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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
hen/ daß sie ohn Auffschub mit allen Sachen wieder hingehen musten/ daher sie kommen
wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnädige Verge-
bung/ einwen dend/ daß er den groben Tölpeln solche Frecheit nicht befohlen hätte/ er auch
dieselben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben straffen wolte. Das Fräu-
lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus seinen Reden erkennete sie seine
Unschuld/ und solte hiemit alles vergeben und vergessen seyn; bald hernach gab sie ihm zu
vernehmen/ wie sie nicht unwillig währe sein Vorbringen zubeantworten/ nur möchte sie
zuvor von ihm gerne berichtet seyn/ ob sein Großfürst Herr Markomir sie dann gesehen
hätte/ wie aus seinen Reden sie nicht anders muhtmassen könte. Ja/ gnädigstes Fräulein/
antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. sich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun
Wochen deroselben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weissen
Federpusche im Gehöltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ sie freundlich gegrüsset/ und
gefraget/ ob sein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff sie jhm mit einem kurtzen Ja
geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan seyn/ antwortete sie/ wie-
wol ich mich dessen kaum erinnere. Ist aber derselbe euer Großfürst gewesen? Ja/ sagte
er; und hat dessen Durchl. sich darauff XII Tage in Prag als ein schlechter Ritter auffge-
halten/ auch täglich Gelegenheit gesucht/ ihr allerliebreizendeste Angesicht zusehen/ worü-
ber er vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefährliche Krankheit gerahten ist/ daß er sich also
schwach hat müssen lassen nach seiner Heymat hinführen/ ist auch sider dem nicht genesen/
sondern des steiffen Vorsatzes verblieben/ seinem Kummer durch den Tod die Endschaft
zugeben; biß der König sein Herr Vater durch einen jungen ädelman/ welchen der junge
Großfürst hefftig liebet/ die Ursach seiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn
heissen gutes muhts seyn/ unter der verheissung/ durchaus nichts zu sparen/ biß er ihm die-
se wirdige Heyraht hätte zuwege gebracht/ ob er gleich seingantzes Vermögen dran setzen
solte. Sehet/ Gnädigstes Fräulein/ einen solchen inbrünstigen Liebhaber hat dieselbe an
meinem Gnädigsten Großfürsten/ welcher meines ermässens verdienet/ daß durch Euer
Gn. Begünstigung sein Leben gerettet und dem frühzeitigen Tode entrissen werde. Es
müste mir sehr leid seyn/ antwortete das Fräulein/ daß ein so ruhmwirdiger Fürst meinet
wegen einiges Ungemach erleiden solte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schön-
heit der Wirkung nicht ist/ einen solchen Fürsten in Liebes Leyden zu stürzen/ sondern eine
falsche Einbildung/ oder sonsten ein schädlicher Zufal muß dieses bey ihm verursachet ha-
ben. Doch wie dem allen/ so vernehmet/ Herr Gesanter/ meine Gewissens-nöhtige Ant-
wort auff euer erstes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich solle meiner angebohrnen Freyheit
mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herr Bruder von mir ge-
leistete äid verbinde mich nicht zum gehorsam dessen/ was ich so teur versprochen habe.
Zwar es mag der Herr Gesandter/ angesehen meine Jugend und weibliches Geschlecht/
mich vor so unverständig halten/ als wüste ich diesem seinen Vorbringen nicht mit gülti-
ger Wiederlegung zu begegnen; und gestehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht
sihet/ was verständigere sehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind-
heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herr Ge-
santer erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja

ich
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Erſtes Buch.
hen/ daß ſie ohn Auffſchub mit allen Sachen wieder hingehen muſten/ daher ſie kommen
wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnaͤdige Verge-
bung/ einwen dend/ daß er den groben Toͤlpeln ſolche Frecheit nicht befohlen haͤtte/ er auch
dieſelben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben ſtraffen wolte. Das Fraͤu-
lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus ſeinen Reden erkennete ſie ſeine
Unſchuld/ und ſolte hiemit alles vergeben und vergeſſen ſeyn; bald hernach gab ſie ihm zu
vernehmen/ wie ſie nicht unwillig waͤhre ſein Vorbringen zubeantworten/ nur moͤchte ſie
zuvor von ihm gerne berichtet ſeyn/ ob ſein Großfuͤrſt Herꝛ Markomir ſie dann geſehen
haͤtte/ wie aus ſeinen Reden ſie nicht anders muhtmaſſen koͤnte. Ja/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/
antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. ſich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun
Wochen deroſelben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weiſſen
Federpuſche im Gehoͤltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ ſie freundlich gegruͤſſet/ und
gefraget/ ob ſein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff ſie jhm mit einem kurtzen Ja
geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan ſeyn/ antwortete ſie/ wie-
wol ich mich deſſen kaum erinnere. Iſt aber derſelbe euer Großfuͤrſt geweſen? Ja/ ſagte
er; und hat deſſen Durchl. ſich darauff XII Tage in Prag als ein ſchlechter Ritter auffge-
halten/ auch taͤglich Gelegenheit geſucht/ ihr allerliebreizendeſte Angeſicht zuſehen/ woruͤ-
ber eꝛ vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefaͤhrliche Krankheit gerahten iſt/ daß er ſich alſo
ſchwach hat muͤſſen laſſen nach ſeiner Heymat hinfuͤhren/ iſt auch ſider dem nicht geneſen/
ſondern des ſteiffen Vorſatzes verblieben/ ſeinem Kummer durch den Tod die Endſchaft
zugeben; biß der Koͤnig ſein Herꝛ Vater durch einen jungen aͤdelman/ welchen der junge
Großfuͤrſt hefftig liebet/ die Urſach ſeiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn
heiſſen gutes muhts ſeyn/ unter der verheiſſung/ durchaus nichts zu ſparen/ biß er ihm die-
ſe wirdige Heyraht haͤtte zuwege gebracht/ ob er gleich ſeingantzes Vermoͤgen dran ſetzen
ſolte. Sehet/ Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ einen ſolchen inbruͤnſtigen Liebhaber hat dieſelbe an
meinem Gnaͤdigſten Großfuͤrſten/ welcher meines ermaͤſſens verdienet/ daß durch Euer
Gn. Beguͤnſtigung ſein Leben gerettet und dem fruͤhzeitigen Tode entriſſen werde. Es
muͤſte mir ſehr leid ſeyn/ antwortete das Fraͤulein/ daß ein ſo ruhmwirdiger Fuͤrſt meinet
wegen einiges Ungemach erleiden ſolte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schoͤn-
heit der Wirkung nicht iſt/ einen ſolchen Fuͤrſten in Liebes Leyden zu ſtuͤrzen/ ſondern eine
falſche Einbildung/ oder ſonſten ein ſchaͤdlicher Zufal muß dieſes bey ihm verurſachet ha-
ben. Doch wie dem allen/ ſo vernehmet/ Herꝛ Geſanter/ meine Gewiſſens-noͤhtige Ant-
wort auff euer erſtes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich ſolle meiner angebohrnen Freyheit
mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herꝛ Bruder von mir ge-
leiſtete aͤid verbinde mich nicht zum gehorſam deſſen/ was ich ſo teur verſprochen habe.
Zwar es mag der Herꝛ Geſandter/ angeſehen meine Jugend und weibliches Geſchlecht/
mich vor ſo unverſtaͤndig halten/ als wuͤſte ich dieſem ſeinen Vorbringen nicht mit guͤlti-
ger Wiederlegung zu begegnen; und geſtehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht
ſihet/ was verſtaͤndigere ſehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind-
heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herꝛ Ge-
ſanter erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja

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[201/0239] Erſtes Buch. hen/ daß ſie ohn Auffſchub mit allen Sachen wieder hingehen muſten/ daher ſie kommen wahren. Hernach fiel er in die flehe/ und baht mit einem Fußfalle umb gnaͤdige Verge- bung/ einwen dend/ daß er den groben Toͤlpeln ſolche Frecheit nicht befohlen haͤtte/ er auch dieſelben/ da Ihre Durchl. es begehreten/ deswegen am Leben ſtraffen wolte. Das Fraͤu- lein richtete ihn freundlich auff/ und antwortete ihm: Aus ſeinen Reden erkennete ſie ſeine Unſchuld/ und ſolte hiemit alles vergeben und vergeſſen ſeyn; bald hernach gab ſie ihm zu vernehmen/ wie ſie nicht unwillig waͤhre ſein Vorbringen zubeantworten/ nur moͤchte ſie zuvor von ihm gerne berichtet ſeyn/ ob ſein Großfuͤrſt Herꝛ Markomir ſie dann geſehen haͤtte/ wie aus ſeinen Reden ſie nicht anders muhtmaſſen koͤnte. Ja/ gnaͤdigſtes Fraͤulein/ antwortete er/ es wolle/ bitte ich/ Eure Durchl. ſich gn. erinnern/ daß vor ungefehr neun Wochen deroſelben ein junger Ritter mit einem Purpur Reit Rocke und langem weiſſen Federpuſche im Gehoͤltze auff der Jagt ohngefehr begegnet/ ſie freundlich gegruͤſſet/ und gefraget/ ob ſein Weg recht nach Prag zuginge; Worauff ſie jhm mit einem kurtzen Ja geantwortet/ und ohn verweilen dem Wilde nachgeeilet. Es kan ſeyn/ antwortete ſie/ wie- wol ich mich deſſen kaum erinnere. Iſt aber derſelbe euer Großfuͤrſt geweſen? Ja/ ſagte er; und hat deſſen Durchl. ſich darauff XII Tage in Prag als ein ſchlechter Ritter auffge- halten/ auch taͤglich Gelegenheit geſucht/ ihr allerliebreizendeſte Angeſicht zuſehen/ woruͤ- ber eꝛ vor unleidlicher Liebeshitze in eine gefaͤhrliche Krankheit gerahten iſt/ daß er ſich alſo ſchwach hat muͤſſen laſſen nach ſeiner Heymat hinfuͤhren/ iſt auch ſider dem nicht geneſen/ ſondern des ſteiffen Vorſatzes verblieben/ ſeinem Kummer durch den Tod die Endſchaft zugeben; biß der Koͤnig ſein Herꝛ Vater durch einen jungen aͤdelman/ welchen der junge Großfuͤrſt hefftig liebet/ die Urſach ſeiner Schwacheit in Erfahrung gebracht/ und ihn heiſſen gutes muhts ſeyn/ unter der verheiſſung/ durchaus nichts zu ſparen/ biß er ihm die- ſe wirdige Heyraht haͤtte zuwege gebracht/ ob er gleich ſeingantzes Vermoͤgen dran ſetzen ſolte. Sehet/ Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ einen ſolchen inbruͤnſtigen Liebhaber hat dieſelbe an meinem Gnaͤdigſten Großfuͤrſten/ welcher meines ermaͤſſens verdienet/ daß durch Euer Gn. Beguͤnſtigung ſein Leben gerettet und dem fruͤhzeitigen Tode entriſſen werde. Es muͤſte mir ſehr leid ſeyn/ antwortete das Fraͤulein/ daß ein ſo ruhmwirdiger Fuͤrſt meinet wegen einiges Ungemach erleiden ſolte/ weiß auch wol/ daß meine ganz geringe Schoͤn- heit der Wirkung nicht iſt/ einen ſolchen Fuͤrſten in Liebes Leyden zu ſtuͤrzen/ ſondern eine falſche Einbildung/ oder ſonſten ein ſchaͤdlicher Zufal muß dieſes bey ihm verurſachet ha- ben. Doch wie dem allen/ ſo vernehmet/ Herꝛ Geſanter/ meine Gewiſſens-noͤhtige Ant- wort auff euer erſtes vorbringen. Ihr rahtet mir/ ich ſolle meiner angebohrnen Freyheit mich gebrauchen/ und wollet mir zugleich einbilden/ der meinem Herꝛ Bruder von mir ge- leiſtete aͤid verbinde mich nicht zum gehorſam deſſen/ was ich ſo teur verſprochen habe. Zwar es mag der Herꝛ Geſandter/ angeſehen meine Jugend und weibliches Geſchlecht/ mich vor ſo unverſtaͤndig halten/ als wuͤſte ich dieſem ſeinen Vorbringen nicht mit guͤlti- ger Wiederlegung zu begegnen; und geſtehe ich gerne/ daß meine Einfalt vielleicht nicht ſihet/ was verſtaͤndigere ſehen; aber daß ich gleichwol nicht gar in der Maulwurffs-blind- heit liege/ wird verhoffentlich meine kurtze Antwort in etwas Anzeige tuhn. Der Herꝛ Ge- ſanter erinnert mich meiner Freyheit/ die ich Gott Lob von meiner Geburtsart habe; Ja ich C c

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/239>, abgerufen am 22.12.2024.