Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
hin ritte/ und diese Worte redete: Herkules ist verhanden; Worauff sie alsbald stille wurden.
Der Flecken ward außwendig mit XV Mann besetzet/ mit den übrigen ging Herkules zu
fusse nach dem Tohr/ und spürete/ daß es inwendig nicht sonderlich fest verriegelt wahr/
setzeten deswegen ihre Schuldern ingesamt dagegen/ und schoben es auff/ gingen hin/ und
traffen einen alten Mann auff der Gassen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten
fragete/ in was Herberge die Geselschafft mit den ledigen Pferden eingekehret währe. Die-
ser gab zur Antwort: Herr/ sie liegen dort gleich vor euch in jenem Hause/ da ihr die Liech-
ter scheinen sehet. Ladisla fragete weiter/ ob sie alle bey einander in einem Hause währen/
auch wie viel ihrer wol seyn möchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge-
zählet/ haben wol 50 Pferde bey sich/ und gar ein schönes Weibesbilde/ welche sie ohn zwei-
fel geraubet haben/ nachdem sie sich sehr trostloß bezeiget. Ja sagte Herkules/ freylich haben
sie das gute Mensch gewaltsam entführet/ welches ihnen übel bekommen sol. Wol wol ihr
Herren/ sagte er/ sie werden reiff seyn zur Straffe/ wiewol sie hieran wenig gedenken/ son-
dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar besser seyn mag als sie/ sich lustig machen/
teilen auch einen treflichen hauffen schönes Goldes unter sich/ wie ich jezt gesehen/ da ich
vor dem Fenster hergangen bin/ und gebe euch Gott das Glük/ diese Buben zuertappen/
welches durch eure Vorsichtigkeit leicht geschehen kan. Gebet euch zu srieden/ sagte Her-
kules/ wir sind von dem Römischen Stathalter zu Padua ausgeschikt/ sie zu fahen/ und zur
gebührlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da sich etwa über vermuhten ein Aufflauff erre-
gen solte/ so machet es den Inwohnern zuwissen/ daß sie ruhig und ohn furcht seyn/ auch
sich keines dinges annehmen/ damit sie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dann haussen vorm
Tohr haben wir eine gute Anzahl Völcker stehen. Ging hierauf mit den seinen gerade fort
und in aller stille/ besetzete das Haus rings umher/ trat hernach selb viere hinein/ öffnete die
Stubentühr/ und wünschete der Geselschafft einen glüklichen Abend. Die Räuber sassen
am Tische/ hatten schon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm-
ste unter ihnen/ den sie vor ihren Häuptman scholten/ saß oben an/ hatte die Jungfer neben
sich/ und suchte durch allerhand freundliche Reden sie zur Fröligkeit zubewägen/ welche ih-
re Zeit mit stetem seuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wünschete/ weil sie
wuste/ daß sie dieses frechen Räubers boßhafften Willen zuersättigen/ vorbehalten ward.
Herkules sahe die Jungfer/ und erkennete sie alsbald vor dieselbe/ welche er stets dey dem
Fräulein zu Prag gesehen hatte/ wolte sich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Räu-
ber überfallen/ sondern redete sie freundlich an; er sähe/ daß eine erbare Geselschaft bey ein-
ander währe/ und weil er samt seinen Gefärten von der Reise ermüdet/ und unter dem schwe-
ren Reuter harnische/ welches er zu fusse trüge/ etwas matt worden/ hätte er lust ein Stün-
dichen frölich und guter dinge mit ihnen zu seyn/ insonderheit/ weil es hie so schönes Frau-
enzimmer gäbe. Die Räuber hatten ihr Gewehr neben sich liegen/ verwunderten sich ihrer
stillen Ankunfft/ da sie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen
vorgebens/ ausser Zweifel zu Pferde müsten ankommen seyn; stutzeten daher anfangs/ end-
lich antwortete der vornehmste: er und die seinen hätten in diesem Hause nicht zu gebieten/
und wann sie dem Wirte wilkommen währen/ müsten sie auch friedlich feyn. Der Wirt a-
ber redete alsbald darzwischen/ er hätte sein Haus voll Gäste/ welche alle reisende Kauff-

leute
K k iij

Anderes Buch.
hin ritte/ und dieſe Worte redete: Herkules iſt verhanden; Worauff ſie alsbald ſtille wurdẽ.
Der Flecken ward außwendig mit XV Mann beſetzet/ mit den uͤbrigen ging Herkules zu
fuſſe nach dem Tohr/ und ſpuͤrete/ daß es inwendig nicht ſonderlich feſt verriegelt wahr/
ſetzeten deswegen ihre Schuldern ingeſamt dagegen/ und ſchoben es auff/ gingen hin/ und
traffen einen alten Mann auff der Gaſſen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten
fragete/ in was Herberge die Geſelſchafft mit den ledigẽ Pferden eingekehret waͤhre. Die-
ſer gab zur Antwort: Herr/ ſie liegen dort gleich vor euch in jenem Hauſe/ da ihr die Liech-
ter ſcheinen ſehet. Ladiſla fragete weiter/ ob ſie alle bey einander in einem Hauſe waͤhren/
auch wie viel ihrer wol ſeyn moͤchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge-
zaͤhlet/ haben wol 50 Pferde bey ſich/ und gar ein ſchoͤnes Weibesbilde/ welche ſie ohn zwei-
fel geraubet haben/ nachdem ſie ſich ſehr troſtloß bezeiget. Ja ſagte Herkules/ freylich habẽ
ſie das gute Menſch gewaltſam entfuͤhret/ welches ihnen uͤbel bekommen ſol. Wol wol ihr
Herren/ ſagte er/ ſie werden reiff ſeyn zur Straffe/ wiewol ſie hieran wenig gedenken/ ſon-
dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar beſſer ſeyn mag als ſie/ ſich luſtig machen/
teilen auch einen treflichen hauffen ſchoͤnes Goldes unter ſich/ wie ich jezt geſehen/ da ich
vor dem Fenſter hergangen bin/ und gebe euch Gott das Gluͤk/ dieſe Buben zuertappen/
welches durch eure Vorſichtigkeit leicht geſchehen kan. Gebet euch zu ſrieden/ ſagte Her-
kules/ wir ſind von dem Roͤmiſchen Stathalter zu Padua ausgeſchikt/ ſie zu fahen/ uñ zur
gebuͤhrlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da ſich etwa uͤber vermuhten ein Aufflauff erre-
gen ſolte/ ſo machet es den Inwohnern zuwiſſen/ daß ſie ruhig und ohn furcht ſeyn/ auch
ſich keines dinges annehmen/ damit ſie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dañ hauſſen vorm
Tohr haben wir eine gute Anzahl Voͤlcker ſtehen. Ging hierauf mit den ſeinen gerade fort
und in aller ſtille/ beſetzete das Haus rings umher/ trat hernach ſelb viere hinein/ oͤffnete die
Stubentuͤhr/ und wuͤnſchete der Geſelſchafft einen gluͤklichen Abend. Die Raͤuber ſaſſen
am Tiſche/ hatten ſchon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm-
ſte unter ihnen/ den ſie vor ihren Haͤuptman ſcholten/ ſaß oben an/ hatte die Jungfer neben
ſich/ und ſuchte durch allerhand freundliche Reden ſie zur Froͤligkeit zubewaͤgen/ welche ih-
re Zeit mit ſtetem ſeuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wuͤnſchete/ weil ſie
wuſte/ daß ſie dieſes frechen Raͤubers boßhafften Willen zuerſaͤttigen/ vorbehalten ward.
Herkules ſahe die Jungfer/ und erkennete ſie alsbald vor dieſelbe/ welche er ſtets dey dem
Fraͤulein zu Prag geſehen hatte/ wolte ſich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Raͤu-
ber uͤberfallen/ ſondern redete ſie freundlich an; er ſaͤhe/ daß eine erbare Geſelſchaft bey ein-
ander waͤhre/ uñ weil er ſamt ſeinen Gefaͤrten von der Reiſe ermuͤdet/ uñ unter dem ſchwe-
ren Reuter harniſche/ welches er zu fuſſe truͤge/ etwas matt worden/ haͤtte er luſt ein Stuͤn-
dichen froͤlich und guter dinge mit ihnen zu ſeyn/ inſonderheit/ weil es hie ſo ſchoͤnes Frau-
enzimmer gaͤbe. Die Raͤuber hatten ihr Gewehr neben ſich liegen/ verwunderten ſich ihreꝛ
ſtillen Ankunfft/ da ſie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen
vorgebens/ auſſer Zweifel zu Pferde muͤſten ankommen ſeyn; ſtutzeten daher anfangs/ end-
lich antwortete der vornehmſte: er und die ſeinen haͤtten in dieſem Hauſe nicht zu gebietẽ/
und wann ſie dem Wirte wilkommen waͤhren/ muͤſten ſie auch friedlich feyn. Der Wirt a-
ber redete alsbald darzwiſchen/ er haͤtte ſein Haus voll Gaͤſte/ welche alle reiſende Kauff-

leute
K k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0299" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
hin ritte/ und die&#x017F;e Worte redete: Herkules i&#x017F;t verhanden; Worauff &#x017F;ie alsbald &#x017F;tille wurde&#x0303;.<lb/>
Der Flecken ward außwendig mit <hi rendition="#aq">XV</hi> Mann be&#x017F;etzet/ mit den u&#x0364;brigen ging Herkules zu<lb/>
fu&#x017F;&#x017F;e nach dem Tohr/ und &#x017F;pu&#x0364;rete/ daß es inwendig nicht &#x017F;onderlich fe&#x017F;t verriegelt wahr/<lb/>
&#x017F;etzeten deswegen ihre Schuldern inge&#x017F;amt dagegen/ und &#x017F;choben es auff/ gingen hin/ und<lb/>
traffen einen alten Mann auff der Ga&#x017F;&#x017F;en an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten<lb/>
fragete/ in was Herberge die Ge&#x017F;el&#x017F;chafft mit den ledige&#x0303; Pferden eingekehret wa&#x0364;hre. Die-<lb/>
&#x017F;er gab zur Antwort: Herr/ &#x017F;ie liegen dort gleich vor euch in jenem Hau&#x017F;e/ da ihr die Liech-<lb/>
ter &#x017F;cheinen &#x017F;ehet. Ladi&#x017F;la fragete weiter/ ob &#x017F;ie alle bey einander in einem Hau&#x017F;e wa&#x0364;hren/<lb/>
auch wie viel ihrer wol &#x017F;eyn mo&#x0364;chten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge-<lb/>
za&#x0364;hlet/ haben wol 50 Pferde bey &#x017F;ich/ und gar ein &#x017F;cho&#x0364;nes Weibesbilde/ welche &#x017F;ie ohn zwei-<lb/>
fel geraubet haben/ nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ehr tro&#x017F;tloß bezeiget. Ja &#x017F;agte Herkules/ freylich habe&#x0303;<lb/>
&#x017F;ie das gute Men&#x017F;ch gewalt&#x017F;am entfu&#x0364;hret/ welches ihnen u&#x0364;bel bekommen &#x017F;ol. Wol wol ihr<lb/>
Herren/ &#x017F;agte er/ &#x017F;ie werden reiff &#x017F;eyn zur Straffe/ wiewol &#x017F;ie hieran wenig gedenken/ &#x017F;on-<lb/>
dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn mag als &#x017F;ie/ &#x017F;ich lu&#x017F;tig machen/<lb/>
teilen auch einen treflichen hauffen &#x017F;cho&#x0364;nes Goldes unter &#x017F;ich/ wie ich jezt ge&#x017F;ehen/ da ich<lb/>
vor dem Fen&#x017F;ter hergangen bin/ und gebe euch Gott das Glu&#x0364;k/ die&#x017F;e Buben zuertappen/<lb/>
welches durch eure Vor&#x017F;ichtigkeit leicht ge&#x017F;chehen kan. Gebet euch zu &#x017F;rieden/ &#x017F;agte Her-<lb/>
kules/ wir &#x017F;ind von dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Stathalter zu Padua ausge&#x017F;chikt/ &#x017F;ie zu fahen/ un&#x0303; zur<lb/>
gebu&#x0364;hrlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da &#x017F;ich etwa u&#x0364;ber vermuhten ein Aufflauff erre-<lb/>
gen &#x017F;olte/ &#x017F;o machet es den Inwohnern zuwi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie ruhig und ohn furcht &#x017F;eyn/ auch<lb/>
&#x017F;ich keines dinges annehmen/ damit &#x017F;ie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dan&#x0303; hau&#x017F;&#x017F;en vorm<lb/>
Tohr haben wir eine gute Anzahl Vo&#x0364;lcker &#x017F;tehen. Ging hierauf mit den &#x017F;einen gerade fort<lb/>
und in aller &#x017F;tille/ be&#x017F;etzete das Haus rings umher/ trat hernach &#x017F;elb viere hinein/ o&#x0364;ffnete die<lb/>
Stubentu&#x0364;hr/ und wu&#x0364;n&#x017F;chete der Ge&#x017F;el&#x017F;chafft einen glu&#x0364;klichen Abend. Die Ra&#x0364;uber &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en<lb/>
am Ti&#x017F;che/ hatten &#x017F;chon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm-<lb/>
&#x017F;te unter ihnen/ den &#x017F;ie vor ihren Ha&#x0364;uptman &#x017F;cholten/ &#x017F;aß oben an/ hatte die Jungfer neben<lb/>
&#x017F;ich/ und &#x017F;uchte durch allerhand freundliche Reden &#x017F;ie zur Fro&#x0364;ligkeit zubewa&#x0364;gen/ welche ih-<lb/>
re Zeit mit &#x017F;tetem &#x017F;euffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wu&#x0364;n&#x017F;chete/ weil &#x017F;ie<lb/>
wu&#x017F;te/ daß &#x017F;ie die&#x017F;es frechen Ra&#x0364;ubers boßhafften Willen zuer&#x017F;a&#x0364;ttigen/ vorbehalten ward.<lb/>
Herkules &#x017F;ahe die Jungfer/ und erkennete &#x017F;ie alsbald vor die&#x017F;elbe/ welche er &#x017F;tets dey dem<lb/>
Fra&#x0364;ulein zu Prag ge&#x017F;ehen hatte/ wolte &#x017F;ich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Ra&#x0364;u-<lb/>
ber u&#x0364;berfallen/ &#x017F;ondern redete &#x017F;ie freundlich an; er &#x017F;a&#x0364;he/ daß eine erbare Ge&#x017F;el&#x017F;chaft bey ein-<lb/>
ander wa&#x0364;hre/ un&#x0303; weil er &#x017F;amt &#x017F;einen Gefa&#x0364;rten von der Rei&#x017F;e ermu&#x0364;det/ un&#x0303; unter dem &#x017F;chwe-<lb/>
ren Reuter harni&#x017F;che/ welches er zu fu&#x017F;&#x017F;e tru&#x0364;ge/ etwas matt worden/ ha&#x0364;tte er lu&#x017F;t ein Stu&#x0364;n-<lb/>
dichen fro&#x0364;lich und guter dinge mit ihnen zu &#x017F;eyn/ in&#x017F;onderheit/ weil es hie &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nes Frau-<lb/>
enzimmer ga&#x0364;be. Die Ra&#x0364;uber hatten ihr Gewehr neben &#x017F;ich liegen/ verwunderten &#x017F;ich ihre&#xA75B;<lb/>
&#x017F;tillen Ankunfft/ da &#x017F;ie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen<lb/>
vorgebens/ au&#x017F;&#x017F;er Zweifel zu Pferde mu&#x0364;&#x017F;ten ankommen &#x017F;eyn; &#x017F;tutzeten daher anfangs/ end-<lb/>
lich antwortete der vornehm&#x017F;te: er und die &#x017F;einen ha&#x0364;tten in die&#x017F;em Hau&#x017F;e nicht zu gebiete&#x0303;/<lb/>
und wann &#x017F;ie dem Wirte wilkommen wa&#x0364;hren/ mu&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ie auch friedlich feyn. Der Wirt a-<lb/>
ber redete alsbald darzwi&#x017F;chen/ er ha&#x0364;tte &#x017F;ein Haus voll Ga&#x0364;&#x017F;te/ welche alle rei&#x017F;ende Kauff-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k iij</fw><fw place="bottom" type="catch">leute</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0299] Anderes Buch. hin ritte/ und dieſe Worte redete: Herkules iſt verhanden; Worauff ſie alsbald ſtille wurdẽ. Der Flecken ward außwendig mit XV Mann beſetzet/ mit den uͤbrigen ging Herkules zu fuſſe nach dem Tohr/ und ſpuͤrete/ daß es inwendig nicht ſonderlich feſt verriegelt wahr/ ſetzeten deswegen ihre Schuldern ingeſamt dagegen/ und ſchoben es auff/ gingen hin/ und traffen einen alten Mann auff der Gaſſen an/ welchen Herkules mit freundlichen Worten fragete/ in was Herberge die Geſelſchafft mit den ledigẽ Pferden eingekehret waͤhre. Die- ſer gab zur Antwort: Herr/ ſie liegen dort gleich vor euch in jenem Hauſe/ da ihr die Liech- ter ſcheinen ſehet. Ladiſla fragete weiter/ ob ſie alle bey einander in einem Hauſe waͤhren/ auch wie viel ihrer wol ſeyn moͤchten. Mich deucht/ antwortete er/ ich habe ihrer zehne ge- zaͤhlet/ haben wol 50 Pferde bey ſich/ und gar ein ſchoͤnes Weibesbilde/ welche ſie ohn zwei- fel geraubet haben/ nachdem ſie ſich ſehr troſtloß bezeiget. Ja ſagte Herkules/ freylich habẽ ſie das gute Menſch gewaltſam entfuͤhret/ welches ihnen uͤbel bekommen ſol. Wol wol ihr Herren/ ſagte er/ ſie werden reiff ſeyn zur Straffe/ wiewol ſie hieran wenig gedenken/ ſon- dern mit ihrem Wirte/ der nicht umb ein Haar beſſer ſeyn mag als ſie/ ſich luſtig machen/ teilen auch einen treflichen hauffen ſchoͤnes Goldes unter ſich/ wie ich jezt geſehen/ da ich vor dem Fenſter hergangen bin/ und gebe euch Gott das Gluͤk/ dieſe Buben zuertappen/ welches durch eure Vorſichtigkeit leicht geſchehen kan. Gebet euch zu ſrieden/ ſagte Her- kules/ wir ſind von dem Roͤmiſchen Stathalter zu Padua ausgeſchikt/ ſie zu fahen/ uñ zur gebuͤhrlichen Straffe zu zihen/ deßwegen/ da ſich etwa uͤber vermuhten ein Aufflauff erre- gen ſolte/ ſo machet es den Inwohnern zuwiſſen/ daß ſie ruhig und ohn furcht ſeyn/ auch ſich keines dinges annehmen/ damit ſie nicht in Ungelegenheit gerahten/ dañ hauſſen vorm Tohr haben wir eine gute Anzahl Voͤlcker ſtehen. Ging hierauf mit den ſeinen gerade fort und in aller ſtille/ beſetzete das Haus rings umher/ trat hernach ſelb viere hinein/ oͤffnete die Stubentuͤhr/ und wuͤnſchete der Geſelſchafft einen gluͤklichen Abend. Die Raͤuber ſaſſen am Tiſche/ hatten ſchon Mahlzeit gehalten/ und zecheten weidlich herumb: Der vornehm- ſte unter ihnen/ den ſie vor ihren Haͤuptman ſcholten/ ſaß oben an/ hatte die Jungfer neben ſich/ und ſuchte durch allerhand freundliche Reden ſie zur Froͤligkeit zubewaͤgen/ welche ih- re Zeit mit ſtetem ſeuffzen und weinen zubrachte/ und ihr nur den Tod wuͤnſchete/ weil ſie wuſte/ daß ſie dieſes frechen Raͤubers boßhafften Willen zuerſaͤttigen/ vorbehalten ward. Herkules ſahe die Jungfer/ und erkennete ſie alsbald vor dieſelbe/ welche er ſtets dey dem Fraͤulein zu Prag geſehen hatte/ wolte ſich aber ihr nicht alsbald offenbaren/ noch die Raͤu- ber uͤberfallen/ ſondern redete ſie freundlich an; er ſaͤhe/ daß eine erbare Geſelſchaft bey ein- ander waͤhre/ uñ weil er ſamt ſeinen Gefaͤrten von der Reiſe ermuͤdet/ uñ unter dem ſchwe- ren Reuter harniſche/ welches er zu fuſſe truͤge/ etwas matt worden/ haͤtte er luſt ein Stuͤn- dichen froͤlich und guter dinge mit ihnen zu ſeyn/ inſonderheit/ weil es hie ſo ſchoͤnes Frau- enzimmer gaͤbe. Die Raͤuber hatten ihr Gewehr neben ſich liegen/ verwunderten ſich ihreꝛ ſtillen Ankunfft/ da ſie doch von fuß auff gewapnet wahren/ und ungeachtet ihres widrigen vorgebens/ auſſer Zweifel zu Pferde muͤſten ankommen ſeyn; ſtutzeten daher anfangs/ end- lich antwortete der vornehmſte: er und die ſeinen haͤtten in dieſem Hauſe nicht zu gebietẽ/ und wann ſie dem Wirte wilkommen waͤhren/ muͤſten ſie auch friedlich feyn. Der Wirt a- ber redete alsbald darzwiſchen/ er haͤtte ſein Haus voll Gaͤſte/ welche alle reiſende Kauff- leute K k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/299
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/299>, abgerufen am 21.12.2024.