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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
biß sie aus der Nachbarschafft so viel zusammen brachte/ daß sie alle gesättiget wurden.
Nach gehaltener Mahlzeit begehrete Herkules die Rechnung von der Wirtin/ und weil
dieselbe gar leidlich gestellet wahr/ zahlete er ihr ein übriges; welche Freygebigkeit ihr gar
wol gefiel/ und sie immerzu fleissig auffwartete. Sie wahr feiner Gestalt/ und etwa ihres
Alters von XXVI Jahren/ taht als bekümmerte sie sich um nichts/ so daß sie auch anfangs
sich ihres Mannes im wenigsten nicht annam/ biß sie mit Herkules etwas Kundschafft
gemacht hatte/ da fragete sie denselben mit halblachenden Worten: Ob dann nicht gnade
vor ihren Mann übrig währe. Er aber antwortete ihr/ es währe davon nichts zu reden/
weil es in seiner Macht nicht stünde; in andern dingen wolte er ihr gerne zu gefallen seyn.
Ey mein Herr/ fuhr sie fort/ und zwar mit gleichmässigen frölichen Geberden: Ihr köntet
gleichwol noch ein gut Wort vor ihn einlegen/ weil er selber nicht gemordet oder geraubet
hat. Hehler und Stähler sind gleiche gut/ antwortete er/ und ist diese Taht viel zu böse/
welche keines weges ungestraffet hingehen kan/ sondern muß mit dem Leben bezahlet und
gebüsset werden; ihr aber habt euch nicht zubefürchten/ sondern sollet bey dem euren ge-
schützet werden/ es sey dann/ daß einer oder ander kommen/ und sein geraubetes Gut wie-
der fodern würde. Die Frau wendete sich zu ihrem Manne/ und sagte: Da sehet ihr noch
mein gutes Herz/ welches ich zu euch trage/ indem ich vor euer Leben bitte/ welches ihr
nimmermehr tuhn würdet/ da ich in eurer stelle stehen solte. Ja/ antwortete ihr Mann/ dz
mögen die Götter wissen/ wie deine Vorbitte von Herzen gehe/ welches dein leichtfertiges
Lache-Maul schon mehr als zu viel verräht/ und behüte mich nur der Himmel/ daß ich dei-
ner Gnade oder Vorbitte nicht bedürffe. Diese taht/ als hörete sie solches nicht/ sondern
fragete mit etwas betrübtem Angesicht/ ob dann ihr Mann gewißlich sterben müste; und
als ihr mit beständigem Ja geantwortet ward/ dz sie daran nit mehr zu zweifeln hatte/ keh-
rete sie sich abermal nach demselben um/ und fing mit erblassetem Gesicht also an: Nun so
gebe Gott/ dz dich der Henker vor deinem Ende so peinigen und quälen möge/ wie du boß-
haffter Mörder/ Dieb und Ehebrecher mich armes unschuldiges Weib diese zwey Jahr ge-
ängstet hast/ und ich erfahre/ dz dir mit vollem masse gelohnet sey. Dieser beiß vor Eifer die
Zähne im Kopfe zusammen/ und deutete an/ er währe ihm gar keine andere Vorbitte bey seinen
frechen gottlosen Weibe vermuhten gewesen/ wolte auch gerne sierben/ wann er ihr nur den
Lohn ihres verdienstes geben solte; bekennete daneben er währe des vorigen tages daran ver-
hindert worden/ sonst solte sie sein Unglük nit erlebet haben. Herkules und seine Gefärten hö-
reten mit Verwunderung zu/ und begehreten von dem Weibe die Ursach ihrer so hefftigen
Feindschafft/ und unversöhnlichen Widerwillens zu wissen; worauff sie antwortete: Mein
Herr/ wann ich mein Unglük und Widerwärtigkeit alles erzählen solte/ welches ich von die-
sem Gottlosen ehrvergessenen Buben habe annehmen und außstehen müssen/ würde ichs im
Sommerlangen Tage nit können zum Ende bringen. Der Mann wolte ihr einreden/ und
seine entschuldigung tuhn; aber sie sagte zu ihm; schweig du Verrähter/ du hast keine Eh-
re zusprechen. Es merketen die unsern was vor ein Kraut sie vor sich hätten/ und liessen sie
immerhin waschen/ da sie also fortfuhr; Meine Herren; zwey Jahr habe ich mit diesem
Laußhunde in der Ehe gelebet/ aber keine friedliche noch fröliche Stunde bey ihm gehabt/
da er mir doch alle seine Wohlfahrt zu danken hat; er wahr nacket und bloß/ und wann

ichs

Anderes Buch.
biß ſie aus der Nachbarſchafft ſo viel zuſammen brachte/ daß ſie alle geſaͤttiget wurden.
Nach gehaltener Mahlzeit begehrete Herkules die Rechnung von der Wirtin/ und weil
dieſelbe gar leidlich geſtellet wahr/ zahlete er ihr ein uͤbriges; welche Freygebigkeit ihr gar
wol gefiel/ und ſie immerzu fleiſſig auffwartete. Sie wahr feiner Geſtalt/ und etwa ihres
Alters von XXVI Jahren/ taht als bekuͤmmerte ſie ſich um nichts/ ſo daß ſie auch anfangs
ſich ihres Mannes im wenigſten nicht annam/ biß ſie mit Herkules etwas Kundſchafft
gemacht hatte/ da fragete ſie denſelben mit halblachenden Worten: Ob dann nicht gnade
vor ihren Mann uͤbrig waͤhre. Er aber antwortete ihr/ es waͤhre davon nichts zu reden/
weil es in ſeiner Macht nicht ſtuͤnde; in andern dingen wolte er ihr gerne zu gefallen ſeyn.
Ey mein Herr/ fuhr ſie fort/ und zwar mit gleichmaͤſſigen froͤlichen Geberden: Ihr koͤntet
gleichwol noch ein gut Wort vor ihn einlegen/ weil er ſelber nicht gemordet oder geraubet
hat. Hehler und Staͤhler ſind gleiche gut/ antwortete er/ und iſt dieſe Taht viel zu boͤſe/
welche keines weges ungeſtraffet hingehen kan/ ſondern muß mit dem Leben bezahlet und
gebuͤſſet werden; ihr aber habt euch nicht zubefuͤrchten/ ſondern ſollet bey dem euren ge-
ſchuͤtzet werden/ es ſey dann/ daß einer oder ander kommen/ und ſein geraubetes Gut wie-
der fodern wuͤrde. Die Frau wendete ſich zu ihrem Manne/ und ſagte: Da ſehet ihr noch
mein gutes Herz/ welches ich zu euch trage/ indem ich vor euer Leben bitte/ welches ihr
nimmermehr tuhn wuͤrdet/ da ich in eurer ſtelle ſtehen ſolte. Ja/ antwortete ihr Mann/ dz
moͤgen die Goͤtter wiſſen/ wie deine Vorbitte von Herzen gehe/ welches dein leichtfertiges
Lache-Maul ſchon mehr als zu viel verraͤht/ und behuͤte mich nur der Himmel/ daß ich dei-
ner Gnade oder Vorbitte nicht beduͤrffe. Dieſe taht/ als hoͤrete ſie ſolches nicht/ ſondern
fragete mit etwas betruͤbtem Angeſicht/ ob dann ihr Mann gewißlich ſterben muͤſte; und
als ihr mit beſtaͤndigem Ja geantwortet ward/ dz ſie daran nit mehr zu zweifeln hatte/ keh-
rete ſie ſich abermal nach demſelben um/ und fing mit erblaſſetem Geſicht alſo an: Nun ſo
gebe Gott/ dz dich der Henker vor deinem Ende ſo peinigen und quaͤlen moͤge/ wie du boß-
haffter Moͤrder/ Dieb uñ Ehebrecher mich armes unſchuldiges Weib dieſe zwey Jahr ge-
aͤngſtet haſt/ und ich erfahre/ dz dir mit vollem maſſe gelohnet ſey. Dieſer beiß vor Eifer die
Zaͤhne im Kopfe zuſam̃en/ uñ deutete an/ er waͤhre ihm gar keine andere Vorbitte bey ſeinẽ
frechen gottloſen Weibe vermuhten geweſen/ wolte auch gerne ſierben/ wañ er ihr nur den
Lohn ihres verdienſtes geben ſolte; bekeñete daneben er waͤhre des vorigen tages daran ver-
hindert worden/ ſonſt ſolte ſie ſein Ungluͤk nit erlebet haben. Herkules uñ ſeine Gefaͤrtẽ hoͤ-
reten mit Verwunderung zu/ und begehreten von dem Weibe die Urſach ihrer ſo hefftigen
Feindſchafft/ und unverſoͤhnlichen Widerwillens zu wiſſen; worauff ſie antwortete: Mein
Herr/ wañ ich mein Ungluͤk und Widerwaͤrtigkeit alles erzaͤhlen ſolte/ welches ich von die-
ſem Gottloſen ehrvergeſſenẽ Buben habe annehmen und außſtehen muͤſſen/ wuͤrde ichs im
Sommerlangen Tage nit koͤnnen zum Ende bringen. Der Mann wolte ihr einreden/ und
ſeine entſchuldigung tuhn; aber ſie ſagte zu ihm; ſchweig du Verraͤhter/ du haſt keine Eh-
re zuſprechen. Es merketen die unſern was vor ein Kraut ſie vor ſich haͤtten/ und lieſſen ſie
immerhin waſchen/ da ſie alſo fortfuhr; Meine Herren; zwey Jahr habe ich mit dieſem
Laußhunde in der Ehe gelebet/ aber keine friedliche noch froͤliche Stunde bey ihm gehabt/
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/302>, abgerufen am 30.12.2024.