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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
ein. Kurz vor Tage erschien jhm im Schlaffe ein Gesichte/ nehmlich ein sehr ansehnliches
schönes Weibesbilde zeigete jhm eine köstliche güldene Kron/ mit dieser ümschrifft: Hoc
Emolumentum Redimit Christiana Virtus Labore Et Spe
Zu Teutsch: Diesen Nutzen löset die
Christliche Tugend durch Arbeit und Hoffnung. In der anderen Hand führete sie eine Fahne/
in welcher die Wollust wieder die Gottesfurcht streitend gemahlet wahr/ und stunden diese
Worte über jhren Häuptern: Volentibus Adest Levamen Jehovae, Sistitq; Coronam Aeterni-
ratis.
Das ist: Gottes Hülffe stehet den Willigen bey/ und stellet jhnen die Kron der Ewigkeit zu.
Unten zu den Füssen der Gottesfurcht lase er diese Teutsche Reimen:

[Beginn Spaltensatz]
1
LAß das Unglük immer wüten/
Laß die Weltergrimmet seyn;
Gott wird Unschuld wol behüten/
Was schafft dir dann Glückes schein?
Wer den bösen wil gefallen/
Hat durchaus nicht festen Fuß/
Er bleibt wol des Glückes Ballen/
Biß er gar verderben muß.
[Spaltenumbruch]
2
Einer ist/ der wird dich führen/
Du kennst seinen Nahmen schon;
Dessen Rettung wirstu spüren/
Biß er dir den Gnaden-Lohn
Der Unsterbligkeit wird schenken.
Ey so brich durch Noht und Pein/
JESUS wird an dich gedenken/
Drum mustu gerettet seyn.
[Ende Spaltensatz]

An der Gottlosigkeit oder Wollust seite/ wahr dieser Reim mit rohten (die vorigen aber mit
güldenen) Buchstaben gesetzet:

[Beginn Spaltensatz]
Fleisches Lust kan Gott nicht ehren
Tügend fält durch Fleisches Lust;
[Spaltenumbruch] Was die Straffen sol abkehren
Komt aus einer reinen Brust.
[Ende Spaltensatz]

Neben der Gottesfurcht stunden diese Worte:

[Beginn Spaltensatz]
Wann der Teufel noch so wütet/
Wann gleich alles uns gebricht/
[Spaltenumbruch] Und die Welt nur Unglük brütet/
Läst doch Gott die seinen nicht.
[Ende Spaltensatz]

Sonst gedauchte jhn/ das trefliche Bilde hätte ihn etlichemahl ganz freundlich angelachet/
und diese Worte jhm zum drittenmahl zugeruffen/ da sie die beyden vördersten Finger jh-
rer rechten Hand aufrecht hielt:

[Beginn Spaltensatz]
Was du suchest soltu finden/
Doch mustu im Glauben fest
[Spaltenumbruch] Dich auff Gottes Beystand gründen/
Der die seinen nicht verläst.
[Ende Spaltensatz]

Als dieses Gesichte hierauff verschwand/ erwachete Herkules/ empfand einen sonderlichen
Trost und geistliche Freude in seinem Herzen/ und sprach dieses Gebeht zu Gott: O du Schöp-
fer und Erlöser des menschlichen Geschlechtes/ gib mir wahre Beständigkeit/ deinem heiligen Willen
folge zu leisten/ und die schnöde Wollust der üppigen geilen Welt zufliehen/ auff daß ich durch wahren
Glauben auff dein Verdienst gerechtfärtiget/ die himlische Kron der Gerechtigkeit/ welche du allen
Auserwählten von Ewigkeit bereitet hast/ aus deiner Gnaden Hand empfahen/ und durch keine Boß-
heit mich deren verlustig machen möge. Er verrichtete ferner sein gewöhnliches Morgen Ge-
beht/ und so bald die Sonne die hohen Berges-Spitzen der Finsterniß entreiß/ befahl er die
Pferde zu satteln/ und so wol die von den Räubern entführete/ als ihre eigene fertig zuhal-
ten/ des gewissen Vorsatzes/ sein herzgeliebtes Fräulein auffs fleissigste zu suchen/ ob jhm
gleich Ketten und Bande/ ja der Tod selbst drüber zustossen solte. Fabius lies die Gefan-
genen fest binden und auff Pferde setzen/ macheten sich auff und nahmen den Rükweg nach
dem Gehölze wieder vor sich/ da die Jungfer zwischen Herkules und Ladisla reiten/ und ih-
nen erzählen muste/ was sich irgend zu Prag sieder jhrem Abwesen denkwirdiges zugetra-
gen hatte/ biß Ladisla wegen enge des Weges hinter sich zu Fabius ritte/ und sie Gelegen-

heit

Anderes Buch.
ein. Kurz vor Tage erſchien jhm im Schlaffe ein Geſichte/ nehmlich ein ſehr anſehnliches
ſchoͤnes Weibesbilde zeigete jhm eine koͤſtliche guͤldene Kron/ mit dieſer uͤmſchrifft: Hoc
Emolumentum Redimit Chriſtiana Virtus Labore Et Spe
Zu Teutſch: Dieſen Nutzen loͤſet die
Chriſtliche Tugend durch Arbeit und Hoffnung. In der anderen Hand fuͤhrete ſie eine Fahne/
in welcher die Wolluſt wieder die Gottesfurcht ſtreitend gemahlet wahr/ und ſtunden dieſe
Worte uͤber jhren Haͤuptern: Volentibus Adeſt Levamen Jehovæ, Siſtitq́; Coronam Aeterni-
ratis.
Das iſt: Gottes Huͤlffe ſtehet den Willigen bey/ und ſtellet jhnen die Kron der Ewigkeit zu.
Unten zu den Fuͤſſen der Gottesfurcht laſe er dieſe Teutſche Reimen:

[Beginn Spaltensatz]
1
LAß das Ungluͤk immer wuͤten/
Laß die Weltergrimmet ſeyn;
Gott wird Unſchuld wol behuͤten/
Was ſchafft dir dann Gluͤckes ſchein?
Wer den boͤſen wil gefallen/
Hat durchaus nicht feſten Fuß/
Er bleibt wol des Gluͤckes Ballen/
Biß er gar verderben muß.
[Spaltenumbruch]
2
Einer iſt/ der wird dich fuͤhren/
Du kennſt ſeinen Nahmen ſchon;
Deſſen Rettung wirſtu ſpuͤren/
Biß er dir den Gnaden-Lohn
Der Unſterbligkeit wird ſchenken.
Ey ſo brich durch Noht und Pein/
JESUS wird an dich gedenken/
Drum muſtu gerettet ſeyn.
[Ende Spaltensatz]

An der Gottloſigkeit oder Wolluſt ſeite/ wahr dieſer Reim mit rohten (die vorigen aber mit
guͤldenen) Buchſtaben geſetzet:

[Beginn Spaltensatz]
Fleiſches Luſt kan Gott nicht ehren
Tuͤgend faͤlt durch Fleiſches Luſt;
[Spaltenumbruch] Was die Straffen ſol abkehren
Komt aus einer reinen Bruſt.
[Ende Spaltensatz]

Neben der Gottesfurcht ſtunden dieſe Worte:

[Beginn Spaltensatz]
Wann der Teufel noch ſo wuͤtet/
Wann gleich alles uns gebricht/
[Spaltenumbruch] Und die Welt nur Ungluͤk bruͤtet/
Laͤſt doch Gott die ſeinen nicht.
[Ende Spaltensatz]

Sonſt gedauchte jhn/ das trefliche Bilde haͤtte ihn etlichemahl ganz fꝛeundlich angelachet/
und dieſe Worte jhm zum drittenmahl zugeruffen/ da ſie die beyden voͤrderſten Finger jh-
rer rechten Hand aufrecht hielt:

[Beginn Spaltensatz]
Was du ſucheſt ſoltu finden/
Doch muſtu im Glauben feſt
[Spaltenumbruch] Dich auff Gottes Beyſtand gruͤnden/
Der die ſeinen nicht verlaͤſt.
[Ende Spaltensatz]

Als dieſes Geſichte hierauff verſchwand/ erwachete Herkules/ empfand einen ſonderlichen
Troſt uñ geiſtliche Freude in ſeinem Herzen/ und ſprach dieſes Gebeht zu Gott: O du Schoͤp-
fer und Erloͤſer des menſchlichen Geſchlechtes/ gib mir wahre Beſtaͤndigkeit/ deinem heiligen Willen
folge zu leiſten/ und die ſchnoͤde Wolluſt der uͤppigen geilen Welt zufliehen/ auff daß ich durch wahren
Glauben auff dein Verdienſt gerechtfaͤrtiget/ die himliſche Kron der Gerechtigkeit/ welche du allen
Auserwaͤhlten von Ewigkeit bereitet haſt/ aus deiner Gnaden Hand empfahen/ und durch keine Boß-
heit mich deren verluſtig machen moͤge. Er verrichtete ferner ſein gewoͤhnliches Morgen Ge-
beht/ und ſo bald die Sonne die hohen Berges-Spitzen der Finſterniß entreiß/ befahl er die
Pferde zu ſatteln/ und ſo wol die von den Raͤubern entfuͤhrete/ als ihre eigene fertig zuhal-
ten/ des gewiſſen Vorſatzes/ ſein herzgeliebtes Fraͤulein auffs fleiſſigſte zu ſuchen/ ob jhm
gleich Ketten und Bande/ ja der Tod ſelbſt druͤber zuſtoſſen ſolte. Fabius lies die Gefan-
genen feſt binden und auff Pferde ſetzen/ macheten ſich auff und nahmen den Ruͤkweg nach
dem Gehoͤlze wieder vor ſich/ da die Jungfer zwiſchen Herkules und Ladiſla reiten/ und ih-
nen erzaͤhlen muſte/ was ſich irgend zu Prag ſieder jhrem Abweſen denkwirdiges zugetra-
gen hatte/ biß Ladiſla wegen enge des Weges hinter ſich zu Fabius ritte/ und ſie Gelegen-

heit
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[268/0306] Anderes Buch. ein. Kurz vor Tage erſchien jhm im Schlaffe ein Geſichte/ nehmlich ein ſehr anſehnliches ſchoͤnes Weibesbilde zeigete jhm eine koͤſtliche guͤldene Kron/ mit dieſer uͤmſchrifft: Hoc Emolumentum Redimit Chriſtiana Virtus Labore Et Spe Zu Teutſch: Dieſen Nutzen loͤſet die Chriſtliche Tugend durch Arbeit und Hoffnung. In der anderen Hand fuͤhrete ſie eine Fahne/ in welcher die Wolluſt wieder die Gottesfurcht ſtreitend gemahlet wahr/ und ſtunden dieſe Worte uͤber jhren Haͤuptern: Volentibus Adeſt Levamen Jehovæ, Siſtitq́; Coronam Aeterni- ratis. Das iſt: Gottes Huͤlffe ſtehet den Willigen bey/ und ſtellet jhnen die Kron der Ewigkeit zu. Unten zu den Fuͤſſen der Gottesfurcht laſe er dieſe Teutſche Reimen: 1 LAß das Ungluͤk immer wuͤten/ Laß die Weltergrimmet ſeyn; Gott wird Unſchuld wol behuͤten/ Was ſchafft dir dann Gluͤckes ſchein? Wer den boͤſen wil gefallen/ Hat durchaus nicht feſten Fuß/ Er bleibt wol des Gluͤckes Ballen/ Biß er gar verderben muß. 2 Einer iſt/ der wird dich fuͤhren/ Du kennſt ſeinen Nahmen ſchon; Deſſen Rettung wirſtu ſpuͤren/ Biß er dir den Gnaden-Lohn Der Unſterbligkeit wird ſchenken. Ey ſo brich durch Noht und Pein/ JESUS wird an dich gedenken/ Drum muſtu gerettet ſeyn. An der Gottloſigkeit oder Wolluſt ſeite/ wahr dieſer Reim mit rohten (die vorigen aber mit guͤldenen) Buchſtaben geſetzet: Fleiſches Luſt kan Gott nicht ehren Tuͤgend faͤlt durch Fleiſches Luſt; Was die Straffen ſol abkehren Komt aus einer reinen Bruſt. Neben der Gottesfurcht ſtunden dieſe Worte: Wann der Teufel noch ſo wuͤtet/ Wann gleich alles uns gebricht/ Und die Welt nur Ungluͤk bruͤtet/ Laͤſt doch Gott die ſeinen nicht. Sonſt gedauchte jhn/ das trefliche Bilde haͤtte ihn etlichemahl ganz fꝛeundlich angelachet/ und dieſe Worte jhm zum drittenmahl zugeruffen/ da ſie die beyden voͤrderſten Finger jh- rer rechten Hand aufrecht hielt: Was du ſucheſt ſoltu finden/ Doch muſtu im Glauben feſt Dich auff Gottes Beyſtand gruͤnden/ Der die ſeinen nicht verlaͤſt. Als dieſes Geſichte hierauff verſchwand/ erwachete Herkules/ empfand einen ſonderlichen Troſt uñ geiſtliche Freude in ſeinem Herzen/ und ſprach dieſes Gebeht zu Gott: O du Schoͤp- fer und Erloͤſer des menſchlichen Geſchlechtes/ gib mir wahre Beſtaͤndigkeit/ deinem heiligen Willen folge zu leiſten/ und die ſchnoͤde Wolluſt der uͤppigen geilen Welt zufliehen/ auff daß ich durch wahren Glauben auff dein Verdienſt gerechtfaͤrtiget/ die himliſche Kron der Gerechtigkeit/ welche du allen Auserwaͤhlten von Ewigkeit bereitet haſt/ aus deiner Gnaden Hand empfahen/ und durch keine Boß- heit mich deren verluſtig machen moͤge. Er verrichtete ferner ſein gewoͤhnliches Morgen Ge- beht/ und ſo bald die Sonne die hohen Berges-Spitzen der Finſterniß entreiß/ befahl er die Pferde zu ſatteln/ und ſo wol die von den Raͤubern entfuͤhrete/ als ihre eigene fertig zuhal- ten/ des gewiſſen Vorſatzes/ ſein herzgeliebtes Fraͤulein auffs fleiſſigſte zu ſuchen/ ob jhm gleich Ketten und Bande/ ja der Tod ſelbſt druͤber zuſtoſſen ſolte. Fabius lies die Gefan- genen feſt binden und auff Pferde ſetzen/ macheten ſich auff und nahmen den Ruͤkweg nach dem Gehoͤlze wieder vor ſich/ da die Jungfer zwiſchen Herkules und Ladiſla reiten/ und ih- nen erzaͤhlen muſte/ was ſich irgend zu Prag ſieder jhrem Abweſen denkwirdiges zugetra- gen hatte/ biß Ladiſla wegen enge des Weges hinter ſich zu Fabius ritte/ und ſie Gelegen- heit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/306>, abgerufen am 27.07.2024.