorgenommen würde. Sie hin-
gegen sahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre untertähnigkeit blicken
zu lassen/ als weitläuftige Entschuldigung einzuführen; bekennete demnach/ daß sie gesün-
diget/ und jhren heftigen Bewägungen die Herschaft über die Vernunfft gegönnet hätte;
weil es aber aus Liebe gegen jhn geschehen währe/ hoffete sie desto leichtere Verzeihung; wel-
che er jhr aber so leicht zu geben nicht willens wahr/ damit sie auff einandermahl von der-
gleichen vornehmen abgeschrecket würde/ daher antwortete er ihr: Ob sie dieses so schlecht
von der Hand schlagen könte? Sie möchte nur bedenken/ was vor eine Wunde sie zuma-
chen vorgehabt/ wodurch jhre und seine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu-
gleich ausgangen wäre; er vor sein Häupt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ sondern
vor eine verzweifelte Raserey/ welches jhre Seele dermassen unwert und abscheuhlich
würde gemacht haben/ daß die seine in jener Welt sich nimmer zu ihr genahet hätte. Das
verliebete Herz empfand diese Züchtigung fast todes masse; gefiel aber den Eltern sehr wol/
insonderheit/ daß/ wie sie sich zu jhm nahete/ ihn zu ümfangen/ er sich dessen ausdrüklich we-
gerte/ dafern sie jhm nicht an äidesstat versprechen würde/ solcher unmenschlichen Gedan-
ken forthin allerdinge müssig zugehen/ ob gleich sein ertödteter Leib vor jhren Füssen läge;
dann/ sagte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer darstellen woltet; überdas seyd
jhr mir Träue und Beywohnung schuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode sol-
let ihr mir trauen keine Geselschafft leisten/ biß so lange es den Göttern gefält; Und möget
ihr wol den Göttern und dieser eurer heutigen Schuz Göttin (auf Frl. Sibyllen zeigend)
danken/ die ein so grobes Laster und unverantwortliche übeltaht von euch abgekehret haben.
Ists nicht überal leichtsinnig/ fuhr er fort/ daß man auff ein blosses Geschrey/ da kaum icht-
was nichtigers in der Welt seyn kan/ man ihm selbst den Todesweg mit dem Messer öfnen
wil? In der warheit/ wann euch dieser Sinn währe vor dem Kopf geschrieben gewesen/
würde es kräftig genug gewesen seyn/ mich von eurer Liebe abzuschrecken; dann/ könte man-
nicher gedenken/ wessen solte ein solches erzürnetes Weibsbilde verschonen/ die mit ihr sel-
ber kein Mitleiden träget? Er wolte weiter fortfahren/ sahe aber/ daß sie mit thrähnenden
Augen sich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Fasse einschenkete/
und nachdem er sie bey der Hand gefasset hatte/ zu ihr sagete: Nun ich trage dieses Ver-
trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ mir eine äidmässige Verheissung tuhn/
daß zeit eures Lebens ihr dessen euch nit mehr unternehmen wollet/ aber wo ich lebe/ sollet ihr
meiner Frl. Schwester gestochene Handwunde schwer gnug büssen. Sie kam hieselbst erst
recht zur Erkäntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete träulich an sich solcher Untaht her-
nähst allerdinge zuenthalten/ und empfing darauff völlige Vergebung; nach welchem Ver-
gleich er zu dem Fräulein trat/ küssete sie freundlich/ und baht seines Gemahls wegen ümb
Verzeihung/ neben dem Versprechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager dergestalt

zuer-

Anderes Buch.
te er ſich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu leſen; es ſtuͤnde trauen zumahl verwaͤ-
gen/ daß ein vernuͤnftiger Menſch wegen zufallenden Ungluͤks jhm ſelber gewaltſame
Hand anzulegen fertig waͤhre/ geſtaltſam dieſes einen frechen Mutwillen wieder die Goͤt-
ter und ihre Verſehung anzeigete; dann niemand koͤnte dieſes anders auslegen/ als ſuche-
te man hiedurch/ an den Goͤttern Rache zu uͤben/ uñ wo moͤglich/ ſie ſelbſt zueꝛmorden/ weil
es aus bloſſer Wiederſpenſtigkeit gegen jhre Verhaͤngnis voꝛgenommen wuͤrde. Sie hin-
gegen ſahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre untertaͤhnigkeit blicken
zu laſſen/ als weitlaͤuftige Entſchuldigung einzufuͤhren; bekennete demnach/ daß ſie geſuͤn-
diget/ und jhren heftigen Bewaͤgungen die Herſchaft uͤber die Vernunfft gegoͤnnet haͤtte;
weil es aber aus Liebe gegen jhn geſchehẽ waͤhꝛe/ hoffete ſie deſto leichtere Verzeihung; wel-
che er jhr aber ſo leicht zu geben nicht willens wahr/ damit ſie auff einandermahl von der-
gleichen vornehmen abgeſchꝛecket wuͤꝛde/ daher antwortete er ihr: Ob ſie dieſes ſo ſchlecht
von der Hand ſchlagen koͤnte? Sie moͤchte nur bedenken/ was vor eine Wunde ſie zuma-
chen vorgehabt/ wodurch jhre und ſeine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu-
gleich ausgangen waͤre; er vor ſein Haͤupt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ ſondern
vor eine verzweifelte Raſerey/ welches jhre Seele dermaſſen unwert und abſcheuhlich
wuͤrde gemacht haben/ daß die ſeine in jener Welt ſich nimmer zu ihr genahet haͤtte. Das
verliebete Herz empfand dieſe Zuͤchtigung faſt todes maſſe; gefiel aber den Eltern ſehr wol/
inſonderheit/ daß/ wie ſie ſich zu jhm nahete/ ihn zu uͤmfangen/ eꝛ ſich deſſen ausdꝛuͤklich we-
gerte/ dafern ſie jhm nicht an aͤidesſtat verſprechen wuͤrde/ ſolcher unmenſchlichen Gedan-
ken forthin allerdinge muͤſſig zugehen/ ob gleich ſein ertoͤdteter Leib vor jhren Fuͤſſen laͤge;
dann/ ſagte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer daꝛſtellen woltet; uͤberdas ſeyd
jhr mir Traͤue und Beywohnung ſchuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode ſol-
let ihr mir trauen keine Geſelſchafft leiſten/ biß ſo lange es den Goͤttern gefaͤlt; Und moͤget
ihr wol den Goͤttern und dieſer eurer heutigen Schuz Goͤttin (auf Frl. Sibyllen zeigend)
danken/ die ein ſo grobes Laſter uñ unverantwortliche uͤbeltaht von euch abgekehret habẽ.
Iſts nicht uͤberal leichtſinnig/ fuhr er fort/ daß man auff ein bloſſes Geſchꝛey/ da kaum icht-
was nichtigers in der Welt ſeyn kan/ man ihm ſelbſt den Todesweg mit dem Meſſer oͤfnen
wil? In der warheit/ wann euch dieſer Sinn waͤhre vor dem Kopf geſchrieben geweſen/
wuͤrde es kraͤftig genug geweſen ſeyn/ mich von eurer Liebe abzuſchrecken; dañ/ koͤnte man-
nicher gedenken/ weſſen ſolte ein ſolches erzuͤrnetes Weibsbilde verſchonen/ die mit ihr ſel-
ber kein Mitleiden traͤget? Er wolte weiter fortfahren/ ſahe aber/ daß ſie mit thraͤhnenden
Augen ſich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Faſſe einſchenkete/
und nachdem er ſie bey der Hand gefaſſet hatte/ zu ihr ſagete: Nun ich trage dieſes Ver-
trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ miꝛ eine aͤidmaͤſſige Veꝛheiſſung tuhn/
daß zeit eures Lebens ihr deſſen euch nit mehr unternehmẽ wollet/ aber wo ich lebe/ ſollet ihr
meiner Frl. Schweſter geſtochene Handwunde ſchwer gnug buͤſſen. Sie kam hieſelbſt erſt
recht zur Erkaͤntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete traͤulich an ſich ſolcher Untaht her-
naͤhſt alleꝛdinge zuenthalten/ und empfing daꝛauff voͤllige Vergebung; nach welchem Veꝛ-
gleich er zu dem Fraͤulein trat/ kuͤſſete ſie freundlich/ und baht ſeines Gemahls wegen uͤmb
Verzeihung/ neben dem Verſprechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager dergeſtalt

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/333>, abgerufen am 27.07.2024.