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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ster auff angesetzetes Heyrahtkest allhier erscheinen würde/ solte mir ein solches die höchste Vergnü-
gung bringen. Ich gelebe der Zuver sicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo immer mög-
lich/ tuhn lassen/ welche nebest meiner auch herzgeliebeten Frl. Schwester von meinem Herkules Kind-
und Brüderlich gegrüsset wird; dessen Vergnügung über meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager-
Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade stehen) kan erkennet werden.
Geschrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Mütterlichen Gnaden gehor-
samstem Sohn Ladisla.

Die Königin ward dieser Zeitung über auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Rähte und
Herren Pribisla vor sich ruffen/ und sagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem
künfftigen Könige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangen/ welches
allen Schrecken des kaum vergangenen grausamen Donnerwetters mir benommen hat/
möchte zwar wünschen/ daß unsere Gesanten noch alhie währen/ doch werden wir sie nicht
dürffen zurük fodern/ wann sie nur der verspochenen Eyle sich erinnern möchten; reichete
ihnen hiemit das Schreiben/ dessen Inhalt ihnen grosse Vergnügung brachte/ und frage-
te Pribisla/ warumb das Fräulein nicht gegenwärtig währe. Ach/ sagete die Königin/ ih-
re Abwesenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ massen sie heut früh
mit etlichen Jägerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu
Hause kommen ist; fürchte sehr/ daß sie etwa von dem Gewitter beschädiget/ oder sonst zu
Unfal kommen sey; das leidige Jagen ist ihr ja von ihrem höchst Seel. Herr Vater leyder
angeerbet/ wovon sie nicht kan abgehalten werden/ dessen ich mich nicht wenig bekümmere.
Niemand wolte sie mißtrösten/ nur daß sie alle wünscheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das
Fräulein von dieser Ubung könte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtsam/ dz
etliche außgeschickt würden/ ihr nachzuforschen/ ob sie irgend wegen des harten Donner-
wetters sich in einem Dorffe verspätet haben möchte. Als sie noch hievon redeten/ trat sie
mit ihren pfützenassen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe
gnug zu verstehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing
sie mit zimlich harten worten/ und sagte; Geliebtes Kind/ wie machestu mir doch so man-
nichley Angst und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb-
ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/
und sein Leben elendig eingebüsset hat; drumb so laß doch ab von dieser/ meines erachtens/
unlustigen und gefährlichen Lust/ damit ich nicht mehr Bekümmernis daher einnehmen
dürffe. Das Fräulein ward bestürtzet/ daß in der Reichs Rähte gegenwart die Mutter ihr
so hart zuredete/ daher sie anfangs bedenken trug/ ihre außgestandene grosse Gefahr zuer-
zählen; die Königin aber fuhr also fort: Wie sehe ich dich so bleich/ naß und Ungestalt/
mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr gestecket hast/ und mit grosser Mühe erhal-
ten bist? davor ich dann den Göttern billich danke. Ich weiß fast selber nicht/ herzliebe Fr.
Mutter/ antwortete sie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Glüklichen oder Unglüklichen
schreiben sol; sonst muß ich wol gestehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men-
schen nie so hefftig/ als eben heut zugesetzet/ so daß ich mich wundere/ wie ich der grausamen
Verfolgung habe entgehen können. Die Königin entsetzete sich vor solcher Rede/ hub
die Hände auff gen Himmel und sagete; Nun ihr hülffreichen gütigen Götter/ ich danke
euch vor diese heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtsamen Jugend eure kräfftige

Hand

Erſtes Buch.
ſter auff angeſetzetes Heyrahtkeſt allhier erſcheinen wuͤrde/ ſolte mir ein ſolches die hoͤchſte Vergnuͤ-
gung bringen. Ich gelebe der Zuver ſicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo im̃er moͤg-
lich/ tuhn laſſen/ welche nebeſt meiner auch herzgeliebeten Frl. Schweſter von meinem Herkules Kind-
und Bruͤderlich gegruͤſſet wird; deſſen Vergnuͤgung uͤber meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager-
Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade ſtehen) kan erkennet werden.
Geſchrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Muͤtterlichen Gnaden gehor-
ſamſtem Sohn Ladiſla.

Die Koͤnigin ward dieſer Zeitung uͤber auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Raͤhte und
Herren Pribiſla voꝛ ſich ruffen/ und ſagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem
kuͤnfftigen Koͤnige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangẽ/ welches
allen Schrecken des kaum vergangenen grauſamen Donnerwetters mir benommen hat/
moͤchte zwar wuͤnſchen/ daß unſere Geſanten noch alhie waͤhꝛen/ doch werden wir ſie nicht
duͤrffen zuruͤk fodern/ wann ſie nur der verſpochenen Eyle ſich erinnern moͤchten; reichete
ihnen hiemit das Schreiben/ deſſen Inhalt ihnen groſſe Vergnuͤgung brachte/ und frage-
te Pribiſla/ warumb das Fraͤulein nicht gegenwaͤrtig waͤhre. Ach/ ſagete die Koͤnigin/ ih-
re Abweſenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ maſſen ſie heut fruͤh
mit etlichen Jaͤgerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu
Hauſe kommen iſt; fuͤrchte ſehr/ daß ſie etwa von dem Gewitter beſchaͤdiget/ oder ſonſt zu
Unfal kommen ſey; das leidige Jagen iſt ihr ja von ihrem hoͤchſt Seel. Herr Vater leyder
angeerbet/ wovon ſie nicht kan abgehalten werden/ deſſen ich mich nicht wenig bekuͤm̃ere.
Niemand wolte ſie mißtroͤſten/ nur daß ſie alle wuͤnſcheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das
Fraͤulein von dieſer Ubung koͤnte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtſam/ dz
etliche außgeſchickt wuͤrden/ ihr nachzuforſchen/ ob ſie irgend wegen des harten Donner-
wetters ſich in einem Dorffe verſpaͤtet haben moͤchte. Als ſie noch hievon redeten/ trat ſie
mit ihren pfuͤtzenaſſen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe
gnug zu verſtehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing
ſie mit zimlich harten worten/ und ſagte; Geliebtes Kind/ wie macheſtu mir doch ſo man-
nichley Angſt und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb-
ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/
und ſein Leben elendig eingebuͤſſet hat; drumb ſo laß doch ab von dieſer/ meines erachtens/
unluſtigen und gefaͤhrlichen Luſt/ damit ich nicht mehr Bekuͤmmernis daher einnehmen
duͤrffe. Das Fraͤulein ward beſtuͤrtzet/ daß in der Reichs Raͤhte gegenwart die Mutter ihr
ſo hart zuredete/ daher ſie anfangs bedenken trug/ ihre außgeſtandene groſſe Gefahr zuer-
zaͤhlen; die Koͤnigin aber fuhr alſo fort: Wie ſehe ich dich ſo bleich/ naß und Ungeſtalt/
mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr geſtecket haſt/ und mit groſſer Muͤhe erhal-
ten biſt? davor ich dann den Goͤttern billich danke. Ich weiß faſt ſelber nicht/ herzliebe Fr.
Mutter/ antwortete ſie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Gluͤklichen oder Ungluͤklichen
ſchreiben ſol; ſonſt muß ich wol geſtehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men-
ſchen nie ſo hefftig/ als eben heut zugeſetzet/ ſo daß ich mich wundere/ wie ich der grauſamẽ
Verfolgung habe entgehen koͤnnen. Die Koͤnigin entſetzete ſich vor ſolcher Rede/ hub
die Haͤnde auff gen Himmel und ſagete; Nun ihr huͤlffreichen guͤtigen Goͤtter/ ich danke
euch vor dieſe heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtſamen Jugend eure kraͤfftige

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[215/0253] Erſtes Buch. ſter auff angeſetzetes Heyrahtkeſt allhier erſcheinen wuͤrde/ ſolte mir ein ſolches die hoͤchſte Vergnuͤ- gung bringen. Ich gelebe der Zuver ſicht/ meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte/ wo im̃er moͤg- lich/ tuhn laſſen/ welche nebeſt meiner auch herzgeliebeten Frl. Schweſter von meinem Herkules Kind- und Bruͤderlich gegruͤſſet wird; deſſen Vergnuͤgung uͤber meine Heyraht/ aus beygelegeten Beylager- Getichten (wahren die/ welche am 113 und folgendem Blade ſtehen) kan erkennet werden. Geſchrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats/ von Eurer Muͤtterlichen Gnaden gehor- ſamſtem Sohn Ladiſla. Die Koͤnigin ward dieſer Zeitung uͤber auß hoch erfreuet/ ließ die Reichs Raͤhte und Herren Pribiſla voꝛ ſich ruffen/ und ſagete zu ihnen: Geliebte Freunde/ ich habe von eurem kuͤnfftigen Koͤnige meinem herzlieben Sohne ein beliebtes Schreiben empfangẽ/ welches allen Schrecken des kaum vergangenen grauſamen Donnerwetters mir benommen hat/ moͤchte zwar wuͤnſchen/ daß unſere Geſanten noch alhie waͤhꝛen/ doch werden wir ſie nicht duͤrffen zuruͤk fodern/ wann ſie nur der verſpochenen Eyle ſich erinnern moͤchten; reichete ihnen hiemit das Schreiben/ deſſen Inhalt ihnen groſſe Vergnuͤgung brachte/ und frage- te Pribiſla/ warumb das Fraͤulein nicht gegenwaͤrtig waͤhre. Ach/ ſagete die Koͤnigin/ ih- re Abweſenheit machet/ daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan/ maſſen ſie heut fruͤh mit etlichen Jaͤgerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten/ und noch nicht zu Hauſe kommen iſt; fuͤrchte ſehr/ daß ſie etwa von dem Gewitter beſchaͤdiget/ oder ſonſt zu Unfal kommen ſey; das leidige Jagen iſt ihr ja von ihrem hoͤchſt Seel. Herr Vater leyder angeerbet/ wovon ſie nicht kan abgehalten werden/ deſſen ich mich nicht wenig bekuͤm̃ere. Niemand wolte ſie mißtroͤſten/ nur daß ſie alle wuͤnſcheten/ ein Mittel zu erfinden/ daß das Fraͤulein von dieſer Ubung koͤnte abgezogen werden/ und hielt der Kanzler vor rahtſam/ dz etliche außgeſchickt wuͤrden/ ihr nachzuforſchen/ ob ſie irgend wegen des harten Donner- wetters ſich in einem Dorffe verſpaͤtet haben moͤchte. Als ſie noch hievon redeten/ trat ſie mit ihren pfuͤtzenaſſen Kleidern ins Gemach/ und gab durch ihre todten-bleiche Farbe gnug zu verſtehen/ daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing ſie mit zimlich harten worten/ und ſagte; Geliebtes Kind/ wie macheſtu mir doch ſo man- nichley Angſt und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein gelieb- ter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen/ ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen/ und ſein Leben elendig eingebuͤſſet hat; drumb ſo laß doch ab von dieſer/ meines erachtens/ unluſtigen und gefaͤhrlichen Luſt/ damit ich nicht mehr Bekuͤmmernis daher einnehmen duͤrffe. Das Fraͤulein ward beſtuͤrtzet/ daß in der Reichs Raͤhte gegenwart die Mutter ihr ſo hart zuredete/ daher ſie anfangs bedenken trug/ ihre außgeſtandene groſſe Gefahr zuer- zaͤhlen; die Koͤnigin aber fuhr alſo fort: Wie ſehe ich dich ſo bleich/ naß und Ungeſtalt/ mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr geſtecket haſt/ und mit groſſer Muͤhe erhal- ten biſt? davor ich dann den Goͤttern billich danke. Ich weiß faſt ſelber nicht/ herzliebe Fr. Mutter/ antwortete ſie/ ob ich den heutigen Tag/ unter die Gluͤklichen oder Ungluͤklichen ſchreiben ſol; ſonſt muß ich wol geſtehen/ daß mir Zeit meines Lebens/ Wetter und Men- ſchen nie ſo hefftig/ als eben heut zugeſetzet/ ſo daß ich mich wundere/ wie ich der grauſamẽ Verfolgung habe entgehen koͤnnen. Die Koͤnigin entſetzete ſich vor ſolcher Rede/ hub die Haͤnde auff gen Himmel und ſagete; Nun ihr huͤlffreichen guͤtigen Goͤtter/ ich danke euch vor dieſe heutige Rettung/ und daß ihr der unbedachtſamen Jugend eure kraͤfftige Hand

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/253>, abgerufen am 21.12.2024.