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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
schen; was er sich vielzuentschuldigen hätte; wer das seine verlieren und zusetzen müste/ em-
pfünde des übels/ und hätte noch wol so viel Freyheit/ daß er sein Unglük beklagete. Und
wer weiß/ sagete er/ ob dieser junge Kerl nebest seinem Gesellen nicht suchet/ uns noch wei-
ters Ungelegenheit zumachen? Der mehrerteil begunten mit zu grießgramen/ und liessen
sich vernehmen/ sie solten sich bald packen/ oder man würde ihnen Füsse machen. Valiku-
les hielt nicht vor rahtsam/ sich mit diesem Lumpengesindle in Handgemenge einzulassen/
wo er sich sonst auff andere weise vor ihnen retten könte/ sagte demnach zu ihnen: Ihr gu-
ten Leute/ hütet euch ja vor weitere Ungelegenheit/ das rahte ich als ein Freund; es liegen
dort im Pusche über 300 bewehreter Mann/ denen ich mit einer Pfeiffe bald ein Zeichen
geben wolte/ euch alle mit einander niderzumachen. Gallus nam bald sein Pfeiffchen her-
vor/ und begunte es schallen zu lassen; worauff die Bauren ingesamt/ ausser den ersten Al-
ten/ davon lieffen/ als hätte ihnen der Kopff gebrant/ daß er drüber lachen muste/ befahl
auch Gallus/ alsbald zurücke zulauffen/ und der Völcker Auffbruch zu verhindern; wen-
dete sich zu dem Alten/ und begehrete von ihm weiteren Bericht wegen des Abzuges der
Meer Räuber. Welcher zur Antwort gab: Er hätte es mit Augen angesehen/ daß sie mit
samt ihrem Raube währen zu Schiffe gangen/ und auff das hohe Meer gefahren; hätten
ein treflich festgebauetes Schiff gehabt/ darauff in die 200 bewehreter Mann sich sehen
lassen. Valikules fragete/ ob sie auch Menschen geraubet hätten? Ja/ antwortete er; sie
nahmen XII starcke Baurknechte mit sich/ an den Rudern zuzihen/ führeten auch einen sehr
schönen Jüngling nebest einer wolgestalten Jungfer mit sich auff einem Wagen/ welche sie
ohn zweiffel geraubet hatten/ muste ihnen aber Blut gekostet haben/ weil nicht allein viel
unter ihnen verwundet wahren/ sondern überdas auch nicht mit so starker Manschafft zu-
rük kahmen/ als sie hingezogen wahren. Die Gefangenen/ sagete Valikules/ werden nicht
gelassen werden/ weil sie dem Stathalter zu Paduanahe befreundet sind; Aber könnet ihr
mir nicht sagen/ wohin sie ihren Lauff genommen haben? So gar eigentlich weiß ich davon
nicht zuberichten/ antwortete er/ nur daß sie gewaltig fort ruderten/ biß sie unter den Wind
kahmen/ und man sie in kurzer Zeit nicht mehr sehen kunte; meinem bedünken nach gingen
sie nach Griechenland/ dann ihr Lauff wahr Sud Ost/ wiewol ich sie nicht vor Griechen/
sondern vor Barbaren halte/ aus den Asiatischen Morgenländern; dann ich hörete etliche
die Parthische Sprache reden/ die mir von XXX Jahren her bekant ist/ da ich unter dem
Käyser Severus als ein Frey Reuter die Parther und Adiabener bestreiten/ und unter dz
Joch bringen helffen. Valikules wunderte sich/ daß solche von dem Mittel Meer so weit
abgelegene Völker sich auff See Räuberey begeben solten; verstund doch aus diesem Be-
richt/ wie gefährlich es umb sein Fräulein stünde/ und wie unmöglich es währe/ ihr zu helf-
fen/ wo nicht Gottes Barmherzigkeit ihm den rechten Weg zeigen würde. Insonderheit
bekümmerte er sich hefftig/ daß kein Schiff verhanden wahr/ worauf er sich setzen und den
Räubern folgen könte; Wie er aber in den grösten Gefährligkeiten sich allemahl auf Got-
tes Hülffe und Beystand verließ/ also gelebete er der Christlichen Hoffnung/ sein Heyland
würde sein Vorhaben noch beseligen/ und alles nach seinem gnädigen Willen ordnen und
schicken. Weil er dann durch das ungewöhnliche stränge gehen sehr ermüdet wahr/ legte
er sich unter einen Baum/ und ruhete etliche Stunden gar sanffte/ biß die helle Sonne ü-

ber
N n ij

Anderes Buch.
ſchen; was er ſich vielzuentſchuldigen haͤtte; wer das ſeine verlieren und zuſetzen muͤſte/ em-
pfuͤnde des uͤbels/ und haͤtte noch wol ſo viel Freyheit/ daß er ſein Ungluͤk beklagete. Und
wer weiß/ ſagete er/ ob dieſer junge Kerl nebeſt ſeinem Geſellen nicht ſuchet/ uns noch wei-
ters Ungelegenheit zumachen? Der mehrerteil begunten mit zu grießgramen/ und lieſſen
ſich vernehmen/ ſie ſolten ſich bald packen/ oder man wuͤrde ihnen Fuͤſſe machen. Valiku-
les hielt nicht vor rahtſam/ ſich mit dieſem Lumpengeſindle in Handgemenge einzulaſſen/
wo er ſich ſonſt auff andere weiſe vor ihnen retten koͤnte/ ſagte demnach zu ihnen: Ihr gu-
ten Leute/ huͤtet euch ja vor weitere Ungelegenheit/ das rahte ich als ein Freund; es liegen
dort im Puſche uͤber 300 bewehreter Mann/ denen ich mit einer Pfeiffe bald ein Zeichen
geben wolte/ euch alle mit einander niderzumachen. Gallus nam bald ſein Pfeiffchen her-
vor/ und begunte es ſchallen zu laſſen; worauff die Bauren ingeſamt/ auſſer den erſten Al-
ten/ davon lieffen/ als haͤtte ihnen der Kopff gebrant/ daß er druͤber lachen muſte/ befahl
auch Gallus/ alsbald zuruͤcke zulauffen/ und der Voͤlcker Auffbruch zu verhindern; wen-
dete ſich zu dem Alten/ und begehrete von ihm weiteren Bericht wegen des Abzuges der
Meer Raͤuber. Welcher zur Antwort gab: Er haͤtte es mit Augen angeſehen/ daß ſie mit
ſamt ihrem Raube waͤhren zu Schiffe gangen/ und auff das hohe Meer gefahren; haͤtten
ein treflich feſtgebauetes Schiff gehabt/ darauff in die 200 bewehreter Mann ſich ſehen
laſſen. Valikules fragete/ ob ſie auch Menſchen geraubet haͤtten? Ja/ antwortete er; ſie
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ohn zweiffel geraubet hatten/ muſte ihnen aber Blut gekoſtet haben/ weil nicht allein viel
unter ihnen verwundet wahren/ ſondern uͤberdas auch nicht mit ſo ſtarker Manſchafft zu-
ruͤk kahmen/ als ſie hingezogen wahren. Die Gefangenen/ ſagete Valikules/ werden nicht
gelaſſen werden/ weil ſie dem Stathalter zu Paduanahe befreundet ſind; Aber koͤnnet ihr
mir nicht ſagen/ wohin ſie ihren Lauff genommen haben? So gar eigentlich weiß ich davon
nicht zuberichten/ antwortete er/ nur daß ſie gewaltig fort ruderten/ biß ſie unteꝛ den Wind
kahmen/ und man ſie in kurzer Zeit nicht mehr ſehen kunte; meinem beduͤnken nach gingẽ
ſie nach Griechenland/ dann ihr Lauff wahr Sud Oſt/ wiewol ich ſie nicht vor Griechen/
ſondern vor Barbaren halte/ aus den Aſiatiſchen Morgenlaͤndern; dann ich hoͤrete etliche
die Parthiſche Sprache reden/ die mir von XXX Jahren her bekant iſt/ da ich unter dem
Kaͤyſer Severus als ein Frey Reuter die Parther und Adiabener beſtreiten/ und unter dz
Joch bringen helffen. Valikules wunderte ſich/ daß ſolche von dem Mittel Meer ſo weit
abgelegene Voͤlker ſich auff See Raͤuberey begeben ſolten; verſtund doch aus dieſem Be-
richt/ wie gefaͤhrlich es umb ſein Fraͤulein ſtuͤnde/ und wie unmoͤglich es waͤhre/ ihr zu helf-
fen/ wo nicht Gottes Barmherzigkeit ihm den rechten Weg zeigen wuͤrde. Inſonderheit
bekuͤmmerte er ſich hefftig/ daß kein Schiff verhanden wahr/ worauf er ſich ſetzen und den
Raͤubern folgen koͤnte; Wie er aber in den groͤſten Gefaͤhrligkeiten ſich allemahl auf Got-
tes Huͤlffe und Beyſtand verließ/ alſo gelebete er der Chriſtlichen Hoffnung/ ſein Heyland
wuͤrde ſein Vorhaben noch beſeligen/ und alles nach ſeinem gnaͤdigen Willen ordnen und
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[283/0321] Anderes Buch. ſchen; was er ſich vielzuentſchuldigen haͤtte; wer das ſeine verlieren und zuſetzen muͤſte/ em- pfuͤnde des uͤbels/ und haͤtte noch wol ſo viel Freyheit/ daß er ſein Ungluͤk beklagete. Und wer weiß/ ſagete er/ ob dieſer junge Kerl nebeſt ſeinem Geſellen nicht ſuchet/ uns noch wei- ters Ungelegenheit zumachen? Der mehrerteil begunten mit zu grießgramen/ und lieſſen ſich vernehmen/ ſie ſolten ſich bald packen/ oder man wuͤrde ihnen Fuͤſſe machen. Valiku- les hielt nicht vor rahtſam/ ſich mit dieſem Lumpengeſindle in Handgemenge einzulaſſen/ wo er ſich ſonſt auff andere weiſe vor ihnen retten koͤnte/ ſagte demnach zu ihnen: Ihr gu- ten Leute/ huͤtet euch ja vor weitere Ungelegenheit/ das rahte ich als ein Freund; es liegen dort im Puſche uͤber 300 bewehreter Mann/ denen ich mit einer Pfeiffe bald ein Zeichen geben wolte/ euch alle mit einander niderzumachen. Gallus nam bald ſein Pfeiffchen her- vor/ und begunte es ſchallen zu laſſen; worauff die Bauren ingeſamt/ auſſer den erſten Al- ten/ davon lieffen/ als haͤtte ihnen der Kopff gebrant/ daß er druͤber lachen muſte/ befahl auch Gallus/ alsbald zuruͤcke zulauffen/ und der Voͤlcker Auffbruch zu verhindern; wen- dete ſich zu dem Alten/ und begehrete von ihm weiteren Bericht wegen des Abzuges der Meer Raͤuber. Welcher zur Antwort gab: Er haͤtte es mit Augen angeſehen/ daß ſie mit ſamt ihrem Raube waͤhren zu Schiffe gangen/ und auff das hohe Meer gefahren; haͤtten ein treflich feſtgebauetes Schiff gehabt/ darauff in die 200 bewehreter Mann ſich ſehen laſſen. Valikules fragete/ ob ſie auch Menſchen geraubet haͤtten? Ja/ antwortete er; ſie nahmẽ XII ſtarcke Baurknechte mit ſich/ an den Rudern zuzihen/ fuͤhreten auch einen ſehr ſchoͤnen Juͤngling nebeſt einer wolgeſtalten Jungfer mit ſich auff einem Wagen/ welche ſie ohn zweiffel geraubet hatten/ muſte ihnen aber Blut gekoſtet haben/ weil nicht allein viel unter ihnen verwundet wahren/ ſondern uͤberdas auch nicht mit ſo ſtarker Manſchafft zu- ruͤk kahmen/ als ſie hingezogen wahren. Die Gefangenen/ ſagete Valikules/ werden nicht gelaſſen werden/ weil ſie dem Stathalter zu Paduanahe befreundet ſind; Aber koͤnnet ihr mir nicht ſagen/ wohin ſie ihren Lauff genommen haben? So gar eigentlich weiß ich davon nicht zuberichten/ antwortete er/ nur daß ſie gewaltig fort ruderten/ biß ſie unteꝛ den Wind kahmen/ und man ſie in kurzer Zeit nicht mehr ſehen kunte; meinem beduͤnken nach gingẽ ſie nach Griechenland/ dann ihr Lauff wahr Sud Oſt/ wiewol ich ſie nicht vor Griechen/ ſondern vor Barbaren halte/ aus den Aſiatiſchen Morgenlaͤndern; dann ich hoͤrete etliche die Parthiſche Sprache reden/ die mir von XXX Jahren her bekant iſt/ da ich unter dem Kaͤyſer Severus als ein Frey Reuter die Parther und Adiabener beſtreiten/ und unter dz Joch bringen helffen. Valikules wunderte ſich/ daß ſolche von dem Mittel Meer ſo weit abgelegene Voͤlker ſich auff See Raͤuberey begeben ſolten; verſtund doch aus dieſem Be- richt/ wie gefaͤhrlich es umb ſein Fraͤulein ſtuͤnde/ und wie unmoͤglich es waͤhre/ ihr zu helf- fen/ wo nicht Gottes Barmherzigkeit ihm den rechten Weg zeigen wuͤrde. Inſonderheit bekuͤmmerte er ſich hefftig/ daß kein Schiff verhanden wahr/ worauf er ſich ſetzen und den Raͤubern folgen koͤnte; Wie er aber in den groͤſten Gefaͤhrligkeiten ſich allemahl auf Got- tes Huͤlffe und Beyſtand verließ/ alſo gelebete er der Chriſtlichen Hoffnung/ ſein Heyland wuͤrde ſein Vorhaben noch beſeligen/ und alles nach ſeinem gnaͤdigen Willen ordnen und ſchicken. Weil er dann durch das ungewoͤhnliche ſtraͤnge gehen ſehr ermuͤdet wahr/ legte er ſich unter einen Baum/ und ruhete etliche Stunden gar ſanffte/ biß die helle Sonne uͤ- ber N n ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/321>, abgerufen am 21.12.2024.