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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
ber/ welche nur unser dreyen wissend ist; nam ein Büchslein mit graugelblichem Staube
gefüllet/ schüttete es in ein Gefäß/ und dessen gar wenig/ rührete es mit Wasser ümb/ netze-
te jhm damit sein Gesichte/ Haar und Hände/ und lies es an der Sonnen trocken werden/
da bekam er angesichts die schwärzlichte Farbe/ und weil er einen alten Spiegel mit aus
der Höhle gebracht hatte/ hielt er ihm denselben vor/ und sagte: Wann meines Herrn sei-
ne Gesellen jhn jetzo sehen solten/ würden sie ihn schwerlich kennen. Herkules besahe sich
selbst mit Verwunderung/ und wahr ihm zu dieser Verstellung sehr liebe/ begehrete auch
an Gallus/ wo des Kunst-Staubes mehr verhanden währe/ möchte er einen guten Anten
zu sich nehmen/ ob sie dieses Weges nicht wieder gehen würden/ dann er wolte dessen her-
nähst zu seiner Lust gebrauchen. Aber/ sagte er/ lässet sichs nicht mit Wasser oder Lauge ab-
waschen? Nein/ antwortete er/ je mehr mans wäschet/ je mehr es färbet/ aber sonst verleu-
ret sichs innerhalb zwölff Wochen allgemach/ kan doch/ wie mein Herr gesehen/ mit einem
geringen Läplein/ welches mit einem gemeinen Dinge bestrichen wird/ und man dessen al-
lenthalben habhafft seyn kan/ leicht abgerieben werden/ so daß die Haut klärer wird dann
vorhin. Kroch darauff zum andern mahl in das Gepüsche/ nam des Kunst-Staubes einen
zimlichen ledern Beutel voll zu sich/ brachte auch Brod und Käse zum Frühstücke mit/ wel-
ches sie assen/ und einen Trunk aus der klaren Bach darzu tahten. Nach gehaltenem kurzen
Inbiß begab er sich abermal ins Gesträuche/ und hohlete zween unansehnliche zimlich lan-
ge Springstecken hervor/ deren einen er Herkules mit diesen Worten reichete: Sehet da
mein Herr/ dieses wird ihm hinfüro eine zeitlang an stat des Schwerts vor ein Gewehr
dienen müssen/ wollen derweile sein Schwert in diesem Pusche wol verwahren/ hilfft uns
dann Gott wieder zurük/ wie ich hoffe/ sol mein Herr dasselbe unversehret wieder nehmen.
Herkules wahr nicht bedacht das Schwert von sich zu legen/ und sagete: Ich folgete euch
zwar gerne/ aber womit wehren wir uns/ wann wir irgend Anfechtung haben solten/ nam
gleichwol den angebohtenen Stab zu sich/ und dauchte ihn derselbe viel schwerer seyn/ als
dessen grösse mit sich brachte. Gallus sagte zu ihm: Diese Stäbe werden uns schon Schwert
und Spieß verschaffen; zohe unten am Stabe ein kleines Häklein loß/ da sprang ein vier-
ecketes spitziges Eisen einer Ellenlang hervor/ welches einer Hellebarten nicht ungleich
sahe. Mein Gott/ sagete Herkules/ gehet doch die Bosheit heimlich zu schaden/ mit mehrer
Verschlagenheit umb/ als auffrichtige Gegenwehr Klugheit anwenden mag. Ja mein
Herr/ sagte Gallus/ diß ist das erste Gewehr/ da man sich frey wenden kan/ solte dieses aber
unnüzlich zugebrauchen seyn/ dann werffe ich den ganzen Stab hinweg/ und behalte nur den
obersten Handgriff. Indem er dieses sagete/ zohe er ein trefliches Schwert heraus/ hatte
eine runde Plate bey sich/ die er mit aus dem Pusche gebracht/ steckete sie anstat eines Ge-
fässes daran/ daß die Hand dahinter sicher und beschirmet wahr/ und reichete Herkules ei-
ne gleichmässige. Der besahe nun seinen Stab eigentlich/ fand ihn auff gleiche Art zuge-
richtet/ und legte das Schwert willig ab; Sie gingen miteinander die Räuber-Bahn fort/
da sie offt durch verwachsene Hecken kriechen musten/ welche Zeit über Herkules ohn unter-
laß mit seinem Gott redete/ und mit vielen Seuffzen baht/ ihm die Gnade zu verleihen/ dz
er sein geliebtes Fräulein zum Christlichen Glauben bringen möchte. Gallus sahe ihm un-
vermerket fleissig zu/ und spürete/ daß er in seiner Andacht den Nahmen Jesus offters nen-

nete/
M m

Anderes Buch.
ber/ welche nur unſer dreyen wiſſend iſt; nam ein Buͤchslein mit graugelblichem Staube
gefuͤllet/ ſchuͤttete es in ein Gefaͤß/ und deſſen gar wenig/ ruͤhrete es mit Waſſer uͤmb/ netze-
te jhm damit ſein Geſichte/ Haar und Haͤnde/ und lies es an der Sonnen trocken werden/
da bekam er angeſichts die ſchwaͤrzlichte Farbe/ und weil er einen alten Spiegel mit aus
der Hoͤhle gebracht hatte/ hielt er ihm denſelben vor/ und ſagte: Wann meines Herrn ſei-
ne Geſellen jhn jetzo ſehen ſolten/ wuͤrden ſie ihn ſchwerlich kennen. Herkules beſahe ſich
ſelbſt mit Verwunderung/ und wahr ihm zu dieſer Verſtellung ſehr liebe/ begehrete auch
an Gallus/ wo des Kunſt-Staubes mehr verhanden waͤhre/ moͤchte er einen guten Anten
zu ſich nehmen/ ob ſie dieſes Weges nicht wieder gehen wuͤrden/ dann er wolte deſſen her-
naͤhſt zu ſeiner Luſt gebrauchen. Aber/ ſagte er/ laͤſſet ſichs nicht mit Waſſer oder Lauge ab-
waſchen? Nein/ antwortete er/ je mehr mans waͤſchet/ je mehr es faͤrbet/ aber ſonſt verleu-
ret ſichs innerhalb zwoͤlff Wochen allgemach/ kan doch/ wie mein Herr geſehẽ/ mit einem
geringen Laͤplein/ welches mit einem gemeinen Dinge beſtrichen wird/ und man deſſen al-
lenthalben habhafft ſeyn kan/ leicht abgerieben werden/ ſo daß die Haut klaͤrer wird dann
vorhin. Kroch darauff zum andern mahl in das Gepuͤſche/ nam des Kunſt-Staubes einẽ
zimlichen ledern Beutel voll zu ſich/ brachte auch Brod uñ Kaͤſe zum Fruͤhſtuͤcke mit/ wel-
ches ſie aſſen/ und einen Trunk aus der klaren Bach darzu tahten. Nach gehaltenem kurzẽ
Inbiß begab er ſich abermal ins Geſtraͤuche/ und hohlete zween unanſehnliche zimlich lan-
ge Springſtecken hervor/ deren einen er Herkules mit dieſen Worten reichete: Sehet da
mein Herr/ dieſes wird ihm hinfuͤro eine zeitlang an ſtat des Schwerts vor ein Gewehr
dienen muͤſſen/ wollen derweile ſein Schwert in dieſem Puſche wol verwahren/ hilfft uns
dann Gott wieder zuruͤk/ wie ich hoffe/ ſol mein Herr daſſelbe unverſehret wieder nehmen.
Herkules wahr nicht bedacht das Schwert von ſich zu legen/ und ſagete: Ich folgete euch
zwar gerne/ aber womit wehren wir uns/ wann wir irgend Anfechtung haben ſolten/ nam
gleichwol den angebohtenen Stab zu ſich/ und dauchte ihn derſelbe viel ſchwerer ſeyn/ als
deſſen groͤſſe mit ſich brachte. Gallus ſagte zu ihm: Dieſe Staͤbe werdẽ uns ſchon Schweꝛt
und Spieß verſchaffen; zohe unten am Stabe ein kleines Haͤklein loß/ da ſprang ein vier-
ecketes ſpitziges Eiſen einer Ellenlang hervor/ welches einer Hellebarten nicht ungleich
ſahe. Mein Gott/ ſagete Herkules/ gehet doch die Bosheit heimlich zu ſchaden/ mit mehreꝛ
Verſchlagenheit umb/ als auffrichtige Gegenwehr Klugheit anwenden mag. Ja mein
Herr/ ſagte Gallus/ diß iſt das erſte Gewehr/ da man ſich frey wenden kan/ ſolte dieſes aber
unnuͤzlich zugebrauchen ſeyn/ dann werffe ich den ganzen Stab hinweg/ und behalte nur dẽ
oberſten Handgriff. Indem er dieſes ſagete/ zohe er ein trefliches Schwert heraus/ hatte
eine runde Plate bey ſich/ die er mit aus dem Puſche gebracht/ ſteckete ſie anſtat eines Ge-
faͤſſes daran/ daß die Hand dahinter ſicher und beſchirmet wahr/ und reichete Herkules ei-
ne gleichmaͤſſige. Der beſahe nun ſeinen Stab eigentlich/ fand ihn auff gleiche Art zuge-
richtet/ und legte das Schwert willig ab; Sie gingẽ miteinander die Raͤuber-Bahn fort/
da ſie offt durch verwachſene Hecken kriechen muſten/ welche Zeit uͤber Herkules ohn unteꝛ-
laß mit ſeinem Gott redete/ und mit vielen Seuffzen baht/ ihm die Gnade zu verleihen/ dz
er ſein geliebtes Fraͤulein zum Chriſtlichen Glauben bringen moͤchte. Gallus ſahe ihm un-
vermerket fleiſſig zu/ und ſpuͤrete/ daß er in ſeiner Andacht den Nahmen Jeſus offters nen-

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[273/0311] Anderes Buch. ber/ welche nur unſer dreyen wiſſend iſt; nam ein Buͤchslein mit graugelblichem Staube gefuͤllet/ ſchuͤttete es in ein Gefaͤß/ und deſſen gar wenig/ ruͤhrete es mit Waſſer uͤmb/ netze- te jhm damit ſein Geſichte/ Haar und Haͤnde/ und lies es an der Sonnen trocken werden/ da bekam er angeſichts die ſchwaͤrzlichte Farbe/ und weil er einen alten Spiegel mit aus der Hoͤhle gebracht hatte/ hielt er ihm denſelben vor/ und ſagte: Wann meines Herrn ſei- ne Geſellen jhn jetzo ſehen ſolten/ wuͤrden ſie ihn ſchwerlich kennen. Herkules beſahe ſich ſelbſt mit Verwunderung/ und wahr ihm zu dieſer Verſtellung ſehr liebe/ begehrete auch an Gallus/ wo des Kunſt-Staubes mehr verhanden waͤhre/ moͤchte er einen guten Anten zu ſich nehmen/ ob ſie dieſes Weges nicht wieder gehen wuͤrden/ dann er wolte deſſen her- naͤhſt zu ſeiner Luſt gebrauchen. Aber/ ſagte er/ laͤſſet ſichs nicht mit Waſſer oder Lauge ab- waſchen? Nein/ antwortete er/ je mehr mans waͤſchet/ je mehr es faͤrbet/ aber ſonſt verleu- ret ſichs innerhalb zwoͤlff Wochen allgemach/ kan doch/ wie mein Herr geſehẽ/ mit einem geringen Laͤplein/ welches mit einem gemeinen Dinge beſtrichen wird/ und man deſſen al- lenthalben habhafft ſeyn kan/ leicht abgerieben werden/ ſo daß die Haut klaͤrer wird dann vorhin. Kroch darauff zum andern mahl in das Gepuͤſche/ nam des Kunſt-Staubes einẽ zimlichen ledern Beutel voll zu ſich/ brachte auch Brod uñ Kaͤſe zum Fruͤhſtuͤcke mit/ wel- ches ſie aſſen/ und einen Trunk aus der klaren Bach darzu tahten. Nach gehaltenem kurzẽ Inbiß begab er ſich abermal ins Geſtraͤuche/ und hohlete zween unanſehnliche zimlich lan- ge Springſtecken hervor/ deren einen er Herkules mit dieſen Worten reichete: Sehet da mein Herr/ dieſes wird ihm hinfuͤro eine zeitlang an ſtat des Schwerts vor ein Gewehr dienen muͤſſen/ wollen derweile ſein Schwert in dieſem Puſche wol verwahren/ hilfft uns dann Gott wieder zuruͤk/ wie ich hoffe/ ſol mein Herr daſſelbe unverſehret wieder nehmen. Herkules wahr nicht bedacht das Schwert von ſich zu legen/ und ſagete: Ich folgete euch zwar gerne/ aber womit wehren wir uns/ wann wir irgend Anfechtung haben ſolten/ nam gleichwol den angebohtenen Stab zu ſich/ und dauchte ihn derſelbe viel ſchwerer ſeyn/ als deſſen groͤſſe mit ſich brachte. Gallus ſagte zu ihm: Dieſe Staͤbe werdẽ uns ſchon Schweꝛt und Spieß verſchaffen; zohe unten am Stabe ein kleines Haͤklein loß/ da ſprang ein vier- ecketes ſpitziges Eiſen einer Ellenlang hervor/ welches einer Hellebarten nicht ungleich ſahe. Mein Gott/ ſagete Herkules/ gehet doch die Bosheit heimlich zu ſchaden/ mit mehreꝛ Verſchlagenheit umb/ als auffrichtige Gegenwehr Klugheit anwenden mag. Ja mein Herr/ ſagte Gallus/ diß iſt das erſte Gewehr/ da man ſich frey wenden kan/ ſolte dieſes aber unnuͤzlich zugebrauchen ſeyn/ dann werffe ich den ganzen Stab hinweg/ und behalte nur dẽ oberſten Handgriff. Indem er dieſes ſagete/ zohe er ein trefliches Schwert heraus/ hatte eine runde Plate bey ſich/ die er mit aus dem Puſche gebracht/ ſteckete ſie anſtat eines Ge- faͤſſes daran/ daß die Hand dahinter ſicher und beſchirmet wahr/ und reichete Herkules ei- ne gleichmaͤſſige. Der beſahe nun ſeinen Stab eigentlich/ fand ihn auff gleiche Art zuge- richtet/ und legte das Schwert willig ab; Sie gingẽ miteinander die Raͤuber-Bahn fort/ da ſie offt durch verwachſene Hecken kriechen muſten/ welche Zeit uͤber Herkules ohn unteꝛ- laß mit ſeinem Gott redete/ und mit vielen Seuffzen baht/ ihm die Gnade zu verleihen/ dz er ſein geliebtes Fraͤulein zum Chriſtlichen Glauben bringen moͤchte. Gallus ſahe ihm un- vermerket fleiſſig zu/ und ſpuͤrete/ daß er in ſeiner Andacht den Nahmen Jeſus offters nen- nete/ M m

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/311>, abgerufen am 30.12.2024.